2.784 – and counting…
Stadtmeister, weiterhin, vorerst bis etwa Mitte März 2019.
Dieser Bericht teilt sich auf in das Drumherum (Maik) und „auf dem Platz“ (Tim).
Drumherum (Maik)
Das Wichtigste vorab: Aktuell scheint es im Großen und Ganzen ruhig geblieben zu sein.
Zwei kleinere Vorfälle gab es, zumindest in meiner Wahrnehmung:
Zum einen bedienten sich die Fans des HSV einer guten, alten Taktik, die auch schon die Rote Flora einst bei Unstimmigkeiten mit dem ÜBERSTEIGER-Fanzine genutzt hat: Buttersäure!
Großzügig verteilt an der S-Bahn Bahrenfeld und am Gästeeingang der Arena mit den vielen Namen.
Wer den lieblichen Geruch nicht kennt: Erbrochenes hat ein ganz ähnliches Aroma. Und es hält sich über mehrere Tage ziemlich penetrant. Ich sag mal: Ist jetzt nicht wirklich neu und kreativ, aber nun ja… kann man machen, fällt für mich noch unter Derby-Folklore. Mein Mitleid an diejenigen, die wahlweise am S-Bahnhof Bahrenfeld arbeiten oder aber dort regelmäßig ein- oder aussteigen.
(Ja, Reizung der Atemwege und so. Aber dafür war es dann doch nicht schlimm genug.)
Immerhin konnte der „Gehst Du durchs Viertel…„-Gesang dadurch im Refrain auf „HSV riecht scheiße“ umgetextet werden.
Der zweite Vorfall dann im Stadion, etwa eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff: Ein Gefahrensucher aus Stellingen schaute mit einer handvoll Kumpanen mal vorsichtig vom Block 16B aus, wie denn so die Gemengelage ist. Büsch’n rumhupen kann ja nie schaden, dachte er sich. Allerdings hatten die Herren wohl nicht damit gerechnet, dass die Tür auch aufgeht, wenn sie klingeln – und schwupps war ein Mitglied von Team Braun-Weiß über die Absperrung gesprungen und landete einen Treffer, der vielleicht noch ein paar Tage im Gesicht ersichtlich sein könnte. Zumindest gefühlt konnte man ein Knacken der Nase durch den gesamten Block hören.
Die Ordner gingen dazwischen und wollten beide zu einem Feedback-Gespräch bitten, allerdings war jetzt auch der Rest von Team Braun-Weiß zur Stelle und holte den Ausreißer zurück zur teaminternen Gesprächsrunde in unseren Block.
Ich dürfte nun wirklich nicht als großer Fan von Schlägereien bekannt sein, aber so viel Dummheit musste einfach bestraft werden. Kein Mitleid.
Zurück zur Chronologie des Tages:
Treffpunkt für St.Pauli war um 09.00h am Millerntor, wo USP fleißig weiße „Forza St.Pauli“-Shirts verteilte und die letzten Derby-Schals verkaufte. Solche Menschenmengen zu schätzen ist immer schwierig, aber ich würde mal auf ca. 2.500-3.000 tippen.
So ging es dann geschlossen zu den Landungsbrücken, bereits ausführlich begutachtet von der Polizei. Diverse Wannen und drei Wasserwerfer waren am Start, es passierte aber rein gar nichts. Highlight war dann die Helgoländer Allee, wo ja bekanntlich immer die Touristen-Busse parken. Die meisten waren natürlich verlassen, aber am Ende stand ein bereits gefüllter Bus mit lauter gut gelaunten Rentnerinnen, die begeistert an den Fensterscheiben klebten und aus dem Winken gar nicht mehr rauskamen.
Anschließend ging es mit Sonder-S-Bahnen ohne Zwischenhalt nach Bahrenfeld – hätte etwas zügiger gehen können, war aber im Endeffekt alles im Rahmen.
In Bahrenfeld angekommen roch man dann die erwähnte Buttersäure, die einem aber vorher schon angekündigt worden war.
Für 10.30h war hier der zweite Treffpunkt angekündigt, etwa gegen 11.00h ging dann der Marsch über die Nebenstraßen, die Autobahnbrücke und durch den Volkspark ins etwa vier Kilometer entfernte Stadion. Anzahl der Personen jetzt etwa 3.500-4.000, unter ihnen auch Jan-Philipp Kalla.
