{:de}Quo vadis, DFL?{:}{:en}Quo Vadis, DFL?{:}

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Die Deutsche Fußball Liga hat gestern kundgetan, dass der Spielbetrieb in der 1. und 2. Liga ab Mai fortgeführt werden soll. Mit Geisterspielen soll die Saison zu Ende gebracht werden. Hierfür müssen jedoch einige Vorraussetzungen passen. Zum Beispiel muss der Umgang mit positiv getesteten Spielern geklärt werden (das wurde bereits gestern an dieser Stelle diskutiert). Daher ist es weiterhin nicht unwahrscheinlich, dass die Saison abgebrochen werden wird. Die Folgen eines Saisonabbruchs sind nur schwer absehbar. Doch auch eine Fortführung der Saison mit Geisterspielen wird für einige Klubs ein finanzieller Ritt auf der Rasierklinge.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Dass die DFL auf Biegen und Brechen versucht die Saison zu einem Ende zu bringen wird damit erklärt, dass andere Optionen „potenziell existenzgefährdend“ für Klubs sind und insgesamt etwa 56.000 Menschen ihr Lohn und Brot mit dem Spielbetrieb der Bundesligen verdienen. Die zu Beginn des Ausbruchs des Coronavirus in Deutschland hervorgebrachte Kritik von einigen Seiten, dass die DFL sich und den Fußball zu wichtig nehme, ist daher vor diesem Hintergrund nicht haltbar, wenn man die DFL als Wirtschaftsunternehmen betrachtet mit 56.000 MitarbeiterInnen. Sehr wohl aber ist die teils zu Beginn der Coronakrise in Deutschland getätigte Überhöhung des Spielbetriebs in den Bundesligen kritisch zu betrachten.
Doch welche Auswirkungen haben die finanziellen Einbußen für einzelne Klubs und welche Möglichkeiten gibt es das finanzielle Loch ein wenig zu stopfen? Ich nehme mir nicht heraus die Sachlage vollumfänglich zu erklären, da ich nicht viel Ahnung von Wirtschaftlichkeit habe, noch einen intensiven Einblick in die Finanzen der Klubs und deren Gedankenspiele zu möglichen Szenarien habe. Trotzdem versuche die Dinge ein wenig zu ordnen.

Die finanziellen Auswirkungen des ruhenden Spielbetriebs
Zuerst muss dafür eine Bestandanalyse stattfinden. Wie hoch ist der finanzielle Schaden überhaupt? DFL-Chef Christian Seifert wollte auf der gestrigen Pressekonferenz die genaue Summe nicht nennen (weil sie sicherlich auch nicht so klar zu beziffern ist), aber es wurde eine Summe von etwa 770 Millionen aus Ligakreisen genannt. Eine Zahl, die nicht unrealistisch erscheint. Diese Summe setzt sich aus drei Pools zusammen: den fehlenden Einnahmen aus Übertragungsrechten (etwa 370 Millionen), den fehlenden Zuschauereinnahmen (im Schnitt verdient ein Erstligist 1,5 Millionen Euro pro Heimspieltag) sowie den fehlenden Einnahmen aus Sponsorenverträgen. Nicht mit einberechnet sind fehlende Transfereinnahmen, mit denen einige Klubs im Sommer gerechnet haben. Nicht, dass es keine Transfers geben wird, aber es ist wohl schon recht klar, dass die Transfersummen deutlich sinken werden.

Das ist also ein ziemlicher Batzen Knete der fehlt. Und selbst wenn die Saison regulär zu Ende gebracht wird, so bleibt zumindest der finanzielle Schaden durch Geisterspiele bestehen. Dieser Schaden wird sich in den Bundesligen womöglich noch in Grenzen halten (zumindest wenn man den Anteil des Bereichs Ticketing in Relation zu den TV-Einnahmen setzt). Je weiter es in den Ligen runtergeht, umso bedeutsamer werden jedoch Einnahmen aus dem Ticketing und umso bedrohlicher ist die aktuelle Situation. So sieht es auf jeden Fall der Wirtschaftsexperte Henning Zülch und das Szenario darf durchaus als realistisch betrachtet werden. Während in der Bundesliga durch die Fortführung der Spiele als Geisterspiele zumindest die Einnahmen aus den Übertragungsrechten gesichert wären (gilt auch für die 3. Liga, wenngleich die dortigen Einnahmen aus TV-Verträgen erheblich geringer sind), muss man sich fragen, ob ein Spielbetrieb mit Geisterspielen in den Regionalligen überhaupt sinnvoll ist oder ob damit mehr Kosten verursacht werden als es Einnahmen daraus gäbe. Ganz klar, die Situation in den unteren Ligen ist sehr viel prekärer als in den Bundesligen.

