Support your local Südkurve

Support your local Südkurve

Am 11.November 2007 empfing der FC St. Pauli in der 2.Liga den FC Augsburg und gewann durch Tore von Ian Joy und Björn Brunnemann mit 2:0, am Saisonende stand für den Aufsteiger ein recht souveräner Klassenerhalt nach vier Jahren Regionalliga. Das Besondere an diesem Spiel: Es war das erste Spiel vor der neuen Südkurve. 14 Jahre später wird sie jetzt ein kleines bisschen revolutioniert.

Wie der Verein heute bekannt gab, wird es ab dem kommenden Heimspiel gegen Hansa Rostock ein Pilotprojekt geben, bei dem es im Sitzplatzbereich der Südtribüne einen erweiterten aktiven Supportbereich geben wird. Die untersten sechs Reihen des Sitzplatzbereichs werden zu diesem Spiel in Absprache mit Fanladen und USP für 10€ angeboten und sind nur über USP zu beziehen.

Damit nutzt man die aktuelle Phase des gebremsten Ticketverkaufs in der Pandemie sehr kreativ und schaut, was da vielleicht langfristig in Sachen Stimmung so möglich sein könnte – denn seien wir ehrlich, der Sitzplatzbereich der Süd könnte sicher lauter sein und sich mehr durch die Stehplätze mitreißen lassen.
Gerade gegen den FC Hansa Rostock, einem Spiel also, welches ganz sicher emotionaler ist als viele andere, erhofft man sich somit einen weiteren Schub von den Rängen. Auch hier gilt erneut, dass es für Menschen aller Tribünen durch die Aufhebung der eigentlichen Dauerkartenplätze natürlich eine gute Möglichkeit ist, diesen Support für das Spiel selbst mit zu gestalten.

Ein Punkt, der in der bisherigen Betrachtung des Kartenverkaufs noch komplett vernachlässigt wurde: Der FC St. Pauli verkauft nach wie vor alle Tickets zu ermäßigten Preisen. Alle Stehplätze kosten 10€, alle Sitzplätze 15€. Dies ist im Vergleich zum anteiligen Preis für Dauerkarten im Stehplatzbereich noch einigermaßen im Schnitt, im Sitzplatzbereich hingegen ein komplettes Schnäppchen, wo die Tickets selbst im Abo bis zu 33€ kosten und als Einzelticket nochmal deutlich teurer wären. Und es ist ein komplett anderer Weg als bei vielen anderen Vereinen, die mit den „normalen“ Preisen auch in der Einnahmesituation langsam wieder Normalität herstellen wollen.
Der hiermit jetzt weitere freiwillige Verzicht auf Gelder in dieser nach wie vor finanziell schwierigen Phase zeigt also, dass es dem Verein durchaus ernst damit ist, Anliegen der Fans aufzunehmen und umzusetzen.

The story so far

Die Geschichte von USP reicht natürlich noch viel länger zurück, gegründet wurde die Gruppierung bereits 2002 und die „Ab in den Süden“-Kampagne war dann die erfolgreiche Abnabelung von der doch irgendwie ungeliebten Gegengerade.
Klar, das war sehr ungewohnt – denn bis zum Umbau war in der Süd ja der Gästeblock beheimatet und die Stimmung am Millerntor kam wahlweise von der Gegengeraden oder aus der Nordkurve. Insbesondere der Block 1 (die „Singing Area“) zeichnete dafür seit ihrer Gründung zehn Jahre zuvor (November 1997) verantwortlich.

Da die Süd aber die erste Tribüne war, die am Millerntor neu gebaut wurde und der Verein, aus der Regionalliga kommend, finanziell alles andere als auf Rosen gebettet war, musste eine Kröte geschluckt werden: Hinter den Stehplätzen für die selbst verwaltete Kurve platzierte man nicht nur Sitzplätze, sondern auch eine große Anzahl Business Seats und oben drauf auch noch die Separées, über die sich die Tribüne dann quasi selbst refinanzieren sollte.