Klingt insgesamt echt früh für ein Derby in der eigenen Stadt? Nun ja, die erwartungsgemäß etwas längere Einlasszeit rechtfertigte dies dann leider absolut.
Vorm Einlass gab es im anschließenden Park noch ein bißchen Feuerwerk, wohl per Fernsteuerung gezündet. Keine Ahnung wer das war und was es sollte, zumindest Team Grün wurde dadurch aber etwas in Aufregung versetzt.
Im Stadion sortierte sich alles in den Blöcken recht schnell zurecht, USP platzierte sich zusätzlich zum Stehplatzbereich auch im unteren Teil von 14B. Feste Sitzplatzzuordnung war erwartungsgemäß aufgehoben, insgesamt gab es aber überall genug Platz um sich auch in Bezugsgruppen zusammenzustellen. Und gesessen hat während des Spiels eh niemand, zumindest soweit ich das von 14B aus sehen konnte.
Der Auftritt in Weiß hingegen sah ganz gut aus:
Zum Spielbeginn gab es im Heimbereich dann eine größere Choreo, die dank einer zusätzlichen Silbe durchaus das Zeug hat, DAZKE abzulösen. Allerdings lässt sich „verzweifeifelt“ schlechter in den allgemeinen Sprachgebrauch einbinden.
Szene Hamburg in a nutshell #HSVFCSP pic.twitter.com/LqPqEUlqAM
— Kloppmonsta (@jurgenblokk) September 30, 2018
(Und: Nein, wenn man sich darüber amüsiert, macht man sich nicht über die beiden Verletzten des Angriffs lustig. Denen gerne weiterhin Gute Besserung.)
Bei uns gab es zu obigem Bild in 14B dann noch ein bißchen Pyro, was auch absolut großartig aussah. Nicht großartig ist dann aber natürlich, wenn von eben diesen Fackeln ein Stück abbricht und brennend in den Unterrang fällt. Dem Vernehmen nach gab es „nur“ Sachschaden an Mütze und Jacke, das hätte aber auch schlimmer ausgehen können.
Hierzu könnte man jetzt die ganz große Diskussion aufmachen, ob DFB/DFL mit dem Verbot von Pyro und jedweder Weigerung über Kompromisse zumindest zu diskutieren auch ihren Anteil haben, dass solche Sachen dann eben unkontrolliert passieren – mag schon sein, trotzdem darf sowas dann nicht passieren.
Die Stimmung im Stadion war vorm Anstoß erwartungsvoll angespannt, wenig Support vorab.
Während des Spiels änderte sich dies beim HSV dahingehend, dass man zumindest das „Scheiß St.Pauli“ so laut skandierte, dass dies deutlich zu verstehen war.
Und Tapeten gab es, ohne Ende. Inhalt, immer wieder: St.Pauli ist auch doof.
Danke, passt.
(Man könnte zum Zustand des HSV noch sehr viel mehr schreiben, aber ich verweise hier einfach mal auf den Forums-User meltbanana, der hat das schon recht ausführlich gemacht.)
Bei St.Pauli hingegen… naja, so lala. Ein Bekannter, der sonst eher selten Fußball im Stadion konsumiert und hier auf der Geraden in einem der Blöcke neben uns saß, schickte mir nach dem Spiel bewundernde Grüße und war von unserem Support total begeistert.
Der @fussball_freund hingegen gab uns für das Derby eine wohlwollende 3+, da würde ich es auch eher einordnen.
Das war halt schon okay und auch deutlich abwechslungsreicher als im Heimbereich, aber für ein Derby und einen 5.000-Personen Gästeblock halt doch nur… naja, so la la halt.
Schön, wenn die Spieler dies anders sehen und begeistert sind – trotzdem sollte unser eigener Anspruch etwas höher sein. Die letzten zehn Minuten waren ganz gut und ließen das Potential aufblitzen, davon hätte es halt auch vorher schon gerne mehr geben dürfen. So waren wir vom Volkspark abreißen dann doch noch etwas entfernt.
