Hertha BSC vs. FC St. Pauli 1:2 – Statement-Sieg in der Hauptstadt

Hertha BSC vs. FC St. Pauli 1:2 – Statement-Sieg in der Hauptstadt

Bei Hertha BSC gelingen dem FC St. Pauli der dritte Sieg in Folge und der Sprung an die Tabellenspitze. Unser Bericht aus Berlin.
Titelfoto: Peter Böhmer

Tim ist an diesem Wochenende leider verhindert, die gewohnte taktische Analyse entfällt also. Sie wäre mir bei bestem Willen mit der recht flachen Sicht auf dem Unterrang in G auch gar nicht möglich gewesen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei Spielen mit weniger als sechs Toren Unterschied ohnehin immer viel zu nervös bin, um auf solche Feinheiten zu achten.

Seenotrettung = Menschenrecht

Es war eine Demonstration. Nein, nicht auf dem Platz, sondern vor dem Spiel.
Angemeldet von Berliner St. Pauli-Fans, direkt auf dem Coubertinplatz vorm Eingang zum Gästeblock. Und wenn alles organisatorisch so gut geklappt hätte wie dort, wäre es ein noch perfekterer Tag gewesen.
Vielen Dank jedenfalls an alle, die rund um den FC St. Pauli auch immer wieder solche Themen aufgreifen und platzieren.
Auch im Stadion wurden Transpis zu diesem Thema im Gästeblock platziert, welches von der Bundespolitik und der EU aktuell so desaströs behandelt wird, obwohl so viele Menschen im Mittelmeer sterben.
#FightFortressEurope, Seenotrettung ist ein Menschenrecht.
Mehr Informationen unter anderem bei Seebrücke oder Sea-Watch.

Ein Tor und kein Elfmeter

Es war eine Demonstration. Ja, auch auf dem Platz. Die spielerische Überlegenheit des FCSP war so deutlich, wie man es bei einem Auswärtsspiel bei einem Bundesligaabsteiger wohl noch nie gesehen hat. Johannes Eggestein erzielte in der 25. Minute die verdiente Führung, mit der er sich selbst für die starken Leistungen der letzten Wochen endlich auch als Torschütze belohnte. Vorausgegangen waren eine gute Vorarbeit durch Elias Saad und eine Drehung von Eggestein mit Abschluss, die auch schon ein Tor verdient gehabt hätte. Aber Eggestein setzte körperlich – und gedankenschneller – nach als die Herthaner Defensive und grätschte den Ball zur umjubelten Führung in die Maschen.

gemeinsamer Jubel des Teams nach dem Führungstreffer von Johannes Eggestein.
Glücklicher Johannes Eggestein nach dem 1:0. // (c) Peter Böhmer

Erneuter Jubel brandete auf, als Deniz Aytekin auf den Punkt zeigte. Ja, es waren über 100 Meter Luftlinie, aber ich war mir absolut sicher, dass dieser Elfmeter auf gar keinen Fall zurückgenommen werden würde, zu klar war das Foul an Smith auch aus dem Gästeblock zu erkennen gewesen.
Leichte Verwunderung darüber, dass es so lange dauerte… komplette Verwunderung, als Aytekin dann raus marschierte. Und auch nach Anblick der Videobilder kann ich noch nicht nachvollziehen, wieso der Strafstoß zurückgenommen wurde. Der Kontakt war zweifellos nicht geeignet, das Schienbein zu brechen oder den Meniskus nach hinten durchzutreten – aber er war ebenso zweifellos da und kommt in der Laufbewegung von Smith, der dann auch ohne Verzögerung direkt zu Boden geht. Das ist auf gar keinen Fall eine Schwalbe und für mich gibt es hier keinen Grund, den Elfmeter zurückzunehmen.

