Außenverteidiger, Rassismus, Straßenfest, Charity-Tippspiel, Krieg und Filmfest – die recht breit gefächerte Lage am Mittwoch.
FCSP-News
Kaderanalyse: Außenverteidiger
Mit der „Breit genug für die Bundesliga?“-Überschrift ist wenig überraschend nicht gemeint, inwieweit die Trinkfestigkeit der Fans für das Oberhaus reichen wird. Ich entschuldige mich für diesen flachen Einstieg und verspreche, dass es jetzt inhaltlicher wird. Inhaltlich geht es im Artikel um die Außenverteidiger des FCSP und ihre qualitative (und quantitative) Eignung für die erste Liga. Manolis Saliakas, Philipp Treu und Lars Ritzka werden detailliert betrachtet. Bei Eric da Silva Moreira gilt nach wie vor „small sample size“, aber das Potential ist zweifelsohne vorhanden. Bei der Frage, ob dieses Personal für diese Position ausreicht, spielt sicher auch mit rein, wie der Heilungsverlauf bei Treu aussieht.
Mehr gibt es aus dem FCSP-Universum heute noch nicht zu vermelden – aber vielleicht wird dafür ja heute „Super Wednesday“, stay tuned.
Fanszene News
Straßenfest
Reminder: 6. Juli!
Döntjes
ARD: „Einigkeit und Recht und Vielfalt“
Es gab am Freitag einige Aufregung, als die Sportschau eine Umfrage veröffentlichte, nach der 21% der Deutschen sich „mehr Nationalspieler mit weißer Hautfarbe“ wünschen würde. Julian Nagelsmann und Joshua Kimmich zeigten sich empört und benannten dies klar als Rassismus. Doch danach richtete sich der Unmut dann eher gegen die Umfrage als gegen die Antwortenden, es wurde der Überbringer der Nachricht kritisiert.
Inzwischen gibt es mehr Kontext, denn die Umfrage entstand nicht im luftleeren Raum, sondern als direkte Folge einer ARD-Doku zu Euro: „Einigkeit und Recht und Vielfalt – Die Nationalmannschaft zwischen Rassismus und Identifikation“, die jetzt in der Mediathek verfügbar ist. Zu Beginn der Doku kommt ein älterer Herr zu Wort, der ganz offensichtlich zu diesen 21% gehört und den vor ihm stehenden Sportjournalisten Philipp Awonou fragt: „Wo bleiben die hellhäutigen Deutschen? Die können auch Fußball spielen!“.
Die Aufregung bei Kimmich und Nagelsmann legte sich, es kam mehr Kontext dazu und inzwischen gibt es im Deutschlandfunk einen lesenswerten Kommentar zur Rolle des DFB und auch der Autor der Doku, Philipp Awonou hat sich im Spiegel (€) ausführlich geäußert. Er räumt zwar ein, dass man die Umfrage schneller kontextualisieren hätte sollen, erklärt aber auch, warum es die journalistische Pflicht war, zu dieser Dokumentation eben auch diese Umfrage zu erheben, um das dokumentierte auch einordnen zu können.
„Daher eine ernst gemeinte und offene Frage an Sie alle: ein Fünftel Ablehnung einer vielfältigen DFB-Elf vs zwei Drittel Akzeptanz. Ist das der Wohlfühlkorridor, in dem wir uns als Gesellschaft ausruhen können, den wir primär positiv hervorheben sollten?“
Philipp Awonou im Spiegel
Abschließend: Schaut die Doku in der Mediathek (45min). Zu Wort kommen unter anderem aktuelle und ehemalige Nationalspieler wie Jonathan Tah und Gerald Asamoah, Autorin Alice Hasters, die ehemalige Profi-Fußballerin Tugba Tekkal und viele mehr.
Charity-Tippspiel zur Euro 2024
Ja, die Europameisterschaft dürfte vielen hier relativ egal sein. Solltet Ihr Euch aber dafür interessieren und an einem Tippspiel dazu interessiert sein, mit dem Ihr auch noch Gutes tun könnt: Bitteschön!
Tipp.one, die bekanntlich auch unser Tippspiel für die (bisher) 2. Liga anbieten, führen ein Tippspiel mit der bekannten Spiellogik (mehr Punkte für Außenseitertipps, ähnlich wie bei Wettquoten) durch.
Das Spiel erreicht Ihr über https://login.tipp.one/tippengegenkrebs.php, registrierte Nutzer*innen können alternativ den Invite-Code TippenGegenKrebs nutzen.
