Wie gut ist eigentlich… Manolis Saliakas?

Wie gut ist eigentlich… Manolis Saliakas?

Manolis Saliakas hat sich direkt zu Saisonbeginn zum Stammspieler beim FC St. Pauli entwickelt. Nach rund 1000 Spielminuten in Braun-Weiß, schauen wir uns seine Leistungen einmal genauer an.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Call it a neue Rubrik, die wir mit diesem Artikel beim MillernTon einführen. Wir möchten nicht nur nach Transfer-Verkündung ein entsprechendes Spielerprofil veröffentlichen, sondern jeweils nach etwa 1000 gespielten Minuten etwas genauer hinschauen, wie sich der neue Spieler in Braun-Weiß so geschlagen hat. Ist dann quasi so ein „100 Tage nach xyz“-Ding.

Der erste von den Neuzugängen, der die Marke von 1000 Spielminuten erreicht hat, ist Rechtsverteidiger Manolis Saliakas. In jedem der 13 Zweitligaspiele war er in der Startelf, war zudem in der ersten Pokalrunde dabei, stand insgesamt 1102 Minuten auf dem Platz. Das einzige Spiel, was er verpasste, war die zweite Pokalrunde in Freiburg, da er dort aufgrund einer diskussionswürdigen Roten Karte aus der ersten Runde gesperrt fehlte.

Saliakas mit meister Spielzeit

Mit diesen 1102 Spielminuten ist er seinen neuen Mitspielern, die ebenfalls vor der Saison zum FC St. Pauli wechselten, ein gutes Stück voraus. Johannes Eggestein stand insgesamt 779 Minuten auf dem Platz, war zuletzt aber nicht mehr Teil der Startelf. David Nemeth hat 597 Spielminuten auf dem Buckel, avancierte zum zweiten Neuzugang der Stammspieler ist, nachdem er zu Saisonbeginn aufgrund einer Muskelverletzung fehlte. In diesem Jahr wird aber keine Spielzeit mehr hinzukommen, da Nemeth langfristig ausfällt. Davon profitiert Betim Fazliji, der mit sehr viel mehr Minuten in nächster Zeit rechnen kann. Bisher hat er 550 Minuten für den FCSP gespielt.

Ein gutes Stück hinter Fazliji in Sachen Spielzeit befindet sich David Otto. Er kam bisher insgesamt 331 Minuten zum Einsatz für den FC St. Pauli. Die Tendenz ist aber leicht steigend, nachdem er im Derby sein erstes Ligator für den FCSP erzielte. Es folgt Connor Metcalfe (297 Minuten), der ebenfalls Stück für Stück näher an die Startelf rückt und zuletzt im Pokal gegen Freiburg sogar in eben jener stand. Metcalfe nimmt seit seiner Ankunft eine wirklich rasante Entwicklung, die ihm in dieser Geschwindigkeit nicht alle zugetraut haben. Etwas weniger Minuten hat Carlo Boukhalfa gesammelt (214), der bisher einmal in der Startelf stand, beim 0:0 zuhause gegen Heidenheim. Noch überhaupt keine Minute stand Sascha Burchert auf dem Platz.

Hamburg, Deutschland, 14.08.2022 - Manolis Saliakas (FC St. Pauli) im Duell mit Spielern des 1. FC Magdeburg - copyright: Peter Boehmer
Defensiv präsentierte sich Manolis Saliakas sehr griffig, gewinnt überdurchschnittlich viele direkte Duelle.
(c) Peter Böhmer

Start auf hohem Niveau

Direkt beim ersten Saisonspiel stand Manolis Saliakas in der Startformation des FC St. Pauli. Er war damit neben Johannes Eggestein der einzige der Neuzugänge, die auch zu Saisonbeginn direkt spielten. Sein erstes Spiel hatten viele damals als gut empfunden, ich auch. Rückblickend muss es aber fast als eine seiner schwächsten Leistungen bezeichnet werden. Wir wussten ja auch alle noch nicht, wo die Reise hingeht, aber woher wir kamen. Und da war ein Rechtsverteidiger mit starken Flanken nicht vertreten. Timo Schultz sagte dann nach dem ersten Spiel über Saliakas „Da kommt noch viel mehr.“

Gleich im zweiten Spiel gegen Hannover 96 wurde deutlich, was Schultz meinte: Mit 43 Pässen spielte Saliakas so viele, wie gefühlt lange niemand auf seiner Position beim FC St. Pauli. Und trotzdem waren einige der Ansicht, dass die Mitspieler noch gar nicht richtig registriert hatten, dass da auf der Gegenseite nun ein offensiv enorm aktiver und kreativer Spieler steht. Und so wurde der „workload“ von Saliakas von Spiel zu Spiel mehr, auch weil er sich mehr zuzutrauen schien. Inzwischen hat er im Schnitt fast 70 Ballaktionen pro Spiel. Das ist im Vergleich zu Leart Paqarada auf der Gegenseite immer noch eher wenig (93 Ballaktionen pro Spiel), aber im Vergleich zu Luca Zander, der letzte Saison Stammspieler auf dieser Position war, eine deutliche Erhöhung (59 Ballaktionen pro Spiel).

