Alle Jahre wieder…

Alle Jahre wieder…

…ist der FC St. Pauli im Herbst in der Krise. Es fühlt sich immer wieder so an, als würde Halloween einfach bis Weihnachten verlängert werden. Dabei ist egal, wer an der Seitenlinie steht, es ist egal mit welchen Zielen und Vorzeichen in die neue Saison gegangen wurde. Spätestens in der Adventszeit sind alle Vorhaben nur noch ein vermessener Traum und allen wird bewusst, dass sich bei den sportlichen Ergebnissen im Vergleich zu den Vorjahren nichts Wesentliches geändert hat.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Zu Hauf finden sich in den Sozialen Medien Kommentare zur aktuellen Lage beim FCSP. Da sind dann selbstverständlich ganz gruselige dabei („Kümmert Euch lieber um Fußball als um Trikots!“) und enttäuschte („Ihr spielt den letzten Dreck!“), aber auch, und diese Kommentare sind bei mir hängen geblieben, maßlos enttäuschte („seit Jahren die immer gleiche Scheiße“).
Ist das so? Zumindest kommt der FCSP seit Jahren nicht vom Fleck und hängt eher im unteren Drittel der 2.Liga fest. Ursächlich dafür ist häufig eine Serie im Herbst. Es folgt eine recht ernüchternde Bilanz der letzten Jahre:

Herbst 2014

Die Saison wurde mit Roland Vrabec als Trainer gestartet, Rachid Azzouzi war Sportchef. Nach enttäuschendem Saisonstart wurde erst Vrabec entlassen und Thomas Meggle übernahm den Posten. Doch da der FCSP zwischen dem 04. Oktober und dem 20. Dezember keinen Sieg einfahren konnte (zwei Unentschieden, sieben Niederlagen), musste auch Meggle von der Trainerbank weichen und übernahm den Posten von Azzouzi. Ewald Lienen übernahm, der Rest der Saison ist Geschichte.

Thomas Meggle war im Herbst 2014 sogar in Doppelfunktion für den FCSP unterwegs: Erst als Cheftrainer an der Seitenlinie (übrigens mit Timo Schultz als Co-Trainer), ab Dezember dann als Sportchef.
(Photo by Alexander Koerner/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Herbst 2016

Nachdem die Saison 15/16 unter Lienen recht erfolgreich verlief und der FCSP lange Zeit oben mitspielte, gab es im Herbst 2016 eine noch deftigere Sieglos-Serie: In elf Spielen zwischen dem 10. September und dem 11. Dezember konnte der FC St. Pauli nicht gewinnen, verlor sieben dieser elf Spiele. Mit nur sieben Punkten nach 15 Spielen stand der FCSP auf dem letzten Tabellenplatz und hatte bereits ebenso viele Punkte Rückstand auf Platz 15.

Herbst 2017

Olaf Janßen kam in der Winterpause 16/17 an die Seite von Ewald Lienen, der FC St. Pauli spielte in der Folge eine der besten Rückrunden der Vereinsgeschichte. Entsprechend hoch waren die Erwartungen zu Saisonbeginn 17/18. Der Saisonstart mit 16 Punkten aus den ersten neun Spielen war für heutige Verhältnisse grandios. Doch ab Oktober wendete sich das Blatt: Auf drei 1:1-Unentschieden folgten weitere fünf sieglose Spiele. Tiefpunkt waren das 0:4 in Fürth und das darauf folgende 0:5 in Bielefeld. Janßen wurde entlassen, obwohl das Team ihn unbedingt halten wollte. Am 18. Dezember konnte der FCSP gegen Bochum wieder dreifach punkten. Trainer war zu der Zeit bereits Markus Kauczinski.

