Nach dem Pokal ist vor der Liga, weiter geht die wilde Fahrt, der 12. Spieltag steht an und verspricht einige wegweisende Entscheidungen. Konzentration auf die Liga gilt jetzt ohnehin beim Großteil der Teams, denn nur noch fünf Zweitligisten überwintern im Pokal. (Foto: Peter Böhmer)
Kleiner Reminder: Denkt an Eure Tippspiele!
Beim MillernTon-Tippspiel müsst Ihr in der Bonusfrage beantworten, ob Guido „BumBum“ Burgstaller oder Marvin Ducksch am Samstag mehr Tore schießen.
Freitag
Den Spieltag eröffnen vier Teams, die nicht mehr im Pokal dabei sind.
Darmstadt 98 (8. Platz, 17 Punkte) empfängt den nach wie vor (nach 90 Minuten) ungeschlagenen 1.FC Nürnberg (4. / 21P).
In Darmstadt entspannt sich die Ausfallliste langsam etwas, Klaus „Der Helm“ Gjasula, Lasse Sobiech und Benjamin Goller sind zumindest schon wieder im Mannschaftstraining und könnten eine Option für Trainer Lieberknecht sein. Frank Ronstadt hingegen wird wohl noch etwas länger fehlen, nach Bänderverletzung und COVID19-Infektion verletzte er sich im Training am Sprunggelenk.
Der Glubb ging nach der Niederlage im Pokal gegen einen Hamburger Zweitligisten ungewöhnlich deutlich auf Distanz zum eigenen Anhang und verurteilte die lautstarken Pfiffe gegen den verletzten Ex-Spieler Tim Leibold. Sportlich lobte Trainer Klauß sein Team trotz des Ausscheidens und betonte den guten Teamspirit. Der im Pokalspiel nach einem Zusammenprall kurzfristig bewusstlose Mittelfeldspieler Tom Krauß wird die Reise nicht mitmachen, ist aber nach der Gehirnerschütterung zumindest schon mal wieder aus dem Krankenhaus raus.
Parallel versucht der 1.FC Heidenheim (11. / 15P) die schlechte Laune bei Schalke 04 (3. / 22P) nach deren Pokalaus an der Grünwalder Straße auszunutzen.
Schlechte Laune herrscht aber auch bei Heidenheim selbst. Elf Gegentore aus den letzten drei Ligaspielen (alle verloren) sind für die (auch im Hochglanzprodukt MillernTon so benannte) beste Defensive der Liga viel zu viel. Und so macht sich leichte Ratlosigkeit breit in Heidenheim, die Trainer Frank Schmidt aber auch direkt in Kampfgeist umwandeln will – und ein Liga-Heimspiel gegen Schalke ist für einen Klub wie Heidenheim eben immer noch ein absolutes Highlight.
Beim FC Schalke 04 hatte man ja jüngst zumindest schon mal dahingehend aufgeatmet, dass für die aktuelle Saison kein Punktabzug mehr ansteht. Der Fehlbetrag im ersten Halbjahr von etwa 21 Millionen Euro klingt auch nicht sonderlich gut, allerdings hofft man bis Ende des Jahres die Gesamtverbindlichkeiten von 217 auf unter 200 Millionen senken zu können – zum Glück sind das Zahlendimensionen, die wir so nur mit offenem Mund staunend zur Kenntnis nehmen können. (Details: Kicker)
Sportlich gab es Kritik an der Rotation im Pokal, die dem klammen Klub das Pokalaus bei 1860 bescherte. Grammozis will dies so nicht gelten lassen und verweist darauf, dass es ja (inkl. Torwart) nur drei Änderungen waren. Grundsätzlich will er die gute Ausgangslage auch nicht überbewerten und verweist darauf, dass es in der Liga sehr eng zugeht und ja sicher auch der HSV und Werder noch klettern bzw. eine gute Rolle spielen werden. Der im Pokal mit glatt Rot ausgeschiedene Malick Thiaw wurde lediglich für zwei Pokalspiele gesperrt und kann somit in Heidenheim spielen.
Samstag
Der frühe Nachmittag gehört natürlich dem Auftritt des FCSP im Bremer Weserstadion, alles dazu im ausführlichen Vorbericht von Tim.
Parallel dazu gleich zwei Spiele im Tabellenkeller: Hannover 96 (14. / 11P) empfängt Erzgebirge Aue (17. / 7P) und unser Pokalgegner Dynamo Dresden (12. / 13P) will ganz wichtige Punkte gegen den SV Sandhausen (16. / 9P) sammeln.
Dass Hannover 96 zu einem Keller-Duell antritt, hatten die Verantwortlichen natürlich nicht so eingeplant. Aber immerhin wurde H96-Trainer nun öffentlich von Martin Kind der Rücken gestärkt. Dieses Vertrauen spürt Jan Zimmermann sicherlich, oder? ODER? (Ein Twitter-Thread.)
Die Pressekonferenz zum Spiel steht noch aus, Kalauer-technisch gab 96 aber im Vorfeld schon mal alles: Mit „Happy AUEr gegen Aue“ will man die Fans am Samstag ins Stadion locken, alle Kaltgetränke gibt es zum halben Preis. Ob der anschließende Kopfschmerz aufgrund der Getränke oder der Scham über diesen schlechten Wortwitz größer ist, müssen die 96-Fans dann herausfinden.
