Die Corona-Falle der Würzburger Kickers

Die Corona-Falle der Würzburger Kickers

Aktuell deutet alles darauf hin, dass die Würzburger Kickers morgen gegen Darmstadt 98 antreten müssen. Trotz der angeordneten Quarantäne für einen Teil des Kaders. Das führt dann dazu, dass Würzburg zwölf Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung stehen.
(Photo by Lars Baron/POOL/AFP/via OneFootball)

Ordnen wir das erst einmal chronologisch:

Am Mittwochmorgen vermeldeten die Würzburger Kickers, dass ihr Profi-Team in eine vom Gesundheitsamt angeordnete Quarantäne gehen muss. Laut übereinstimmenden Berichten wurde ein Physiotherapeut positiv getestet. Dabei wurde dann auch gleich vermeldet, dass das Spiel gegen den FC St. Pauli am gleichen Tag, aber auch das Spiel gegen Darmstadt 98 am Samstag ausfallen muss.

Wer entschied hier was?

Dies wirkt im Nachhinein wie ein recht vorschnelles „Fakten schaffen“ der Würzburger Seite. Denn seitens der DFL und auch des FCSP passierte bis zum späten Nachmittag nichts. Das lag nach unseren Infos daran, dass die Würzburger Kickers zwar selber eine Absage aufgrund eine Positiv-Falles vermeldet haben, aber anscheinend nicht umgehend mit der DFL in Kontkat getreten sind.

Erst am späten Nachmittag vermeldete die DFL die Verschiebung der Partie. Bis zu diesem Zeitpunkt musste sich der FCSP darauf einstellen, dass am Abend gespielt wird. Eine frühzeitige Rückreise, was in der englischen Woche sicher vorteilhaft gewesen wäre, war nicht möglich. Entsprechend verstimmt sind dann auch die Aussagen von Seiten des FC St. Pauli nachdem die Absage der Partie dann auch von der DFL bestätigt wurde.

Gesamter Kader in Quarantäne?

Am Mittwochabend wurden dann mehr Details der Quarantäne für das Profi-Team der Würzburger Kickers bekannt: Es handelt sich nämlich nicht, wie es die erste Meldung seitens der Würzburger vermuten ließ, um das gesamte Profi-Team sondern um „nur“ 14 Spieler. Gut möglich, dass das Gesundheitsamt vorerst den gesamten Kader der Würzburger in Quarantäne steckte, bis es da Klarheit gab, wer wieviel Kontakt mit der infizierten Person hatte. Wir hoffen, dass es so war. Aber es entzieht sich unserer Kenntnis, wer da was und vor allem wann angeordnet bzw. entschieden hat.

Am Donnerstag wurde dann vermeldet, dass vier der 14 Spieler die Quarantäne wieder verlassen können, da sie vom Gesundheitsamt nicht als Kontaktperson I eingestuft wurden (falls ihr über die Regularien mehr wissen wollt, könnt ihr das hier nachlesen). Und hiermit beginnt nun ein schwieriges Thema für alle Beteiligten.

Gegen Darmstadt mit Mini-Kader!

Denn durch die Aufhebung der Quarantäne für vier Spieler ist der Kader der Würzburger Kickers auf ausreichend Spieler angewachsen, um ein Spiel nicht mehr absagen zu können. Nun verfügen die Würzburger Kickers über mehr als die für eine Spielabsage nötigen 16 oder weniger Spieler. Pikant: „Sporttypische Sachverhalte“ also zum Beispiel fußballübliche Verletzungen zählen dabei nicht. Das bedeutet, dass der Kader der Kickers zwar offiziell genügend Spieler umfasst, davon aber einige verletzt ausfallen.
Laut „Mainpost“ waren es gestern Abend nur zwölf Feldspieler und zwei Torhüter. Nach der Spielordnung muss aber trotzdem gespielt werden (laut FWK-Trainer Trares sind es 11,5 Feldspieler). Ein Auffüllen mit Spielern der U23 (wenn es sie denn gibt) oder der U19 ist aufgrund der Hygienevorschriften nicht möglich.

Dadurch wäre dann auch ein Spiel gegen den FC St. Pauli am Vortag nicht abgesagt worden und das Spiel gegen Darmstadt wird ebenfalls nicht abgesagt. Für den FC St. Pauli also doppelt ärgerlich. Und die ganze Sache bekommt zweifelsohne einen ziemlich faden Beigeschmack, wenn die Würzburger Kickers eigenmächtig morgens die Absage zweier Spiele kommunizieren, dies aber nicht mit der DFL oder dem FCSP teilen, am späten Nachmittag aber nicht mehr das gesamte Team, sondern „nur noch“ 14 Spieler in Quarantäne sind und tags darauf diese Zahl auf 10 geschrumpft ist und ein Spiel gegen den FCSP damit möglich gewesen wäre.
Irgendwo hat irgendwer viel zu langsam agiert oder sich falsch verhalten.

Keine Frage, die Corona-Pandemie greift hier einmal mehr massiv in den Wettbewerb ein. Und nicht wenige echauffieren sich nun über die DFL, da deren Spielordnung keine Absage zulässt. Das Problem ist allerdings: Diese Spielordnung wurde von alles Teams der Bundesligen so vereinbart, also auch von den Würzburger Kickers.
Irgendwo muss halt die Grenze gezogen werden, ab der nicht mehr gespielt werden kann. Hätte man diese Grenze bei einem einzigen Fall bzw. einer einzigen Quarantäne gezogen, so hätte es im Laufe der bisherigen Spielzeit eine wahre Absagenflut gegeben. Das will und wollte sicher niemand. Die aktuelle Situation bei den Würzburger Kickers wollte sicher auch niemand und sie ist wohl auch ein krasses Extrembeispiel, da durch die Quarantäne von „nur“ zehn Spielern gerade so ein Grenzwert nicht überschritten wurde. Hinzu kommen die Verletzungen einzelner Spieler.

Am heutigen Freitag vermeldeten die Würzburger Kickers dann komplett negative Testergebnisse des „zur Verfügung stehenden Kaders“ vor dem Spiel gegen Darmstadt 98. Entsprechend findet das Spiel am Samstag statt. Zufrieden ist damit sicher niemand so richtig. Und besonders begossen stehen die Verantwortlichen in Würzburg dar. Denn die anscheinend vorzeitig und unabgesprochene Absage des Spiels in Darmstadt wurde nun kassiert. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn die selbst getroffenen Regularien der DFL zum Spielbetrieb überarbeitet werden.
FWK-Trainer Bernhard Trares ist jedenfalls ziemlich angefressen und muss sich dabei auch ein wenig auf die Zunge beissen.

// Tim

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