Keine Erklärung auf die Nicht-Leistung seines Teams hatte Olaf Janßen nach dem 0:5 in Bielefeld. Es war sein letztes Spiel als Trainer des FCSP.
(Photo by Thomas Starke/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Herbst 2019

Nachdem der FCSP unter Kauczinski in der Saison 18/19 die Hinrunde auf dem dritten Platz beenden konnte und erst in der Rückrunde abschmierte, war der Herbst unter Regie von Jos Luhukay wieder ein Ritt in altbekannten Gewässern: Nach passablem Saisonstart (zwölf Punkte aus acht Spielen), konnte der FC St. Pauli zwischen Ende September und Mitte Dezember acht Spiele in Folge nicht gewinnen (fünf Niederlagen, drei Unentschieden). Luhukay blieb Trainer, konnte die beiden letzten Spiele kurz vor Weihnachten gewinnen, doch spätestens nach der corona-bedingten Unterbrechung der Saison wurde klar, dass es zur neuen Saison eine Veränderung geben muss.

Herbst 2020

Da sind wir also, im aktuellen Herbst und damit der aktuellen Krise: Der FC St. Pauli hat seit acht Spielen nicht mehr gewonnen, genauergesagt seit Ende September. Zuletzt gab es vier Niederlagen und besonders die letzte gegen Braunschweig löste in mir eine tiefe Frustration aus.

Denn es scheint egal zu sein, wer da gerade an der Seitenlinie steht und welche Spieler auf dem Platz Nicht-Leistungen bringen, das Muster ist wiederkehrend: In fünf der letzten sieben Spielzeiten bekommt der FC St. Pauli im Herbst nichts auf die Kette. Das frustriert mich. Richtig doll. Denn trotz massiver Wechsel an der Seitenlinie, aber auch auf dem Platz, scheint sich im Kern nichts geändert zu haben. Mit Timo Schultz hat bereits der siebte Trainer das Sagen, Andreas Bornemann ist der fünfte Sportchef seit Sommer 2014, trotzdem gibt es immer wieder diese Krisen im Herbst. Die Probleme scheinen damit also nicht auf diesen Positionen zu liegen. Es scheint eine Art FCSP-Gen zu sein, die es den Spielern ermöglicht regelmäßig Nicht-Leistungen zu bringen.

Trainer, Sportchef – völlig egal, die Krise bleibt

Es ist ja nicht so, dass dieses Problem nicht erkannt worden wäre. Vielmehr hat bereits Uwe Stöver in einem Interview mit dem Übersteiger folgendes gesagt „Bisher war es immer so: Wenn die Mannschaft Druck verspürt hat, dann hat sie sich aus diesen Situationen befreien können. Unser Problem ist eher, dass zu schnell gedacht wurde, dass wir etwas erreicht hätten und uns in anderen Regionen der Tabelle bewegen.“

Das trifft womöglich den Kern eines Problems, welches wir seit Jahren haben und an dem wir uns seit Jahren abarbeiten und uns darüber ärgern: Sobald das Team des FCSP Leistung zeigt, scheint es sich recht schnell in einer Art Komfortzone (a.k.a. Wohlfühloase) gemütlich zu machen. Um sich da wieder raus zu bewegen, muss es erstmal tief gehen, leistungsmäßig und tabellarisch. Erst wenn das Wasser bis zum Hals steht, zeigt der Kader, dass er auch anders kann. Und das ist ein ziemliches Armutszeugnis.
An diesem Tiefpunkt scheint das Team aktuell angekommen. Und Timo Schultz machte in der PK nach der Niederlage in braunschweig deutlich, dass er diese Problenmatik erkannt hat, indem er sagte er sei „von einzelnen Spielern enttäuscht, weil ich ihnen viel Vertrauen entgegengebracht habe“ – die Zeit für radikale Maßnahmen scheint gekommen. Hoffentlich.

Scheiterten nicht nur, aber auch an Spielern, die in steter Regelmäßigkeit ihre Leistung nicht abriefen: Markus Kauczinski und Uwe Stöver.
(Photo by Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Täglich grüßt das Murmeltier

Denn ich komme mir als Fan des FCSP hilflos vor. Es geht sportlich einfach nicht voran mit dem Verein. Es ist Jahr für Jahr das gleiche. Wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier„. Und alle, die den Film kennen, wissen genau durch welches Tal Bill Murray wanderte, bevor er mit Andie MacDowell diese immer wiederkehrende Zeitschleife durchbrach. Und genauso fühle ich mich auch: Wie auch bei Bill Murray stellt sich bei mir eine gewisse Gleichgültigkeit ein. Und das ist scheiße.

