Schalke und die Szenen nach dem Spiel

Schalke und die Szenen nach dem Spiel

Kurz nach Abpfiff der Partie zwischen dem FC St. Pauli und dem FC Schalke 04 kam es zu Auseinandersetzungen in der Nordkurve. Was ist passiert? Und kann der FCSP zukünftig solche Situationen verhindern?
(Titelbild: Stefan Groenveld)

Die meisten werden sich erinnern: Im Februar hatte es zuletzt Ausschreitungen im Stadion des FC St. Pauli im Bereich des Gästeblocks gegeben. Zu Gast war damals der FC Hansa Rostock. Das Thema „Gästeblock“ war seitdem auf der Agenda, insbesondere die Einlasssituation. In der Nord selbst gab es damals eine Gefährdung des Heimpublikums insbesondere durch den Bewurf mit Gegenständen und Pyrotechnik – ein Sturm des Heimbereichs konnte dank eines größeren Pufferblocks und entschlossenem Ordnungsdienst verhindert werden.

Was war geschehen?

Beim Spiel des FC St. Pauli gegen den FC Schalke 04 war die Situation eine gänzlich andere – denn ein derart verfeindetes Verhältnis wie zu Hansa lag nicht vor. Zwar gehört Schalke sicher nicht zu unseren besten Freunden, umgekehrt sind wir dort auch nicht uneingeschränkt beliebt. Aber das ist eine eher normale Rivalität, wie zu vielen anderen Vereinen auch. Auch während des Spiels zeichnete sich die spätere Eskalation nicht unbedingt ab. Lange vor dem Anpfiff machte der Schalke-Anhang mit Gesängen aber schon deutlich, dass Beleidigungen unter der Gürtellinie auch an diesem Abend zu ihrem Repertoire gehören. Solche Gesänge sorgen zwar nicht dafür, dass man mit Eskalation rechnen muss, der Schalke-Anhang ist damit nur bisher dem FCSP gegenüber nicht aufgefallen.

Nach Abpfiff gab es aus unklarem Grund im unteren Abschnitt des Sitzplatzbereiches ein Gerangel zwischen Gästefans und Ordner*innen. Daraufhin kletterten viele Schalker aus dem Stehplatzbereich hoch auf die Sitzplätze. Hierdurch entstand eine quantitative und (wahrscheinlich, dazu gleich mehr) auch qualitative Übermacht, die dazu führte, dass die Ordner*innen sich sogar zurückzogen. Es kam daraufhin zu einzelnen direkten Auseinandersetzungen zwischen Heim- und Gästefans.

Inakzeptables Verhalten

Unter anderem sorgte dies dafür, dass die Mannschaft ihre wohl verdiente Ehrenrunde vor der Gegengerade unterbrechen musste, da auch sie merkte, dass alle Blicke sich in Richtung Nord wandten, vor der sie gerade eben selbst noch gefeiert hatte.

Es ist völlig klar, dass es inakzeptabel ist, einen Heimbereich zu stürmen und dabei sowohl die Verletzungen von Ordner*innen ebenso in Kauf zu nehmen, wie auch Folgeverletzungen durch Massen, die gegebenenfalls in Panik geraten. Wir reden hier ja über den Sitzplatzbereich der Nord, nicht über eine Auseinandersetzung mit Gleichgesinnten. Das ist wichtig zu wissen, weil es nochmal mehr aufzeigt, wie gefährlich, dumm und inakzeptabel die Aktion ist.

Dürfen Ordner*innen „weglaufen“?

Neben mir im Stadion gab es während der Szene die irritierte Nachfrage, warum die Ordner*innen denn da „einfach zurückweichen“ würden. Dazu gibt es sicher viele Punkte zu bedenken. Klar, die Ordner*innen, insbesondere im Bereich am Gästeblock, sollten gewisse Vorkenntnisse und auch eine bestimmte körperliche Qualifikation mitbringen. Das ist ein anderer Einsatzbereich als Ticketkontrolleur beim Howard Carpendale-Konzert.
Sie sind also im Zweifel besser ausgebildet als Otto-Normalfan und haben im besten Fall auch geeignete Ausrüstung – die sich aber immer noch meilenweit von dem unterscheidet, was Polizist*innen in Vollkampfmontur so zum eigenen Schutz tragen.