Ich bin in meinem Umfeld verschrien als „Schiri-Versteher“ und schätze Deniz Aytekin nach wie vor als besten Schiedsrichter in Deutschland – aber hier kann ich nur hilflos die Schulter zucken.
Überraschenderweise formulierte Aytekin es im Interview nach dem Spiel sogar recht ähnlich und sprach davon, dass Hertha hier Glück gehabt hätte. Verrückt – und Wasser auf die Mühlen aller VAR-Kritiker.

Kurzer Einschub: In meinen Träumen…

Apropos umjubelt: Ich träume seit Mitte der 90er davon, einmal mit dem FC St. Pauli zu einem DFB-Pokalfinale in dieses Stadion reisen zu dürfen – gestern war dann zumindest schon mal ein guter Vorgeschmack. Damit meine ich weniger das Drumherum, als vielmehr das Gefühl, mit etwa 15.000 St. Paulianer*innen diese Gästekurve zu füllen. (Die Zahl ist grob geschätzt, es können auch 12.000 oder 20.000 gewesen sein, keine Ahnung.)
In Block G klappte auch die Koordination des Supports durch USP sehr gut, was bei der Größe der Kurve ja keineswegs selbstverständlich ist. Auch der gegenüberliegende Block auf der anderen Seite des Marathon-Tores wurde immer wieder mit Wechselgesängen eingebunden.
Gute Übung für das Pokalfinale im Mai…

Weniger traumhaft waren die Begleitumstände. Verzögerungen bei der Busanreise schon in Hamburg durch nicht bereitgestellte Busse (es waren am Ende hoffentlich trotzdem alle irgendwie angekommen), eine unfassbar schlechte Abwicklung am Zugang zum Stadion…
Als regelmäßiger Besucher des DFB-Pokalfinales konnte mich letzteres nicht überraschen, aber man fragt sich schon, wer solche „Konzepte“ entwickelt und das tatsächlich beruflich und gegen Bezahlung machen darf.

Im Stadioninneren dann wieder die Erinnerung daran, was uns wahrscheinlich in der Bundesliga erwarten dürfte, sollte irgendwann mal wieder ein Aufstieg gelingen. Das komplette Programm an Unterhaltungsmaschinerie auf Ballermann-Niveau, eine Musikauswahl aus der Hölle, bei der bemüht mit viel Lokalkolorit musiziert wird, das Heim-Publikum aber (mit Ausnahme vom Frank Zander-Song) nicht mitmacht. Im Gegenteil, wenn die Kurve denn vor Anpfiff schon mal singt, knallt man weiter die Dauerbeschallung drüber. Immerhin weiß man nach solchen Spielen dann immer wieder, was man an der Stadionregie am Millerntor hat. Gleiches gilt auch für unser dezent auftretendes Stadionsprecher*innen-Team – vielen Dank dafür, dass ihr diese Aufgabe so ausfüllt, wie ihr ihr es tut.

Mein persönliches Wochenende war hingegen relativ entspannt, da ich schon vor der „Alle mit dem Bus!“-Ankündigung eine ICE-Tour mit Junior und Übernachtung im Hause U. mit anschließender Pyjama-Party gebucht hatte. Da herrschte auch bei der zwölften Wiederholung der Highlights nach dem Spiel im gut gefüllten Wohnzimmer noch beste Stimmung – vielen Dank!
Dieser Bericht entsteht daher gerade im ICE auf der Rückfahrt nach Hamburg.

Marcel Hartel – und jetzt köpft er auch noch!

Zurück zum Sportlichen: Wenn man zur Pause also meckern wollte, dann allerhöchstens, weil es nur 1:0 stand.
In der zweiten Hälfte ging das Spiel genau so weiter. Der FCSP war die überlegene Mannschaft, die Angriff um Angriff auf das Tor der Herthaner rollen ließ. Trotzdem dauerte es bis zur 71. Minute, ehe der braun-weiße Anhang wieder jubeln durfte. Dieser Jubel galt allerdings erst mal nur der Einwechslung von Jackson Irvine, der damit in Rekordzeit nach seiner Bänderverletzung aus dem Länderspiel wieder fit geworden war.