Ich kann versuchen auf Ursachenforschung zu gehen. Aber das tun sicher auch schon die wechselnd sportlich Verantwortlichen seit Jahren. Was führt dazu, dass der FCSP immer wieder in solche Negativ-Schleifen gerät? Wer oder was ist dafür verantwortlich?
Die Arbeit von Trainern scheint es nicht zu sein, dafür gab es auf dieser Position zu viele Wechsel, ohne, dass sich das Problem gelöst hat. Bleibt also der Kader. Machen es sich die Spieler des FC St. Pauli zu schnell in einer Art Wohlfühloase gemütlich? Dieser Vorwurf würde passen zu der Frage, ob es dem Kader an Führungsspielern mangelt. Und wenn man diesen Gedanken zulässt, so scheint es Spieler zu geben, die diese Krisen bereits seit Jahren mitmachen und die dabei eine fast negative Lernkurve in dieser Hinsicht zeigen.

Brauchen diese Spieler verbal etwas mehr Gegenwind aus der Fanszene? Jedenfalls erscheint es seit Jahren so, dass sich die Spieler des FCSP zu schnell zufrieden geben.
(c) Peter Boehmer

„Reaktion zeigen“ – ich kotze bereits vorher

Was können wir tun? Können wir überhaupt etwas tun, damit sich solche Krisen beim FCSP nicht immer wieder einstellen? Brauchen die Spieler Gegenwind von uns? Ich habe keine Ahnung. Aber ein „Reißt Euch gefälligst den Arsch auf!“ und ein „Hört auf euch auf dem Platz zu verstecken, wenn es mal etwas windiger wird!“ würde ich ihnen aktuell gerne entgegenfeuern. Diese immer wiederkehrendem Krisen im Herbst, sie machen mich mürbe.

Sie sorgen dafür, dass ich ganz dünnhäutig bin, wenn Spieler sich nach solchen Spielen wie am Wochenende in Braunschweig erklären und sagen, dass sie nun „eine Reaktion“ zeigen wollen im nächsten Spiel. Da kommt mir echt die Galle hoch! Diese Aussage höre ich nun schon seit beschissenen sieben Jahren, meist im Herbst. Und sie löst bei mir inzwischen kein „Genau, voran jetzt!“ sondern eher ein „Ich kann die Scheiße nicht mehr hören“ aus. Ich bin müde davon, dass der FCSP immer wieder selbstverschuldet im Tabellenkeller steht.

Und trotzdem werde ich auch nächstes Wochenende wieder vor dem Fernseher sitzen (leider nur da) und dem FCSP alle Motivation und Liebe entgegenbringen, die ich geben kann. Ich kann nicht anders. Aber verdammt nochmal, es ist so ermüdend in diesem Hamsterrad. Macht endlich was dagegen! Geht der Ursache auf den Grund, bekämpft nicht mehr nur die Probleme. Dreht alles auf links, holt einen Kammerjäger, brennt zur Not den verdammten Wald nieder!

Forza!

// Tim

p.s. Mut macht übrigens, dass alle Negativ-Serien der letzten Jahre immer noch vor Weihnachten beendet werden konnten. Mit drei Siegen aus den kommenden drei Partien könnte ich wieder milde gestimmt werden.

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27 thoughts on “Alle Jahre wieder…

  1. ….sportliche Stagnation seit 10 Jahren – das Glück aus den vergangenen Jahren ist aufgebraucht, dem Kader fehlt es an körperlicher Robustheit und Mentalität, gehe fest davon aus das es diesmal nicht reichen wird.

  2. Schön Tim, dass Du zum Schluß doch noch eine positive Wendung hinbekommst. Ich hatte schon meine Dauerkarte und ´ne Schere in der Hand……
    Es bleibt dabei: auch wenn er mürbe macht und manchmal nervt- der FCSP ist und bleibt die einzige Möglichkeit 🙂

  3. Aus der Seele gesprochen. Vielen Dank! Ich frage mich dieses Jahr allerdings, ob der Kader für einen erneuten Umschwung tatsächlich stark genug ist. Wer soll den entscheidenden Impuls geben? Viele neue Spieler, viele junge Spieler, die „Alten“ außer Form oder verletzt (Burgstaller, Miyaichi). Ich weiß, ich habe deinen Kommentar und deinen Führungsspieler-Artikel einfach nur wiederholt. Der Frust sitzt aber so tief….

