Der FC St. Pauli verliert den Test gegen Eintracht Braunschweig mit 1:2. Auf eine starke Stunde folgte ein schwaches Ende. Der (kurze) Spielbericht.
(Titelbild: Peter Böhmer, vom Ligaspiel im August)
Klar, die zweite Elf rückt bei Testspielen in die erste Reihe. Da Nikola Vasilj, Karol Mets, Danel Sinani, Manos Saliakas, Connor Metcalfe und Jackson Irvine auf Länderspielreisen sind, war der Kader des FC St. Pauli etwas ausgedünnt. Elias Saad bekam zudem eine Pause aufgrund einer leichten Verhärtung, wie Fabian Hürzeler am Donnerstag erklärte. Zudem fehlten Scott Banks, Eric Smith und Sören Ahlers. Der Kader benötigte daher eine leichte Auffüllung und bekam diese durch Torwart Kevin Jendrzej, sowie die Feldspieler Gwangin Lee, Muhammad Dahaba, Max Marie und den erst 16-jährigen Marwin Schmitz.
Sechs Stammspieler fehlen
Über Zweitliga-Erfahrung verfügte die Bank des FC St. Pauli einzig mit Maurides, Dapo Afolayan und Andreas Albers. In der Startelf gab es dafür umso mehr: Sascha Burchert hütete das Tor. Vor ihm bildeten Adam Dzwigala, Hauke Wahl und David Nemeth das Innenverteidiger-Trio (wobei Wahl aufgrund des hohen Ballbesitzanteils nahezu konsequent auf der Sechs zu finden war). Flankiert wurde dieses durch Lars Ritzka (links) und Philipp Treu (rechts) auf den Schienenpositionen. Im zentralen Mittelfeld starteten Marcel Hartel und Carlo Boukhalfa. In der Offensive standen Etienne Amenyido, Simon Zoller und Johannes Eggestein in der Startelf.
Gespielt wurde am Stadion von Eintracht Braunschweig auf einem Nebenplatz, dem F-Platz um genauer zu sein. Dieses dürfte einigen Goundhopper*innen ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert haben und die verfügbaren Tickets waren auch schnell vergriffen. Basierend auf den Bildern im Stream, war der Platz aber eher in einem bemitleidenswerten Zustand, was sicher nicht zur Freude des Trainerteams des FCSP gewesen ist.
Der Start war etwas holprig, nicht nur aufgrund des Platzes. Doch nach kurzem Warmwerden des FCSP, übernahm das Team von Fabian Hürzeler wie gewohnt die Spielkontrolle. Nach rund der Hälfte der ersten 45 Minuten wurde der FC St. Pauli dann auch immer zwingender, konnte sich einige Torchancen erspielen, blieb defensiv zudem stabil. Simon Zoller und Johannes Eggestein hatten nach rund einer halben Stunde in kurzer Folge die größten Gelegenheiten. Beide agierten mehr oder weniger zentral in der Offensive, während Amenyido links zu finden war. Die rechte Seite blieb in der ersten Halbzeit oft verwaist.
Überzeugende erste Halbzeit
Kurze Zeit nach den Chancen der beiden FCSP-Stürmer, war es dann aber soweit: Marcel Hartel, sowieso DER Aktivposten im Spiel, spielte erst mit Simon Zoller, dann mit Etienne Amneyido einen Doppelpass und spitzelte dann den Ball am Braunschweiger Torhüter zum 1:0 vorbei (36. Minute). Diese Führung war zu dem Zeitpunkt hochverdient. So sah es auch der Torschütze: „Nach der 10. Minute waren wir sehr gut im Spiel, hatten klare Dominanz und uns gute Torchancen rausspielen können. Im letzten Drittel sind wir dann aber oft etwas zu hektisch geworden. Trotzdem sind wir völlig verdient mit der Führung in die Pause gegangen.“
Zur zweiten Halbzeit wechselte der FC St. Pauli dann kräftig durch: Hauke Wahl, Marcel Hartel, Simon Zoller und Johannes Eggestein hatten Feierabend – Max Marie, Dapo Afolayan, Maurides und Andreas Albers kamen für sie in die Partie. Der FCSP bildete dadurch nominell ein 4-2-2-2 mit Afolayan und Amenyido als offensive Außen, Maurides und Albers als Dampframmen im Sturmzentrum. Mindestens gegen den Ball war es dann aber eher ein 4-5-1, weil Albers klar hinter Maurides agierte. Hürzeler war mit der Leistung der beiden Angreifer zufrieden: „Es ist eine Konstellation, die selten so gespielt wird. Trotzdem hatten sie ihre Aktionen, ihre drei, vier Torchancen. Die haben sie leider nicht gemacht, sich nicht belohnt. Gegen den Ball haben sie aber gut gearbeitet und dementsprechend haben sie beide es ordentlich gemacht.“
Holpriger zweiter Abschnitt
Am Spiel änderte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit wenig. Der FC St. Pauli dominierte und schien sich dabei nicht übermäßig strecken zu müssen. Maurides und Albers hatten beide sehr gute Chancen auf ein Tor, doch kurz hintereinander fand der Ball nicht den Weg ins Gehäuse. In der 57. Minute hatte dann Lars Ritzka noch einen guten Abschluss, ehe mit Lasse Günther und Gwangin Lee nach einer Stunde erneut neue Spieler kamen.