Wenn dann neben der erwähnten qualitativen Überzahl noch dazu kommt, dass einem da sehr wahrscheinlich auch ausgebildete Kampfsportler gegenüberstehen, wie es bei aktiven Fußballfans inzwischen ja durchaus üblich ist, so ist der Rückzug zur eigenen Sicherheit verständlich und wahrscheinlich auch der richtige Schritt. Denn kein Ordnungsdienst zahlt so gut, dass es die massive Gefährdung der eigenen Gesundheit rechtfertigt.

Was auch zur Wahrheit gehört: Die Schalker hätten in dem Moment den Heim-Sitzplatzbereich in der Nord angreifen und wahrscheinlich einfach überlaufen können, was sie zum Glück nicht taten. Es wäre auch kompletter Wahnsinn gewesen, denn da saß niemand, der es drauf angelegt hätte. Immerhin so viel Reflektion besaßen die angreifenden Personen also noch. Dies ist auf der einen Seite natürlich erleichternd, zeigt andererseits aber auch, was hätte passieren können (ein Lob für den Schalker Anhang lest ihr aus diesem Satz bitte auf gar keinen Fall heraus).
Was der Verein daraus für Schlüsse für die Zukunft zieht, was den Heimbereich auf der Nord anbelangt, bleibt abzuwarten. Auch dazu später mehr.

Die Polizei wirkt verlaufen

Vorab: Die Polizei hat aus Sicht vieler Fußballfans im Stadion nichts zu suchen. Punkt.
Dies sei als Statement vorweg geschickt, ehe wir jetzt weiter darüber sprechen, was passiert, wenn sie denn nun mal da ist.

Als die Situation im Sitzplatzbereich eskalierte, sah man sehr schnell die Behelmten aus dem Wartebereich zwischen Haupttribüne und Nordkurve im Innenraum aufmarschieren. Das Problem (wenn man denn, siehe Vorbemerkung, grundsätzlich davon ausgeht, dass sie „da rein“ sollen): Von dort kommt man nicht oder nur sehr umständlich in den Sitzplatzbereich. Der normale Weg durch die Tore zum Innenraum führt auf die Stehplätze – hier muss man entweder erst mal über die Mundlöcher in den Umlauf und dann hoch zu den Sitzplätzen. Oder man klettert hoch, so wie es die Schalker vorher taten. Beides ist eher schwierig. So nahmen sie dann ihre Position an der oberen Ecke im Stehplatzbereich ein, um zumindest zu verhindern, dass noch weitere Personen hoch klettern.
Parallel dazu ist wohl eine andere Gruppe in eben jenem Umlauf unterwegs gewesen, die mit Verzögerung auf die Sitzplätze kam und die Situation dort dann endgültig beruhigte.

Anlasslose Eskalation?

Warum genau es so eskalierte, ist zum jetzigen Stand, zumindest für uns, noch unklar. Vereinzelt wird berichtet, dass auch aus dem Heimbereich Gegenstände / Bierbecher in den Gästebereich geworfen wurden. Hierfür haben wir aktuell keine Belege und selbst gesehen haben wir es nicht. Einzelnen Berichten zufolge gab es vor der Eskalation eine kleine Auseinandersetzung im Heim-Sitzplatzbereich der Nord, wo auch einige Anhänger*innen von Schalke 04 saßen (ob in diesem Bereich Gästefarben erlaubt waren, konnten wir am Sonntag-Vormittag nicht herausfinden). Aber selbst wenn dem so war, rechtfertigt dies natürlich das Folgende nicht.

So liegt der Verdacht zumindest nahe, dass es eine Kombination aus akutem Frust über die sportliche Situation, Alkohol und gerne angenommener Provokation war (nochmal: Das soll nicht ansatzweise als Entschuldigung gelten dürfen), die zu diesen Szenen führten. Wobei das mit dem Alkohol auch infrage zu stellen ist, denn das Bier war im Gästebereich wohl schon vor Anpfiff alle.