  4. teamabende, neue besen kehren gut und noch so ein paar tipps?
    ich halte auch nichts von aktionismus dieser art.

    einzig der beweis, dass man von der 1. minute an, siehe braunschweig, bis zur letzten, einfach aufs tor schießen muss.
    dies fehlt so sehr. dies ist sicher eine frage von mut/selbstvertrauen. was weiß ich.
    mich ärgert immer dieses „den ball ins tor tragen müssen“ so sehr.

    naja, vielleicht nimmt sich, wie in braunschweig, jemand ein herz und ballert immer mal wieder aufs tor.
    der/die versuch/e ist/sind es wert.

  5. Hier Komfortzone (von Jos Luhukay ja deutlich angesprochen und mit anderen Worten von Timo Schultz zu Amtsantritt ja ebenso), dort Wohlfühloase.
    Erstaunliche Parallelen zweier Verei… ähm Klubs, die eigentlich unterschiedlicher nicht sein könnten.

    Klingt ein wenig nach ‚Hamburger Krankheit‘.

    #Minderleistungskultur kursiert da bei der diesbezüglichen Diskussion des letzten Derbyverlierers. Kenner der (klassischen) Kulturszene machen das Phänomen der Selbstzufriedenheit und der Selbstgenügsamkeit übrigens schon länger in Hamburg aus.

    Jahrelang erweckte es bei mir den Anschein, die Mehrzahl jener Fans, die für sich reklamieren, die eigentliche DNA des Vereins zu leben (und bestimmen zu wollen), gäbe sich mit einer entspannten Saison im Unterhaus zufrieden.

    In meiner Wahrnehmung werden die Stimmen lauter, dass das Ziel maximaler sportlicher Erfolg bei Einsatz vgegebener Mittel sein sollte.
    Wirklich verankert sehe ich das beim FCSP aber weder an der (Mehrheit) der Basis, noch in der Führung.

    Lösungen? Keine Ahnung. Permanente Personalwechsel bringen da jedenfalls wenig.

  6. Fasst ganz gut meine Gefühlslage zusammen – bin aber jetzt schon einen Schritt weiter: Da alles das, was Niederlagen und Nicht-Leistungen erträglich macht, wegfällt – nämlich das gemeinsame Leid im Stadion mit Freunden zu teilen und damit wenigstens zu einem kollektiven Frusterlebnis inklusive entsprechender Entladungsmöglichkeiten zu sublimieren -, will ich mir das einfach nicht mehr antun. Was Anfang der Saison noch in Ansätzen an Hoffnung da war, macht es nur noch schlimmer. Dieser FCSP gibt einem seit Jahren kaum etwas von dem zurück, was man emotional investiert. So eine Beziehung funktioniert irgendwann einfach nicht mehr. Sprüche wie – hey was willst Du, wir sind St. Pauli – gerne sonstwohin! Dieser Club hat soooo viel Potential und es wird nichts draus gemacht. Die von Oke formulierten Ansprüche kommen ja nicht von ungefähr. In Liga 2 taugt der FCSP nicht zum Underdog. Da tröstet auch nicht das schöne selbstgemachte Trikot, das für mich nur nochmal unterstreicht, wieviel mit diesem Verein möglich ist und wäre. Sportlich bleibt eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Das kann mit „Liebe ohne Leiden“ nicht mehr verklären. Dafür wird von den Akteuren auf dem Platz auch kontinuierlich zu wenig „Leiden“schaft gezeigt. Jetzt ist erstmal Beziehungspause.