Die Luft wird dünn
Trotzdem wird es finanziell für viele Erst- und Zweitligisten eng. Henning Zülch benennt in der 1. Liga vier Vereine, die durch die Coronakrise existenzielle Probleme kriegen könnten: Union Berlin, Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Köln und Schalke 04. Diese Liste wird sich noch verlängern lassen, wenn die Vereine ihre prekären finanziellen Situationen überhaupt preisgeben wollen. Hinter vorgehaltener Hand wird vermutet, dass etwa ein Drittel der Erst- und die Hälfte der Zweitligisten einen Saisonabbruch finanziell nicht überstehen würden.
Ein Weg um zumindest etwas Druck vom Kessel zu nehmen ist der Gehaltsverzicht von Profispielern und Kurzarbeit von MitarbeiterInnen. Besonders ein Gehaltsverzicht ist bei vielen Klubs bereits der Fall, mal mehr, mal weniger transparent: Beim FC Barcelona z.B. müssen die Spieler auf rund 70% ihres Gehalts verzichten. Beim FCSP hingegen bestimmen die Spieler die Summe auf die verzichtet wird.
Flächendeckend gibt es auch bereits in der 3.Liga Kurzarbeit. Und unter anderen haben auch der SV Sandhausen und VfL Bochum inzwischen Kurzarbeit ihrer Mitarbeiter angemeldet. Spätestens nachdem nun gestern auf der DFL-Sitzung beschlossen wurde, dass es frühestens im Mai mit Fußball weitergehen wird, werden sicherlich weitere Klubs aus der ersten und zweiten Liga folgen.

Der momentane Lockdown und die Aussicht auf Geisterspiele sorgt also für eine enorme Unsicherheit der Finanzen bei allen Klubs (bei einigen weniger, dazu später mehr). Die DFL reagierte darauf unter anderem mit der Anpassung des Lizenzierungsverfahrens für die nächste Spielzeit. Die Liquiditätssituation der Klubs wird schlicht nicht mehr geprüft. Und sollte es zu der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens kommen, würde es keinen Punktabzug in der aktuellen Saison und einen deutlichen geringeren (drei statt neun) in der kommenden Saison geben. Allein die Tatsache, dass dies so deutlich von der DFL formuliert wurde, zeigt, dass die finanzielle Not einiger Klubs enorm groß sein muss.

Zeit für Solidarität(fonds)
Selbst wenn die Saison mit Geisterspielen beendet wird, wird den Klubs eine Menge Geld fehlen. Und dieses fehlende Geld trifft die Klubs unterschiedlich hart. Ein Ansatz, der die Klubs unterstützen könnte, wäre ein Solidarfonds. So ein Fonds könnte fehlende Einnahmen durch Ticketing und Sponsoring (bei Saisonabbruch sogar fehlende Einnahmen aus Übertragungsrechten) etwas abfedern, womit dann idealerweise die Jobs der Menschen, die z.B. in Fanshops oder am Ticketschalter arbeiten, gerettet werden könnten. Da ist natürlich eher der Wunsch Vater des Gedanken. Denn es scheint nahezu unmöglich, dass Klubs nicht zum Abbau von Stellen gezwungen sind. Denn das Geld wird ja auch an anderen Ecken und Enden fehlen. Zum Beispiel bei Krediten, die abbezahlt werden müssen (z.B. für ein Stadion). Wenn durch die Geisterspiele, die ja durchaus auch noch länger Pflicht sein könnten das Ticketing ohnehin keinen Auftrag hat, die Kreditrate aber fällig ist, dann können wir uns alle vorstellen, wo da Einsparungen stattfinden werden. Trübe Aussichten.