Beim Erzgebirge hingegen soll nach dem ersten Saisonsieg gegen Ingolstadt nun schnellstmöglich nachgelegt werden, Coach Marc Hensel ruft sogar schon dieses Auswärtsspiel am 12.Spieltag zu einem „Endspiel“ aus. Da bleiben anschließend ja nicht mehr viele Pfeile im Köcher. Nicht dabei sein wird in jedem Fall Clemens Fandrich, der gegen Ingolstadt in der 89. Minute eine Rote Karte sah. Dabei soll er den Schiedsrichter-Assistenten nach dessen vermeintlich falschen Einwurf-Entscheidung angespuckt haben, Fandrich selbst bestreitet dies und wird sich wohl mit „feuchter Aussprache“ entschuldigen. Vorerst ist er jedenfalls erst mal gesperrt und wartet jetzt auf die Verhandlung am 4.November vor dem DFB-Sportgericht.
Für den möglichen Ersatz, Routinier Jan Hochscheidt, komme ein Startelfeinsatz noch zu früh, so Hensel.
Im Abendspiel (Free-TV) kommt es dann zum Nordduell des Hamburger SV (6. / 18P) mit Holstein Kiel (15. / 10P).
Beim HSV fällt der in Nürnberg mit Kreuzbandriss ausgeschiedene Tim Leibold voraussichtlich für den Rest der Saison aus, Keeper Daniel Heuer Fernandes könnte zumindest für diesen Spieltag mit einer leichteren Knie-Blessur ausfallen, die er sich beim letzten Elfmeter zuzog.
Der HSV konnte gegen Kiel in den bisherigen sechs Spielen noch nie gewinnen (zwei Niederlagen und vier Unentschieden), lediglich im DFB-Pokal gab es 2007 mal einen 5:0-Erfolg – damals natürlich noch unter komplett anderen Vorzeichen, Holstein spielte zu jener Zeit noch in der Oberliga Nord. Die letzten vier Spiele endeten unentschieden, Kiel gewann die ersten beiden Duelle – Trainer damals beim KSV Holstein: Tim Walter.
Der will den Spieß jetzt natürlich umdrehen, für Leibold könnten dabei wahlweise Miro Muheim oder Jan Gyamerah auf der Außenverteidigerposition helfen.
Für Kiel geht es unter Coach Rapp natürlich darum, die klare Niederlage im Pokal bei der TSG Hoffenheim (eingeleitet durch gleich zwei Eigentore) schnell abzuhaken und den Fokus auf die Liga zu richten. An der Motivation dürfte es nicht scheitern, sowohl Fabian Boll im Trainerteam als auch Fin Bartels und Lewis Holtby auf dem Platz dürften die geeigneten Worte für dieses Spiel finden.
Punkte- und Toremäßig ist der HSV weiterhin eher „Underperformer“, wie Ihr der hier gezeigten „expected points“- und „expected Goals“-Spalte entnehmen könnt.
Sonntag
Der obere Tabellenbereich schaut am Sonntag auf die Partie des Karlsruher SC (8. / 16P) gegen den SC Paderborn (5. / 18P). Karlsruhe zog durch einen Sieg in Leverkusen sicher etwas überraschend ins Pokalachtelfinale ein. Entscheidender Mitspieler war angesichts der Leverkusener Torchancen der Kollege „Quäntchen Glück“, der u. a. auch die Vorlage auf Kyong Rok Choi zum entscheidenden Tor lieferte.
Kleiner Geheimtipp für Tippspiele: Von den letzten zehn Begegnungen in der 2. Liga konnte acht Mal das Heimteam gewinnen, dazu gab es zwei Unentschieden. Der letzte Sieg des SC Paderborn in Baden datiert dementsprechend schon aus dem Jahre 2010.
Eine Partie der Gegensätze ist das Spiel zwischen dem FC Ingolstadt (18. / 5P) und Jahn Regensburg (2. / 22P). Während der Tabellenletzte Ingolstadt in den xG und xP-Werten einfach stark unter Wert dasteht (xG Tordifferenz 11:14, reale Tordifferenz 7:25) sieht es beim SSV Jahn komplett anders aus, was dann auch die eklatant unterschiedliche Position in der Tabelle (mit) erklärt. Trotzdem dürfte Regensburg der Favorit sein, es dürfte sich aber deutlich ausgeglichener gestalten, als die Tabelle es vermuten lässt.
Eher im Mittelfeld beheimatet sind Hansa Rostock (13. / 11P) und Fortuna Düsseldorf (9. / 15P). Beide kommen mit einer komplett unterschiedlichen Gefühlswelt aus der Pokalrunde. Während Hansa in Regensburg nach Elfmeterschießen jubeln konnte, erlebten die Fortuna-Fans beim Auftritt in Hannover ein grauenhaftes Spiel, welches bei Abpfiff in den sozialen Netzwerken u. a. nur noch mit „Endlich vorbei“ quittiert wurde.
Hansa hat aus den letzten fünf Ligaspielen drei Niederlagen geholt, die waren allerdings gegen Nürnberg, Schalke und den FCSP und damit allesamt gegen Teams aus den Top4 der Tabelle.
Die Fortuna hingegen holte aus den letzten sechs Ligaspielen immerhin elf Punkte und wähnte sich unter Coach Christian Preußer endlich auf einem guten Weg, weshalb die Niederlage in Hannover umso überraschender kam.
// Maik & Tim
Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.
MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube
Bzgl. hsv und „Underperformer“ würde ich noch in den Ring werfen, dass die in 4 von 11 Spielen, zumindest zeitweise (gegen Werder), in Überzahl spielen konnten. Das „boostet“ dann schon fast automatisch die jeweiligen xG und dementsprechend auch die xPoints-Werte.
Dennoch schon ein wenig überraschend, dass die trotz all der späten 90+ Min.-Tore immernoch deutlich unterperformen.
Na, das erzähle mal dem FCSP der letzten 20 Jahre, dass Überzahl fast automatisch bessere xG-Werte bedeutet 😉