  7. Lieber Tim,
    vielen Dank für diesen Text. Mir hat er enorm geholfen. Der Blick in die Foren macht mich hingegen wahnsinnig. Da melden sich in Krisen immer die Leute, die eigentlich außerhalb des sportlichen etwas auszusetzen haben.
    Ich will den aktuellen Weg mitgehen, mir gefällt die Arbeit von Bornemann und Schultz und ich vertraue ihnen. Einen neuen Trainer will ich nicht. Ich will unserer FCSP-DNA einfach wieder eine gewisse Ekligkeit hinzufügen und glaube, dass Schultz das auch will und kann. Irgendwas muss sich doch aus Heidenheim oder Aue übernehmen lassen. Die scheinen daheim konstant unangenehm spielen zu können, mindestens das müssen wir doch auch hinkriegen. Diese Woche wird ja Aue eh analysiert. Vielleicht bekommt ihr auch Sören ins Vorgespräch ; )
    Milernton-Crew macht bitte so engagiert weiter. Mit Lage, Klage und guten Ton. Forza

    1. und das bedeutet was? Welchen konkreten Einfluß hat er auf die Spiele(r). Wenn er mit den Spielern vor dem Spiel kifft und Bob Marley hört, dann kann man den Stein umdrehen. Ich glaube aber nicht, dass Oke die Spieler zwingt Currywurstsocken zu designen oder sie sonst immer im Herbst von der Spielfokussierung ablenkt.

  8. Lösungen: Keine, bin einigermaßen ratlos. Auch warum nach dem 1-1 die Köpfe so runtergingen.
    Vermutung: Ebenso wie bei dir angerissen, fehlen Führungsspieler – auf dem Platz – aber auch daneben.
    Spieler, deren Wort in der Kabine scheinbar viel zählte wie Gonther, Nehrig oder Heerwagen (der wurde sehr unterschätzt!) sind nicht mehr da, die Lücke wurde scheinbar nicht gefüllt. Und es fehlt ne Drecksau auf dem Platz – wie Buchtmann es sein konnte – auch wenn er nie Führungsspieler im Kader war und auch nie wird. Der meckert zu viel.
    Aber bei den Neuverpflichtungen war einer dabei, bei dem ich die Hoffnung hatte, dass er zumindest den zweiten Teil (Drecksau) bringen kann. Nur spielt Paqarada dummerweise nicht. Und diese wäre (neben einer Pause für Zalazar) auch die einzige Änderung, die ich anregen würde.

  9. OK, Hossa, das bedeutet: seit 2014 besteht die Führungsriege des FCSP aus Leuten, die JEDES verdammte Jahr pokern, und zwar sehr hoch! Meint: sie nehmen den Abstieg in die Dritte JEDES verdammte Jahr zumindest billigend in Kauf. Denen JEDER Fußballsachverstand abgeht, dafür aber ist in reichlichem Masse eine dermassene Beratungsresistenz vorhanden! (Hierzu gerne mal die diversen Interviews von Stani/Patsche/Zander/Thomforde etc pp lesen!) Im Gegensatz eben zu Corny, der auch Null Ahnung von Fußball hatte, dies aber offen zugab, und dafür das Talent zum Delegieren an die richtigen Leute besass. Oke und die Seinen hingegen.. Wieviel nicht mal Ansatzweise nachvollziehbare Entscheidungen wurden da getroffen (ich erinner nur mal an das Absurdeste, was ich in 35 Jahren am Millerntor je erlebt habe: Meggle einen Vertrag auf Lebenszeit(!) zu geben, um ihn dann ein paar Monate später zu feuern. Das Alles hat Millionen verschlungen, die jede Saison dann für vernünftige Spieler fehlen. Natürlich verhindert oder schiesst Oke keine Tore, er aber ist verantwortlich für diesen ewig wiederkehrenden Blues, der zumindest den Teil der Anhänger jeden Herbst erfasst, der sich noch für das Sportliche interessiert. Und Tim, so sehr ich Deine Analysen u.a. zu „Führungsspielern“ mag, so gar nicht in der Analyse auf diesen Aspekt einzugehen, ist „leider ungeil“, ums mal fast mit Deichkind zu sagen. Der Fisch stinkt vom Kopf, und diese furchtbare „Scheissegal-in-welcher-Liga-Hauptsache-das-merch-läuft Haltung (und hier handelt es sich leider seit Jahren nicht nur um HSV-Propaganda) setzt sich eben bis auf den Platz runter fort.

    1. Und die „Scheissegal-in-welcher-Liga-Hauptsache-das-merch-läuft“-Haltung, die hast Du wie wahrgenommen?
      Ich halte die Haltung „Oke ist schuld“, weil er Präsident ist für falsch und ziemlich gefährlich.

