Thees: Braun-Weißer Wicca Kult

Thees: Braun-Weißer Wicca Kult

Da geht es Schlag auf Schlag: Nach seinem famosen Erstlingswerk „Bitte hau mir jetzt keine Rhein II – OKF und gebenedeit vor Gott“ liefert Thees Uhlmann heute stabil und absolut im Zeitplan seine zweite Kolumne ab. Viel Spaß!

„Es geht los…! Es geht los…! Heute Nacht!“
Manchmal höre ich mir nur diesen Teil des Feine Sahne Fischfilet – Songs. Immer und immer wieder.
Mehr Dead Kennedys war auf der ganzen Welt nicht mehr seit… naja… Dead Kennedys.

Geil, wenn ich ein JUZ in Hemmoor hätte und die unerfolgreichen FSF würden bei mir spielen, dann würde ich auf diesen Coca-Cola Klappständer vor dem JUZ, den ich natürlich irgendwo bei einem Restaurant geklaut hätte, drauf schreiben:
„Heute Abend ‚Feine Sahne Fischfilet‘ – Dead Kennedys aus HRO!“

Ach, über HRO muss ich auch noch schreiben diese Saison. Genial!
Da freue ich mich schon drauf. Geht natürlich auch wieder Pro-Osten aus. Außer, ich wäre selber Rostock Fan aus Dobendan, oder wie die Orte da alle heißen, dann würde das Pro St. Pauli ausgehen. Aber dazu später mehr.

Ich wünsche uns allen ein tolles Fußballjahr. Man braucht ja echt auch gar nicht mehr schreiben, warum und alles, denn das würde einen dann noch religiöser machen, als man es eh schon ist und schon DAS ist eigentlich nicht gebenedeit vor Gott. Da muss man aufpassen, dass man nicht komplett verrückt wird.

Ich habe neulich zum Beispiel in einer verrauchten Fußballkneipe 2×45 Minuten nicht geraucht, damit St. Pauli gewinnt.
Und das hat dann geklappt!!!
Nur wegen mir!
Das muss man sich mal reinziehen. Das meine Existenz, mein simples Tun, Sein und Handeln eng mit dem Schicksal des Vereins verknüpft ist.
Hätte ich nicht gedacht, aber es muss wohl so sein.
Geht es noch welchen so?

Vielleicht sollten wir einen Fanclub gründen:
Braun-Weißer Wicca-Kult 
oder
Hysteric – Esoterics – Bramfeld
oder
„Luchd-adhraidh cloiche“ – St. Pauli  (mit vielen Grüßen an unsere schottischen Schwestern und Brüder.)
Heißt aber ehrlich gesagt auch nur „STEINANBETER – St. Pauli“!

Junge, verlabere ich mich gerade…
Hier wird doch schon wieder sublimiert, dass Freud ganz bös´ wird.

Allen ein schönes Fußballjahr und rhytmo dela noche idiota Policia

Also jetzt echt wegen Fußball:
Wie gesagt, wünsche ich uns allen ein tolles Fußballjahr.
Für mich ist es auf jeden Fall die erste Saison, in der ich manchmal schlicht vergesse, am Samstag mir die 1.Bundesliga -Ergebnisse anzuschauen. Es ist aus meinem Interesse gefallen. Ich vergesse es, wie H-Milch im Supermarkt. 

Ich schaffe es auch kaum mir mein geliebtes Sportstudio anzuschauen, weil es mich nicht mehr berührt. So wie manche Namen, die auf dem Telefon plötzlich aufleuchten und man nichts mehr fühlt und dann nicht rangeht. Da muss man mal länger drüber nachdenken, ob und wie man das nochmal ändern kann, will oder überhaupt möchte.
Außer die 1.Bundesliga ist nächste Saison das an geilste, was es jemals gab in den letzten Jahren. Dann zeichne ich jedes Sportstudio auf VHS auf und lasse das danach dann digitalisieren und das nur, weil ich es kann. 

Thema St. Pauli in Berlin!
Ich hatte ja schon häufig mokiert, dass in Berlin St. Pauli Merchandise eigentlich nur Kinder tragen, deren Westbesuch aus Hamburg nichts anderes als Mitbringsel eingefallen ist, als Pauli Kram.
4-jährige, die mit einem T-Shirt eines politisch korrekten Fußballvereins über den Spielplatz im Prenzlauerer flitzen. Und die Freundin, der Mutter, die auch mit auf dem Spielplatz ist, sagt: „Da möchte ich auch mal mit ins Stadion!“

Was kann es schöneres geben? 
Sich mit einem DIN A4 Blatt die Hornhaut aufschlitzen, zum Beispiel.
Man, man, man!
Ach so, ich vergaß! Wenn ICH St Pauli T Shirts an 4-jährige verschenke, sind natürlich alle Bepöbelungen rückgängig zu machen und dann ist alles sehr, sehr cool.