Was tun?

Wie soll und kann der FC St. Pauli dafür sorgen, dass so etwas nicht erneut passiert? Wie schafft er es dabei, die Balance zu wahren – zwischen Fußballerlebnis für den Großteil der Fans einerseits, die dieses am Millerntor auch im Gästeblock verdient haben? Und andererseits der nötigen Sicherheit für Angestellte und Heimfans, ohne dass man bauliche Hochsicherheitskäfige mit Plastikwänden schafft, wie es sie zum Beispiel auf Schalke gibt?

Tja, keine Ahnung, ehrlich gesagt.
Das Leben ist gefährlich, Massenveranstaltungen sind es auch – ein Restrisiko besteht immer. Und doch muss es natürlich das oberste Ziel sein, sowohl die Ordner*innen als auch die Heimfans auf der Nord bestmöglich zu schützen. Der Überschneidungsbereich zwischen Heim-Sitzplätzen und Gäste-Stehplätzen an der Ecke in der Nordkurve ist da sicher nicht hilfreich.

Verein prüft zusätzliche Maßnahmen

Der Verein befindet sich so kurz nach dem Spiel noch in der internen Aufarbeitung, erklärte aber auf Nachfrage: „Die Einschätzung zum Spiel gegen Schalke war eine andere als gegen Rostock, allerdings waren bei dem Spiel am Sonnabend ebenfalls mehr Ordner*innen eingesetzt als sonst.“ Weiter heißt es: „Der Verein hat bereits zusätzliche Maßnahmen für die Nord geprüft, wann welche genau umgesetzt werden, können wir noch nicht sagen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.“

Wenn man so will, kann der Verein für den gestrigen, großflächigen Pyro-Einsatz im Heimbereich Blumen der Dankbarkeit in Richtung Südkurve senden. Die zu erwartende Strafe kann ja immer anteilig in Verbesserungen der Sicherheit investiert werden, statt sie an den DFB zu zahlen. Ein gewisses Budget dafür steht also zur Verfügung. Ironie off.

Während der Schrecken für die Fans auf der Nord mit etwas Abstand hoffentlich zu verdauen ist, soll natürlich niemand beim Besuch eines Fußballspiels verletzt werden, auch nicht in Ausübung des Berufs. Das ist aber leider geschehen. Der Verein meldete, dass mindestens fünf Ordnungskräfte verletzt wurden.
In diesem Sinne natürlich gute Besserung an die betroffenen Ordner*innen und ggf. weitere Personen. // Twitter

Forza St. Pauli!
// Maik

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30 thoughts on “Schalke und die Szenen nach dem Spiel

  1. Warum wird Pyro immer noch nicht unterbunden? Dieser Qualm kann doch nicht gesund sein. Bei tiefdruck Wetterlagen zieht der Rauch nur sehr langsam ab. Die Pyromanen sollten wenigstens die Kosten tragen tragen.

  2. Leider haben diese Szenen meine Freude über das sehr gute Spiel und den verdienten Sieg unseres Magischen FC stark belastet. Hilflos standen wir auf der GG und konnten nur Zuschauer*innen dieses Gewaltausbruches sein. Dass es sich bei den Weiss- Blauen vielfach um geübte Kampfsportler handelte, war leicht zu erkennen und verschärfte unsere Angst, dass Braun- Weiße Fans zu Schaden kommen.
    Was mich allerdings bereits vor Beginn des Spieles und zum x- ten Mal auch extrem verstörte und ärgerte, war dieses richtig kaute Pfeifkonzert als das Team von S04 ins Stadion kam. Was soll das? Früher gab es das nicht, die Gegner wurden vor dem Spiel mit Respekt empfangen. Gibt es da Gespräche von Vereinsseite? Ich beobachte inzwischen eine gewisse Verrohung in „unserer“ Fanszene. Das schmälert nicht meine Liebe zum Verein, wohl aber frage ich mich, ob unsere Werte wirklich noch von allen getragen werden. Zumindest dieser Abend ließ mich trotz überragendem Spiel traurig zurück.