      1. Also, ich kann beim besten Willen nicht all die desaströsen Spiele in den letzten Jahren aufzählen, nach denen die Spieler noch von einem viel zu grossen Teil des Publikums allen Ernstes beklatscht wurden. Ich kann nicht all die Male aufzählen, in denen mir v.a. auch Auswärts im St.Pauli-Block Anwesende nicht 3 Spielernamen nennen konnten. Kann nicht all die Situationen schildern, in denen sogenannte Fans ( und leider auch Verantwortliche) mir gegenüber bei Kritik sehr deutlich machten, wie Scheissegal ihnen das Sportliche doch ist und Sorry, aber da bin ich sicher nicht der Einzige, der diese Haltung auch bei den Verantwortlichen sieht und hört. Kann im Gegensatz dazu nicht alle Gespräche aufzählen, in denen „alte“ St.Paulianer“ genau wie ich das als eine schlimme Entwicklung empfanden. Sind keine breaking news, schon klar, SCHEINT aber sich immer mehr durchzusetzen, aber das kann ich natürlich nicht statistisch belegen. Und ich kritisiere Oke nicht WEIL oder DAS er Präsident ist, sondern WIE er es ist! -Respektive wie er es geworden ist, das Nicht-Zulassen von Stefan Orth und seinem Team zur Wahl war auch so ein starkes Stück…

  10. Sonny, ich verstehe deine Kritik nicht. Ich weiß auch nicht wie du zu deinen Annahmen kommst. Ich finde Vergleiche im Fußball (00er Jahre mit Phase ab 2014) sehr schwierig. Wir (Fans und Führung) wollen doch andere Ergebnisse. Gerne mit begeisternden Fußball, aber mindestens mit Herz und Lunge. Ich habe auch keine Vorschläge wie wir dahinkommen. Wahrnehmbare Führungsspieler vermisse ich auch seit Jahren, aber wie entwickelt man diese? Ich glaube nicht, dass sich Profisportler über Vereinsmerch und irgendwelche Haltungen Gedanken machen bzw. davon verunsichert werden. Die wollen in erster Linie erfolgreich spielen.
    Würde der Verein auf den ganzen Merchkram verzichten, dann müsste der Kader eben über den Verkauf des Stadionnamens, Eckensponsor, Investor etc. mitfinanziert werden. Alles machbar, wäre dann nicht mehr mein Verein und ich erkenne daran auch keine Strategie den Herbstfluch zu besiegen geschweige denn Führungsspieler zu formen.
    Okay, habe gerade den zweiten Post gelesen. Mir sind solche Verantwortliche nicht bekannt, bin auch zu weit weg. Die Fans sind hingegen sehr heterogen. Gerade auswärts gibt’s bestimmt einige, die sich aus anderen Gründen freuen, wenn St. Pauli kommt. Als Fan hätte ich gerne mehr Einfluss auf die Leistungen auf dem Platz und erhoffe mir das beim Supporten auch. Tatsächlich glaube ich aber nicht das in einem Spiel Fans, Geld whatever einen Sportler mehr motivieren können als er sich selbst.

    1. Yo,Hossa, natürlich ist die Sache mit dem merch ambivalent, denn 1. muss und soll merch natürlich sein, aber 2. hätte es niemals Under Armour sein dürfen-ich hasse es, wenn mir in Diskussionen mit HSVern kein Gegenargument einfällt..- und 3. stellt es sich für mich seit Längerem so dar, das wenn dem Sportlichen auch nur genausoviel Energie gewidmet werden würde wie dem merch, wir nicht auf Platz 17. stehen würden. Niemals belegbar, das ist klar. Tja, zum Murmeltier-Herbst gehört eben auch das vom Hundertste ins Tausendste Kommen…

      1. Zwei Erkenntnisse:
        1. Am Murmeltiertag kann man nicht absteigen, nur verlieren.
        2. Der Murmeltiertag kann mit Wissen, Empathie und nachhaltiger Beliebtheit überwunden werden.
        Die Botschaft des Films ist ja, dass man es selbst in der Hand hat. Di!Y : ) Statt Aktionismus (Team) oder Alkoholismus (ich) kann man ja den Film nochmal zusammenschauen. Nur komisch, dass es im Film schon um 6Uhr im Winter hell ist. „Vom Hundertste ins Tausendste Kommen“ ich glaube an allem Schuld ist das traurige (Hamburger)Wetter. Vielleicht gibt’s ja eine Statistik, dass die Teams mit mehr Sonnenstunden in der Vorbereitung häufiger gewinnen.