Eine Viertelstunde vor Schluss dann die vermeintliche Entscheidung: Es dürfte das erste Mal in der langen Karriere des Marcel Hartel gewesen sein, dass er innerhalb von nur etwa 20 Sekunden zwei Mal auf das gegnerische Tor köpft. Dafür ist „1x Latte, 1x Unterkante Latte und rein“ eine wirklich gute Ausbeute. Der Jubel war erneut groß, denn Hertha hatte bisher nicht vermuten lassen, hier nochmal zurückkommen zu können.

Ausgerechnet Jackson Irvine war es dann (in Zusammenarbeit mit einem eher riskanten Zuspiel von Vasilj), der den Berliner Anschlusstreffer ermöglichte. So sicher dieses defensive Passspiel in den allermeisten Fällen auch war, in der 83. Minute darf dann so ein Ball einfach auch mal lang weggedroschen werden.
Klar, so ein „doofes“ Tor kann immer mal fallen, die eigentliche Kritik geht daher auch eher in die Richtung, dass wir Hertha zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch in einer Situation gelassen hatten, in der sie mit einem Tor zurück ins Spiel kommen konnten. Denn die Chancen, dass Spiel schon vorher zu entscheiden, waren ja definitiv da gewesen. Ich habe die Pressekonferenz noch nicht gesehen, kann mir aber gut vorstellen, dass Fabian Hürzeler dies ebenfalls als Kritikpunkt genannt hat – auch wenn das natürlich alles „Jammern auf hohem Niveau“ ist.

Spitzenreiter!

Und damit nähere ich mit dem Hamburger Hauptbahnhof und schließe diesen Bericht, mit dem seligen Lächeln im Gesicht, aktuell als Spitzenreiter und „Nummer 1 der Stadt“ entspannt der nächsten Woche entgegenblicken zu können.
Samstag kommt der 1. FC Nürnberg, vorher gibt es heute um 19.10h noch die Auslosung der 2. Runde im DFB-Pokal – mal schauen, wer uns da auf dem Weg zu einem erneuten Spiel im Olympiastadion zugelost wird.

Forza St. Pauli!
// Maik

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30 thoughts on “Hertha BSC vs. FC St. Pauli 1:2 – Statement-Sieg in der Hauptstadt

  1. Ich habe gegen 19 Uhr den Einlass passiert und war begeistert, wie schnell und reibungslos das geklappt hat. Meine Erfahrung: besser geht es nicht!

    1. Lass‘ mich raten: Du hattest einen Platz im Heimbereich, wie wir? Wir sind easy-peasy rein, aber die Schlange links neben uns sah beängstigend aus.
      Wie auch immer: Was für ein geiler Abend! In unserem Mix-Block 21.2 ganz oben unterm Dach waren wir in der Überzahl. Die anwesenden Herthaner gefrustet aber entspannt und freundlich, zumindest in der letzten Reihe unterm Dach.
      Und diese Mannschaft lässt mich träumen… choo-choo!

    2. Mir ging es ebenso.
      Positiv fand ich auch die Anzahl an Verpflegungsständen und WCs (das ging schneller als auf der Nord am Millerntor). Ich hatte mit gruseligen Kartenbezahlsystemen (wie bei anderen Ex-Bundesligisten) gerechnet. Die gab’s aber nicht.

    3. Der Ball lief präzise gut,phantastisch.Aber nach dem 2:0 hat man fast einbißchen sorglos gespielt,verständlich da Herta fast vorgeführt wurde.Aber die Grenze zur Überheblichkeit war nicht weit,den,so finde ich,dadurch fiel der Gegentreffer.Man fühlte sich zu sicher.So haben die letzten Minuten uns allen ganz schön Nerven gekostet…
      bitte eine Knolle Astra.