Es bleibt die Frage wer einen Solidarfonds überhaupt finanziert. Es ist nämlich äußerst unwahrscheinlich, dass die Klubs, die finanziell den Lockdown aufgrund des eigenen guten Wirtschaftens in den letzten Jahren besser verkraften, einfach komplett die Schatulle aufmachen werden und damit andere Teams finanzieren, die das eben nicht getan haben. Hans-Joachim Watzke hat sich dazu mehrfach recht deutlich positioniert (u.a. im Interview mit 11Freunde). Er sagt ganz deutlich, dass er nicht bereit ist die Misswirtschaft einiger Klubs in den letzten Jahren zu finanzieren, um ihnen durch die Krise zu helfen. Auch wenn es bisher nicht von anderen Seiten ebenfalls so formuliert wurde, so kann davon ausgegangen werden, dass diese Ansicht von vielen Entscheidern in anderen (wirtschaftlich gut aufgestellten) Klubs geteilt wird. Und diese Ansicht vermag im ersten Impuls durchaus verständlich sein und auch angebracht wirken. Warum sollten der solide geführte FCSP den massiv schlecht wirtschaftenden Stadtnachbarn finanziell unterstützen, wenn der das selbst nicht geschissen bekommt? Das ist eine berechtigte Frage, aber eben auch etwas kurz gedacht.
Denn ich würde gerne wissen, ob Aki Watzke auch so denken würde, wenn diese Krise nicht jetzt sondern vor 12-13 Jahren, als der BVB ein Pleite-Klub war, aufgetreten wäre. Es ist auch davon auszugehen, dass z.B. der FCSP von vor 10 Jahren viel schwerwiegendere finanzielle Probleme bekommen würde als jetzt, nachdem jahrelang absolut solide gewirtschaftet werden konnte (hiermit möchte ich nicht die jetzige prekäre Situation verharmlosen).
In den Langzeitplänen von Fußballklubs (sofern sie hoffentlich existieren) sind sicherlich viele Szenarien bedacht worden, jedoch möchte ich stark bezweifeln, dass auch nur ein Klub das Szenario „Was passiert, wenn der Spielbetrieb plötzlich ruht und deswegen einkalkulierte Einnahmen wegbrechen?“ in seine Planungen einbezogen hat. Klar ist, dass die Coronakrise z.B. beim hsv das Fass wohl zum Überlaufen bringen wird, wenn es keine Hilfe von außen gibt. Hier muss die Liga solidarisch eingreifen, aber eben nicht einfach die Leute mit Geld zuscheißen sondern auch einen Weg finden, um wirklich nur die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen durch die Coronakrise abzudecken.
Ein möglicher Solidarfonds müsste daher fair verteilt werden. Und womöglich müssen zum Erhalt des Wettbewerbs eben auch einige Klubs, die momentan wirtschaftlich solide aufgestellt sind ein wenig mehr investieren als Klubs, bei denen das nicht der Fall ist. Andernfalls droht der zeitweise Untergang des kompletten Wettbewerbs und das ist natürlich auch nicht im Sinne der wohlsituierten Klubs.

Es fehlt Geld – Woher soll es kommen?
Trotzdem bleibt der Profifußball eben ein Wettbewerb, der zu großen Teilen auf finanzieller Basis ausgefochten wird. Daher ist es unsinnig einen Solidarfonds nur aus Mitteln der wohlsituierten Klubs zu basteln. Das würde den Wettbewerb massiv verzerrren und den Vorteil der guten Arbeit von einigen Klubs in den letzten Jahren zunichte machen. Und entsprechend würden sich eben jene Klubs bei so einer Aktion auch querstellen. Daher muss intensiv über die Finanzierungsquelle eines Solidarfonds nachgedacht werden.
Und hier kommt der Wettbewerbshüter, also die DFL ins Spiel. Denn eigentlich ist zur Wahrung des Wettbewerbs nur eine übergreifende Finanzquelle für einen Solidarfonds denkbar. (Bevor ich diesen Gedanken weiter ausführe: Ja, das ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss und vor allem nicht wirklich im Sinne meiner Fanseele. Aber ich persönlich sehe da ehrlich gesagt kaum andere Möglichkeiten). Diese übergreifende Quelle könnte durch zusätzliche Sponsoringeinnahmen für die gesamte DFL in den nächsten Jahren laufen.
Hierbei müsste alles auf den Prüfstand gestellt werden. Zum Beispiel erhielt die englische Premier League für den Verkauf der eigenen Namensrechte etwa 50 Millionen Euro pro Saison. Das wäre vermutlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber sicher eine Hilfe. Zusätzlich könnte auch ein allgemeiner Sponsor für weitere Flächen auf den Trikots Geld in einen Solidarfonds spülen. An Bewerbern dürfte es trotz der Coronakrise nicht mangeln, man sollte einfach kurz an die zusätzlichen Einnahmen einiger Wirtschaftsbereiche während dieser Krise denken (ich denke da traurigerweise an Firmen wie Amazon etc.). Sicherlich gäbe es auch noch weitaus kreativere Möglichkeiten, wie die DFL neue Sponsoren für die Bundesligen gewinnen könnte. Diese beiden Beispiele zeigen nur auf, was möglich wäre. Gleiches wäre auch für den DFB-Pokal denkbar. Hiermit könnte der DFB versuchen zumindest ein wenig Geld in die Ligen unterhalb der Bundesligen zu pumpen (wobei beachtet werden muss, dass es bereits einen exklusiven Werbepartner für den DFB-Pokal gibt und dadurch die zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten sicher geringer sind).