    1. Jetzt fernab jeglicher Bewertung:

      Von welchem „früher“ wird hier gesprochen? Selbstverständlich gab es „früher“ Pfiffe gegen gegnerische Teams. War in den verklärten späten 80ern und 90ern Standard. Einmal musste sogar die Stadionsprecherlegende während der Durchgabe der Aufstellung darauf verweisen, dass man doch bitte die gegnerischen Spieler nicht als „A…loch“ titulieren solle. Es flogen Ziegelsteine (gegen Mannheim), Münzen, Bierflaschen aufs Spielfeld, OKF war Standard, Sexismus ebenfalls, Beleidigungen unter jeglicher Gürtellinie ebenso. Manchmal sogar gegen eigene Spieler (Ich denke Hanke ist ein Begriff). Und jedesmal wenn nun irgendwas passiert, versuchen immer wieder ältere Jahrgänge zu erklären, was es „früher“ alles nicht gab. Und sprechen von Verrohung. Ich persönlich glaube, die meisten, die das heutige Millerntor kennen, würden sich zurückversetzt in die 90er angewidert abwenden.

      Zu gestern:
      Schalker haben schon lange vor Anpfiff mehrfach deutlich gemacht, was sie von St. Pauli halten. Der Verein ist mir persönlich egal, aber mich hat die Angelegenheit nach dem Schlusspfiff, nach meinen persönlichen Erfahrungen mit Schalkespielen, Nullkommanull gewundert.

      1. Moin Paul, tut mir leid, dass ich mit dem falsch benutzten Adverb bei Dir scheinbar alte Erinnerungen wachgerüttelt habe 🙂
        Nur zur Richtigstellung oder vielleicht Präzision: mit „früher“ schaue ich nicht auf Zeiträume von vor 30 bis 50 Jahre, sondern auf die Zeiträume in denen wir Fans soziale Werte gelebt haben, auf die wir zurecht stolz sein können.
        Also für mich ist „früher“ der Zeitraum der letzten ca. 15 bis 20 Jahre.
        Fakt bleibt: mich und viele mit denen ich spreche, nervt dieses Pfeifkonzert. Einerseits wird das Fanlied des Gegners gespielt und gesagt, wir wollen uns als gute Gastgeber benehmen und dann gibt´s dieses Pfeifen gegen die gegnerischen Spieler…..das ist in meinen Augen dumme und unnötige (biologisch gesehen) Genitalpräsentation und haben wir nicht nötig!
        Aber es soll hier gar nicht um das Pfeifen gehen, sondern Thema ist die erlebte Gewalt im Stadion und wie wir damit umgehen. Mich nervt nur insgesamt dieses aggressive Machogehabe, ob nun mit Fußtritten oder Bepöbelungen/ Pfeifen.
        Für mich beginnt Respekt gegenüber anderen bereits bei der gelebten Gastfreundschaft an.

  3. Die schnelle Eingreiftruppe der Polizei muss nur irgendwie in den Sitzplatzbereich. Das geht auch, wenn man entsprechende Metallbrücken hätte. Ich glaube man hat gehofft, dass sich das mit etwas Pfefferspray wieder beruhigt.

    Auf der Süd kam es nebenbei auch zu Attacken gegen Handybenutzer im Sitzplatzbereich, um zu verhindern, dass das Verteilen und die Urheber des Pyroeinsatzes gefilmt werden.
    Dabei wurden Familienväter vor den Augen des Nachwuchses bedrängt.

    Es führen sich da einige Ultras als Sheriff auf. Das zog sich über das ganze Spiel und ist aus meiner Sicht nicht tolerabel und gehört da genauso wenig hin, wie Pyro ins Stadion.