Und dann sind da noch die Austauschstudenten mit einer großen Affinität zum Musikgenre „Ska-Punk“. Die lieben das St. Pauli-Shirt auch. Neulich kam mir einer entgegen in einer illustren lachenden Gruppe mit Bluetooth Box im Rucksack, aus der dröhnender Party Punk in brasilianischer Sprache kam.

„Humpahumpahumpa-dadada“ macht die Band und der Sänger singt dann immer „Sa qua se quilla loco – de Luna este blanco – rhytmo dela noche idiota Policia – schlalalalala!“

Genial. Ich also zeig auf sein T-Shirt und sage: „St. Pauli!“
Er so: „Häh?“
Ich denk so: „Oh nein, hätte ich doch mein Maul gehalten!“
Mein Maul so: „SANKT PAULI!“
Er so: „Häh?“
Ich so zeigend auf mein T-Shirt und sein T-Shirt und sage: „SA -NK -T – P-AUL -I!“
Er so: „Ah, si! St. Pauli!“
Und dann zuckt er mit seinen Schultern, lacht mit seiner Gang und ich traurig ab. So ist das mit den St. Pauli-Shirts hier. 

Aber neulich hab ich echt gedacht, dass ich mein Portemonnaie verloren hab beim Spazieren gehen zu „Bramibals“.
Ich dann den ganzen Weg zurück gelatscht noch mal und da an der Ecke, wo Steffen mal gewohnt hat Ecke Gräfe / Dieffenbach, da ist so ein kleiner Mini-Supermarkt und dann kommt da einer raus und schließt sein Fahrrad auf und hat so eine „Fanladen Black Flag Logo in braun-weiß-rot St Pauli Mütze“ auf und ich so am denken: „Ey, das hat der nicht aus Zufall an. Das kann nicht sein. Das geb‘ ich mir jetzt. Auch mit Scheitern und so! Mir scheißegal!“

Und ich so: „Derbysieg!“
Und er holt tief Luft unter seiner ehemals Merkelburka – jetzt Scholzkorb – und sagt: „…Hehehe!“
Da hatte ich Adrenalin-Ausschub wie Verstappen in der letzten Runde. Normal ist ja eher, so wie Hamilton in der letzten Runde.
Und irgendjemand schlägt einen dann später zum Ritter, weil man es wenigstens versucht hat.
LOSER!
Das war schön, dass der „hehehe!“ gemacht hat.

Auswärts in Aue

Junge, da geht es ab in der WhatsApp-Gruppe.
Ich fragte gerade noch „Hab ich schon mal Geschichte erzählt von Auswärts in Aue mit Polizei und so?“
Alle so: „Nee!“
Ich so: “Geil. Dann hab ich was für Kolumne!“
Dann der Erste: „Aue immer richtig bizarr. Immer Schnee . Auch im Sommer. Scheißegal.“
Dann der andere: „Rüdiger hat sich da den Arm gebrochen! Und keiner weiß wie!?!“
Darauf Keule One: „Und vom Gefühl her ist Bukarest näher!“ 
Darauf Keule Zwei: „Im Block einer hinter uns. ‚SCHWUUUHULE AUER!‘ Wir so: ‚Alter!‘ Er so: ‚Ich kenn die, ich komm von hier. Die sind alle schwul!'“
Das ist mal eine Ringparabel a la bonheur von aller dümmster Sorte.

Bei mir war auswärts in Aue so:
Einer hatte einen Bus gemietet, um von Berlin um 7 Uhr morgens nach Aue zu fahren. Das war zu der Zeit, als meine Tochter schon so groß war, dass ich ihr sagen konnte: 
„Ich fahr morgen früh zum Fußball und Du pennst dann noch weiter. Ich stell dir alles hin, du lässt alles stehen, wenn Du fertig bist und wenn du keinen Bock mehr hast, dann gehst du einfach zu deiner Freundin und wenn was ist rufst du mich an.“
So alt war die da schon. Ganz schön war das und ganz stolz war ich.

Und dann hab ich ihr schon abends noch vor den Fernseher für morgens schon Chips und Schokopops und Fanta und sowas hingestellt.
Das war eines der besten Gefühle, die ich in Berlin jemals hatte. Morgens um sechs in einer U-Bahn zu sitzen, damit man mit anderen zu einem St. Pauli-Spiel fährt, während die Tochter noch schlafen kann, weil die so schockt und groß ist.

