Lage am Millerntor – 10. Juni 2022

Lage am Millerntor – 10. Juni 2022

Die letzte Lage der Woche, die letzte Lage vor dem Trainingsauftakt des FC St. Pauli. Es geht also wieder los! Neu dabei ist David Nemeth, ansonsten geht es um Blindenfußball, Rugby, Geschichte und vieles mehr.

FCSP News

David Nemeth

Vierter Neuzugang, dieses Mal in der Innenverteidigung: David Nemeth, österreichischer U21-Nationalspieler, kommt von Mainz 05. Vorab war über eine Leihe spekuliert worden, tatsächlich haben wir ihn fest verpflichtet.
Sowohl über die Ablösesumme als auch über die Vertragslaufzeit wurde wie üblich nicht offiziell gesprochen, alles Weitere findet Ihr wie gewohnt im ausführlichen Spielerprofil. Tim sprach dazu auch mit der Mainzer Journalistin und Buchautorin Mara Pfeiffer.

Daniel Kofi-Kyereh

Henry Asante ist „Head of Communication“ beim Ghanaischen Fußballverband und gab in dieser Funktion dem Radiosender Oyerepa FM ein Interview, in dem er u.a. folgendes sagte: (Twitter)

https://twitter.com/OyerepaSports/status/1534863536492617728

„to sort his transfer move out“ kann natürlich nur bedeuten, dass er in diesen Minuten zu seiner Vertragsverlängerung bei Andreas Bornemann sitzt und damit alle Transfergerüchte endlich verstummen. Wir rechnen dann heute mit der Verkündung der Verlängerung. (*hust*)

Trainingsauftakt am Samstag

Morgen geht es also wieder los. Entgegen der ersten Ankündigung allerdings nicht um 15.00h sondern erst um 16.00h, Zutritt ab 15.30h möglich. (Vereinshomepage)

Lage der Liga

Und weiter geht’s: Der 1. FC Magdeburg hat einen neuen Boss (ja, ‚tschuldigung, es ist auch für mich der fünfte Tag der Woche, oder zumindest der vierte…). Der Keeper kommt vom SV Wehen Wiesbaden und dürfte sich nun mit dem bisherigen Stammkeeper Dominik Reimann um die Nr. 1 streiten.
Wenig Lichtblicke gab es in der letzten Saison bei Erzgebirge Aue – einer davon war Prince Osei Owusu, der sich jetzt Jahn Regensburg anschließt.

Neues von den Alten

Sebastian Maier („Maier schießt… TOOOOR!“) war zuletzt für Türkgücü München am Ball, nun wechselt er eine Liga tiefer in die Regionalliga Bayern, zur SpVgg Unterhaching.

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord (m)

Der Kader der U23 ist jeden Sommer und meist noch bis tief in die letzten Tage der Transferphase hinein „work in progress“. Ich hatte am 3. Juni hier schon mal kurz die einzelnen Spieler aufgelistet und völlig zurecht erreichte uns die Nachfrage, was denn mit Yi-young Park sei. Die letzte kommunizierte Vertragsverlängerung datiert aus 2018, damals war der Vertrag bis 2022 verlängert worden. Bei den Verabschiedungen war er aber nicht dabei.

Die wenig spektakuläre Antwort: Nach Auskunft des Vereins hat er weiterhin einen gültigen Vertrag. Aktuell stellt sich der Kader also wie folgt dar (Geburtsjahr in Klammern):

  • Tor:
  • Abwehr:
    • Luca Günther (2002)
    • Maximilian Schütt (2002)
    • Marius Mohr (2003, letztes Jahr noch U19)
    • Yi-young Park (1994)
  • Mittelfeld:
    • Mika Clausen (2002, SV Eichede)
    • Max Düwel (2003, U19)
    • Peer Mahncke (2002, Altona 93)
    • Tom Kankowski (2003, U19)
    • Franz Roggow (2002)
    • Mika Stuhlmacher (2002)
  • Angriff:
    • Luis Steiger Borrero (2003, U19)
    • Serhat Imsak (1999)
    • Nathanael Kukanda (2003, U19)
    • John Posselt (2003, U19)

Blindenfußball Europameisterschaft

Kleiner Reminder: Heute startet in Pescara die Europameisterschaft im Blindenfußball der Männer, für das Team mit den FCSP-Kickern Rasmus Narjes und Jonathan Tönsing gilt es, in der 5er-Gruppe mindestens Platz 2 zu erreichen, was neben dem Halbfinale auch die Qualifikation für die WM im nächsten Jahr bedeutet.

