Christian Viet wechselt auf Leihbasis zum BVB II

Christian Viet wechselt auf Leihbasis zum BVB II

Das kommt jetzt schon etwas unerwartet: Christian Viet schließt sich auf Leihbasis bis zum Saisonende der U23 von Borussia Dortmund an, die als Aufsteiger gerade ganz gut in die 3.Liga gestartet ist. Der Leihvertrag läuft bis Saisonende, der Vertrag mit dem FC St. Pauli noch bis 2023.
(Foto: Tay Duc Lam/Witters/Pool via Peter Böhmer)

Ich könnte natürlich jetzt behaupten, dass Ihr Schuld daran seid, weil Eure vielstimmige Forderung den „Leihspieler Watch“ in der Lage wiederzubeleben dazu geführt hat – aber das wäre natürlich nur wilde Spekulation. Und natürlich auch kompletter Quatsch, klar.

Ist so ein Leihgeschäft für alle Parteien sinnvoll?

Auf den ersten Blick erscheint ein Leihgeschäft mit einer U23 aus Sicht des aufnehmenden Klubs eher sinnlos. Sollte ein Verein wie Dortmund nicht selber genug Spieler haben, um das Team für die 3.Liga problemlos zu bestücken? Eigentlich schon. Warum dann also eine Leihe? Und ohne (kommunizierte) Kaufoption?
Und war nicht gerade Christian Viet gerade auf dem Sprung ins Team beim FCSP? Ja, auch das. Allerdings eben auch in der Regel als Einwechselspieler. Timo Schultz sagte letzte Woche auf der Pressekonferenz vor dem Regensburg-Spiel, dass die aktuelle Situation auf der rechten Defensivposition ja auch eher extrem sei, denn eigentlich sei man da quantitativ so stark besetzt, es wären nur aktuell eben so viele (kurzfristige) Ausfälle – dies ändert sich aber natürlich auch wieder, wahrscheinlich schon während der Länderspielpause.
Vielleicht spielt dann auch Corona und die Absage der letzten Regionalliga-Saison ein bisschen da in die persönliche Entscheidung mit rein:

Für mich ist die Leihe eine gute Möglichkeit, noch mehr Spielpraxis zu sammeln. Ich habe in den letzten zwei Jahren – auch aufgrund von Corona – nicht mehr regelmäßig spielen können.

Christian Viet

Das sind ja Überlegungen, die gerade im Jugendbereich auch viele Trainer haben. Wie kann man das verlorene Jahr im Jugendfußball für die betroffenen Jahrgänge aufholen?
Und als junger Spieler ist dies natürlich insbesondere in dem Stadium von Christian Viet mit 22 Jahren auch eine sehr wichtige Phase. Riskiert man da, bei einem ambitionierten Zweitligisten ein Jahr lang auf der Bank zu sitzen? Oder in der Regionalliga Nord auf seine Einsätze zu kommen, die aber (je nach Pandemieverlauf) dann auch ganz vielleicht auch wieder abgebrochen wird?
Oder wechselt man eben runter in die 3.Liga, die ziemlich sicher fortgesetzt wird und holt sich da Spielpraxis, wie bei den allermeisten Leihgeschäften der letzten Saison (Florian Carstens, Kevin Lankford, Ersin Zehir, Marvin Senger, Yiyoung Park) erfolgreich gesehen.

Nur was ist die Intention beim BVB? Mehr als Klassenerhalt geht in Liga 3 ja nicht, dafür scheint der Kader auch so schon stark genug zu sein. Gibt es vielleicht doch eine Kaufoption?
Möglich – allerdings dürfte der BVB im Falle eines konkreten Interesses am Ende der Saison sicher auch so genug „Argumente“ in der Portokasse haben, auch ohne dass dies vorher vertraglich festgezurrt worden wäre.

Hinterher ist man immer schlauer

Insgesamt in der Bewertung also ein klassischer Fall von „Ne Glaskugel wäre super“.
Wenn es im Kader des FCSP zu Verletzungen kommt, ist gerade ein so flexibler Spieler wie Viet (der sowohl zentral im Mittelfeld spielen kann, als auch schon als rechter Verteidiger und im rechten Mittelfeld gespielt hat) schnell mit viel Einsatzzeit ausgestattet. Das war auch zuletzt sichtbar: Viet stand bisher in allen Pflichtspielen im FCSP-Kader und wurde zuletzt dreimal eingewechselt. Der Eindruck, den er dabei für uns hinterließ, war gut. Und das nicht nur in den Pflichtspielen. Keine Woche ist es her, dass Tim nach dem Besuch des FCSP-Trainings folgende Zeilen in der Lage verfasste: „Besonders Christian „Chrille“ Viet machte auf mich allgemein einen richtig guten Eindruck. Ich mag da ein wenig subjektiv beeinflusst sein, da ich ihn sonst nicht als so spielstark wahrgenommen habe und er mich entsprechend überraschte. Trotzdem: Noch mehr Spielzeit würde mich bei ihm nicht überraschen.
Christian Viet schien auf einem guten Weg zu noch mehr Spielzeit zu sein.

Aber hätte er sich auch dauerhaft beim FC St. Pauli durchsetzen können, wenn Spieler wie z.B. Jackson Irvine in den Kader drängen? Vielleicht waren die Aussichten nicht ganz so gut, wie wir das einschätzen. Vielleicht reichte ihm persönlich das „nah dran“ an der Startelf nicht. Vielleicht möchte und braucht er mehr als ein paar Einwechselminuten. Und vielleicht verändert sich die Situation für ihn beim FC St. Pauli ja auch gerade. Das Transferfenster war zum Zeitpunkt der Bekanntgabe noch nicht geschlossen. Ansonsten dürfte dem FCSP eine gute Option für die Mittelfeldraute fehlen.

Umgekehrt, wenn es für ihn in Dortmund super läuft und vielleicht dort aufgrund der vielen Spiele mal eine Notsituation im Profikader herrscht, könnte er es sogar auf ein bisschen Einsatzzeit in der 1.Liga bringen – auch wenn das sicher weder realistisch erwartbar noch Bestandteil der Überlegungen ist. Trotzdem: Die Tatsache, dass Christian Viet nur leihweise nach Dortmund wechselt zeigt, dass der FC St. Pauli mit ihm noch was vor hat. Vor einigen Monaten machte der Verein das auch deutlich, als sie einem möglichen Wechsel einen Riegel vorschoben.

Schauen wir mal, was wir am Saisonende für ein Fazit ziehen – und bis dahin könnt Ihr seinen Weg im „Leihspieler Watch“ in der Lage mit verfolgen, die mit ihm und Marvin Senger (1.FC Kaiserslautern) ja nun immerhin schon wieder zwei Protagonisten hat.

Viel Erfolg in der Roten Erde, Chrille!
// Maik

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