Ein erster Tropfen auf den heißen Stein lieferten die deutschen CL-Teilnehmer dieser Saison: Sie stellen insgesamt 20 Millionen Euro zur Verfügung. Dieses Verhalten ist aller Ehren wert, zeigt jedoch auch ein grundlegendes Problem auf, welches im Zuge der Entscheidungen aufgrund der Coronakrise in den Bundesligen dringend beachtet werden muss (und wirkt dadurch fast wie blanker Hohn): Die Tatsache, dass die CL-Teilnehmer überhaupt die Schatulle aufmachen können (und dies trotz der Aussagen von Watzke oben) liegt nämlich nicht (nur) daran, dass bei diesen Klubs viel besser gewirtschaftet wird als bei anderen Klubs. Nein, es ist auch die ungerechte Verteilung der TV-Gelder, die die Schere zwischen z.B. 1. und 2. Bundesliga weiter und weiter aufgehen lässt. Diese Schere ist zwar nicht immer hauptursächlich, aber sicher ein großer Faktor dafür, dass andere Klubs überhaupt in solch prekären finanziellen Situationen wie der jetzigen sind, da sie auf Biegen und Brechen versuchen an die großen Fleischtöpfe heranzukommen. Und es ist auch noch zu klären woher die vier Klubs das Geld überhaupt nehmen. Die Sache hat womöglich einen Beigeschmack.
(Hier ist auch ein kleiner Ausflug in meinen Ärger angebracht. Denn mich stört es massiv, dass die Klub-Konstrukte in Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim und Leipzig eine ganz andere Planungssicherheit in der jetzigen Situation haben. Das ist ein geradezu unfairer Wettbewerbsvorteil. Denn wo würde ein Spieler denn im Sommer hinwechseln, wenn die finanziellen Situationen so unklar sind wie jetzt? Wo kann bereits über die Coronakrise hinaus geplant werden, weil ein potenter Großgeldgeber im Hintergrund agiert? Richtig… und das nervt hart!)

Wer kriegt was vom Kuchen?
Über die Verteilung eines Solidarfonds, sofern es denn einen geben wird, hat das DFL-Präsidium zu entscheiden (so sagte es DFL-Chef Seifert zumindest gestern in Bezug auf die 20 Millionen von den CL-Teilnehmern auf der Pressekonferenz). Eine Aufgabe, um die das Präsidium nicht zu beneiden ist. Denn wie soll das Geld verteilt werden? Einfach die gleiche Summe X an alle Klubs? Das ist natürlich Quatsch, da die Klubs ganz unterschiedliche Ausfälle zu beklagen haben (ganz platt: Wegfall der Ticketing-Einnahmen hat in Regensburg ne andere Bedeutung als in Dortmund). Sollte die Saison tatsächlich mit Geisterspielen zu Ende gespielt werden, so muss sich der Verteilungsschlüssel irgendwie an den Zuschauerzahlen orientieren. Aber es sollte eben auch berücksichtigt werden, wo weitere Gelder fehlen, da z.B. Sponsoren wegfallen (die womöglich selbst finanzielle Probleme haben). Noch schwieriger zu berücksichtigen sind ausfallende Transfereinnahmen mit denen Klubs vermutlich kalkuliert haben. Und es ist davon auszugehen, dass die Mittel im Solidarfonds, vor allem wenn es nicht möglich ist die Saison zu einem Ende zu bringen, nicht reichen werden, um alle finanziellen Ausfälle der Klubs abzudecken. Sollten also Klubs, die deutlicher von einer Insolvenz bedroht sind mehr finanzielle Hilfen zur Verfügung gestellt werden als anderen, denen das Wasser nicht bis zum Hals steht? Ich höre bei dieser Diskussion schon das Genöle von Schmadtke und Völler und kann es jetzt schon nicht mehr hören. Das alles Aufzudröseln ist nicht weniger als eine Mammutaufgabe, zumal für die Entscheidungen nicht viel Zeit bleiben würde. Und ohnehin würde die Verteilung solcher Gelder sicher zu einigen Diskussionen zwischen den Klubs aufgrund verschiedener Interessen führen.

Die Situation ist also nicht weniger als ziemlich beschissen. Denn egal ob ich die Klubs, die es ganz hart treffen würde nun sympathisch finde oder nicht, es schädigt massiv den Wettbewerb, den wir alle so lieben. Und es bringt mich als Fan, der am liebsten zuhause und auswärts live im Stadion ist, dazu, dass ich froh wäre, wenn der Betrieb ab Mai mit Geisterspielen weitergeht, nur damit der Wettbewerb überhaupt weitergehen kann und nicht komplett in sich zusammenfällt (und es bringt mich dazu es ernsthaft als vernünftige Option in Betracht zu ziehen, dass die DFL die Bundesligen noch intensiver vermarktet). Machen wir uns aber nix vor, die Coronakrise wird dazu führen, dass einige Klubs in die Insolvenz rutschen, selbst mit solidarischer Hilfe.