Der Rückweg verlief dann wohl ziemlich zeitaufreibend, wenn auch inhaltlich entspannt. Die Shuttle-Busse fuhren wahlweise gar nicht oder nur streckenweise, so dass es teilweise zu Fuß zurück in die Stadt schneller gegangen wäre.
Ich selbst hatte mich für einen Inkognito-Fußmarsch nach Eidelstedt entschieden, was zumindest zeitlich dann auch die richtige Wahl war.
Im Nachgang äußerte sich dann u.a. auch noch Christopher Buchtmann zu Fiete Arp, welcher auf Instagram für kurze Zeit ein „Fuck FCSP“ als Profilfoto hatte. Und während sich einige tatsächlich über Arp aufregten (der bekanntlich schon seit Kindesbeinen HSV-Fan ist und ja nun kein „USP töten!“ als Profilbild hatte), kommen andere jetzt und beschweren sich über Buchtmann, weil der in Bezug auf den großen HSV ein bißchen Häme auspackte und gegenüber Arp zurückstichelte.
Wer da das eine oder das andere schlimm findet, dem wünsche ich wahlweise 1.887 Interviews mit Philipp Lahm oder 1.910 Stunden Sky Vorberichterstattung, nur um die Relationen mal wieder glattziehen zu können.
Finden wir nun glattgebügelte 08/15-Statements und langweilige Internatsschüler doof, oder wollen wir uns über jedes persönliche Statement künstlich aufregen? Beides gleichzeitig ist eher schwer, ich bleibe bei Ersterem.
An der Nr.1 der Stadt ändert dies alles (Tabellenstand- und Ergebnisunabhängig) aber natürlich eh nichts.
Und, sinngemäß geklaut bei Facebook: Mein Sohn ist jetzt zehn Jahre alt – und er hat noch nie eine Derbyniederlage gesehen. Möge dies noch lange so bleiben. Für ihn – ganz uneigennützig, natürlich. // Maik
Auf dem Platz (Tim)
Ja, das Derby war kein Fußballfest. Das war das Hamburger Derby aber noch nie. Aber es sollte schon erwähnt werden, dass dieses Derby schon wirklich, wirklich armselig war. Es spielte ein Mix aus Angst und Verunsicherung gegen Mutlosigkeit. Um zu verstehen warum der FCSP gestern nicht mehr riskiert und der HSV quasi als Opfer seiner eigenen Ansprüche eben diesen nicht gerecht wurde, muss ein Blick in die Saisonstarts beider Teams gelegt werden.
Beim HSV war die Sachlage mehr als eindeutig: Holstein Kiel hatte es direkt im ersten Saisonspiel eindrucksvoll gezeigt, auch Heidenheim hatte genügend Chancen, um das Spiel zu gewinnen. Aber sieben Tage vor dem Derby wurde nun auch wirklich jedem gezeigt, wie der HSV mal so richtig blamiert werden kann. Alle drei Teams einte der Mut, gegen den, vor allem in der Offensive, nominell hochwertig besetzten Kader des HSV massives Angriffspressing zu spielen. Das ist nicht weniger als ein Ritt auf der Rasierklinge, aber in zwei von drei Fällen wurde der Mut belohnt. Der deutliche Sieg von Jahn Regensburg war ein massiver Wirkungstreffer zum Start der englischen Woche. Diese Niederlage hätte für den HSV als eine Art Weckruf dienen können. Es scheint jedoch das Gegenteil der Fall zu sein. Bereits am Donnerstag in Fürth zeigten sich erhebliche Lähmungserscheinungen im Spiel des HSV; das Ergebnis war ein grausam langweiliges 0-0 und wachsende Verunsicherung bei Spielern und Verantwortlichen. Das Gute an englischen Wochen ist, dass Niederlagen schnell wieder vergessen gemacht werden können. Das Schlechte an englischen Wochen ist aber, dass die Gründe für die Niederlagen nicht wirklich abgestellt werden können, besonders im Fall des HSV, da es sich hier um die gesamte Spielphilosophie handelt. Der HSV möchte unter Titz Ballbesitzfußball spielen, ein sehr ehrenvoller Anspruch wie ich finde. Hierzu fehlt aber offensichtlich die spielerische Qualität vor allem in der Innenverteidigung zum Spielaufbau. Und es fehlt ein Plan B, das ist viel schlimmer. Wird der HSV nämlich im Spielaufbau durch hohes Pressing gestört, so erhöht das Team einfach das Risiko, indem weiter versucht wird, den Ball kontrolliert über die erste Pressinglinie zu spielen. Nur ganz, ganz selten werden lange Bälle und das Pressing auf die zweiten Bälle als Lösungsansatz verwendet. Das ist verwunderlich, da genau das die einzige Option ist, wie einer Mannschaft mit enorm hohem Pressing begegnet werden kann (wie z.B. Manuel Baum (Trainer des FCA) im Interview mit der 11Freunde erzählte). Aber hohes Pressing ist nicht nur für die ballführende Mannschaft ein Risiko: Wird die erste Pressinglinie überspielt, so öffnen sich enorme Räume. Das dient durchaus als Erklärung, warum der HSV weiterhin versucht den Ball kontrolliert über die erste Linie zu bringen. Aber da sie damit vor allem im Spiel gegen Regensburg ziemlich auf die Fresse geflogen sind, mischte sich Verunsicherung und das partielle Scheuen des Risikos in das Spiel des HSV. Die Behauptung, dass gestern beim HSV eine gehörige Portion Angst aufgrund der eigenen Verunsicherung mitspielte, ist also nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen.
