Lage am Millerntor – 29. Mai 2024

Lage am Millerntor – 29. Mai 2024

Beim FC St. Pauli schauen wir auf die Torhüter, der SV Wehen Wiesbaden schaut auf den VAR, Hinz&Kunzt auf den Blindenfußball und der BVB auf einen Rüstungskonzern. Die Lage am Mittwoch.

FCSP-News

Kaderanalyse: Torhüter

Tim hat mit der Kaderanalyse begonnen und sich als erstes die Torhüterposition vorgenommen. Wenig überraschend ist Nikola Vasilj die unumstrittene Nummer 1, auch wenn Tim im Detail noch Verbesserungspotential sieht: Kontinuität dank Potential?

Lage der Liga

Ich nehme Abschied. Von dieser Kategorie, die seit Bestehen der „Lage“ eben immer davon ausging, dass „die Liga“ automatisch die 2. Bundesliga der Männer im deutschen Profifußball meint. Doch dies ändert sich bekanntlich, ab morgen beschäftigt sie sich nur noch mit der 1. Bundesliga.

Ein letzter Blick zurück also, auf die gestrige Relegation. Nach dem 2:2 im Hinspiel unterlag der SV Wehen Wiesbaden dem SSV Jahn Regensburg mit 1:2 (0:1), die Gäste steigen damit in die 2. Liga auf. Die Tore für den Jahn fielen kurz vor und nach der Pause, der zweite Treffer sorgte dabei für große Diskussionen. Schönfelder rannte dabei zunächst Ivan Prtajin im Strafraum um, aus dem Konter danach entwickelt sich das 2:0. Schiedsrichter Martin Petersen ließ die Szene zwar, wie üblich, vom VAR checken, verzichtete aber darauf sie sich selbst nochmal anzuschauen. Gleiches gilt für eine weitere Szene in der 85. Minute, als dem SVWW noch ein Tor zur Verlängerung fehlte und ein Schuss von Prtajin von Robin Ziegele im Strafraum mit der Hand zur Ecke abgewehrt wird. Kurze Distanz, Arm nah aber nicht direkt am Körper und auch die Körperfläche vergrößernd. Ich würde in beiden Fällen zu „kann man durchaus geben“ tendieren, ob es „klare und eindeutige Fehlentscheidungen“ sind ist hingegen dann wieder eine Definitionsfrage. Für mich passt es, auch wenn der Pfiff vielleicht in beiden Fällen die etwas bessere Entscheidung gewesen wäre.
So oder so bitter für den SVWW, der die Schuld am Abstieg aber sicher eher in der Rückrunde allgemein als beim gestrigen Abend suchen sollte. Während Ex-Kiezkicker Florian Carstens also absteigt, freuen sich Trainer Joe Enochs und Mittelfeldspieler Christian Viet über das kommende Jahr in der 2. Liga. // Sportschau-Highlights

Fanszene News

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Monatssendung

Wir haben gestern Abend mit Reimer und Erik von Kettcar unsere Saisonabschlussfolge in der Levi’s Music School aufgenommen. Etwa 2 1/2 Stunden über Fußball, 2. Liga und Musik – Veröffentlichung heute oder morgen.

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Hinz & Kunzt: Blindenfußball

Ab heute ist die Juni-Ausgabe des Hinz&Kunzt bei den Verkäufer*innen des Hamburger Straßenmagazins erhältlich. Passend zur Europameisterschaft gibt es einen Fußball-Schwerpunkt, mit etwas alternativeren Themen als dem normalen Turnier. Hierbei sind auch sechs Seiten für einen Artikel über das Blindenfußball-Team des FC St. Pauli enthalten, im Detail geht es in „Die Raumdeuterin“ um Thoya Küster, deren Augenkrankheit Achromatopsie ebenso erklärt wird, wie ihr Stellenwert im Team. Letzteren heben Trainer Wolf Schmidt und Nationalspieler Rasmus Narjes deutlich hervor.

Titelcover der Juni-Ausgabe der "Hinz & Kunzt". Zu sehen ist ein mit Geldscheinen bedruckter Fußball, dazu die Headline "Das Spiel mit dem Geld".
Titelcover der Juni-Ausgabe der „Hinz & Kunzt“.

Thoya sei „schon jetzt eine sehr komplette Spielerin mit einer unfassbar ansteckenden Lebensfreude“ und „einfach eine von uns“, wie Rasmus zitiert wird. Wolf attestiert ihr „unglaubliche Lernbereitschaft“ als größte Stärke, „sie ist immer bereit für Neues, das gibt es im Blindenfußball nicht so oft.“
Das Heft gibt es ab heute für 2,20€, die Hälfte davon verbleibt bei den jeweiligen Hinz&Künztler*innen.
Mehr Infos: Hinz & Kunzt

Neuer Millerntor-Rasen für die Türkei?