Offensiver Antreiber, defensiver Arbeiter

Der tiefere Blick in die Statistiken zeigt, wie enorm wichtig Manolis Saliakas für das Spiel des FC St. Pauli sowohl defensiv, als auch offensiv ist. Zwar führt er im Vergleich zu allen anderen Rechtsverteidigern in der Liga etwas weniger direkte Duelle pro Spiel, doch dafür gewinnt er überdurchschnittlich viele Defensivduelle am Boden (etwa 66.7%). In der Luft gewinnt er fast die Hälfte seiner Duelle (48.3%, was ebenfalls überdurchschnittlich ist) und zudem fängt er knapp sieben Pässe pro Spiel ab. Neben seiner offensiven Spielweise wage ich die These, dass diese defensive „Griffigkeit“ von Saliakas einer der Gründe ist, warum er sich bereits jetzt einiger Beliebtheit am Millerntor erfreut (und weil er an der Tischtennisplatte auch ganz gut sein soll).

Radar-Grafik von Manolis Saliakas (Türkis) im Vergleich zum Median (Rot) aller Rechtsverteidiger der 2. Bundesliga nach 13 Spieltagen in der Saison 22/23.

Richtig auffällig ist Manolis Saliakas im Offensivspiel. Kein Rechtsverteidiger in der Liga schlägt mehr Flanken pro Spiel (4.5). Zwar ist die Trefferquote seiner Flanken leicht unterdurchschnittlich, doch niemand in der zweiten Liga bringt von seiner Position aus mehr Flanken zum Mitspieler pro Spiel als Saliakas (1.6 pro 90 Minuten). Zudem sucht er auch überdurchschnittlich oft selbst den Torabschluss: 1.1 Schüsse pro Spiel gibt er ab, traf per Traumtor zur zwischenzeitlichen Führung gegen Braunschweig.

Auch alle weiteren Offensiv-Statistiken sind überdurchschnittlich: Kein anderer Rechtsverteidiger spielt mehr Pässe in den Strafraum und auch niemand bringt mehr erfolgreich zum Mitspieler. Zudem hat er sehr viele Ballkontakte im gegnerischen Strafraum und spielt auch überdurchschnittlich oft progressive Pässe oder geht selbst einige Meter mit dem Ball.

Diese Werte sind auch Ausdruck seiner und auch der Spielweise des FC St. Pauli allgemein. Denn Manolis Saliakas interpretiert seine Rolle auf der rechten Außenbahn anders als Leart Paqarada auf der Gegenseite, steht generell ein Stück höher im Ballbesitz. Während über Paqarada versucht wird den Ball ins letzte Drittel zu befördern, ist Saliakas dort eine Anspielstation, fast eine Art Zielspieler, der per Verlagerung erreicht werden soll.

Braunschweig, Deutschland, Oktober 2022 - Manolis Saliakas (FC St. Pauli) - copyright: Peter Boehmer
Kein Rechtsverteidiger in der Liga schlägt mehr Flanken als Manolis Saliakas.
(c) Peter Böhmer

Entwicklung noch nicht am Ende?

Manolis Saliakas hat in seinen ersten 1000 Spielminuten für den FC St. Pauli bereits überzeugen können und darf sich als unangefochtener Stammspieler bezeichnen. Dem FCSP ist es damit gelungen die Rechtsverteidiger-Position auf ein neues Level zu heben. Das führte übrigens auch dazu, dass Luca Zander nach seinen Einwechselungen ebenfalls meist überzeugte. Konkurrenz belebt anscheinend das Geschäft.

Das Beste an den Leistungen von Manolis Saliakas ist: Ich habe das Gefühl, dass da noch viel mehr gehen kann. Schaut man sich seine ersten Spiele für den FCSP an und vergleicht diese mit seinen letzten Auftritten ist bereits eine enorme Entwicklung erkennbar. Die dürfte noch nicht abgeschlossen sein.

// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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3 thoughts on “Wie gut ist eigentlich… Manolis Saliakas?

  1. Manolis hat sich in kürzester Zeit zu meinem Lieblingsspieler entwickelt. Die Art zu kämpfen, seine offensiven Läufe und scharfe, flache Pässe in den Strafraum sagen mir sehr zu, zumal ich selbst als Außenverteidiger spiele (und mich mit seiner, manchmal eher rustikalen, verglichen mit Paqas Hacke Spitze, Art mehr identifizieren kann). Leider fehlt uns der kopfballstarke Zielspieler für seine Flanken. Ausserdem sehe ich ihn gerne im Stadion die Fans mitnehmen, wenn er nach Balleroberungen Richtung Publikum gestikuliert. Ich hoffe er bleibt uns lange und verletzungsfrei erhalten.

  2. Tim, du kennst mich zwar nicht und ich dich nicht, aber ich möchte dir an dieser Stelle sagen, dass ich dich und deine Art sehr mag. Sei es wenn du im Rasenfunk sprichst, uns aufs Derby einstimmst oder gerade wirklich anregende Gespräche mit Timo Schulz führst.

    Ich habe noch in Erinnerung, was du über „den Griechen“ in dem ersten Beitrag über ihn geschrieben hattest. Das schürte die Vorfreude und auch dieser Artikel macht Lust auf die Zukunft. Stichwort Griechenland: Grüße aus dem ICE nach Freiburg und morgen wird man mich dort im Stadion gegen Piräus antreffen!

    Noch ein allgemeiner Kommentar: ich habe kein tiefes Verständnis von Taktik und Statistiken, aber auch dank deiner Beiträge macht es gerade – trotz angespannter Tabellensituation – ziemlich viel Spaß, den magischen fcsp zu verfolgen, denn ich lese von dir insgesamt ziemlich viel sportlich gutes über unseren Verein!

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