In die richtige Richtung

Die geschlossene Mannschaftsstärke ist ein Markenzeichen des FC St. Pauli. Trotzdem sticht in der Offensive aktuell Oladapo Afolayan heraus, wie auch die Statistiken zeigen.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Rund ein Jahr ist Oladapo Afolayan jetzt Spieler beim FC St. Pauli. Und in dieser Zeit hat er schon einiges mitgemacht. Direkt zu Beginn war es vor allem er, auf den sich die neu formierte Offensive des FCSP verlassen konnte. Doch spätestens seit dem Sommer wurde alles ein wenig schwieriger für ihn. Die Leistungen, die Dapo Afolayan in der Hinrunde 23/24 zeigte, konnten jedenfalls nicht mithalten mit dem, was man von ihm vorher zu sehen bekam. Was war los? Und wie hat Afolayan sich aus diesem Tief wieder herausgearbeitet? Sicher ist: Aktuell ist er der Fixpunkt in der Offensive des FCSP.

Kleine Delle in der Hinrunde

Um das einmal klarzustellen: Dapo Afolayan war in der Hinrunde alles andere als schlecht, zeigte ebenfalls gute Leistungen. Doch er fiel, auch im Vergleich zu Elias Saad auf der Gegenseite, etwas ab. Warum? Bei dieser Frage deutete Fabian Hürzeler an, dass auch kleinere Blessuren für Schwierigkeiten sorgten. Afolayan selbst erklärte, dass natürlich auch der Wechsel (seit Sommer mehr oder weniger dauerhaft) von der Position vorne linke nach vorne rechts eine Rolle gespielt habe, sagte nach dem Braunschweig-Spiel: „Sicher brauchte ich etwas Zeit, um mich an die Position vorne rechts zu gewöhnen, das ist offensichtlich. Die Art wie wir spielen verlangt sehr spezifische Dinge von uns auf den Positionen. Daher habe ich etwas Zeit gebraucht, um mich anzupassen.“

Nun scheint er aber vorne rechts angekommen zu sein . Dapo Afolayan hinterließ in den letzten Spielen mächtig Eindruck, auch dann noch, wenn die restliche FCSP-Offensive etwas stotterte. Dieser Eindruck trügt nicht. Zumindest ist auch Fabian Hürzeler der Ansicht, dass Afolayan richtig gut ins Jahr 2024 gestartet ist, einen Schritt nach vorne gemacht hat. Wo hat er sich denn genau verbessert hat, habe ich ihn gefragt. Seine Antwort: „Das müssen Deine Statistiken sagen, Tim.“ Na, dann mal los!

Afolayan wird effizienter

Der Blick in die Statistiken zeigt, dass Dapo Afolayan effizienter geworden ist. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass er in den jeweiligen Situationen bessere Entscheidungen trifft. Denn dass Afolayan in der Rückrunde so auffällig spielt, liegt nicht daran, dass seine Anzahl an Aktionen zugenommen hat. Im Gegenteil: Die Anzahl an direkten Duellen hat klar abgenommen. Aber Afolayan gewinnt sie häufiger.

Die Anzahl an Offensivduellen ist zum Beispiel von 16 pro Partie auf weniger als 12 gesunken. Afolayan gewann dafür aber fast 60 Prozent davon, während in der Hinrunde fast 60 Prozent verloren gingen. Gleiches gilt für die Dribblings, von denen Afolayan in der Rückrunde bisher wahnsinnig starke 76 Prozent gewann. Genau umgekehrt sind die Zahlen bei den Pässen in den Strafraum und den Flanken: Afolayan hat mehr davon, bringt aber weniger zum Mitspieler. Es ist also nicht alles effizienter geworden. Aber die Tatsache, dass er mehr Pässe in den Strafraum spielen kann, häufiger flankt und mehr Kontakte im Strafraum hat, ist eben auch ein Produkt der häufiger gewonnenen direkten Duelle.