Wichtig: Während die Teilnahme bei unserem gemeinsamen Tippspiel kostenlos ist, müsst Ihr hier bitte (mindestens) 10€ per PayPal spenden – denn das Geld geht an das „Du musst kämpfen“-Projekt für krebskranke Kinder. Alle Infos zur Verwendung, die PayPal-Adresse, die möglichen Gewinne und vieles mehr findet Ihr im Tipp.One Blog.
MSV Duisburg meldet Zweitligateam der Frauen ab
Ich will mich gar nicht groß über den MSV Duisburg aufregen, der jetzt das Team der Frauen, die soeben aus der ersten in die zweite Bundesliga abgestiegen sind, abmelden muss. Grund hierfür ist der Abstieg der Männer des MSV aus der dritten Liga in die Regionalliga. Damit einher gehen Einnahmeverluste, die die Quersubventionierung der Frauen laut Verein nicht mehr möglich mache.
Die Kritik sollte sich aber eher an den DFB richten, der einen vernünftigen Spielbetrieb der Frauen nicht gewährleisten kann, obwohl gerade die Männer-Nationalmannschaft doch genug Millionen einspielt. Die eingleisige 2. Bundesliga ist im Frauenbereich hingegen für die meisten Vereine finanziell nicht darstellbar – ob der MSV sich ein Erstligateam der Frauen hätte leisten können, sei mal dahingestellt. // kicker
Sexismus in Stadien: Schutzkonzepte teils mangelhaft
Der FC St. Pauli ist gegen Sexismus und sexuelle Übergriffe im Stadion bereits länger engagiert, in erster Linie dank des AK Awareness, der den Verein hier auch früh in die Verantwortung genommen hat. In der Rückrunde der abgelaufenen Saison wurde auch das Awareness-Konzept „Paulin“ eigeführt (pdf, 17 Seiten).
Ähnlich wie beim Kampf gegen Rassismus und andere Diskriminierungen ist dies kein Grund sich zurückzulehnen, sondern erfordert auch weiterhin regelmäßige Anstrengungen.
Allerdings steht der Verein damit zumindest besser da, als diejenigen ohne Konzept. Die Tagesschau berichtet jetzt zudem von Stichproben, die bei einigen Vereinen durchgeführt wurden. Dabei funktionierte die Ansprache von Ordner*innen beim 1. FC Magdeburg einwandfrei, bei Hansa Rostock und Hertha BSC hingegen wussten einzelne Ordnungskräfte nichts mit den eigentlich bekannten Codewörtern anzufangen. Es gibt also auch weiterhin noch viel zu tun.
(Nachtrag: Link und Anmerkung zur zugrunde liegenden Doku bei Stemmen in den Kommentaren.)
Krieg muss sich wieder lohnen
Den Aufschrei der Fanszene des BVB beim Sponsoreneinstieg von Rüstungskonzern Rheinmetall habt Ihr sicher mitbekommen. Wahrscheinlich wird er wirkungslos verhallen, aber immerhin war er da.
Nun gibt es den nächsten Einstieg ins Sportsponsoring, nämlich bei der Düsseldorfer EG. Der Eishockeyclub erklärt den Einstieg des „Technologiekonzerns“ und schreibt im Erklärabsatz „Über Rheinmetall“ folgendes:
„Der DAX-Konzern Rheinmetall ist seit 2022 Partner der Sportstadt Düsseldorf und engagiert sich als solcher bei verschiedenen Vereinen im Spitzensportbereich, darunter der Handball-Bundesligist Bergischer HC und der Tischtennis-Bundeligist Borussia Düsseldorf. Darüber hinaus ist Rheinmetall neuer „Champion Partner“ des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaften die weltweit mehr als 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens einen Umsatz von rund 7,2 Mrd. Euro.“
Düsseldorfer EG
Mensch, toll. Engagiert im Spitzensport, DAX-Konzern, jetzt auch beim BVB… da hätte es ja das bunte Bild auch einfach ein bisschen gestört, wenn man das Wort „Rüstungskonzern“ oder die Unternehmens-Division „Weapon and Ammunition“ auch noch irgendwie erwähnt hätte.
Filmfest „On Screen: Mit Film und Fußball Europa entdecken“
Gestern Abend gastierte die Kurzfilm-Reihe mit dem Oberbegriff Fußball in Hamburg. Die unter anderem mit Tim besetzte Jury wählte „Libre directo“ aus Spanien zum Sieger, in der sich eine 60-Jährige dank des Fußballs neu verliebt. Die weiteren Städte der Filmfesttour findet Ihr auf der Website.