Die Spiele:

  • Freitag, 10. Juni, 15.00h gegen Rumänien
  • Sonntag, 12. Juni, 15.00h gegen Spanien
  • Montag, 13. Juni, 9.00h gegen England
  • Dienstag, 14. Juni, 9.00h gegen Polen
    Die Spiele werden wieder auf dem YouTube-Kanal der IBSA live übertragen.

Jonathan Tönsing war hierzu auch im „Mehr als ein Spiel“-Podcast der DFB-Stiftungen zu Gast.

Rugby: Aufstieg in die 1. Bundesliga

Die 1. Herren des FCSP will zurück in die 1. Bundesliga. Nach Platz 2 in der Nord-Staffel der 2. Liga geht es nun in die Aufstiegsspiele. Mit RU Hohen Neuendorf wartet dort der Erste der Ost-Staffel, los geht es dort am Samstag um 15.00h. Der Sieger tritt dann in zwei Wochen zum Aufstiegsendspiel an.
Alle Infos: FC St. Pauli Rugby

Döntjes

Hinti-Army

Fallhöhe. Ein meist eher unerfreuliches Wort, wenn es im medialen Zusammenhang gebraucht wird. Diese war bei Martin Hinteregger extrem hoch, nachdem er in den letzten Jahren von den Fans der Frankfurter Eintracht regelrecht auf ein Podest gehoben wurde, gekrönt mit eben jenem „Hinti-Army“-Song. Und wenn die Fallhöhe eben so hoch ist, ist der Aufschlag dann oft umso heftiger.

„Die rechten Verbindungen des Martin Hinteregger“ lautet die Überschrift eines Artikels bei standpunkt.press vom österreichischen Journalisten Michael Bonvalot. Hinteregger plant vom 16.-18. Juni den „Hinti Cup“ in Sirnitz (Kärnten), ein Fußballturnier (insbesondere für Fans der Eintracht) mit angeschlossenem Konzert (u.a. mit DJ Ötzi und dem Frankfurter Rapper Vega, der auch zur Fanszene gehört) und weiteren Programmpunkten. Der Festivalpass kostet 89€, hinter all dem steht die „Hinti Event GmbH“ – und neben Martin Hinteregger und einer weiteren Person ist dort auch Heinrich Sickl beteiligt.

Der Name dürfte hierzulande kaum jemandem etwas sagen, im Artikel zeigt Bonvalot aber die Verstrickungen (und das ist wohl eher noch eine Untertreibung) in die rechte Szene ausführlich auf. Der Artikel sorgte gestern zurecht für sehr viel Aufsehen, obwohl er komplett ohne die sonst in ähnlichen Fällen schnell vorhandene Skandalisierung auskommt und einfach nur Sachverhalte aufzeigt. Das Thema wurde daraufhin u.a. bei der 11Freunde, dem kicker und der Sportschau aufgegriffen.

Im Verlauf des Tages äußerte sich auch Hinteregger selbst via Instagram.
Positiv ist sicher hervorzuheben, dass er „jegliche Geschäftsbeziehungen zur Familie Sickl“ abbricht – dabei hätte er es dann aber vielleicht auch besser belassen sollen. Leider beschwert er sich aber beim Einstieg erst mal darüber, dass „ein Unbekannter solche Dinge“ über ihn behaupten könne, zählt auf, dass auch andere tolle Künstler dort schon aufgetreten wären und er ja Freunde auf der ganzen Welt hätte – und natürlich wollte er nur seinen Fans, Gönnern und Unterstützern seine Wertschätzung zeigen. Nun ja, Schweigen wäre eben manches Mal doch Gold.

Wie glaubhaft es ist, dass er „keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl“ hatte, muss dann wohl jede*r für sich entscheiden, Bonvalot geht ja auch darauf in seinem Artikel ein.
Die Eintracht reagierte gestern Abend ebenfalls mit einem Statement – und dies fiel dann sehr viel deutlicher aus.

Geschichten aus der Fußballgeschichte Hamburgs

Am Mittwoch, den 8.6., hielt Dr. Hannah Jonas im Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall einen informativen und unterhaltsamen Vortrag mit dem Titel: “Von leeren Stadien und Totenköpfen – Hamburg als Fußballstadt”. Lorenz Adlung war für uns dabei und berichtet:

Etwa zwei Dutzend Leute waren gekommen, um der promovierten Lehrerin, die seit zehn Jahren in Hamburg lebt und arbeitet, zu lauschen. Dr. Jonas brillierte durch einen sachlichen Blick auf die Geschichte des Vereins aus der Vorstadt und des FC St. Pauli zwischen 1963 und 2000. Mitunter fühlte ich mich angenehm an 11Leben erinnert, als etwa der Bundesligaskandal Anfang der 1970er Jahre oder die Zunahme von Trikot-Werbung samt deren gesellschaftliche Bedeutung zur Sprache kamen.