Wenn Dapo trifft, gewinnt St. Pauli

Insgesamt hat Dapo Afolayan die Anzahl an erfolgreichen Offensivaktionen in der Rückrunde nach oben schrauben können. Und noch eine andere Sache ist aus Sicht des FC St. Pauli besonders wichtig: Er hat bereits zweimal getroffen. Die MOPO hat sich die Treffer genau angeschaut und herausgefunden, dass immer, wenn Afolayan trifft, der FCSP auch gewinnt. Auch wenn da natürlich nur bedingt ein direkter Zusammenhang besteht, so ist der Wert von Afolayans Toren natürlich zweifelsohne vorhanden. Auch für ihn selbst: „Es ist immer gut zu treffen. Es ist eines der besten Gefühle im Fußball, besonders vor unseren Fans.“ Dass er für die ganz wichtigen Treffer verantwortlich ist, hat er bereits bei den Bolton Wanderers gezeigt. Dort erzielte er seinen ersten Treffer in jenem Spiel, welches letztlich zum Aufstieg langte.

Was übrigens noch viel mehr über Dapo Afolayan aussagt, vielleicht auch seine Leistungen auf dem Platz beeinflusst, ist, was er in der Mixed Zone direkt nach den Worten über seinen Treffer sagte: „Dieser Sieg ist etwas besonderes für uns. Wir sind nicht nur eine besondere Gruppe von Spielern, sondern auch eine besondere Gruppe von Menschen. Alles, was wir tun, ist für alle und für die Fans.“
Wenig verwunderlich auch, dass Fabian Hürzeler über ihn sagt: „Er ist jemand, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt,“ vor allem für jene, die den Podcast mit ihm gehört haben. Afolayan erweckt den Eindruck eines sehr reflektierten Fußballspielers, der viel Wert auf die mentale Seite legt und tatsächlich so etwas wie einen Team-Gedanken über den Fokus auf die eigene Leistung stellt.

Aber zurück zu seinen Leistungen auf dem Platz und zu der Frage, wieso Dapo Afolayan in der Rückrunde plötzlich nochmal ’ne ordentliche Schippe draufgelegt zu haben scheint. „Ein Trip nach Los Angeles in der Winterpause hat was in mir verändert,“ erklärte er selbst, nicht ganz ernst gemeint und bestens gelaunt nach dem Braunschweig-Spiel, fügte dann aber doch eine ernste Note hinzu: „Ich war mal ein paar Tage weg, konnte abschalten. Dann habe ich mich darauf fokussiert, in welchen Bereichen ich mich verbessern kann, wie ich dem Team mehr helfen kann.“ Sowieso ist er der Ansicht, dass er sich massiv verbessert hat, seit er beim FC St. Pauli angekommen ist, vor allem im taktischen Bereich, aber auch beim Fokus auf technische Details.

Entwicklung noch nicht zu Ende

Dieser Lerneffekt bei Dapo Afolayan durfte mehr oder weniger erwartet werden. Denn da er einige Jahre gar nicht im professionellen Fußball zugange war, hat er in manchen Bereichen sicher noch etwas Nachholbedarf gehabt. Und auch immer noch. Fabian Hürzeler erklärte jedenfalls, dass Afolayan auch weiterhin noch „enormes Potenzial“ habe. Und während viele bereits rhetorisch in Richtung Superlative unterwegs sind (ich zum Beispiel), tritt Hürzeler auf die Bremse, indem er (lediglich) erklärte, Afolayan habe den Weg „in die richtige Richtung eingeschlagen.“ Die Erwartungen an ihn scheinen also noch ganz andere zu sein. Dabei geht es unter anderem um das Verhalten, wenn Afolayan nicht ballnah unterwegs ist, wie er aktiver werden kann, führte Hürzeler aus.

Einen weiteren Schritt in die richtige Richtung kann Dapo Afolayan bereits am Freitag gehen. Das Spiel bei Holstein Kiel dürfte für ihn nicht nur ein Spitzenspiel sein, sondern auch die Rückkehr zu einem besonderen Ort. Denn beim 4:3-Erfolg des FCSP in Kiel hinterließ Afolayan richtig Eindruck, positiv wie negativ. Ein eigener Treffer, eine Torvorlage und zwei gelbe Karten hat er in der Statistik dieses Spiels stehen. Afolayan sah also die Gelb-Rote Karte, musste in Kiel also vom Platz. Am Freitag wird er aber ziemlich sicher wieder auf dem Platz stehen. Ob er dabei aber auf der linken oder rechten Offensivseite spielt? „I have no idea! Mein Job ist es, bereit zu sein für das Spiel und dann werden die Trainer das entscheiden.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass er aufgrund der Saad-Sperre auf links wechseln wird, ist sehr hoch. Anpassungsprobleme sind bei dieser Rückkehr nicht zu erwarten. Denn die Richtung bei Dapo Afolayan stimmt.

// Tim

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