Zu guter Letzt
Der Fan ist wahrscheinlich anschließend als Torwart für die zweite Mannschaft verpflichtet worden – sofern ihn die anderen nicht verprügelt haben… // reddit
Turkish fan diving in order to take Calhanoglu jersey after the match
byu/interfan1999 insoccer
Forza St. Pauli!
// Maik
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Zur ARD Umfrage:
Je nach Aufbau einer Unfrage ist diese durchaus nicht nur rein wissenschaftsbasiert, sondern hat durchaus einen meinungsbildenden Charakter!
Wenn ich mir also nie die Frage gestellt habe (weil mir so ein rassistischer Quatsch gar nicht in den Sinn gekommen wäre), ob das DFB Team „weiß“ genug aufgestellt ist, dann eröffnet mir eine Frage der (seriös gelabelten) ARD diese Option vielleicht erst.
„Oh! Tatsächlich? Da spielen ja ein paar Typen mit weniger heller Hautfarbe mit. Stimmt. Wie deutsch sind die denn eigentlich. Haben wir keine anderen Spieler?“ wird sich manch ein Jockel dann evtl. denken, wenn er so eine Frage gestellt bekommt. Das macht dann seine Antwort nicht weniger rassistisch, aber die ARD samt Umfrage als reine Überbringerin zu entlasten, ist dann doch zu einfach! Da würde mich wirklich der gesamte Fragenkatalog interessieren.
Zu Rheinmetall:
Ob der Aufschrei der Fußballfans „wirkungslos verhallen“ wird, liegt ja zum Teil auch an uns Fans selbst. Soweit bekannt, liegt die Laufzeit des Sponsorings bei Borussia Dortmund bei 3 Jahren. Wenn es nun bei jedem Spiel des BVB Proteste gegen Rheinmetall gäbe, würde zwar der Vertrag nicht vorzeitig aufgelöst, aber der Effekt für Rheinmetall wäre ein negativer: nämlich dass ihr Name viel mehr mit Tod und Blut und Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht wird, als vorher. Dann ginge der Marketing-Schuss für sie nach hinten los, im wahrsten Sinne…
Die fetten Gewinne macht Rheinmetall ja übrigens derzeit vor allem mit unser aller Steuergelder, die von der Ampelregierung in die Produktion für Waffen und Munition gesteckt werden. Man könnte also sagen: über Bande gespielt subventionieren wir alle den BVB. What the fuck!
(Danke für den Hinweis auf die DEG. Eklig!)
Danke Dir.
Zu Rheinmetall: Klar, die Chance ist da. Meine Zuversicht, dass dies aber so eintritt, ist (trotz des Erfolges beim Investoreneinstieg der DFL) dann doch eher gering, da wird die normale Dynamik des Profifußballalltags die Proteste schnell vergessen machen.
Ich irre mich aber gerne 🙂
Ja, stimme ich dir, wie auch den anderen Beiträgen zu dem Thema hier in den Kommentaren, zu.
Das ist mir aus den Modulen zu Forschungsmethoden aus dem Studium ebenfalls in Erinnerung geblieben, man kann die Antworten lenken, indem man die Frage entsprechend stellt. Der Fragebogen würde mich hier auch sehr interessieren. Da ich diesen nicht kenne, kann ich es nicht weiter beurteilen, inwieweit dieser methodisch adäquat erstellt wurde.
Das alles ändert es aber nichts an den Entwicklungen, die man derzeit beobachten kann bezüglich Rechtsextremismus. Der Tod des Polizisten in Mannheim wird ja jetzt wieder schön genutzt, um Stimmung gegen „den Islam“, „die Linken/Antifa“ und Immigration generell zu machen. BTW, gab es beim Tod von Walter Lübcke auch so viele Bilder/Anteilnahmebekundungen in den sozialen Medien/Status von WhatsApp etc.? Ich meine nicht. Dazu Diskussionen im privaten Umfeld, welcher Extremismus denn nun schlimmer sei. Für die EU-Wahlen schwant mir da nichts Gutes.
Kleine Anmerkung zum Döntjesthema „Sexismus im Stadion“:
Die Recherche ist vom SWR-Format ‚Vollbild‘, hier der Link dazu:
https://www.ardmediathek.de/video/vollbild-recherchen-die-mehr-zeigen/tatort-fussball-wie-sicher-sind-fans-vor-uebergriffen/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIwNTk2NzU
Eine ansich gute Doku, wenn auch erneut nicht mit großartig neuen Infos und Erkenntnissen. Allerdings unterlief den Macher:innen hierbei ein riesen Fauxpax, in dem sie eine Tapete des Dresdner K-Block falsch als antisexistisches Statement interpretierten. Sehr sehr bitter…
:/
Danke für die Ergänzung!
