Super Duper Dingel Dongel Mega League!

Super Duper Dingel Dongel Mega League!

Egal, wie das nun ausgehen wird, eines ist klar: Es handelt sich um eine Revolution im europäischen Klubfußball, die es in dieser Größe noch nie gegeben hat. Gleichzeitig dürfte es am Ende nur einen sehr ausgewählten Kreis an Klubs wirklich direkt betreffen, während die anderen aus der Ferne zuschauen – was sie sonst auch ohnehin getan hätten. Eine Bestandsaufnahme des Erdbebens, welches die Super League im Fußball ausgelöst hat.
(Titelbild: Yui Mok, via OneFootball)

Sammeln wir vorab kurz chronologisch die Ereignisse ein:

  • Seit Jahren: Gerüchte
  • In den letzten Jahren und Monaten: Mehr oder weniger offene Verhandlungen
  • Sonntag: Die Times veröffentlicht konkrete Pläne zur Super League
  • Sonntag, später: Statement der UEFA, die das Vorhaben scharf verurteilt
  • In der Nacht zu Montag: Vereinsstatements zur Super League (Beispiel: FC Chelsea)
  • Montag: UEFA Beschluss zur CL-Reform
  • Seitdem: Aufregung pur…

Da ist er, der mit Geld zugestopfte Elefant, der seit Jahren im Raum stand.
Der ist nun dabei das Porzellan des europäischen Klubfußballs in seine Einzelteile zu zerlegen.

Fans vor dem gestrigen Spiel zwischen Leeds United und Liverpool FC
(c) Simon Davies / via OneFootball

Die rechtliche Situation

Was bedeutet dies denn jetzt konkret?
Stand jetzt bedeutet es, dass die Vereine die Absichtserklärung getätigt haben, weiterhin an den nationalen Wettbewerben und zusätzlich an der neuen und selbst organisierten Super League teilzunehmen – ohne konkretes Startdatum, aber gerne so schnell wie möglich und im Idealfall schon im August 2021 (schaut mal auf deren Internetseite). Eine Teilnahme an europäischen Vereinswettbewerben der UEFA wird nicht erwähnt, ergibt aber natürlich schon rein terminlich keinen Sinn mehr.
Wenn man dies einfach mal so als gegeben hin nimmt, dürfte es für Bayern, Dortmund und PSG nächstes Jahr deutlich einfacher werden, die Champions League zu gewinnen (vorausgesetzt sie sind wirklich nicht bei der Super League dabei – anscheinend haben sie 30 Tage Zeit, um ihre Entscheidung noch zu revidieren).

Die UEFA hat (im gemeinsamen Statement mit Premier League, Serie A und La Liga sowie den drei dazugehörigen Landesverbänden) verlautbart, dass die Klubs aus den nationalen und internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden und die Spieler der Klubs eventuell auch aus Wettbewerben wie Europa- oder Weltmeisterschaft ausgeschlossen werden könnten. Der Unterschied zwischen der ersten Aussage zu den Klubs und dem Konjunktiv bei den Spielern zeigt schon das Dilemma, denn eine Europa- oder Weltmeisterschaft ohne Topstars lässt sich natürlich auch für den Verband schlechter vermarkten.
Und wie ernsthaft die Premier League tatsächlich plant, gegebenenfalls schon nächste Saison ohne die „Big Six“ zu spielen, würde ich dann auch gerne erst mal abwarten. Auch, was das für die langfristigen TV-Verträge bedeutet, wenn dann diese sechs Vereine nicht mehr Teil der Liga wären, dürfte rechtlich durchaus interessant sein.

Gleichzeitig kündigten dann aber auch die zwölf Teams an, dass sie natürlich gar nicht daran denken, aus den nationalen Ligen auszuscheiden und entsprechendes Rechtlich bereits prüfen ließen.