    1. Ja so doof es ist, dass Kinder sehen müssen wie ihre Väter gemaßregelt werden. Hier kann ich unsere Ultras verstehen. Die Pyroshow, v.a. beim Einlauf, lief gut kontrolliert und koordiniert ab. Wer dann in Richtung derjenigen filmt, die verteilen und sich umziehen müssen, hat ne Ansage verdient. Sollte die Polizei solche Videos zu Gesicht bekommen drohen diesen Menschen lebenslange Stadionverbote und Repressalien seitens der Staatsmacht. Also bitte: Handys aus, gibts doch sowieso aus x-Perspektiven zu sehen. Warum jeder da sein eigenes Video machen muss ist mir eh ein Rätsel.

      1. Ihr verlangt von Fans, die Eintritt bezahlen, Euch auch noch bei dem illegalen Treiben zu unterstützen? Macht Euer Ding, aber lasst andere Zuschauer in Frieden. Ich habe es als übergriffig empfunden.

        Es ist übrigens eine Straftat (Nötigung), wenn ihr mit Gewaltandrohung (was ich mitbekommen habe) andere dazu auffordert das Handy während des gesamt Spiel nicht zum Filmen zu benutzen. Bagatellisiert es nicht einfach

        1. Sorry aber es ist auch nicht erlaubt Menschen ohne ihr Einverständnis zu filmen oder zu fotografieren Stichwort DSGVO. Abgesehen davon gab und gibt es immer wieder Erkläungen der Ultras und auch anderer Gruppen das Forografieren in der Kurve unerwünscht ist. Das dann die Leute ungehalten reagieren wenn man diesem Wunsch aus Senationsgeilheit nicht nach kommt, kann ich zumindes durch verstehen.

          Ab gesehen davon ist das abbrennen von Pyros in Deutschland nicht zwangsläufig eine Straftat. Außerhalb des Stadions ist es kein Problem. Solange die Sachen CE Zertrifiziert sind. Ich hab schon das eine oder andere Fotoshooting mit Rauchtöpfen oder Bengalos gemacht. Dann ist die Frage warum es im Stadion nicht unter Brandschutzauflagen legalisiert?

          Die nächste Frage ist warum du es besser findest den Cops zu helfen, unter deren Repressionen, auch ohne Anlass, alle Fans zu leiden haben?

          Als letztes du schreibs: „Macht Euer Ding, aber lasst andere Zuschauer in Frieden“ nicht anderes haben die Leute die du anprangerst gemcht. Die Leute haben ihr Ding gemacht und wurden von den anderen dabei durch filmen und fotografieren belästigt.

          1. Lass Dich doch nochmal rechtlich zu Bildern in Bundesliga – Stadien beraten lassen.

            Also bist Du stolz darauf, dass dieses Spiel locker 100.000,00 (1.000 pro Bengalo) kosten wird? Dann sag ich Dir, dass mich das als Fan dermaßen ankotzt. 100.000, die ich lieber in Fanprojekten, Stadtteilprogrammen oder der Entwicklung der sportlichen Zukunft des Verein investiert sehen würde.

          2. „Sorry aber es ist auch nicht erlaubt Menschen ohne ihr Einverständnis zu filmen oder zu fotografieren“

            Das ist so pauschal nicht richtig. Siehe § 23 Abs. KunstUrhG.:

            Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen verbreitet und zur Schau gestellt werden:
            1.
            Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte;
            2.
            Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeit erscheinen;
            3.
            Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;
            4.
            Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Verbreitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient.

            Absatz 1 gilt für die Spieler und Trainer, aber eher nicht für andere Zuschauer, das sieht jedoch bei Absatz 2, 3 und eingeschränkt auch 4 anders aus.

        2. Die Strafe wird nicht von einem Zivilgericht verhängt sondern von einem „Gericht“ innerhalb eines Verbandes. Was zeigt das der begriff „Illegal“ schon sehr absurd ist. Ein Verband der nicht im Intresse der Fans handelt.
          Um auf deine Frage zu kommen. Nein ich bin nicht stolz aber ich sehe das Problem nicht bei der Pyro oder den Fans sondern beim Verband. Der sich jeglichen Versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden, versperrt.
          Dazu kommt, dass die Auflagen des Verbandes seit Jahren nicht gefruchtet haben und trotzdem hält der Verband daran fest. Wenn man dann noch bedenkt das es juristisch kein Problem wäre Pyros unter Brandschutzauflagen zu benutzen, stelt sich mir die Frage warum ich duckmäußerisch den Vorgaben eines Verbandes folgen soll, der einen Scheiß auf die Interessen der Fans gibt und warum du es so toll findest, Leute diesem Verband preiszugeben der sich für dich genau so wenig intressiert?