Beim falsch interpretierten Beispiel aus Dresden handelte sich übrigens um die „Schluss mit den Küchenwitzen…“-Tapete, die ich hier gar nicht in voller Länge zitieren möchte. Nachdem gestern wohl so einige Hinweise in der Redaktion eingingen, wurde die Einblendung mittlerweile aus der Doku entfernt.
Als studierter Soziologe hätte ich mir bei der Umfrage ein weiteres Item gewünscht, das abfragt, wie viele nicht-weiße Spieler nach Einschätzung der Befragten in der Nationalelf spielen. Es gibt nämlich Studien, die nahelegen, dass der Anteil von Migrant:innen oft massiv überschätzt wird (u.a. https://www.marktforschung.de/marktforschung/a/bevoelkerung-ueberschaetzt-anzahl-von-migranten/). Und wenn man es noch besser machen möchte, hätte man zusätzlich nach den Namen von Spielern, die in den letzten zwei Jahren für den DFB gespielt haben, fragen können. Ein durchaus nicht unwahrscheinliche Szenario ist in meinen Augen nämlich folgendes: Von den rund 20%, die sich mehr Weiße wünschen, überschätzen viele deutlich den Anteil Nicht-Weißer und kennen gleichzeitig kaum aktive Nationalspieler. Kurz gesagt: Wie alle Rechten schimpfen sie in erster Linie mit der Luft und regen sich über Dinge auf, die nur in ihrem Kopf existieren.
PS: Überschlagsmäßig gerechnet und ohne die Stammbäume aller Spieler zu kennen, würde ich sagen, der Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte lag beim Kader des letzten Länderspiels mit rund 30 % ziemlich exakt auf Augenhöhe mit dem Anteil an der Gesamtbevölkerung. Und dabei habe ich ter Stegen mitgerechnet, der den meisten Rassist:innen wahrscheinlich, eben weil sie Rassist:innen sind, gar nicht als Spieler mit Migrationsgeschichte auffallen würde.
bei aller berechtigten kritik und empörung sollte man trotzdem versuchen, die dinge nicht durcheinander zu bringen. meines wissens nach wurde nach weißen und nichtweißen spielern gefragt und nicht nach spielern mit migrationshintergrund.
spieler wie ter stegen sind bei der fragestellung ganz sicher nicht gemeint und taugen deshalb auch nicht als beispiel.
ich finde den begriff „migrationshintergrund“ an sich sowieso vollkommen deplatziert, weil der nicht abbildet, daß wir als deutsche, als zentraleuropäer wohl so ziemlich alle (zumindest die überwiegende mehrheit) einen migrationshintergrund haben. um dies festzustellen braucht man nur im fach geschichte aufgepaßt zu haben (stichworte: völkerwanderungen oder vertreibungen bzw fluchtbewegungen bei kriegen). da kann ich direkt bei mir anfangen.
ein freund (die familie ist seit generationen fest in sachsen verwurzelt) hat sich mal den spaß gemacht und das bei sich untersuchen lassen. das ergebnis läßt sich im prinzip so, wie wohl bei fast allen hier in diesem land, zusammenfassen: er ist europäer mit zusätzlich asiatischem einfluß…
und wenn ein geschichtslehrer aus nordrhein/westfalen von der gefahr einer blutvermischung spricht, dann frage ich mich, wer dem das diplom gegeben hat. genau wie all die anderen flitzpiepen, die von einer reinheit des blutes fabulieren…
Moin,
wie wirkt sich denn dann die Abmeldung der Duisburger Frauen auf die 2. Liga aus? Eine Absteigerin weniger? Wäre dann Weinberg wenn ich das richtig sehe.
Forza.
(Mh die SGS Essen beendet die Saison auf dem 4. Platz in der 1. Liga & Turbine Potsdam steigt in ebendiese auf. Scheint da ja auch finanziell zu funktionieren. Google Pixel Frauen Bundesliga, ah.)
Laut Kicker-Artikel ist dies noch offen. Sowohl ein Absteiger weniger als auch ein Aufsteiger mehr wäre denkbar.
Statt des oben spekulierten „Super Wednesday“ scheint es ja eher ein „Super Thursday“ zu werden. Nehme ich aber auch gerne.