Auf der anderen Seite des Spielfeldes stand mit dem FCSP ein Team, dass die Suche nach einer Spielphilosophie ebenfalls kennt, sogar sehr gut. Wobei eigentlich eine genau definierte Philosophie existiert, nur ist niemand so wirklich damit zufrieden. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Der FCSP ist eine Umschaltmannschaft. So wie Sandhausen. So wie Aue. Das tut weh. Denn auch diese Saison war, wie in denen zuvor auch, in den ersten Spielen eine Art Idee bei Ballbesitz zu erkennen. Doch nachdem die Ergebnisse nicht stimmten, erfolgte der Rückzug auf ein altbewährtes Rezept: Der nahezu komplette Fokus auf das Umschaltspiel. Das mag teilweise erfolgreich sein, aber zufrieden macht es mich nicht. Diese Saison gab es einen erfolgreichen Start, in Magdeburg war sogar eine klare Idee im Spielaufbau zu erkennen. Mit sauber vorbereiteten Überlagerungen auf den Außenbahnen, der Bildung einer Dreierkette im Spielaufbau und hochstehenden Außenverteidigern. Nach den doch recht deutlichen und hoch verdienten Niederlagen gegen Union und Köln und der unglücklichen Niederlage, weil spielerisch besten Saisonleistung gegen Wehen, wurde dann wieder auf Altbewährtes zurückgegriffen. Ich kann es nicht mehr hören, diese Ausführungen zu „defensiver Kompaktheit“ und irgendwelchen „St.Pauli-Tugenden“. Jedenfalls stellte sich nach der Umstellung wieder der Erfolg ein, wenngleich die Spiele ehrlich gesagt nur schwer zu ertragen gewesen sind. Gegen Paderborn waren sich alle einig, dass der Sieg mehr als glücklich zustande gekommen ist, in Ingolstadt ging es auf beiden Seiten nur um Fehlervermeidung, selten hatte ein Spiel ein 0-0 mehr verdient.
So stellte sich vor Beginn des Derbys nur die Frage, ob eines der Teams noch genügend Mut mitbringen würde, um dieses Spiel zu gewinnen. Ich nehme es vorweg: Nein, hatten sie nicht. Ich hatte gehofft, dass der FCSP ein hohes Pressing spielen würde und so den HSV früh unter Druck setzt. Torchancen hüben wie drüben wären womöglich die Folge gewesen. Wie zwei Boxer in der elften Runde, wenn sie die Deckung fallenlassen um Schwinger um Schwinger, Haken um Haken ins Gesicht des Gegners zu schicken. Wir sahen letztendlich einen Abnutzungskampf der anderen Sorte. Die Deckung fiel spät beim HSV, ohne aber auch nur mit dem kleinsten Jab zu landen, beim FCSP fiel sie leider gar nicht.