          Als letztes sind es genau diese Leute, die du in die Pfanne hauen willst, die dein Interesse, eine stimmungsvolles Spiel sehen zu können, verteidigen. Sie waren es, die den Kampf gegen Montagspiele, für bezahlbare Ticketpreise und sinnige Anspielzeiten usw. initialisiert haben und weiter dranbleiben.
          Das was du so toll am FC St. Pauli findest ist der Verdienst einer Fanszene die sich eben Vorgabend und Strafen eines Verbandes oder sogar Vereins nicht einfach so beugen.

      2. Ja, was kann man da nur machen? Ist ja total neu, dass einige Fußballfans zu Gewalt neigen. Man müsste da so einen Job erfinden, mit dem die Allgemeinheit vor Gewalttätern und Kriminellen geschützt wird, finanziert aus Steuermitteln. Gute Idee, oder? Es ist so albern und verklärt, die Polizei grundsätzlich zu verteufeln.
        Kein Respekt vor gegnerischen Vereinen und Fans mehr durch die aktive Fanszene bei St.Pauli, das hat in den 90ern viele Situationen (nicht alle) entschärft.

  4. Eine gute Idee wäre es schonmal wenn man den Bereich zwischen Stehplätzen und Sitzen im Gästeblock dahingehend verändern könnte, dass man nicht mehr so einfach von unten nach oben klettern kann.

  5. ich finde Bengalos super und finde, das gehört auf jeden Fall dazu. Und nun?
    Zigarettenrauch nervt mich auch immens, genauso wie in Teilen das egozentrische Handygefilme, aber das muss ich eben aushalten und tolerieren.

    Um beim eigentlichen Thema zu bleiben:
    stmmt es, daß die betroffenen Ordnerinnen hauptsächlich durch Pfeffersprayeinsatz verletzt worden sind?

    1. Zu Deiner Frage mit dem Pfefferspray: Nach den Videos die ich bisher gesehen habe, dürften es in deutlichem Umfang Verletzungen durch Schläge und Tritte gewesen sein. Schließt natürlich das Pfefferspray nicht aus, aber die Ordner*innen haben körperlich heftig einstecken müssen.

  6. Ich sehe hier auch das Thema Sicherheit im Stadion und damit vor allem die Möglichkeit so relativ einfach über einen Zaun klettern zu können und im Zwischengang die Tore aufzubrechen als vorrangige Defizit.

    dass dann eine Panik, in diesen Fall unter den Ordnern ( ich whalte die Schlussfolgerungen im Artikel dazu für absolut richtig) nicht in deutlich mehr Verletzten auswirkt, muss dringend durch Maßnahmen verhindert werden, damit ein solcher Übergriff gar nicht erst geschehen kann.
    Zum einen unabhängig von den besuchenden Verein, zum anderen bei bereits durch solche Aktionen aufgefallenden Vereinen mit z B. zusätzlichen Pufferzonen zu Lasten der Gästeplätze. Ich lade mir zu Hause ja auch keine Gäste mehr ein, die sich schon einmal schlecht benommen haben. Auch wenn dabei auch immer zu bedenken ist, dass auf solche Extramaßnahmen auch meist eine Reaktion erfolgt.