  2. bezüglich gästeeinlass: katastrophe!! wenn ich durch 2 schleusen durchmuss, 3x mein ticket vorzeigen soll & insgesamt nach ca 1h warten grade so zum anpfiff im stadion bin, wobei hinter mir noch viele mehr standen, geht das einfach nicht. man wusste, wieviele auswärtsfans kommen werden, da frag ich mich schon was bzw. ob überhaupt irgendwas geplant wurde…

  3. Wir waren bereits um 18:30 zum Start am Einlass in der Schlange zur Gästekurve und mussten ca. 40 Minuten warten, bis wir endlich durch waren. Das sich das nach hinten aufstaut ist dann völlig klar. Denn Blockabfertigung 1 mit Kartencheck, dann Drehkreuzblockabfertigung damit es sich bei den 2 (!!) Ordnern hinterm Drehkreuz fürs Abtasten nicht staut plus lange warten, weil der Typ vor dir trotz aller Hinweise, dass die Karte ausgedruckt beim Einscannen schnell geht, natürlich minutenlang versuchen muss, es mit dem Handy zu schaffen – und keiner der Ordner hinterm Drehkreuz helfen kann/will. So kann das auch nichts werden.

    1. Der Hinweis kam halt auch etwas spät 😉 und Mobile Tickets konnte man auch nicht ausdrucken (zumindest nicht ohne größere Verrenkungen mit Screenshot etc.). Die Scanner sind auf jeden Fall eine Fehlkonstruktion, denn ein Smartphone passte da nur schwierig drunter.

  4. Zum Thema Elfmeter:

    Habe ich was nicht mitbekommen oder war es sogar irregulär, dass der VAR sich eingeschaltet hat? Ich meine mich zu erinnern, dass das nur bei eindeutigen Fehlentscheidungen sein soll. Und da dürfte ein „so einen klaren Kontakt können wir nicht erkennen“ doch wohl nicht reichen. Und wenn Deniz Aytekin dann sagt, er wollte sich das einfach mal selber anschauen, obwohl der VAR nicht von Fehlentscheidung sprach, ist das doch auch nicht vorgesehen, oder? Können Schiris jetzt einfach unterbrechen und sich ihre eigenen Entscheidungen nochmal am Monitor anschauen, wenn sie wollen?

    1. Also „irregulär“ war das nicht 😎
      Es findet ja eine Kommunikation statt und wenn Aytekin von „klarer Kontakt“ spricht und der VAR sagt „Naja, so klar war das nicht“, kann er schon raus, um sich das anzuschauen.

      1. Aber ging es nicht darum, dass das nur bei klaren Fehlentscheidungen so sein soll? Also doch irregulär im Sinne von gegen die Regularien?!

        1. Bei klaren Fehlentscheidung soll der VAR einschreiten, ja.
          Was wir hier haben, ist ja ein „Wahrnehmungsfehler“, zumindest werden es die Beteiligten so nennen.

          Aytekin: „Boah, der bricht ihm die Beine. Elfer!“
          VAR: „Nee, der berührt ihn ja kaum.“
          Aytekin: „Wáaaaa? Nee, kann nicht sein…“
          VAR: „Doch, schau es dir an.“

          So in etwa… (leicht künstlerisch überzogen interpreriert)

          Und dann soll da am Ende eben die „bestmögliche“ Entscheidung stehen.
          Ob der VAR sich damit einen Gefallen macht und ob wir zukünftig bei immer mehr Entscheidungen sowas sehen… keine Ahnung.