Die Bewertung des ganzen Ablaufs

Bevor wir uns den Details widmen, sei es einmal festgehalten, fürs Protokoll – auch wenn das Euch allen wahrscheinlich klar ist: Das ist ein ganz großer, mieser Scheißdreck, der da gelaufen ist.
Klubs, die in Pandemiezeiten feststellen, dass die selbst erzeugte Blase zu Plätzen droht, versuchen ihren eigenen Hintern auf Kosten anderer zu retten und dann auch noch so zu tun, als täten sie dies im Interesse des Fußballs.
Verhandlungen im Hinterzimmer, Dementis wenn Medien wie der SPIEGEL darüber dann doch berichten, null Rücksprache mit Fans im Allgemeinen und den eigenen Fans im Besonderen. Und dann auf der Internetseite auch noch die Frechheit zu besitzen, sich für „Solidarity and Sustainability“ zu feiern. Was für eine erbärmliche Show.
Ganz egal wie das am Ende ausgeht: Die romantische Sicht vieler Fans auf England und das „Mutterland des Fußballs“ war schon lange überholt, Sympathien für die spanischen Klubs sowie die drei italienischen Vertreter dürfte eh niemand mehr gehabt haben – wer ab jetzt noch Spiele dieser Vereine in der Champions League schaut (so sie denn doch noch weiter teilnehmen dürfen), sollte das immer im Hinterkopf haben und besser abschalten.
Es haben sich alle Vereine der ECA (European Club Association) in den letzten Jahren eben ihr kleines Schloss gebaut und stets verschönert – die Super League wäre da nur der nächste konsequente Schritt von einer geldgeilen Elite von Fußballfunktionären.
Und die UEFA? Hat einen Präsidenten, der irgendwas in Hinterzimmern mit Vereinsvertretern dealt und beschließt eine Reform der Champions League, die an sich schon so schauerlich ist, dass es die Super League gar nicht mehr gebraucht hätte.

Nachdem wir das geklärt haben, schauen wir mal darauf, was wir damit jetzt anfangen können.

Raus aus den nationalen Ligen? Ja, bitte!

Ganz unaufgeregt: Wenn(!) die Clubs, die da jetzt an dieser Super League teilnehmen wollen, ab sofort aus den nationalen Ligen raus sind – dann wird alles letztendlich besser sein als in den letzten Jahren. Und im Zweifel, das meine ich wirklich so, auch für wirklich alle Beteiligten. Aber auch wirklich nur dann.
Für die Ligen wäre es natürlich erstmal ein herber Einschnitt, wenn beispielsweise in England die sechs Top-Teams raus sind. Ein Titelrennen zwischen Leicester, West Ham und Leeds klingt natürlich weit weniger „sexy“ als eines zwischen Manchester City und Liverpool. Auch in Italien ist ein Titelrennen ohne die beiden Mailänder Clubs und Juve kaum vorstellbar, gleiches gilt natürlich auch für die Bundesliga ohne Bayern und den BVB (sofern diese Klubs noch nachziehen).

Grundsätzlich wird es ja häufig als Problem dargestellt, wenn diese Klubs ihre nationalen Ligen verlassen würden. Das würde „der Attraktivität schaden“. Aber tut es das wirklich? Würde die Bundesliga an Attraktivität verlieren, wenn die beiden Klubs, die 19 der letzten 22 Meisterschaften holten und die am Wochenende häufig im Reserve-Modus durch die Liga spazieren, den nationalen Wettbewerb verließen? Mehr als leise Zweifel sind angebracht.
Denn der Wettbewerb wird hauptsächlich durch den Wettbewerb selbst attraktiv. In den letzten Jahren war die Bundesliga besonders in Sachen Meisterschaft jedoch alles andere als ein Wettbewerb. Gleiches gilt auch für die weiteren europäischen Ligen, in denen sich einige Klubs so dermaßen von den anderen abgesetzt haben, dass auch dort zuletzt nur noch ein sehr verzerrter Wettbewerb um die oberen Plätze stattgefunden hat. Klar, dort wo das meiste Geld sitzt, dürften auch die besten Fußballer sein und das würde bedeuten, dass der beste Hackentrick zukünftig nicht mehr in den nationalen Ligen gezeigt wird. Aber wenn dies dazu führen würde, dass in den nationalen Ligen wieder ein etwas ausgeglichenerer Wettbewerb stattfindet, dann gibt es eigentlich auf allen Seiten nur wenige Argumente, die gegen eine Super League sprechen.
Die Gründung einer Super League würde für die nationalen Ligen evtl. auch eine Chance bedeuten. Denn wenn die Champions League an Attraktivität und Sendezeit verliert (immerhin soll auch die Super League unter der Woche ausgespielt werden), dürfte das dort an einige wenige fließende Geld auch weniger werden. Und dadurch dürften sich Teams, die international spielen, nicht mehr so krass von den anderen Klubs in der nationalen Liga abheben. Wird natürlich mit der gestern beschlossenen CL-Reform ab 2024 schwierig, aber vielleicht kann man die ja noch aufhalten. Hätte man gar nicht erst beschließen müssen? Tja, nun…
Bezogen auf die Bundesliga würde man diesen Vorteil aber natürlich auch nur dann wirklich dauerhaft bekommen, wenn man die TV-Geldverteilung nochmals von Grund auf überarbeitet. Ähm…ja, okay, merk‘ ich selbst…