// Tim

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The German Football League (DFL) announced yesterday that matches of the Bundesliga and the second division should resume in May. The season should get finished with matches behind closed doors. However, to facilitate that, there’s a need for certain preconditions. For example, there’s a need for a standard operation procedure on how to deal with players who tested positive for the virus (this was already discussed in yesterday’s article). Thus, it’s still also likely that the season will be cancelled. But the aftermaths of a cancelled season are hard to predict. However, even to conclude with the season with matches behind closed doors comes with a high financial risk for some of the clubs. 
(Cover picture by Peter Boehmer

That the DFL is trying to finish the season, by all means, is partly explained with the fact that other options are a potential life threat for some clubs and that, in total, about 56.000 individuals are making a living from matches played in the first two divisions in Germany. Having this in mind, initial criticism by some that the DFL – even in the light of the dawn of the Coronavirus outbreak in Germany – is taking football too seriously can no longer be obtained when the DFL is considered as an economic company with 56.000 staff. However, the excessive focus on keeping the matches alive when the Corona-crisis started in Germany should also be taken into account with healthy criticism.
But which kind of impacts do the financial losses have for affected clubs and which possibilities do exist to fill the occurring financial gap? I do not claim to be able to completely explain the situation as I do neither have much knowledge about economics nor do I have inside knowledge about the financial situation of the clubs and their according thought experiments. Nevertheless, I’ll try to sort some things.

The financial impacts of football put on hold
To do that, we need to ascertain the current status quo first. How much is the financial loss at all? DFL-chair Christian Seifert was reluctant to inform about the exact sum (which is certainly not exactly to define) at yesterday’s press conference but the divisions somehow dropped a number of 770 millions of losses. A number which appears realistic. This sum originates from three different sources: the lack of income from broadcast revenues (about 370 million), the lack of missing ticket sales (on average, a club of the Bundesliga makes about 1.5 million per home match) and the lack of sponsorship money. Not taken into account are missing transfer sums some of the clubs expected in summer. There will for sure be some transfers but the transfer sums will certainly decline in summer.

So there’s a shitload of quid lacking. But even if the season can be finished regularly, there’s a huge financial loss due to matches played behind closed doors. However, the damage for the clubs of the first and second division will still be under control ( at least if the money made from tickets is compared against the broadcast revenues). But the lower the division, the more important will the money made from tickets become and the more threatening the current situation appears. This is at least the opinion of  economy expert Henning Zülch and the scenario can be considered as realistic. While the Bundesliga will still get their broadcast revenues transferred with matches behind closed doors (which will also be the case for the third division even though their broadcast revenue is much lower ), the question remains whether matches behind closed doors in the regional divisions make sense or whether the expenses for such matches will still be higher than the according revenues. It’s obvious that the situation in the lower divisions is so much more precarious than in the first or second division.

The air gets thinner.
Nevertheless do clubs from the first and second division also face financial bottlenecks. Henning Zülch names four clubs from the first division which might get struggling to survive due to the Corona-crisis: Union Berlin, Fortuna Düsseldorf, 1. FC Cologne and Schalke 04. This list might even get bigger when the clubs announce their precarious financial situation at all. Rumours have it that approximately one-third of all clubs of the first and second division will  not survive financially if the season would be cancelled.
To lower the pressure for some clubs, salary waivers of professional players, as well as short-time work for the staff, are discussed. Especially salary waivers are already set up at many clubs with some of them even publicly announced: At the FC Barcelona, players will not get paid 70% of their salaries. At the FCSP on the other side, the players themselves decide the amount of their salary they waive.
In the third division, short-time work is arranged comprehensively. Amongst others, also the SV Sandhausen, as well as the VfL Bochum, did announce short-time work. At latest since the DFL announced yesterday that football will earliest be resumed in May, many clubs from the first and second division might follow now.

The current lockdown and the outlook on matches behind closed doors contribute to an enormous uncertainty with regard to the finances of all clubs (while some still do not face such uncertainty, see below). The DFL already reacted to that uncertainty with adjusting their licensing regulations for the upcoming season. The liquidity situation of the clubs will simply no longer be checked. And if some clubs will go into administration, they will not face a deduction of points in the current season as well as a reduced deduction in the following season only (only three instead of nine) The fact that this has been precisely announced by the DFL simply shows that financial constraints of some clubs must be enormously already.