Irgendwann nach diesen Wechseln veränderte sich die Partie: Eintracht Braunschweig wurde stärker, auch weil der FC St. Pauli immer wieder fehleränfällig im Aufbau war (was sicher nicht nur am holprigen Untergrund lag). Die erste echte eigene Druckphase nutzte Braunschweig für den Ausgleich: Nach einem Eckball, ihr erster in der Partie, segelte ein zweiter Ball in den Strafraum. Den ersten Abschluss konnte Burchert noch stark parieren, beim wuchtigen Nachschuss von Luc Ihorst war er dann machtlos.
Hürzeler zufrieden
Das Spiel war zum Zeitpunkt des Ausgleichs irgendwie eingeschlafen. Und wollte danach auch nicht mehr so richtig in Gang kommen. Zwar zeigte sich der FCSP nun wieder etwas mehr im letzten Drittel der Braunschweiger, doch dort glänzten sie mit Ungefährlichkeit und insgesamt gelangten sie auch zu selten kontrolliert dorthin. Insgesamt war das alles andere als überzeugend, was das Team im zweiten Abschnitt zeigte. Die fast schon logische Konsequenz: Eintracht Braunschweig konnte wenige Minuten vor dem Ende sogar in Führung gehen. Erneut traf Ihorst, dieses Mal am Ende eines Konters.
Es blieb bei diesem Ergebnis. Der Schiedsrichter pfiff die Partie ohne Nachspielzeit ab. Zum ersten Mal seit Januar (!) verliert der FC St. Pauli wieder ein Testspiel. Damals setzte es eine 0:4-Niederlage gegen Oldenburg. Die jetzige gegen Braunschweig ist zwar nicht hochverdient, aber insgesamt zeigte der FCSP viel zu wenig, sowohl im Aufbauspiel, als auch im letzten Drittel. Denn je länger die Partie dauerte, umso anfälliger wurde das Team auch in der Defensive. Entsprechend fällt das Fazit von Fabian Hürzeler aus: „Bis zur 60. Minute war es ein sehr gutes Fußballspiel von uns. Wir haben verdient 1:0 geführt, das zweite Tor nicht gemacht. Das 1:1 nach nem Standard war, glaube ich, der erste Torschuss von ihnen. Dann noch ein Umschaltmoment zum zweiten Treffer. Aber mit der Leistung bis zur 60. Minute bin ich sehr zufrieden.“
Luftholen vor der letzten Etappe
Das Testspiel des FC St. Pauli in Braunschweig zeigte, dass die Leistungen beim FCSP nicht in den Himmel wachsen. Das Fehlen von gleich sechs Stammspielern konnte im ersten Abschnitt noch kompensiert werden. Als dann aber immer mehr und mehr die Säulen der letzten Wochen ausgewechselt wurden, fehlte es dem FCSP sicher auch etwas an Qualität, um gegen motivierte Braunschweiger zu bestehen. Ein Beinbruch ist das nicht, eher eine nüchterne Feststellung, die auch überhaupt nicht wehtut. Verdient hat sich das Team das nun anstehende trainingsfreie Wochenende trotzdem. Um Schwung für die letzten fünf Spiele des so erfolgreichen Jahres 2023 zu holen.
// Tim
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Mit was für einer Elf ist Braunschweig denn angetreten? Alle Stammspieler? Eher B-Team?
Hier kannst du es nachlesen:
https://www.kicker.de/braunschweig-gegen-st-pauli-2023-vereine-freundschaftsspiele-4897132/aufstellung
Danke. Wenn ich das richtig sehe, dann waren auf Braunschweiger Seite noch mehr „B-Spieler“ dabei als bei uns.
Vielleicht war das am Ende genau die Aufbauhilfe mentaler Art für Braunschweig, um dem Team für das nächste Spiel gegen den HSV das nötige Selbstbewusstsein einzuflößen. Von mir aus können die Braunschweiger drei Spiele hintereinander am Stück gewinnen. Und für unsere Jungs war das ein Warnschuss zur rechten Zeit, damit vor dem Hansa-Spiel die Sinne schön geschärft sind.