Spieler von Leeds United gestern beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen Liverpool.
Aufschrift vorne: „Champions League – Earn it.“ // Rücken: „Football is for the fans.“
(c) Clive Brunskill via OneFootball

Vorteile für Teilnehmer der Super League?

Für die Super League Teams ist es auf lange Sicht auch von Vorteil, wenn man diese „lästigen nationalen Pflichten“ nicht mehr hat. Eine globale Vermarktung der Liga, mit allen Konsequenzen, so wie es die amerikanischen Profiligen vormachen – Pflichtspiele in Asien und den USA, vielleicht sogar in Südamerika! Ab und an oder langfristig vielleicht auch mal ein Team aus diesen Kontinenten, oder (warum ist da noch niemand drauf gekommen…?) das Nationalteam von Katar, welches für einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag pro Quartal teilnehmen darf – Win/Win/Win! [Kassenklingelgeräusch]
Das läuft dann wie in der NFL, wo sich Besitzer mit ihren Klubs auch ab und an nach neuen Städten umschauen werden, wenn ihnen das alte Stadion oder regionale Gegebenheiten nicht mehr passen. Und ich meine das ganz unironisch. It’s business. Und in der Super League muss dann auch endlich niemand mehr so tun, als sei er ein romantischer Arbeiterverein für das Volk.

Wie oft wurden in den letzten Jahren Vergleiche angestellt, zwischen den amerikanischen Profiligen (NFL, NBA, NHL, MLB) und den europäischen Fußballligen. Der sportliche Wettbewerb dort drüben sei ausgeglichener und damit spannender – auf Europa könne das aber ja wegen der verschiedenen Ligen nicht übertragen werden.
Ein „Rebuild“ eines Teams mit langfristiger Planungssicherheit klappt natürlich auch nicht, wenn man jedes Jahr wieder in den Top-Platzierungen abschließen muss, um weiter an den wirklich dicken Geldtöpfen dran zu bleiben. Vom wirtschaftlichen Fiasko eines Abstiegs ganz zu schweigen. Die neue Super League bringt Planungssicherheit, finanzielle Garantien durch den amerikanischen Investor und weltweite TV-Verträge, nahezu ohne Konkurrenz. Sie bringt auch die Erschließung neuer Märkte, auf die man auch mit den Anstoßzeiten entsprechend flexibel reagieren kann. Endlich können die Klubs „ihren“ Fußball dann als Premium-Produkt verkaufen. Ohne lästige Gegenwehr können sie nach dem Auftaktmatch in Peking weiterziehen, um den zweiten Spieltag als Mega-Event in den USA steigen zu lassen, nur um die Endrunde dann in den ab 2023 ungenutzten Stadien in Katar steigen zu lassen.
Das wird toll! Oder nicht?

Wer verliert denn da überhaupt noch?

Die Fans.
Ja, auch wir, die Fans der „anderen“ Vereine – auch wenn wir über den Trennungsschmerz, bald nicht mehr gegen diese Monsterteams spielen zu dürfen, sicher schnell hinweg kommen. Aber wenn es auf Schalke langfristig keine Spiele gegen den BVB mehr geben wird, wäre das (von aktueller sportlicher Häme mal abgesehen) durchaus schade.
Und genauso verlieren die Fans der beteiligten Vereine. Denn auch, wenn man zurecht über die 1.Bundesliga meckern kann, weil sie jahrelang bei den Montagsspielen oder auch beim Marsch von RaBa Leipzig durch die Ligen nur in den eigenen Vorgarten geschaut haben, so waren doch auch gerade die Fanszenen von Bayern oder Dortmund unter den kritischeren des Landes. Mag in den anderen Ländern teils ähnlich sein (oder auch nicht), aber gerade für aktive Fans die zu den Allesfahrer:innen zählen, ist so ein Austritt aus den nationalen Ligen natürlich fast gleichbedeutend mit dem Todesstoß für die Fankultur, wie wir sie heute kennen, insbesondere in Deutschland und England.
Natürlich gibt es auch in der NFL mal Fans der jeweiligen Gästeteams im Stadion, aber das sind dann oft eben Menschen aus dem Umland der Heimteams oder es wird eher mit einem Urlaub verbunden, es ist ein Familienevent – eine Auswärtsfahrtkultur gibt es dort nicht (sicherlich auch geographisch bedingt) und die wird, wenn es denn jetzt jede Woche dazu kommt, natürlich auch hier schwieriger, insbesondere unter der Woche.