  7. Wenn ich überlege wer hie bei uns teilweise als Ordner arbeitet (UA. Werkstudenten etc) würde es eventuell Sinn machen zumindest auf der Nord einen professionellen Sicherheitsdienst einzustellen der die Ahnung und Expertise dazu hat eben nicht zurück zu weichen.
    Dies wäre auf jeden fall angemessen wenn wir anders als das Volksparkstadion die Polizei weiter nicht im Stadion wollen (im Augenblick reine frage des hausrechtes)

  8. Ich finde dass es nicht im Ansatz eine Rechtfertigung für ein solches Verhalten gibt. Und leider hat genau deswegen die Polizei eben doch etwas in den Stadien zu suchen weil man es von Ordnern nicht erwarten kann sich für die Bezahlung die sie bekommen dann vermöbeln zu lassen.
    Rivalität ist gut und auch nötig. Gewalt hat nichts im Fußballstadion zu suchen und zeigt um was für Menschen es sich handelt die sich so verhalten. Nur weil ein paar Idioten meinen hier Ihre Komplexe verarbeiten zu müssen trüben sie das Fußballerlebnis (ein Freizeit Sport Event) für viele andere Besucher- einfach nur traurig!

  9. Ich verstehe nicht, warum man von der Aggression so überrascht war. Wenn stimmt was in diesem Video
    https://youtu.be/UD__csK-eTo?feature=shared
    gesagt wird (kann ich nicht verifizieren), dürfte klar gewesen sein, dass da noch was als offen empfunden wurde.
    Zu den Forderungen nach einem „professionelleren“, also körperlich robusten Ordnungsdienst: Weiß nicht, ob der am Abend des Reeperbahnfestivals verfügbar gewesen wäre. Da waren schon diverse Schränke im Einsatz. Gibt es vermutlich auch nicht wie Sand am Meer.
    BTW: in einem Video heißt es, die Ordner hätten verbal provoziert. Kann ich mir aber eigentlich nicht vorstellen.

    1. Wenn das im Video stimmt, dann hat ein „braun-weißer Mob“ die Schalker NACH ANPFIFFdes letzten Spiels AUSSERHALB DES STADION angegriffen. Das werden wohl kaum Leute gewesen sein, die ins Stadion gehen. Und selbst wenn sich die Tumulte am Samstag darauf beziehen sollten, wäre es absoluter Quatsch den Heimbereich auf der Nord anzugreifen … da ist nicht gerade das Publikum, welches Gewalt bevorzugt.

      1. Nur weil sie damals nicht ins Stadion kommen konnten/wollten, heißt das nicht, dass sie diesmal nicht drin waren. Und es ist generell Quatsch (ist noch zu harmlos ausgedrückt) irgendwen im Stadion anzugreifen. Aber von Leuten die so was machen, erwarte ich nicht das Reflexionsvermögen, zwischen Angriffen auf Leute die so was auch wollen und Leuten, die nur ihren Verein Supporten wollen zu unterscheiden.

  10. Ich muss sagen, am Ende ist diese Diskussion doch auch unerheblich.
    Mit baulichen Maßnahmen können diese Situationen gar nicht erst entstehen.
    Dann erübrigt dich die Diskussion um den Ordnerdienst und der Polizei im Stadion.

  11. „Sie sind also im Zweifel besser ausgebildet als Otto-Normalfan“

    Nichts für ungut, aber als jemand der früher Security bei Festivals gemacht hat, muss ich Dir hier eine etwas naive Sichtweise attestieren. Nun kann ich zwar nicht genau sagen, wie das bei unserem Anbieter am Millerntor aussieht, aber ich wäre äußerst überrascht, wenn es mehr als kurze Einweisung mit der klaren Ansage „Wenn es wirklich kracht, zieht euch zurück und lasst die Fachkräfte ran“ geben sollte.

    Sicherheitspersonal, was dazu ausgebildet ist, auch rustikalere Situationen wie am Samstag aufzulösen, kostet nicht nur deutlich mehr, sondern hat zudem das Problem, dass man ganz schnell in hochproblematische Verbindungen Richtung Rechtsaußen und/oder organisierte Kriminalität rutscht, um es mal vorsichtig zu formulieren. Ich weiß, das klingt ein bisschen nach Klischee und es gilt natürlich nicht für alle Menschen im Security-Bereich, aber die Tendenz ist schon sehr eindeutig. Und solche Menschen will der Verein aus offenkundigen Gründen sicherlich nicht am Millerntor haben. Oder etwas polemisch ausgedrückt: Bevor wir irgendwelche stiernackigen Testosterondudes mit eintätowierten 88 auf der Schulter im Stadion haben, ist mir eine Polizeieinheit in der Nord deutlich lieber.