Time for (funds of) solidarity.
Even if this season will get finished with matches behind closed doors only, the clubs will miss out on a lot of money. And this lack of money will hit the clubs differently. An approach to support the struggling clubs could be funds of solidarity. Such a fund could mitigate the lack of ticketing and sponsoring revenues (in case of a season cancellation even the lack of broadcasting revenues) and with the money from this funds, staff working in fan shops or behind the ticket counter could be supported. Of course, here the wish is the father of the thought. Because it appears almost impossible that clubs won’t be forced to sack staff. As clubs will be short of money for almost everything. For example for loans and mortgages they’ll have to pay (e.g. for their stadiums). With matches behind closed doors, which could be enforced for even longer, the ticketing will be short of work anyway but the mortgage repayment will still need to be paid, thus, we can all imagine where the money will be saved instead. Bleak prospects.

But the question remains who will pay for a fund of solidarity? It is extremely unlikely that clubs which will better cope financially with the lockdown due to sound management in the past will spend money now for those clubs which didn’t. Hans-Joachim Watzke did already make clear statements in this regard (amongst others within the interview with 11Freunde). He clearly stated that he is not willing to pay for the mismanagement of some clubs during the last years and to support them in the crisis now. Even if members in key positions of other clubs did not state similar things so far, it is almost certain that many of these individuals (of wealthy clubs) share this view. And this view might be understandable at first sight and appear as reasonable. Why should the soundly managed FCSP support the rather badly managed neighbour of the town just because these guys are suckin‘ at doing it? This is a reasonable question but also a little bit short-sighted.
Because I am quite eager to know whether Aki Watzke would think the same when this crisis would not have hit us now but 12-13 years earlier when the BVB was facing to get liquidated? Furthermore, it is very likely that the FCSP from ten years ago would face some really heavy-weighted financial problems too but isn’t now after years of sound management (with these thoughts I absolutely do not intend to belittle the current precarious situation).
In the long term plans of football clubs (provided they hopefully exist) many scenarios are for sure planned for but I rather doubt that there’s a single club which planned for the situation of „What’s going to happen when no matches could be played and the related revenues will not be gained?“ It’s pretty obvious that the Corona-crisis will for example for the hsv be the straw that breaks the camel’s back if there’s no support provided. In this case, the league has to interfere in a solidary way but not simply through dumping money on people but through finding a decent way to cater for the financial needs caused by the Corona-crisis only.
A possible fund of solidarity has thus to be shared fairly. And to ensure that the competition can continue, some clubs which are currently financially solid have to donate more money into this fund than those clubs which cannot afford it. In other cases, the whole competition might fail which could not even be in the interest of those financially solid clubs.

There’s a lack of money – who should pay for a fund now?
Nevertheless, professional football stays a competition which is also fought financially. Thus, it’s stupid to create a fund of solidarity from the capital of financially solid clubs only. This would massively distort competition and ruin the advantage of those clubs working solidly for the last couple of years. Accordingly, those clubs would oppose such a move. Thus, we have to think thoroughly about the sources from which to fund a fund of solidarity.
This is where the competition regulators aka the DFL comes into play. Because actually, to ensure fair competition, the source for a fund of solidarity has to be comprehensive. (Before I’ll start to elaborate on that thought: Yes, this is for sure not the be-all and end-all and especially not really in line with my fan soul. However, personally, I do not see any other option). Such a comprehensive source could be acquired through additional sponsoring revenues for the entire DFL for the next couple of years.
And for this, everything has to be checked and taken into account. For example, the English Premier league gathered another 50 millions of Euro per season through selling their name rights. This would probably only be a drop in the ocean, however, for sure it would also be some sort of support. Additionally, a general sponsor which could advertise on a certain area of every club’s shirt could provide additional funds for a fund of solidarity. Despite the Corona-crisis there should be ample applicants available, just think of some companies which are currently making huge profits due to the crisis (sadly I think of companies such as Amazon etc.). And for sure, there will be even more creative opportunities for the DFL to gain new sponsors for the leagues. These two examples just illustrate what is currently possible. And something similar would also be possible for the DFB-Cup. By doing this, the DFB could try to also flood the lower divisions with some money (although it has to be taken into account that there are already exclusive sponsors for the DFB-Cup so that additional chances to gather money are limited).