Denkt man den Austritt aus den nationalen Ligen konsequent weiter, könnte der Spielplan natürlich auch über die beiden 10er-Gruppen hinaus ausgeweitet und in eine echte 20er oder 24er-Liga umgestellt werden, insbesondere für den Markt in Osteuropa / Russland wäre dies wahrscheinlich ohnehin sinnvoll. Und auch gegen Spiele am Wochenende spricht dann nichts mehr – aber dies ist zugegebenermaßen noch Zukunftsmusik.

Abstellungen für die Nationalteams?

Wenn man in die US-Profiligen schaut, so wird auch schnell klar, warum auch die FIFA mit einer Super League ein so großes Problem hat: Denn die Welt- und Kontinental-Meisterschaften dürften an Relevanz verlieren. Zumindest kommt es bei diesen Wettbewerben zum Beispiel im Basketball und Eishockey häufig genug vor, dass die Top-Liga (NBA, NHL) die Nationalspieler nicht abstellt, selbst wenn es um die Weltmeisterschaft oder auch Olympische Spiele geht.
Für viele Spieler wäre der Verzicht auf die Nationalteams sicher erst mal eine große Veränderung, mit gleichzeitigem Qualitätsverlust der Turniere aber wahrscheinlich auch nur eine Frage der entsprechenden Entlohnung.
Ob UEFA & FIFA sich daher wirklich trauen, diese Drohung durchzuziehen und die Spieler auszuschließen und damit das eigene Produkt zu beschädigen, sei mal mit einem großen Fragezeichen versehen.

Kein Ausschluss aus nationalen Wettbewerben? Der Worst Case!

Das klingt bis hier hin eigentlich alles schon schlimm, aber eben auch nicht nach dem Ende des europäischen Profi-Fußballs wie wir ihn kennen, wie ihn viele aktuell heraufbeschwören. Die paar Kröten könnten wir schon irgendwie schlucken?
Ja, schon… allerdings gehen alle bisherigen Absätze davon aus, dass die Klubs auch wirklich die nationalen Wettbewerbe verlassen. Und den Erklärungen auf der Webseite der SuperDuperMega-League nach zu urteilen, wollen die Klubs das nicht.
Sollte dies nicht geschehen, wäre das tatsächlich eine komplette Farce und die sehr geringe Chance eines Titelgewinns für einen „anderen“ Klub würde dann noch mehr gen Null tendieren als ohnehin schon. Diese globale Liga wird so sehr mit Geld zugeschissen werden, dass die Teams auch problemlos mich als Trainer, Manager und Taktikfuchs in Personalunion einstellen können (beim Gehalt würden wir uns schon einigen) und in neun von zehn Jahren werde ich das Team problemlos zu einer Tabellenplatzierung vor allen Nicht-Super League Teilnehmern führen können, ohne jedes Zutun meinerseits, nur durch die erdrückende Qualität der Spieler.

Niemand, wirklich niemand, also echt absolut keine*r wird es für eine gute Idee halten, wenn die Teilnehmer an der Super League noch in den nationalen Wettbewerben teilnehmen. Also abgesehen von den Teilnehmern der Super League selbst. Und siehe oben, vielleicht kommen die ja auch noch auf die Idee, dass sie ohne nationale Liga viel besser dran sind.
Denn wenn weiter oben steht, dass die Klubs der Super League mit Geld zugeschissen werden, dann ist das eher noch untertrieben. Zum Start stehen 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung. In der Champions League wurden 19/20 insgesamt knapp zwei Milliarden Euro ausgeschüttet. In der Super League sollen aber nur 20 Klubs spielen, in der Champions League sind es 32 (zur Reform gleich mehr). Das ist schon deutlich mehr Geld, soll aber nur der Anfang sein. Laut der Pressemitteilung der Super League selbst wird nach der Anfangsphase mit bis zu 10 Milliarden Euro gerechnet, wohlgemerkt bei 20 Klubs. Der FC Bayern hat als Sieger 19/20 übrigens 135 Millionen Euro aus der Champions League bekommen. Die Klubs der Super League werden allein schon als Antrittsgeld erheblich mehr einnehmen.
Wie um alles in der Welt sollen diese Klubs noch in irgendeiner Weise in einem nationalen Wettbewerb teilnehmen, wenn sie durch die Super League einen finanziellen Vorteil haben, der deutlich über dem liegt, der jetzt bereits vorhanden ist? Der nationale Wettbewerb würde in Sachen Meisterschaft komplett zum Erliegen kommen.