    1. Ich gebe Dir natürlich dahingehend Recht, dass dies auch für den Großteil des Ordnungsdienstes im Heimbereich so ist.
      Insbesondere im Gästebereich sind aber (zumindest in der Vergangenheit) schon Ordner*innen mit besonderer Ausbildung / Qualifikation eingesetzt worden.
      Ob dies nun am Samstag in eben jenem Bereich auch so war, weiß ich nicht.

  12. Hm, schwierig. Einen für solche Sachen brauchbaren Ordnungsdienst bekommen wir wohl nicht (lt. Kommentaren hier). Und „Die Polizei hat aus Sicht vieler Fußballfans im Stadion nichts zu suchen. Punkt.“ Da wird es dann eng mit weiteren Möglichkeiten, Zuschauern ein verletzungsfreies Spielerlebnis zu garantieren. Es handelt sich hier mindestens um Körperverletzung, es ist eine Illusion, das ohne Polizei lösen zu wollen. Es gibt viele Probleme mit der Polizei, es gibt Polizeigewalt, alles richtig, das muss noch viel mehr als es bisher geschieht, beobachtet und berichtet werden. Um dann auch verfolgt zu werden, juristisch. Was ja so gut wie nie geschieht. Aber all diese Kritik kann kein Grund sein, Straftaten nicht mehr von der Polizei verfolgen zu lassen.

    Und noch etwas, was vielen hier vielleicht nicht gefallen wird: ich halte es auch für ärgerlich, die gegenerische Mannschaft prinzipiell auszupfeifen, am besten schon, wenn sie zum Warmmachen einläuft. Ob das früher besser war oder nicht ist völlig irrelevant. Respekt wäre hier angebracht. Und Respekt ist auch das Stichwort für die „Erlaubnis von Gästefarben“. Ich habe nie verstanden, warum Gästefans nicht überall im Stadion stehen können. Und dass das offenbar weitgehend akzeptiert wird. Mit gegenseitigem Respekt könnte man doch auch mit gegnerischen Fans ein Spiel ansehen. Warum kann ich nicht (z.B.) mit einer ArbeitskollegIn ins Stadion gehen, die Fan des Gegners ist. Es gibt viele Fans, die sehen sich Spiele entspannt und mit ausreichend Selbstironie an. Bei vielen auf der GG ist das nach meiner Beobachtung der Fall. Nicht alle Fans sind „fanatics“.

    1. Das die Polizei im Stadion ist, ist ja aktuell Fakt.
      Ich hab das hier auch nur erwähnt, da wir die Diskussion „die Polizei gehört nicht ins Stadion“ hier sonst gehabt hätten.
      Und ich wollte schon mal vorauseilend all jenen Wind aus den Segeln nehmen bzw etwas entgegensetzen, die sonst „Die Polizei muss da reinknüppeln!“ in die Tastatur gehauen hätten.

    2. Zu “Erlaubnis von Gästefarben”: Meinem Eindruck nach ist es in den meisten Fällen doch auch kein Problem, wenn Leute mit Gästefarben irgendwo anders sind. Zumindest dort wo ich mit meiner DK bin (Gegen Steh) erlebe ich das als ok und als ich vorletztes Spiel mal auf der Haupt saß, waren dort auch einige Kieler in unserer Nähe.

      Anders als andere Vereine haben wir ja auch in der Stadionordnung keine Regel, dass in manchen Bereichen stets Gästefarben verboten sind. https://www.fcstpauli.com/verein/millerntor-stadion/stadionordnung/

      Ja, zu manchen Begegnungen werden solche Verbote ausgesprochen, aber ich finde dies geschieht wirklich nur als Ausnahme mit Fingerspitzengefühl. Aber es wäre nun auch wirklich kein Zeichen des Respekts mit Raute oder Hansa-Schal Zutritt zu Süd Steh zu verlangen, oder?

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