Wer in den letzten Tagen am Millerntor vorbeikam oder im Stadion einen Blick auf den Rasen werfen konnte, wird bemerkt haben, dass dieser aktuell ausgetauscht wird.
Kostenpunkt, laut Abendblatt (€): 100.000€. Dabei wird auch vermerkt, dass immerhin 40.000€ davon von der UEFA als Miete erstattet werden. Für Teams, die das Stadion als Trainingsort während der Europameisterschaft nutzen.
Welche dies genau sein werden, steht noch nicht fest, unter anderem aber die Türkei wäre denkbar. Dass der Verein das im Juni 2022 kommunizierte Veto-Recht zieht, ist aber eher unwahrscheinlich.

Diversity-Tag

Gestern war der 12. deutsche Diversity-Tag und der FC St. Pauli beteiligte sich in einer gemeinsamen Aktion mit dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg daran. Mitarbeitende der Vereine konnten auf einem Schild den Satz „Vielfalt im Fußball bedeutet für mich…“ vervollständigen, die Ergebnisse findet Ihr auf der Webeite von Steilpass. // fcstpauli.com

Döntjes

Rheinmetall sponsert Borussia Dortmund

Gemäß eines Artikels im Handelsblatt (€) und der Ruhr Nachrichten steigt der Rüstungskonzern Rheinmetall als Sponsor bei Borussia Dortmund ein, Hans-Joachim Watzke soll den Deal am Ende persönlich abgenickt haben. Während der Verein sich offenbar bemüht, in der Kommunikation zu betonen, dass Fangremien eingebunden wurden und man eine „öffentliche Debatte“ (Handelsblatt) darüber entfachen will, was für die Sicherheit des Landes notwendig ist, nimmt Schwatzgelb.de beides auseinander. Der Fanbeirat sei lediglich kurz vorher informiert worden, ohne wirklich eingebunden gewesen zu sein – und die „öffentliche Debatte“ stoße man sicher nicht mit einer Werbebande an, die man sich teuer bezahlen lässt.
Die (schlechten) Wortspiele liegen damit natürlich auf der Straße, im morgendlichen 11Freunde-Newsletter wird von einem „Granaten-Deal“ gesprochen.

„Der BVB muss dringend aufpassen, nicht in die DFB-Falle zu tappen. Auch dieser hat jahrelang versucht, den Fans zu suggerieren, sie wären ein Gesprächspartner auf Augenhöhe, um dann die Gespräche zwischen Fans und Verband als Feigenblatt zu nehmen. Das Ergebnis heute: Die Fronten sind verhärteter denn je. Ein Szenario, das auch dem BVB droht. Der Fanrat ist eines der aktiven Sprachrohre der Fanszene. Und kein Feigenblatt, das umstrittene Vereinsentscheidungen legitimieren soll.“

Schwatzgelb.de

Zu guter Letzt

Rettungstat der Woche, ganz ohne Torlinientechnik: (Instagram)

Forza St. Pauli!
// Maik

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14 thoughts on “Lage am Millerntor – 29. Mai 2024

  1. Hi Maik,
    erstmal Danke für eure kompetenten und gleichzeitig unterhaltsamen Berichte. Ein absolutes Highlight. Deiner Einschätzung der gestrigen Schiedsrichter-Entscheidungen kann ich aber nicht zustimmen. Wenn ein Verteidiger im Stafraum seinen Gegenspieler so über den Haufen rennt, daß er noch über ihn drüber fliegt, ist das für mich ein Elfer. Wenn nicht, wird es in den Stafräumen demnächst sehr lustig. Wenn ein Spieler einen Torschuss aus ca. 4 Metern mit der aktiv zum Ball gehenden Hand abwehrt ( ist in der Zeitlupe zu sehen ) ist das zwingend ein Elfmeter. Und wieso passt es für dich, obwohl der Elfmeter-Pfiff in beiden Entscheidungen besser gewesen wäre?
    Bin kein Wehen-Fan, habe aber lange in Wiesbaden gelebt und rege mich halt immer über Ungerechtigkeiten auf.
    Grüße aus Idstein

    1. Moin,
      Naja, das ist jetzt die philosophische Diskussion darüber, wie restriktiv wir uns den VAR wünschen.
      Nochmal: Für mich sind das beides tendenziell eher Strafstöße als keine Strafstöße. Es ist aber eben nicht Schwarz-Weiß und insbesondere beim Handspiel kann ich auch Argumente für keinen Pfiff nachvollziehen. Tendenz vielleicht bei beiden Entscheidungen irgendwas um und bei 70:30 oder 80:20 pro Strafstoß – aber eben nicht 95:5 oder 100:0. Für mich geht die Hand zum Beispiel nicht „aktiv zum Ball“ sondern es ist eine mehr oder weniger normale Bewegung, im Versuch den Ball möglichst mit dem Körper zu blocken.
      Und da gibt es Leute (zu denen ich mich auch zähle), die sich einen VAR-Eingriff nur und ausschließlich bei „klaren und offensichtlichen Fehlentscheidungen“ wünschen – und in diese Fälle würde ich beide Szenen nicht unbedingt packen. Es wird aber auch andere geben, für die das klar und offensichtlich falsch war – da sind wir wieder beim Faktor Mensch, den wir aus solchen Entscheidungen nie ganz rausbekommen.