  5. Danke für die wie immer super Zusammenfassung des Spiels, das ich als Exil-Hamburger in Berlin aus dem stark hertha-dominierten Familienblock mit meiner Tochter und Freunden verfolgen konnte. Elfmeter(nicht)entscheidung daher genau vor meinen Augen und in Echtzeitgeschwindigkeit gar kein Zweifel daran. Nachträgliche „Korrekturen“ wie diese sind leider wieder Wasser auf die Mühlen der Gegner des von mir an sich geschätzten VAR, der sich nach den Regeln nur bei klaren Fehlentscheidungen einschalten darf und das war die Entscheidung des ansonsten wie immer hervorragenden Deniz Aytekin auf keinen Fall. Also lieber VAR: Bitte im Zweifel mehr Zurückhaltung – wie gesagt ausser bei krassen Fehlentscheidungen. Und eine krasse Fehlentscheidung wäre es hier aus meiner Sicht nur gewesen, wenn der Herthaner Smith gar nicht berührt hätte.

    Aber was soll’s. Eine Petitesse in einem ansonsten tollen und berauschenden Spiel unseres FCSP war es vor allem, der nach Schalke in der letzten Woche auch den zweiten Absteiger – sogar noch stärker – dominierte, was für mich schon genug Grund zur Freude ist. Und auch das Gegentor sehe ich nicht so kritisch und muss Dir da mal widersprechen mit dem Wunsch nach dem langen Ding raus. Wir haben das gesamte Spiel über uns immer hervorragend aus dem gegnerischen Pressing in spielerischer Weise gelöst und ja, dieses System ist riskanter, weil Ballverluste in Zonen nahe des eigenen Tores bei Fehlern die Folge sind und damit potentiell gefährliche Situationen. Aber das ist systemimmanent, wenn man einen so tollen Fußball spielt wie wir seit Beginn des Jahres. Da will ich lieber die Mannschaft, die sich 25 mal gekonnt herauskombiniert und dann im Mittelfeld viel freien Raum für tolle Angriffe vor sich findet (wie gestern auch) und dabei auch mal einen Ballverlust hat als die, die regelmäßig sich mit dem langen Schlag versucht zu befreien – dies ungeachtet dessen ob Minute 1 beim 0:0 läuft oder Minute 83 mit 2:0-Führung.

  6. Also zu dem Elfer:
    Ich habe das Spiel am Fernseher verfolgt und mir die Bilder nachher nochmal auf dem PC angeschaut. Und trotz braun-weißer Brille gehe ich da mit Aytekin. Ich kann da keine Berührung sehen. Der Fuß zeigt kein Zucken und geht in einer Bewegung ohne zu zucken durch.
    Selbst wenn es da eine Berührung gab war sie eher so wie Kleidung auf der Haut. Das darf man nie pfeifen. Egal ob für oder gegen uns!
    Ich denke, weil der Schiri, und auch Köln, die Berührung nicht ganz ausschließen können gab es keine gelbe.
    Sorry

      1. Doch natürlich müssen wir das :-D.
        Sport1 hat es aufgelöst. Der Kontakt war am rechten Bein. Also an dem, das er sich hielt (soviel zum Thema Schwalbe, er weiß nicht mal welches Bein getroffen wurde). Die erste Wahrnehmung hat Aytekin also so gesehen nicht getäuscht. Und das war auch das einzige Positive an der Szene. Was dann ins Rollen kam war leider ein Musterbeispiel dafür, wie VAR nicht laufen darf. Aytekin geht zum Bildschirm, ist sich unsicher, hat kein Bild, das seine erste Wahrnehmung zu 100% widerlegt, also entscheidet er nach Baugefühl (ja, der Elfmeter war soft, Hertha wurde diesbezüglich letzte Woche in Kiel btw. auch nicht gerade benachteiligt) gegen seine Entscheidung auf dem Platz. Und erzählt dann in die Kameras „Da hat Hertha aber Glück gehabt.“ Und das, sorry, ist eine Farce. Wenn so ein Verhalten Schule macht, dann können wir uns dieses ganze Gedöns mit „klare Fehlentscheidung“ einfach sparen. Jede(r) entscheidet dann was und wann er/sie möchte, VAR meldet sich wann er es möchte, und der Fußball ist endgültig kaputt. Und das meine ich jetzt auch nicht persönlich. Aytekin ist wahrscheinlich aktuell der beste deutsche Schiedsrichter, er darf sich auch mal irren. Passiert. Er hat hier aber einen nicht unwesentlichen Bock geschossen. Nicht folgenreich bezüglich des Ergebnisses. Aber bezüglich des Einsatzes des VAR und der Reputation der Schiedsrichter auf dem Feld auf jeden Fall.