Und die Bundesliga?

Sowohl der FC Bayern als auch der BVB haben am Montag versichert, nicht beteiligt zu sein. Am Montagabend wurde dann von einer 30-Tage-Deadline für diese Klubs seitens der Super League berichtet, diese Entscheidung noch schnell zu revidieren und doch dabei zu sein.
Doch selbst wenn sie vorerst nicht dabei sind: Solange die jeweiligen TV-Verträge für Bundesliga und Champions League noch bestehen, bestünde für beide gar kein Leidensdruck, sofort teilzunehmen. Der deutsche TV-Markt ist auch viel zu wichtig – wenn die in zwei oder drei Jahren sagen, sie wollen dabei sein, wird die Super League sofort „Hurra!“ schreien und sie bereitwillig aufnehmen.
Und bis dahin ist die Aufregung hier abgeklungen, man hat zwischendurch noch 1-2x die Champions League gewinnen dürfen und sucht jetzt „neue Herausforderungen“. Die paar Fans, die sich daran stören kann man sicher mit „attraktiven Ticket-Paketen“ davon überzeugen weiterhin „echte Liebe“ zu zeigen.
Die Bundesliga wird dann wahrscheinlich neben Bayern und dem BVB auch RaBa Leipzig abgeben müssen und 2025 aufstocken. Vorteil für Hamburg: Der HSV wird dann zum siebten Mal in Folge Vierter und kann trotzdem in die Bundesliga aufsteigen, fantastisch!

Wie reagieren UEFA/DFL/DFB? Sie machen alles falsch und noch viel schlimmer!

Bereits beim Bekanntwerden der Reformpläne der Champions League ab 2024 kam es zu massiver Kritik von vielen Seiten. Viele Fanszenen und -organisationen (auch der FC St. Pauli) äußerten ihre Kritik an dem Vorhaben die Champions League auf 36 Teams auszuweiten und eine Art Ligen-System mit mehr Spielen als bisher einzuführen. Und dann auch noch die absurde Idee einen Koeffizienten einzuführen, mit dem sportlich strauchelnde Klubs teilnehmen dürfen, wenn sie irgendwann früher mal international erfolgreich waren.

Aber wie reagiert die UEFA auf die Ankündigung einer Super League?
Wie eine völlig beleidigte Leberwurst. UEFA-Boss Ceferin ist persönlich beleidigt und es werden bereits erste Stimmen laut, die einen Ausschluss der kommenden Super League-Teilnehmer aus den laufenden Wettbewerben verlangen.
Nach dem bereits massiven Echo vieler Fanszenen auf die Ankündigung der Super League und der anhaltenden Kritik an den CL-Reformplänen, hielt es das UEFA-Exekutivkomittee (inkl. DFB-Vize Koch) trotzdem für die beste Idee, am Montag nach der Ankündigung der Super League die CL-Reform ab 2024 einstimmig abzunicken. Und man verkauft das als gute Lösung für den Fußball! Du meine Güte.