The first drop in the ocean was provided by the German Champions League participants of this season: They already donated 20 millions of Euro. This behaviour is honourable but also points to another basic problem which has to be taken into account when the decisions in the light of the Corona-crisis are made (which also appears as a pure mockery at the same time): The fact that these clubs are actually able to provide additional money now (and despite the statement of AkiWatzke see above) is not just due to the fact that those clubs were managed more solid than others. Nope, it’s also the unfair distribution of broadcasting revenues which is further adding to the divide of the first and the second division. This divide is, however, not the main cause but for sure a huge factor contributing to the current precarious situation of some clubs as they try by all means to aim for their fair share of the big pots of money. Furthermore, it needs to be clarified where the four clubs actually take this money from. The whole issue might have a little negative connotation
(This might also turn into a little trip into my anger now. Because I am massively pissed off by the fact that some plastic clubs such as Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim and Leipzig do have completely different planning security in the current situation. This is actually an unfair competitive advantage. To which club would a player potentially transfer to in summer when the financial situation is so uncertain as currently? Which club is actually already able to plan for the time after the Corona-crisis because of a solvent donor acting in the back? Right… and this is actually really going on my nerves!) 

Who gets which piece of cake?
The distribution of the money originating from a fund of solidarity – if there’s really one – is a task for the executive committee of the DFL (this is at least what was stated by DFL-chair Seifert at yesterday’s press conference with regard to the 20 million donated by the CL-participants). A task, the executive committee can’t be envied for. Because how should the money be distributed? The same sum X for every club? This would be utter bullshit as the clubs have to deal with different amount of money not getting into their accounts now (To say it straight: The lack of money not gathered through ticket revenues is a different one if you compare Regensburg to Dortmund). If the season would be finished with matches behind closed doors, the distribution key has to be in line with the average numbers of spectators. But it should also be taken into account, that some clubs will lack more money because some of their sponsors can also no longer afford their sponsorship. A lot more difficult to take into account are cancelled transfer revenues with which some clubs might have already calculated. And it is also very likely that the funds of a fund of solidarity will be insufficient to cater for all needs of all clubs, especially when it would show impossible to finish the season. So, should those clubs which are more threatened to go into administration receive more financial aids than those ones which have sufficient money? I can almost already hear the moaning of Schmadtke and Völler and cannot take it any longer. To clarify all these aspects is nothing less than a mammoth task, especially as there wouldn’t be much time left. And anyway the distribution of such money would lead to some discussions between the clubs due to a variety of diverging interests.

The situation is nothing less than pretty fucked. It doesn’t matter if I like the clubs which would be hit hard now or not, the competition, which we all love so much, would be massively disturbed. And it makes me, as a fan who loves to be in the stadium both at home and away, to feel happy when the matches could be played behind closed doors from May on, simply to keep the competition alive and not risk its survival (and it also makes me consider it honestly as a reasonable option when the DFL would start to capitalize the leagues even more). Don’t fool ourselves, the Corona-crisis will eventually lead to the fact, that some clubs have to go into administration, even with solidary support. 

// Tim (Translated by Arne)

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7 thoughts on “{:de}Quo vadis, DFL?{:}{:en}Quo Vadis, DFL?{:}

  1. Und plötzlich stellt man fest, das der (Profi) Fußball zum Selbstzweck mutiert ist. Live-Fußball wird benötigt für das TV (und den TV-Geldern) aber auf den Live-Fan im Stadion kann man notfalls immer verzichten. Die Situation ist hausgemacht, aber im Moment feststehende Fakten. Die Frage aller Fragen ist ob der Funktionär daraus lehren ziehen wird. Oh ich denke nicht, dafür werden einige Herren aus dem Süden bzw. Westen der Fußballrepublik schon Sorge tragen wollen. Wer aber steuert nun dagegen? O(belix) Göttlich oder A(sterix) Rettig? Und gibt es genug Gallier um es mit den Römern aufzunehmen?

    Klar man kann im Zweifel immer wieder die Keule mit den Arbeitsplätzen rausholen. Das zieht immer und wenn es nur die Mitleidstour ist. Aber ist es auch wirklich so? Erinnert sich jemand noch daran warum man den FCK auch als Region bezeichnet? Inzwischen spielen die in der 3. Liga (wenig erfolgreich) und das Massensterben des Tourismus ist trotzdem dort ausgeblieben.

    Ganz ehrlich, ein Wirtschaftsunternehmen (bezeichnen wir die Vereine mal bei dem richtigen Namen und der FCSP kann sich da auch nicht von freisprechen) welches eine Krise von 3 bis 6 Monaten nicht überstehen kann, ist mit Sicherheit nicht nachhaltig aufgestellt. Hier besteht dringend Lernbedarf, und sei es durch ein Schrumpfungsprozess (der so manches mal recht heilsam ist).