        1. ganz genauso sehe ich es auch. wenn er sich unsicher ist, gilt die tatsachenentscheidung. nur, wenn er sich absolut sicher ist, daß es keiner war, kann er den elfer zurück nehmen.
          ich saß zu weit weg, um die szene selbst beurteilen zu können. aber anhand der indizien (aytekin war sich sicher und hat direkt gepfiffen bei guter sicht auf die szene, die proteste der berliner spieler hielten sich sehr in grenzen, es sah mehr aus wie hilfloses gestikulieren) kam ich schnell zu dem schluß, daß es ein elfer war. dann habe ich mich gewundert, wieso es mit der ausführung so lange dauert und als aytekin raus ging, war ich mir fast sicher, daß es keiner war. wieso sollte er sich das sonst nochmal anschauen? aus dem keller sollte ja nur eine meldung kommen, bei einer klaren fehlentscheidung. als aytekin dann gefühlt ewig brauchte, is mir fast der kragen geplatzt. das zeigte nämlich, daß er sich unsicher ist. und in diesem falle gilt dann eben die tatsachenentscheidung. daß er seine entscheidung zurück nimmt, obwohl er nicht sicher sagen konnte, daß sein elferpfiff definitv falsch war, spricht nich gerade für unseren besten mann mit der pfeife. die regeln sollten ihm doch bekannt sein.
          die aussage dieser szene is also die konterkarikatur der regel. und dies kann man nicht einfach so hinnehmen, weil es dann immer wieder passiert und der var mit seinem eingreifen, obwohl keine objektive fehlentscheidung vorliegt, die schiedsrichter weiter verunsichert und deren integrität damit untergräbt. das sollte man alles in frankfurt und in köln detailliert aufarbeiten, damit sowas nich zur regel wird…

    1. Moin! Danke für die Schilderung der sechzig Minuten vor dem Spiel, wir haben es ähnlich erlebt. Fanfremder kann das „Event“ nicht mehr werden… Hoffentlich. Weiter weg vom Fan kann man nicht sein, wenn man den Abschied eines Spielers mit dem Trikotverkauf verkauft. Wie hieß das Leibchen? Hässlicher Beton? Umso fremdschämiger übrigens der Moment, als der Berliner Fan das Wort ergriff und diese merkwürdige Braveheart, Independence Day, Any given Sunday Rede abfeuerte. Mal bitte eine Frage dazu und die Hertha Kenner: ist das immer so? Immer der gleiche Fan oder ist das der Capo?

      1. Das Einhaken gibt es seit Ewigkeiten vor jedem Spiel. Normaerweise alllerdings ohne die Ansage eines unserer Capos auf der Tartanbahn. Warum auf einmal bei diesem Spiel? Ich weiss es nicht. Die Mitmachquote war aber in den Außenblöcken immens; insofern ein geglücktes Experiment. Ich kann mich nur an ein, zwei andere Spiele erinnern wo es etwas Ähnliches gab, ist aber schon einige Jahre her, vielleicht wars bei unserem letzten Gastspiel in Liga 2. Das war damals dann aber eher eine spontane Geschichte wo einer der Capos mal auf der Mauer zwischen Kurve und Laufbahn Richtung Nebenblöcke spaziert ist und die dort anwesenden Fans etwas animiert hat.
        Interessant dass du das Ganze als fremdschämend empfunden hast. Bin zwar auch kein Fan von übermäßigem Pathos aber das fand ich relativ harmlos.