Der HSV agierte nominell in einem 4-2-3-1. Besonders zu Beginn agierten die Außenverteidiger enorm hoch. Janjicic fiel dabei zwischen die Innenverteidiger und bis auf Mangala rückten eigentlich alle HSV-Spieler auf Höhe der letzten Kette des FCSP. Dadurch war der FCSP gezwungen, Sahin und Møller-Dæhli teilweise mit in die letzte Kette einrücken zu lassen (partiell entstand so eine 6er-Kette), während sich Knoll und Flum vor der Kette, sowie Diamantakos und Buchtmann vorne im Zentrum zusammenzogen (und so Mangala komplett aus dem Spiel nahmen, ein enorm wichtiger Faktor). Dies führte zu Stagnation. Der HSV kontrollierte zwar große Teile des Spielfeldes sicher, da er nicht von FCSP-Spielern angelaufen wurde. Aber dadurch, dass die Spieler bereits auf einer Linie mit der letzten Reihe des FCSP standen, waren keine vertikalen Läufe mehr möglich (nur teilweise über Holtby). Einziges Stilmittel waren horizontale Bewegungen, vor allem von Hunt (quasi ein „Einläufer“ im Handball). Ehrlich gesagt hatte ich ziemlichen Puls als ich diese Grundordnung sah. Doch der FCSP blieb ruhig und verteidigte konzentriert, es schien als wäre genau diese Ausrichtung vom HSV erwartet worden. Durch die tiefe 6-2-2 Grundordnung die sich bei uns ergab, waren Offensiv-Aktionen natürlich nicht vorhanden. Für die ersten zwanzig Minuten war das schon ok, der HSV durfte sich gerne austoben, aber meine Güte, was sich da für Räume ergaben bei der hohen Aufstellung der HSV-Spieler! Ein einfacher Ballgewinn wäre beinahe gleichbedeutend mit einer Überzahl-Situation gewesen. Die Spiele von Kiel, Heidenheim und Regensburg hatte ich im Fernsehen verfolgt, im Stadion wurden die Löcher dann noch einmal größer. Was ein waghalsiges Unterfangen des HSV.
Nach zwanzig Minuten beruhigte sich das Spiel, der HSV stand nicht mehr ganz so hoch, vor allem die beiden Außenverteidiger zogen sich weiter zurück. Der FCSP konnte dann aus einer 4-4-2-Grundordnung agieren. Hierbei stellten Diamantakos und Buchtmann Passwege zu Holtby und Mangala zu, sodass der Ball meist auf die ungedeckten Außenverteidiger geleitet wurde. Eine vertikale Offensiv-Bewegung dieser Spieler löste dann das Pressingsignal beim FCSP aus. Und hier wurden viele viele Bälle gewonnen oder geklärt. Ich finde es wirklich verwunderlich, dass dieser einfache Trick, das Anbieten eines Passweges zum Außenverteidiger, nur um diesen zu pressen, wenn er sich mit dem Ball offensiv bewegt, so oft funktionierte und der HSV immer und immer wieder den gleichen Weg wählte. Allerdings ist die andere Option der lange Ball, welches bei Ziereis/Avevor vs. Arp/Hunt/Hwang ein klares Mismatch für den HSV darstellte. Während der HSV sich also zierte den langen Ball zu spielen, taten wir es recht ungeniert – wir schickten mal Møller-Dæhli ins Duell gegen Bates, mal Sahin gegen van Drongelen. Der Grund war das hohe Pressing des HSV. Ziel war hierbei natürlich nicht das gewonnene Kopfballduell, sondern der zweite Ball auf den es zu pressen galt. Nur taten wir das viel zu selten bzw. mit zu wenigen Spielern. Ballgewinne wurden nur ganz selten genutzt um eine längere Ballbesitzphase entstehen zu lassen. Meist wurde halt der lange Ball gespielt oder direkt vertikal über die Außenbahnspieler aufgebaut.