    In der Zwischenzeit kann sich der einfache Fan dann auch überlegen, ob er sich wirklich jedes (oder in meinem Fall jedes 2. Wochenende) vor den Karren der Profivereine (was für ein Wort) spannen lassen will, oder ob es beim Verbandsligisten um der Ecke nicht heimischer ist. Mit Spielern und Ehrenamtler die man von der Arbeit kennt und nicht aus Pressekonferenzen im TV.

    1. Ob ein Wirtschaftsunternehmen wirklich 3 bis 6 Monate Totalausfall kompensieren kann, sei mal dahingestellt (man stelle sich vor, dass ALDI über Monate keine Waren verkauft), aber ja, dieser Lockdown ist auch eine Möglichkeit, um mal eine Feinjustierung vorzunehmen.
      Ob das nun für mich in der Verbandsliga endet, muss ich bezweifeln. Schließlich spielt der FCSP dort momentan nicht. Das ist ja auch immer ein Faktor bei der Vereinswahl 😉
      Ich denke aber nicht, dass der Fußball hier generell der Ansicht ist, dass auf Fans im Stadion verzichtet werden kann. Aber der Betrieb ist halt nur schwer aufrecht zu erhalten, ohne ein Einkommen. Daher halte ich Geisterspiele für notwendig.

      1. Ich will an dieser Stelle keine große Grundsatzdiskussion anrichten, aber seit der erste Primat vom Baum gestiegen ist, hat er praktisch nach dem Grundsatz: „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“ gelebt. Im Tierreich ist das heutzutage noch ein Überlebenstrick. Und das ganze soll für Wirtschaftsunternehmen (unabhängig ob es Aldi oder Fussaballverein AG ist) seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr gelten? Sieht man ja das das ein System ist, welches eben NICHT funktioniert! Und warum funktioniert es nicht, weil eben kein Plan B eine verteufelte Sache ist. Das ganze nun auf Kosten anderer auszuleben, ist (aus meiner Sicht) dann doch eben Schmarotzertum. Aber ich belasse es nun dabei, es soll ja nicht ausarten 😉

    2. //In der Zwischenzeit kann sich der einfache Fan dann auch überlegen, ob er sich wirklich jedes (oder in meinem Fall jedes 2. Wochenende) vor den Karren der Profivereine (was für ein Wort) spannen lassen will, oder ob es beim Verbandsligisten um der Ecke nicht heimischer ist.//

      Ja, das kann der Fan sich übelegen. Die Frage der Finanzen stellt sich aber dort, wie grundsätzlich im gesamten Amateurfussball auch. Auch dort werden u.U. Sponsorengelder fehlen, Mitgliedsbeiträge wegfallen, Veranstaltungen nicht stattfinden können aus denen man ansonsten Einnahmen generieren konnte (z.B. Stadtfeste etc).

      Auch die Amateure ächzen und bräuchten dringend eine verläßliche Ansage, wie mit der laufenden Saison umgegangen werden soll. Da gäbe es ähnliche Szenarien wie im gestrigen Blog beschrieben.

      Betrifft übrigens auch FCSP IV, die momentan in der Kreisliga an 1. Stelle stehen (nach der Hinserie allerdings nur 2. waren). Werten, gar nicht werten? [wir haben das und unterschiedliche Szenarien für den HFV vor 2 Wochen mal in einem Podcast mit einem Vertreter der Hamburger Bezirksliga erörtert, wer mag http://heluecht.stupid-and-slow.de/vn-040-in-loesungen-denken/ )

      Aber zurück zu den Profis: Inzwischen scheinen die ersten ‚Pleiten‘ ja in greifbare Nähe zu rücken. Der KSC soll laut swr eine Planinsolvenz prüfen [https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/ksc-droht-insolvenz-100.html], beim FCK soll ein derartiges Szenario ja ebenso durchgespielt werden [ https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc-kaiserslautern/kaiserslautern-rettet-corona-krise-den-fck-100.html%5D

      Beim hsv werden die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.

      Klar hat das Auswirkungen aber eben nicht nur im Fußball. Die DFL führt 56000 Arbeitsplätze an. Alleine in MV sind 150.000 Beschäftigte der Tourismusbranche betroffen.

      Man wird natürlich alles erdenkliche zu tun, um diese saison oder auch nur einzelne Spiele zu absolvieren, damit irgendwie noch Gelder hereinkommen, die dann wie auch immer verteilt werden. Das wird nur über Geisterspiele gehen. Ich für meinen Teil habe beschlossen, mir diese Spiele nicht zu geben. Da reichen dann die Ergebnisse.

      Aber das möge ein jeder für sich entscheiden.

      Die virtuelle Bratwurst oder das virtuelle Bier für den Verein um die Ecke erscheint mir da derzeit weit systemrelevanter.

      Bleibt gesund!

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