        Viel Erfolg für den Rest der Saison, abgesehen vom Rückspiel 🙂

        1. Moin! Danke für die Erklärung und deine Sicht auf die Dinge.

          Pathos ist einfach nicht mein Ding. Und irgendwie war die Rede nach einer Stunde Kirmes die Kirsche auf dem Sahnehäubchen der merkwürdigen Momente.

          Viel Erfolg weiterhin nach Berlin!

  7. Das manchmal furchtbar langsame Aufbauspieler ist gewollt und die Voraussetzung für das folgende Kombinationsspiel. Es ist vom Trainer verlangt und auch wenn wir eigentlich eine Schlussoffensive erwarten z B bei einem 0:0! Ich bin gespannt was passiert wenn eine Mannschaft völlig defensiv bleibt und auf schnelles Umschaltspiel setzt. – Für Eggenstein freue ich mich!!

  8. Darum geht es nicht.

    Es geht darum, dass der VAR schleichend etwas wird, was er nie sein sollte: ein Oberschiedsrichter der nicht der Unterstützung, sondern der Überwachung dient.

    Wieder einmal liefern die Bilder keine klare Info und damit hätte die Entscheidung des Schiedsrichters Bestand haben MÜSSEN. Wenn selbst ein gestandener Schiri wie Aytekin sich nur noch traut Strafstoß zu geben, wenn die Fernsehbilder das eindeutig bestätigen, dann ist genau das eingetreten, was die Kritiker des VAR schon immer befürchtet haben: die Entwertung der Entscheidung auf dem Platz durch den allwissenden Kölner Keller. Der VAR ist keine Unterstützung für den Schiri mehr, die Fehler vermeiden hilft. Stattdessen untergräbt er dessen Autorität, weil stumme Kamerabilder höher gewichtet werden als die Erfahrung und Intuition des Spielleiters auf dem Platz, dessen erster Eindruck, wenige Meter vom Geschehen entfernt, nichts mehr zählt.

    1. Das meinte ich auch. Ich finde es auch fürchterlich, dass die offensichtlich eine Art Standleitung haben und nicht aktiv nur dann angefunkt werden, wenn eine offensichtliche Fehlentscheidung vorliegt. Und wenn die Schiris dann von sich aus sich Bilder nochmal anschauen gehen, haben wir bald eine „Pflicht“, das zu tun und wird von Spielern und Trainern eingefordert werden. Und genau das sollte der VAR nicht werden. Wieder jedenfalls so verkauft damals.

    2. Yes, this is the point. VAR is here to undermine the referee’s authority. It has been designed to enhance controversy, not to lower it, because it is the television that defines what the game is and the television wants endless polemics about refereeing, that is good for audience rating.

  9. Moin & Danke Maik.
    Für die Freunde der Statistik. Die letzten Drei Niederlagen.
    21. April 3-4 beim Nachbarn, ähem
    16. April 1-2 gegen Braunschweig
    und dann geht’s schon ins Jahr 2022,
    5. November 0-1 in Düsseldorf
    Weiter mag ich nicht schauen.
    Forza.

  10. An sich liebe ich es ja, wenn auch mal Du, Maik, die Spielberichte machen darfst. So oft lässt Tim dich da nicht ran, oder? 😉
    In diesem Fall hätte ich aber tatsächlich gern (auch) die Erkenntnisse vom Taktik-Flüsterer gelesen. Der muss doch von dem Spiel komplett gehyped gewesen sein! Ich weiß, die Zeit rennt und so, aber kann man ihm vielleicht noch etwas entlocken? Nur ein bisschen, ein, zwei Sätze und ne Pizza-Grafik, oder so? 🥹

    1. Sagen wir es so: So oft will ich das ja auch gar nicht.
      Die Messlatte für Fußballsachverstand liegt ja dank ihm so hoch, dass ich die nur reissen kann. Insofern bin ich schon recht froh, dass ich wirklich nur im Ausnahmefall etwas zum Geschehen auf dem Platz schreiben muss.

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