Eine zentrale These von Dr. Jonas lautete, dass sich seit Anfang der 1990er Jahre in Hamburg eine Veränderung der Fußballkultur bemerkbar gemacht habe. Sie belegte dies u.a. damit, dass der Totenkopf Einzug ins Millerntor-Stadion hielt. Aus der Vermarktung sei das Emblem seither nicht mehr wegzudenken, so Dr. Jonas, und der Verein gründete 1992 auch seine erste Marketing GmbH. Zahlen würden diesen Wandel außerdem belegen, denn im Jahr 2002 entstammten nur noch 17% der Einnahmen der Bundesligavereine aus Ticketverkäufen, die bis in die späten 1970er Jahre noch einen Großteil der Einnahmen ausmachten. Mittlerweile würden 83% der finanziellen Einkünfte aus TV-Geldern und Merchandise stammen. Dr. Jonas resümierte, dass der FC St. Pauli mit seiner Vermarktungsstrategie nach wie vor durchaus erfolgreich sei und bemerkte pointiert, dass sich die “Anti-Kommerz”-Attitüde doch ganz gut kommerzialisieren ließe.

Im Anschluss an den Vortrag gab es dann auch eine angenehm anekdotenreiche Diskussion, in der wir beispielsweise erfuhren, in welchem Jahr, der FC St. Pauli einen höheren Zuschauer*innen-Schnitt aufwies als (1) der Verein aus der Vorstadt, (2) die Bundesliga im Durchschnitt und (3) das maximale Fassungsvermögen des Millerntor-Stadions. Wisst ihr wann und wie das war?
Teilt gern eure Geschichten aus der Fußballgeschichte Hamburgs in den Kommentaren!
Dr. Jonas Werk zum Nachlesen kann man u.a. hier käuflich erwerben. 

Pariser Polizei: Offensichtliches Versagen

Das würde man sich hierzulande in der Deutlichkeit auch mal wünschen, ohne dass es erst gerichtlich festgestellt werden muss: „Das war ganz offensichtlich ein Versagen“, so der Pariser Polizeipräfekt Didier Lallement über die Vorfälle rund um das Champions League Finale 2022.
Was man zudem ähnlich gut kann wie Behörden in Deutschland: Videos löschen. Da die Justiz die Überwachungsvideos nicht angefordert habe, seien diese nach sieben Tagen automatisch gelöscht worden. Mehr dazu: TheAthletic // Sportschau

FIFA: Prozess gegen Blatter und Platini

Es geht beim Prozess im Schweizer Bellinzona immer noch um jene 2Mio CHF, die 2011 von Blatter an Platini überwiesen wurden und später beide zu Fall brachten. Und, das darf man ja dabei nicht vergessen, den heutigen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino überhaupt erst in diese Position hievten.
Der Rest sind ein paar launige Sprüche und juristische Feinheiten, die es jetzt zu klären gilt. Ausführlich dargelegt u.a. bei der Süddeutschen Zeitung.

Zu guter Letzt

Zur Abwechslung mal was Ernstes. (Twitter)

Forza St. Pauli!
// Maik

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6 thoughts on “Lage am Millerntor – 10. Juni 2022

    1. Naja, das ist ja wahrscheinlich ähnlich wie jetzt bei Nathanael Kukanda – den ich in der Auflistung übrigens vergessen habe. Der Profivertrag alleine bringt einen noch nicht in den Kader, da mag es auch andere Gründe (local player Regelung) geben.
      Ich freue mich aber natürlich, wenn ich falsch liege und er hauptsächlich beim Profikader dabei sein sollte.

  1. Das mit dem Zuschauerschnitt dürfte 1988/89 gewesen sein. Damals waren die Stadien bei weitem nicht so voll wie heute. Der höhere Schnitt beim FCSP als die Kapazität am Millerntor hängt mit dem ins Stadion neben der MvA ausgelagerte Heimspiel gegen die Rothosen zusammen.

  2. Nachdem ich jetzt schon zum zweiten Mal beim Lesen darüber gestolpert bin, dass die Blindenfußballer versuchen müssen, Zweiter zu werden, will ich sicherheitshalber doch mal nachfragen: Erster wäre aber doch auch nicht schlecht, oder?

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