Nach dem torlosen Unentschieden des FC St. Pauli gegen den 1. FC Magdeburg überwiegt der Frust beim FCSP über das Ergebnis, aber Zuversicht aufgrund der Leistung. Die Stimmen zum Spiel.
(Titelbild: Peter Boehmer)
Fabian Hürzeler war zufrieden, aber äußerte auch Kritik, Marcel Hartel und Elias Saad sprachen vom „platzenden Knoten“, Dapo Afolayan wurde philosophisch, Eric Smith analytisch und Jackson Irvine hielt eine oscarwürdige Rede. Die Stimmen zum Spiel des FC St. Pauli gegen den 1. FC Magdeburg zeigen, dass der FCSP ein sehr selbstbewusstes und selbstkritisches Team hat.
Trainerstimmen
Titz: „Lösung durch Silas Gnaka“
FCM-Trainer Christian Titz sagte, dass sich die beiden Mannschaften „in der ersten Halbzeit egalisiert haben“. Trotzdem hätte sein Team bei den zweiten Bällen „aufpassen müssen“. Doch dann, in der zweiten Halbzeit, habe man „zu viele Eingaben zugelassen, woraus Möglichkeiten entstanden sind.“ Mit der Hereinnahme von Silas Gnaka sei es besser geworden, betonte der FCM-Coach, weil der FCSP dadurch auch „nicht mehr mit der Intensität anlaufen konnte.“ So sei es ein „schweres Spiel“ für die Magdeburger gewesen, bei dem man aber versucht habe „es über die gesamten 90 Minuten zu verteidigen.“
Hürzeler: „Ruhe bewahren“
Fabian Hürzeler erklärte, dass er mit dem Aufbauspiel seines Teams zufrieden gewesen sei („haben Schritte nach vorne gemacht“), weil es „Lösungen mit dem Ball gegen einen Gegner, der Mann-gegen-Mann spielt“ gegeben habe. Auch dank „Zielspieler“ Andreas Albers („hat genau das getan, für das wir ihn geholt haben“) habe man eine Mischung aus flachem und hohem Aufbauspiel hinbekommen, welche es dem Gegner schwer machte zu verteidigen. Zudem zeigte sich Hürzeler mit der defensiven Stabilität sehr zufrieden. Erst in der zweiten Halbzeit habe man Tiefenläufe der Gegner zugelassen. Ansonsten habe sein Team „kompakt gestanden und diszipliniert verteidigt“ und das „wird immer die Basis bleiben.“
Angesprochen auf die fehlenden Tore sagte Hürzeler das man „zehn-zwölf wirklich gute Möglichkeiten in guter Positionierung“ gehabt hätte, wo der Gegner aber noch geblockt habe. „Da ist es dann entscheidend auch mal den freien Spieler zu finden“, sagte der FCSP-Trainer und nannte direkt mehrere Szenen, in denen es aus seiner Sicht wichtig sei „Ruhe zu bewahren“ und „den frei positionierten Mann zu finden“. Hürzeler hatte also schon einen ziemlich klaren Blick dafür, was dann trotz der richtig guten Leistung nicht so richtig passte – seine Eindrücke decken sich ziemlich gut mit den Statistiken zum Spiel.
Spielerstimmen
Smith: „Müssen es schwerer machen“
Natürlich wurde jeder einzelne Spieler in der mixed-zone auf die fehlenden Tore angesprochen. Und alle haben irgendwie unterschiedliche Wege gefunden damit umzugehen. Marcel Hartel wählte den „geplatzten Knoten“: „Irgendwann geht vielleicht ein glückliches, ein dreckiges Ding mal rein und dann ist hoffentlich der Knoten geplatzt.“
Elias Saad wählte sehr ähnliche Worte: „Wenn das erste Tor fällt, dann wird der Knoten platzen.“
Dapo Afolayan wurde, wie üblich, philosophisch: „Der Fußball und das gesamte Leben sind von Enttäuschungen geprägt. Es geht darum, wie Du damit umgehst. Du musst positiv im Kopf bleiben und das Gleichgewicht behalten.“
Eric Smith wurde deutlich: „Viele der Torschüsse waren sehr zentral, direkt auf den Torwart. Wir müssen es schwerer für den Keeper machen.“
Jackson Irvine sorgte bei mir für Gänsehaut, als er die folgenden beiden Absätze sprach:
„Wir tun alles, was wir tun können. Wir verteidigen stark, wir bleiben mutig, wir erspielen uns Chancen – ist es Pech? Fehlt uns, fehlt mir in den Momenten die Qualität, die Konzentration? Wir müssen ganz einfach die Antwort finden. Und zwar schnell. Denn diese Auftritte verdienen mehr. (…) Aber wir glauben daran, dass die Tore in unserem Team drin sind. Sie werden kommen, wenn wir so weitermachen und weiter daran glauben.“
Jackson Irvine
Und zusätzlich ergänzte er: „Wir brauchen ein Tor. Ich brauche ein Tor, fucking hell, ich brauche ein verdammtes Tor. Wir machen es richtig, wir brauchen nur dieses letzte bisschen. Aber der Glaube ist da, ich sehe unsere Spieler jeden Tag und glaube an sie. Auch ich kann es, ich muss nur weiter in die richtigen Räume, die richtigen Positionen kommen – denn ich weiß, das Tor wird kommen.“
Afolayan: „Rechnung mit Braunschweig offen“
Auffällig ist, dass viele Spieler sehr klar sind in ihren Analysen. Smith betonte, dass das Team anfangs noch Probleme hatte, spätestens mit Anpfiff der zweiten Halbzeit aber richtig gut zurechtkam („Nach der Pause haben wir brillanten Fußball gespielt.“). Hartel sagte, dass es positiv sei, dass man „Chancen aus vielen verschiedenen Situationen heraus“ gehabt habe und dass man nun vorne noch effektiver werden müsse.
Wie das gehen kann erklärte Saad an sich selbst: „Vielleicht hat bei mir die Ruhe vor dem Abschluss gefehlt. Ich war zu hektisch, ich muss da klarer und ruhiger werden“ und traf damit genau die Meinung seines Trainers.
Afolayan zeigte sich sehr optimistisch: „Es gibt nichts, was mir zeigt: Wir können keine Tore schießen. Es gibt nichts, was mir zeigt: Wir werden nicht erfolgreich sein.“
Was bleibt ist zwar eine defensive Stabilität, die es so wohl seit Jahren oder noch länger beim FCSP nicht gegeben hat. Aber eben auch der Frust darüber, dass man sich für die gute Leistung nicht belohnt hat. Irvine: „Ja, wir können die Enttäuschung fühlen im Stadion. Aber ich denke alle können sehen, wie hart wir dafür arbeiten.“
Und so richteten fast alle auch direkt den Blick gen Braunschweig, freuten sich, dass es sich um eine kurze Woche handelt. Afolayan betonte dann auch gleich, dass man in Braunschweig etwas vorhabe: „Glücklicherweise kommt das nächste Spiel ganz schnell. Gegen ein Team mit dem wir noch eine Rechnung aus der Vorsaison offen haben, weil sie unsere Siegesserie gebrochen haben.“
// Tim
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