Dieses Stilmittel ist auch der Grund warum Cenk Sahin momentan den Vorzug vor anderen Mittelfeldspielern im Kader erhält. Hierfür sind nämlich Spieler notwendig, die eben auch im 1-gegen-1 überdurchschnittlich häufig bestehen. So sehr wir uns immer ärgern, wenn er den Ball mal wieder verliert, es gibt nicht viele Spieler in dieser Liga, die Dribblings in solchen Situation (meist zwei Gegenspieler und die Außenlinie als weitere Begrenzung) in angemessener Häufigkeit erfolgreich bestreiten können. Der Ballverlust ist ärgerlich, aber nicht riskant, da diese mit einkalkuliert werden und daher auch eine Absicherung vorhanden ist. Während Sahin also bei seinen Dribblings aus der Ferne immer viel Glück von seinen Mitspielern zugerufen wurde, agierte Møller-Dæhli auf der anderen Seite meist im Zusammenspiel mit Buchtmann. Allgemein wurden aber die vielzählig vorhandenen Ballgewinne des FCSP zu selten genutzt. Das lag zum Großteil daran, dass vermutlich der Matchplan nicht vorsah, dass Flum oder Knoll in Kontersituationen mit einrückten. Für erfolgreiches Umschalten ist es aber elementar, wenn eben die Spieler auf der Acht/Sechs mit einrücken. Ich erinnere an dieser Stelle nur zu gerne an z.B. Rzatkowski oder Buchtmann auf diesen Positionen, die immer im Rückraum der Abwehr relativ viel Freiheit genossen. Sogar Johannes Flum kann als Beispiel dienen. Sein Tor in Kiel letzte Saison ist eine Blaupause dieser Art von Einrück-Verhalten. Und bei diesem Spiel waren die Kieler ähnlich aufgestellt wie der HSV. Im Derby wurde dieses Risiko aber nicht eingegangen. Ich erinnere mich ehrlich gesagt erst bei Knolls Schuss kurz vor Abpfiff daran, dass einer der beiden Sechser mal im freien Spiel ins letzte Drittel des HSV vorrückten. Da hätte es doch schon etwas mehr Mut und Glaube in die eigene Stärke gebraucht, um ernsthafte Torchancen zu erspielen. Aber wollten wir das überhaupt? Gewinnen? Unser Zeitspiel in der zweiten Halbzeit war schon ziemlich eindeutig. Schade eigentlich, da der HSV gerade in den letzten 30 Minuten völlig den Faden verlor und die Ballgewinne vielversprechender wurden. // Tim
Links:
– Magischer FC: „Wie kann man nur so verzweifeifelt sein?“
– Spiegel Online: „Hamburg bleibt Braun-Weiß“
(liest sich übrigens noch besser, wenn man weiß, dass der Autor HSV-Fan ist)
– Kiezkieker: „Altersgeilheit“
– Übersteiger-Blog: „This is the beginning – Sportliches zum Derby“
– MillernTon Podcast: Vor dem Spiel // Nach dem Spiel
– Kleiner Tod: „Mauertaktik im Derby aufgegangen…“
– FCSP Athens South End Scum: „Matchday 08“ (English)
– Rautenperle: Tobias Escher mit der taktischen Sicht auf das Spiel
– Yorkshire St.Pauli: „The Derby„
Sehr gute Analyse! Allerdings fehlt am Schluss die letzte Offensivaktion (Konter) Sahin über rechts, sieht den Torwart wie üblich weit vor seinem Kasten und versucht den Torschuss. Leider hat der Torwart die Finger doch noch dran bekommen, aber leider aus meiner Sicht am TV, hätte Sahin auch nach links spielen zu Richie spielen können. Wer weiß…?
Trotzdem kein Vorwurf an Sahin, das Ding wäre in die Derbygeschichte eingegangen! Hätte, hätte…, anyway! Ich freue mich auf das Rückspiel, dann in unserer Hütte und ich auf der GG und nicht vorm TV!
In diesem Sinne: YNWA! ☠☠☠
Zu folgendem Abdatz muss ich anmerken, dass es nicht nur USP sondern auch die aus dem Millerntor ausgeschlossen Warriorz waren. Mit den In altdeutschen Lettern beschriebenen Shirts.
Hier dein Absatz:
Im Stadion sortierte sich alles in den Blöcken recht schnell zurecht, USP platzierte sich zusätzlich zum Stehplatzbereich auch im unteren Teil von 14B. Feste Sitzplatzzuordnung war erwartungsgemäß aufgehoben, insgesamt gab es aber überall genug Platz um sich auch in Bezugsgruppen zusammenzustellen. Und gesessen hat während des Spiels eh niemand, zumindest soweit ich das von 14B aus sehen konnte.