Ich habe selbst vor Jahren einmal ein Spiel von einem Separée der Süd aus verfolgen „dürfen“ – und ein bisschen fühlt es sich dort an wie im Zoo oder im Zirkus, wo man dem bunten Amüsement von Tieren und/oder Artist:innen mit Popcorn (oder Bier) beiwohnen darf. Sehr früh schon beschäftigte viele daher die Frage, was hier wohl möglich wäre, wenn es dort über den Stehplätzen auch supportwillige Strukturen geben würde.
Es gab immer mal wieder Versuche, die Firmen mit Business Seats auf die Haupttribüne umzusiedeln, nachdem diese fertiggestellt war. Häufigste Antwort: „Nö, lass mal… das ist viel besser hier!“
Tiere, Popcorn, Bier.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Langfristig sollte es natürlich das Ziel des Vereins sein, die Süd zur wirklichen Fankurve zu machen. Business Seats weg, Sitzplätze zwar behalten, aber vielleicht noch ein paar Sitze mehr dazugewinnen und dann eine „Braun-Weiße Wand“ erschaffen. 29.546 Plätze sind aktuell am Millerntor zugelassen, nach wie vor gilt die magische Grenze von 30.000, die aufgrund gegebener Baugenehmigungen und der Parkplatzsituation nicht überschritten werden darf.
Wenn man aber jetzt noch ein paar Plätze gewinnen kann und dann den kompletten Bereich der Süd wie z.B. den Block 1 der Gegengerade als reinen Supportbereich ausweisen kann, also Sitzplätze ohne festen Platz, auf denen normalerweise gestanden wird – ja, das klingt schon ganz gut.
Probieren wir es aus. Alle in die Süd gegen Hansa, Kogge versenken!

Ihr habt Fragen? Wir auch, ganz viele. Passenderweise steht schon heute Abend endlich eine neue Aufnahme unserer Monatssendung an und zu Gast haben wir clevererweise drei Vertreter:innen von USP, daher wird es natürlich auch um eben genau dieses Thema gehen. Packt die Fragen gerne hier in die Kommentare, wir versuchen die dann heute Abend noch mit einzubauen.

Forza St.Pauli!
// Maik

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5 thoughts on “Support your local Südkurve

  1. Moin Maik

    Ja super gerne würde ich mit meinem Wehrführer gegen Hansa auf der Süd auf einer der unteren 6 Sitzreihen sitzen/ Stehen darf man wohl eher noch nicht und mit USP die Kogge versenken 🙂

    Wie komme ich da an USP um auch Eventuell zwei Karten zu erhalten, gibt es da einen Shop oder wie soll der Verkauf umgesetzt werden?

    Viele Grüße
    Josef

  2. Wie will man denn in einem Sitzplatzbereich mehr Plätze schaffen? Zuwegungen zubauen? Irgendwann hieß es mal, der Sitzplatzbereich könne schon aus statischen Gründen nicht zu Stehplätzen umgewidmet werden?
    Wie das dann im Ticketshop mit den ersten sechs Reihen funktionieren soll wäre natürlich auch noch eine Frage, die mich interessieren würde. Gerade, wenn es da oben dann keine Platzbindung geben soll, wie es hier im Artikel jetzt anklang. Die letzten Heimspiele konnte man zumindest im mittleren Sitzplatzblock ja auch nie Tickets erwerben.

    Josef: Schreib eine Mail an home@ultra-stpauli.de, steht auf https://www.fcstpauli.com/news/erweiterter-aktiver-support-auf-der-sudtribune-beim-nachsten-heimspiel/
    Hach, und ich schau mir nun mal wieder https://www.ab-in-den-sueden.org an und schwelge in Erinnerungen.

    1. Mehr Plätze: Ich nehme an, wenn man die Ledersitze in „normale“ Sitze umwandelt, sind die etwas enger beieinander und es lassen sich so ein paar Plätze gewinnen.
      Da die Grenze von 30.000 weiter besteht, geht es ja eh um keine großen Summen.

  3. Sehr interessantes Thema. Ich hatte tausend Fragen, Anregungen und sogar eine Meinung.

    Und dann las ich dieses eine Wort und alles war vergessen: M-O-N-A-T-S-S-E-N-D-U-N-G!!!

    Er hat nicht wirklich „Monatssendung“ geschrieben, oder? Das ich das noch erleben darf!!

    Ich freu mich!

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