      1. Unabhängig vom VAR hat mich im Nachgang zur ersten kritischen Entscheidung (Schubsen im Strafraum) sehr irritiert, dass dem Schiedsrichter das heftige Schubsen des Regensburger Verteidigers keinen Elfmeterpfiff wert war, er aber nur 5 Minuten später einen sehr kleinen Schubser eines Wiesbadener Stürmers gegen einen Regensburger Verteidiger im gleichen Strafraum umgehend mit Freistoß ahndete.

        1. Einzelne Szenen gegenüber zu stellen ist immer ein nettes Spiel, in der Realität aber entscheidet der Schiedsrichter ja immer neu, vielleicht auch mit anderem Blickwinkel auf die Situation.
          Davon ab erfolgt ein Elfmeterpfiff (auch wenn es in den Regeln diese Unterscheidung natürlich so nicht gibt) immer etwas zurückhaltender als umgekehrt bei einem Foul im Mittelfeld oder gar im gegnerischen Strafraum.

          Das kann man dem Schiri zwar vorhalten, ist aber umgekehrt auch völlig normal.

  2. Mal schauen, wie lange die Empörung anhält. Aber als seit 20 Jahren in Dortmund lebender Exil Sankt Paulianer laufen bei mir grad sämtliche Messenger und Email Accounts heiß, durch sich empörende Borussia Fans, die nun ernsthaft darüber nachdenken, ihrem Verein den Rücken zuzukehren. Das wäre dem BVB finanziell vermutlich egal, das Stadion würde deshalb nicht leerer. Aber um die guten Leute in der Fanszene, die es dort ja auch gäbe, wäre es sehr schade. Die Situation ist eh nicht unbedingt zugunsten der hellen Seite der Macht. Doch (Achtung: hier dann mein Wortspiel zum Thema!) einfach „kampflos“ das Westfalenstadion aufzugeben, würde ja auch nix helfen…

          1. Nicht mit jeder Webseite, ist aber anscheinend ein Standard bei Webseiten, die mit WordPress erstellt werden. Bei https://www.stefangroenveld.de gibt es z.B. auch den Artikel-Feed, wohingegen der Kommentar-Feed behauptet, dass Kommentare deaktiviert seien (obwohl es bei Stefan Kommentare gibt).

            Wobei man meist die Feed-Adressen gar nicht direkt eingeben muss: Im Quelltext der Seiten sind die Feeds nämlich hinterlegt, so dass man in den meisten Feed-Readern (bei mir auf dem iPhone: https://www.reederapp.com) die Adresse wie z.B. https://millernton.de/ eingibt und der Reader Dir die verfügbaren Feeds anbietet.

            Auch bei vielen WordPress-Blogs vorhanden: Kommentarfeeds zu einzelnen Artikeln, die dann im Quelltext des Artikels hinterlegt sind. Für diesen Artikel ist es dann z.B. https://millernton.de/2024/05/29/lage-am-millerntor-29-mai-2024/feed/

          2. Nochmals danke, Marko!
            Ich benutze den Feedreader in Thunderbird. Der kann die Feeds nicht automatisch erkennen (denke ich). Aber die Idee, im Quelltext zu schauen, werde ich zukünftig umsetzen.

  3. moin, das kann nur böses Blut geben in der neuen Saison. Wenn man die Fanszene mit eingebunden hätte, schätze ich, hätten die den Deal abgelehnt. Im Endeffekt entscheiden eh andere und darum wird Schwarz gelb mit diesem Makel behaftet sein. Geld 💰 regiert die Welt und warum nicht von einem rüstungskonzern? ähnliches gab es mal im Eishockey. Das grüne Buch von ghadaffie bei Iserlohn. Kam auch nicht gut an. Ich glaube Dortmund hat schon vor Saison Beginn quasi verschissen.

  4. Dortmund abschießen, haha! Nee, nicht lustig. Die Frage ist ja, warum Rheinmetall das macht. Die verkaufen ja eher nicht direkt an Fans (gewisse KSKler, die auf Umwegen shoppen, mal ausgenommen). Da geht es letztlich darum, die Bevölkerung „kriegsbereit“ zu machen. Da ist die Regierung ja ohnehin dran, aber dass da ein beteiligtes Unternehmen nun so direkt eingreift, ist schon ne neue Dimension. Beängstigend.

  5. Hihihi,
    war’s nun der Spiegel, die FAZ oder doch Günter Mast?

    *Auch Uli Hoeneß liest den Millernton*

    Ihr seid schon immer erstklassig. Danke dafür. Und
    Forza.

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