  11. Ja, eine entspannte Saison, das wäre schön!
    Die bekommt man aber selten, wenn man sportliches Mittelmaß anpeilt!
    Was Tim im Artikel als „FCSP-Gen“ beschreibt, ist für mich mangelnder Ehrgeiz, der in Teilen von Fans und Führung vorgelebt wird. Die Vereinsatmospähre schlägt sich natürlich auch ein Stück weit auf die Mannschaft nieder und es reicht im Profifussball halt leider nicht mit 90% Einsatz zu spielen, wenn der Rest bereit ist alles zu geben.

    Auf der anderen Seite sind die Verweigerung der Leistungsgesellschaft, das Leben genießen und sich selbst nicht so ernst nehmen, elementarere Bestandteile der Punk-Kultur und damit irgendwie auch Teil unserer Fan- und Vereinskultur.

    Natürlich können wir uns wünschen so eklig zu sein wie Aue oder andere, aber das bedeutet oft auch, ALLES dem sportlich maximalen Erfolg unter zu ordnen. Da kann es dann auch passieren, dass die von Ehrgeiz zerfressenen Fans nach Misserfolgen die eigene Mannschaft gnadenlos auspfeifen.
    Ich für meinen Teil war immer froh, dass es bei uns immer etwas anders war, als bei den anderen. Schließlich bin ich ja von St. Pauli und nicht von denen Fan geworden…

    Und jetzt? Vor allem eines: Nicht die Nerven verlieren!
    Schulle ist wie Staniein ein Typ, der den Spagat zwischen harter Hund und Sympathie-Träger gut hinbekommt. Er lebt den Leistungsgedanken und ist für mich super klar und transparent in seinen Ansagen. Er hat es mit Vertrauensvorschuss probiert und hat keine Angst es bei Bedarf in der Kabine krachen zu lassen und das wird es!

    Wir sollten nicht vergessen, dass dem personellen Neuanfang, den wir im Kader und auf fast allen relevanten Positionen im Sommer hatten, nicht ohne Risiko war. Gerade in Corona-Zeiten, wo viele andere Mannschaften einen eingespielten Kern beisammen halten konnten, hat man durchaus einen Nachteil, wenn man viel verändert. Natürlich fehlt dann schnell das Selbstvertrauen. Woher soll es denn bitteschön kommen, wenn alles neu ist und nichts richtig klappt?

    So sehr mich die schlechten Leistungen zuletzt geärgert haben und ich jetzt enttäuscht bin, so optimistisch bin ich auch, dass Trainer und Mannschaft das Ding wieder rumreißen. Nicht zuletzt auch, weil das ja Mitte Dezember historisch ja auch oft so war. Viel Drama und FCSP-DNA 😉
    FORZA!

  12. Danke für alle Kommentare.
    Diese haben mir sehr geholfen, um
    meinen Aktuellen Frust zu mildern.
    Seit 1977 liebe ich unseren FC und
    Immer wieder tun der Anstiegskampf weh.
    Ich hoffe jetzt auf 9 Punkte bis zum Heiligabend.
    Dann kann das Jahr 202o erst einmal zu den Akten gelegt werden

    1. Und wenn es nur ein dreckiger Sieg wird, bzw..quasi mal ein dreckiges oder mehrere Tore sind. 9 Punkte müssen irgendwie her, sonst wird das eng. Ich kenne das vom Eishockey, da gibst meist bei jeder Mannschaft mal eine tiefe Phase. Devise heißt Deutsche Tugend. Kämpfen, beißen und seine Fähigkeiten abrufen. Schulle müsste jeden in …… treten, der da nicht mitzieht. Nicht zu viel drüber reden. Wie sagte der Franz einmal: Gehts raus, spielt Fußball.

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