Tim schrieb es schon, ich kann mich nur anschließen: Macht es endlich – und hört auf zu nerven.
Ich bin es leid, mir Statements wie heute von DFB/DFL durchzulesen, in denen die CL-Reform als „schmerzhafter Kompromiss“ bezeichnet wird und in dem so getan wird, als handele man im Interesse aller Fußballfans. Hier wird ernsthaft erklärt, dass der DFB-Vertreter Dr.Rainer Koch für die Reform gestimmt habe, um die Top-Klubs noch umzustimmen. DIGGAH!!!! Ich möchte schreien.
Das Statement wird mit den Worten beendet: „Solidarität statt Egoismus“ – das steht da wirklich! Und anscheinend ohne, dass sich DFB und DFL abgrundtief schämen. Die meinen das ernst. Die sind wirklich der Meinung, dass die Manifestierung des Status Quo durch die CL-Reform und damit weiterhin nicht vorhandenem Wettbewerb um Titel in den nationalen Ligen, eine gute Idee gewesen ist. Die meinen anscheinend wirklich, dass sie damit dem europäischen Klubfußball etwas Gutes getan hätten, wenn sie eine Super League jetzt durch eine Quasi-Super League verhindert hätten…
Am Ende mag es sogar so kommen, dass die Teams die Super League wieder in die Schublade packen. Es wäre für mich keine große Überraschung, wenn die beteiligten Klubs jetzt nach außen reumütig in den Schoß der UEFA zurückkehren und sich an den zukünftig noch sichereren CL-Millionen erfreuen. Und die UEFA bzw. DFB/DFL wollen sich dann hinstellen und dafür feiern lassen, dass man das mit dieser Reform erreicht habe, die ein vielleicht noch schlimmerer Todesstoß für den europäischen Vereinsfußball ist, als es eine konsequente Abspaltung durch die Super League gewesen wäre? Puh…

Das Fazit

Der Profifußball ist bereits seit Jahren von der eigentlichen Idee eines sportlichen Wettbewerbs in einen rein finanziellen Wettbewerb abgerückt und tut dies mit der jetzigen Entwicklung mehr denn je. Die Gründung einer Super League könnte für die nationalen Ligen eine Art Neustart sein, wenn, ja wenn die Teilnehmer der Super League nicht mehr in den nationalen Ligen dabei sein werden. Aber diesen Elfmeter ohne Torwart hat die UEFA kläglich vergeben und für eine CL-Reform ab 2024 gestimmt.
Machen wir uns also nichts vor: Fans sind scheißegal und nur so lange akzeptiert, wie sie das große Business im besten Fall begleiten (aber bitte bloß nicht kritisch begleiten oder gar gefährden!).

Wir können und müssen uns dem fügen und versuchen unseren Weg in diesem Konstrukt zu finden. Oder wir geben halt auf.
Entweder indem man die Augen zu macht und sich mit diesen negativen Dingen arrangiert (und sei es noch so zähneknirschend, wie Fans des FC Bayern dies beispielsweise schon seit Jahren beim Thema Katar tun).
Oder indem man versucht, mit einem Marsch durch die Institutionen den eigenen Verein im Rahmen der Möglichkeiten zu einem Besseren zu machen. Funktioniert beim FC St.Pauli für mich ganz gut, hat aber eben auch natürliche Grenzen nach oben.
Oder indem man dem ganzen Profigedöns den Rücken kehrt und entweder nur so zum Spaß Jugend- und Amateurfußball verfolgt oder eben einen Verein wie den FC United of Manchester, AFC Wimbledon oder den HFC Falke gründet.

Wir sollten nur aufhören zu glauben, die Meinung von uns Fans würde an den wirklich entscheidenden Stellen in den Verbänden irgendwo wichtig sein. Ist sie nicht, war sie nicht, wird sie auch nie sein – denn das Geld hat immer die besseren Argumente und Fußball ist halt Business.
// Maik

Links:
– Kommentar im Ballesterer von Nicole Selmer
– 11Freunde: „Die Liga der außer­ge­wöhn­lich gie­rigen Gen­tlemen“
– Schwatzgelb.de: „Weg mit den Versagern“
– Deutsche Welle (English): „European Super League logical consequence of football’s greed“

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12 thoughts on “Super Duper Dingel Dongel Mega League!

  1. Ich finde es gut, dass mit der Super League endlich das ausgesprochen wurde, was den Investoren wichtig ist: Geld zu verdienen.
    Das kann doch nur helfen.

    1. Ja.
      Es müssten sich jetzt mal alle Beteiligten tief in die Augen schauen und offen miteinander reden und dann vielleicht auch wirklich schmerzhafte Entscheidungen treffen.
      So, wie es in den letzten Jahren lief, wäre es auch nicht weiter gegangen. Vielleicht ist eine konsequente Trennung jetzt sogar der bessere Weg.