Treffen war am Alex und da wir alle Punks sind, waren alle pünktlich da und dann ging es los. Fröhlich ruckelte der Bus gen Südosten. Ich saß wie immer vorne beim Busfahrer und sogar der Präsi kam mit, weil er einen Außentermin in Berlin gehabt hatte und von hinten kamen da schon nach Erreichen der Berliner Stadtgrenze die Rufe: „Ah, die Hautevolee hat sich schon wieder die besten Plätze gesichert! Es ist uns eine Ehre, mit ihnen zu reisen, die Herren.“ 
Und alle so am kichern und gickeln und ich habe mich neben Oke zum ersten mal wie ein Lehrerehepaar auf Klassenreise gefühlt. Und das war nicht das schlechteste Gefühl.
Top Reisebegleitung, gerne wieder!

Die Hautevolee aus der 1.Reihe. Präsi noch am schuften. Ich pass auf ihn auf.

Es gab eine Fassbieranlage im Bus! Und ab halb zwölf wurden alle richtig nervös, wann denn jetzt endlich o´zapf bei Tempo 92 km/h ist.
Es gab ein Pfandsystem, was so ausgeklügelt war, dass ich mir sowas auf jeden Fall niemals hätte ausdenken können.
Deutschland sieht dann irgendwann irgendwie gut aus, rechts ab von der BAB und dann wird der Bus im Wald geparkt und man geht schön zu Fuß den kleinen Berg hinunter und es war der 7. April 2018 und das Spiel war am ersten warmen Tag dieses Jahr (Tocotronic) und alle ließen ihre Pullis im Bus liegen und nur mit leichten Jacken englischer Firmen gingen wir in Richtung Stadion.

Serotonin Produktion mit dem Vorschlaghammer.
Ins Stadion rein, 2:1 verloren. Serotonin Level wieder auf -4, aber waren schöne zwei Stunden.
Dann alle zurück und dann Fangruppenmischung. Waren jetzt auch nicht die gefährlichsten Auer Stiere (kommend von Auerochsen – ist klar, ne?) mit denen wir da dann den Berg wieder hochgegangen sind.

Ohhhh ohoh – Block Opa. Ohhhhohoh Block Opa! Vorne im Bild zwei Veganer mit guter Laune. 

Also ein lila-weißer, braun-weißer Mob schieb sich wieder nach oben und trotz einem Farbverlauf wie bei einem Bild von Monet (Wortspiel auf das ich gekommen bin, was seine Frühphase angeht, als seine Bilder noch billig waren: „Monet for nothing!“).
Plötzlich: POLIZEIKETTE…! ALLE ANHALTEN!!!

Empörung, Unverständnis, Schulterzucken gegen den Trend… alle warten und warum keiner weiß so richtig wie und warum und man kann ja viel sagen über die Leute aus Aue und auch aus Wismut. Was die haben, was die nicht haben. Aber Dialekt haben sie auf jeden Fall. Und ich liebe das.

Und ich steh so neben einem Familienvater, wo ich immer noch denke, dass der älter ist als ich, aber ich vermutlich inzwischen älter bin als er und dann bäumt der sich so auf und macht seinen ganzen Körper grade, schaut den 20-jährigen, hübschen Chef der Polizeikette an, noch nicht mal aggressiv, aber bestimmt.

Und dann sagt er laut…
Er: „Dooooooooooh! Du Polizist, dooooooh. Noh, nü lass döma die Sonkt Pölianer hie dursch. Hier bossiert doh nüschte! Dü Polizist, dohhhh! Die müsse noh den ganzen weiten Wesch bis Ambursch zurückfoahn! Ün die ham verlörn! Lass die mal nach Haus fahren jetzte. Du Polizist, doooooh! Noh, nü mach mal.“

Und da mussten alle ein wenig lächeln und und der Polizist griff sich erschreckt an sein Funkgerät und klärte das mit seiner Dienstgruppenchefin und die sagte, dass das okay geht, die Kette aufzumachen.
Die Mauer war weg.
Da muss ich immer dran denken. Voller Freude!

„nach 16 Stunden Bier“ – Pixel auf Dummheit
Ich mit meinem Freund Oliver Polak. 
Ich so: „Und er dann so: ‚Du Polizist, dooooooh!'“
Oliver so: „eheheheheh!“

Wir fuhren dann zurück. Junge, das war eine Fahrt. Ich muss deswegen immer noch in Frankfurt / Oder spielen. Das könnte man eigentlich mal in Angriff nehmen. Simon hatte noch Burzeltag und am Ende hatte ich 18 Stunden lang Bier getrunken. Genial!!

Nächstes Mal mit:

  • Berlin Marathon
  • Interview mit Marcus Wiebusch. Aber ich echt jetzt!
  • psychologischer Rückblick auf Aue und Pokal!

Ich hab Bock.
LOS JETZT, St. Pauli.
// Thees Uhlmann

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