  2. Man muss die Superliga als Chance sehen!
    Der nationale Ausschluss muss erfolgen. Die Scheinheiligkeit eines fairen Wettbewerbs wäre durch eine geschlossene Superliga nach dem Vorbild der NBA/NFL endlich aufgelöst. Es wäre die Möglichkeit gegeben, die nationalen Wettbewerbe so zu Strukturieren, dass solche Machtverhältnisse sich nicht mehr bilden können. Mag naiv sein daran zu glauben, dass man das durchsetzt. Aber wenn man das so durchziehen würde, würde es der Attraktivität der Bundesliga auf lange Zeit unglaublich gut tun. Ich habe an der Bundesliga schon seit längerem kein Interesse mehr, so wie sie jetzt besteht. Man hat jetzt die Möglichkeit, die nationalen Ligen aufzuräumen.

    Eine Sache, die mir immer besonders auffällt ist die Debatte, ob eine solche Superliga Erfolg hätte. Ich lese da oft die Meinung, dass sich das ja niemand ansehen wird und dass das nur scheitern kann. Aber allein das internationale Interesse an Wettbewerben wie der NFL und Co zeigt ja, wie gut sowas funktioniert. Und in einer solchen Liga interessiert es auch niemanden, ob die Ultras da Bock drauf haben. Für die ist es wahrscheinlich sogar ein Benefit, die aus dem Stadion zu kriegen. Es ist dann halt ein Event für die Fernsehzuschauer, keine Stadionkultur mehr.

    Ich werde dem magischen FC weiterhin treu bleiben. Und werde mir wahrscheinlich nie ein Spiel dieser Liga im Stadion ansehen. Aber ich finde die Chancen, die die Konstellation ergibt, wenn die benannten Manschaften austreten, größer als die negativen Aspekte, wenn z.B. die Bayern austreten würden.

    1. Moin Marcel,
      da gebe ich dir vollkommen recht: Wenn die Klubs aus den nationalen Ligen wirklich ausgeschlossen werden, dann ist es eine riesige Chance. Allerdings hat die UEFA den ersten Matchball dieser Chance völlig verhauen und für eine CL-Reform gestimmt ab 2024. Die manifestiert nicht nur den Status Quo, dass Klubs die internaitonal spielen sich dumm und dämlich verdienen, sie wird zu einem weiteren Auseinanderdriften führen.

      1. Da geb ich dir recht. Man könnte natürlich hoffen, dass diese Preisgelder zu einem gewissen Anteil an den Rest der Liga ausgeschüttet wird. Aber dann würde die/der DFL/DFB ihren eigenen Wettbewerb im internationalen Vergleich schädigen. Das ist leider nicht zu erwarten.

        Aber hey, sind unsere Aufstiegschancen gerade gestiegen, sollten der BVB und FCB doch beitreten? ?

  3. Wenn Dortmund, Bayern und Rasenball Leipzig (Hach, wenn sie doch nur auch Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim mitnehmen würden…*seufz*) die Bundesliga verlassen würden, dann wären ja auch wichtige Bremsen hinsichtlich der Erneuerung des deutschen Fußballs weg! 🙂

  4. Vielen Dank für diesen Artikel. Mit das Beste, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.
    Ich schlage vor, Du lädst zu Eurer nächsten Monatssendung mal Gary Neville (https://www.youtube.com/watch?v=GP05EDm9EB8) und James Corden (https://www.youtube.com/watch?v=VbxvgwvaX_4) ein. Die würden bestimmt gerne mal auf ein Kehrwieder IPA bei Euch vorbeikommen. Ich glaube, das würde ein großer Spaß werden.

    Obwohl, ich lese gerade, dass City und Chelsea wohl schon nen Rückzieher machen. Schade, ich hätte gerne mal gesehen, wie die damit richtig auf die Fr..e fallen (so sie denn wirlich von den nationalen Wettbewerben ausgeschlossen worden wären).

    1. Moin Olli,
      wir haben uns ja auch lange nicht gesehen!
      Mit James wäre das sicher ein riesiger Spaß und wahrscheinlich auch mit Gary, wobei letzterer sich natürlich schon fragen lassen muss, wo er denn die letzten Jahre so war und warum er dieses Interview dann ausgerechnet bei Sky gibt.
      Aber ich gebe zu, das ist sehr zynisch und es ist ja auch gut, wenn er diese Einsicht jetzt hat.
      Viele Grüße!

  5. Top Analyse (wie immer). Vielen Dank dafür und für alle anderen Beiträge von Euch!
    Heute ist die Super League auch schon wieder Geschichte und die große Gelddruckmaschine läuft weiter als reformierte CL unter Aufsicht der UEFA. Wahrlich kein Grund zur Freude.

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