Wer ist Dejan Stojanović – Ein Spielerprofil

Wer ist Dejan Stojanović – Ein Spielerprofil

Der FC St.Pauli hat mit Dejan Stojanović einen Torwart ausgeliehen. Der 27-jährige Österreicher kommt vorerst bis zum Saisonende aus Middlesbrough ans Millerntor, war zuvor allerdings in der Schweiz beim FC St.Gallen aktiv (die Vorstellung von Omar Marmoush findet ihr hier).
(Titelfoto: Mario Carlini / Iguana Press/Getty Images via OneFootball)

Aber… warum?!

Bevor wir uns unseren Neuzugang anschauen, müssen wir natürlich insbesondere bei dieser Position auf diejenigen schauen, die schon da sind, namentlich Robin Himmelmann, Svend Brodersen und Dennis Smarsch.
Bei Himmelmann (im Verein seit 2012) und Brodersen (mit kurzer Unterbrechung seit 2010) läuft der Vertrag im Sommer aus. Man muss kein Prophet sein, dass die heutige Verpflichtung – auch wenn es nur eine Ausleihe bis Saisonende ist – das Ende ihrer Zeit beim FCSP verkündet.
Bei Robin Himmelmann ist dies durchaus umstritten, allerdings hatte Tim bereits herausgearbeitet, warum zumindest die Zahlen diesen Wechsel durchaus begründen. Auch bei Svend Brodersen ist dies umstritten – weniger aufgrund bisher gezeigter Leistungen im Profiteam, dazu hatte er nämlich nur selten Gelegenheit, eher aufgrund seiner Vita und seiner Identifikation mit dem Verein. Zur Wahrheit gehört hier aber auch, dass er sich in den letzten Jahren nie wirklich in den Bereich bringen konnte, der ihn zur Nummer 1 berechtigt hätte.
Und schließlich ist da noch Dennis Smarsch, im Sommer aus Berlin verpflichtet und der einzige aus dem Trio, der über den Sommer hinaus einen Vertrag bei uns hat (bis 2023).

Generell ist es so, dass die Torwartposition beim FCSP in den letzten Jahren konstant „okay“ war – nicht mehr, nicht weniger. Gerade in Sachen Strafraumbeherrschung gab es aber sowohl bei Philipp Tschauner als auch bei Robin Himmelmann eher eine Entwicklung zum Schlechteren zu beobachten.

Morgen, beim Spiel in Würzburg, wird laut Timo Schultz (Pressekonferenz) erneut Svend Brodersen im Tor stehen. Trotzdem dürfte es niemanden überraschen, wenn er und/oder (erst recht) Robin Himmelmann noch in der aktuellen Transferphase den Verein verlassen sollten.

Herzlich Willkommen, Dejan Stojanović! – The story so far…

Mit 27 Jahren ist der gebürtige Österreicher, der drei Länderspiele für die Nordmazedonische U21 absolviert hat, im besten Torwartalter.
Bereits mit 17 debütierte er 2010 in der Österreichischen Bundesliga beim FC Lustenau, wechselte dann 2011 zum FC Bologna in die Serie A, wo er aber nur sehr selten zum Einsatz kam und seine Spielpraxis eher in den Nachwuchsteams sammelte.
2016 ging es in die Schweiz zum FC St.Gallen, wo er zur Saison 2018/19 dann die Nr.1 wurde und im Winter 19/20 nach England wechselte, zum Zweitligisten FC Middlesbrough. Acht Einsätze in der Rückrunde – und seit Sommer ein warmer Platz auf der Bank, das klingt sicher nicht so, wie er es sich bei seinem Wechsel erhofft hatte.

Damit wir Dejan Stojanović etwas besser kennenlernen können, haben wir Marc Baumeler von gruenweiss.sg, einem Blog rund um den FC St. Gallen, ein paar Fragen stellen dürfen.

Moin Marc, Dejan Stojanović wechselt auf Leihbasis bis Saisonende zum FC St. Pauli. Macht der Wechsel Sinn?

Ich denke schon, dass der Wechsel Sinn macht. Dejan kam zuletzt in Middlesbrough nicht mehr zum Einsatz und so wie wir ihn aus seiner Zeit hier in St.Gallen kennen, will Dejan spielen – möglichst immer.

Stojanović war Stammkeeper bei „Deinem“ Klub, dem FC St. Gallen, bevor er vor fast genau einem Jahr nach Middlesborough wechselte. Dort hat er jedoch wenig gespielt. War der Wechsel ein Fehler?

Es zeichnet Stojanovic aus, dass er sich immer wieder schwierigen Aufgaben stellt. Schon als sehr junger Spieler – ich glaube er war erst 17 – zog er aus dem beschaulichen Bregenz am Bodensee nach Bologna. In Italien spielte er zwar oft nur in der Nachwuchsliga, setzte sich dort aber durch und brachte es immerhin auf fünf Serie A Einsätze.
Dann kam er 2016 nach St.Gallen, war zunächst Torhüter Nummer 2, ehe er vor genau drei Jahren den damaligen Stammtorhüter und Publikumsliebling Daniel Lopar (war mehr als zehn Jahre im Verein) verdrängte und fortan im Kasten der Ostschweizer stand. Dejan ist sehr ehrgeizig und will sich weiterentwickeln. Es war klar, dass die Schweizer SuperLeague nicht das Ende seiner fussballerischen Träume sein sollte. Insofern habe ich seinen Wechsel nach England verstanden. Also eher kein Fehler.

Der Wechsel zum FC Middlesbrough war eher nicht von Erfolg für Dejan Stojanović gekrönt.
(Photo by George Wood/Getty Images/via OneFootball)

Was sind die Stärken von Stojanović?

Dejans Stärken sehe ich vor allem auf der Linie. Er ist zudem stark in eins gegen eins Duellen. Ich erinnere mich an viele Situationen, in denen Stürmer alleine auf ihn zukamen und den Ball nicht im Netz unterbrachten. Auch mit Ball am Fuss kann er was. Ihm gelangen bei uns oft gute weite Zuspiele ins Mittelfeld oder in die Sturmreihen. Auf Flanken war er auch bei uns nicht der sicherste, allerdings kann er seine Vorderleute schon dirigieren. Wenns sein muss auch lautstark.

Was ist Stojanović neben dem Platz für ein Mensch? Gibt es irgendwelche Geschichten, die wir dringend wissen sollten?

Er ist wie erwähnt sehr ehrgeizig und will möglichst immer, möglichst gut spielen. Wenn ihm das nicht gelingt und er dafür in den Medien kritisiert wurde, hat er teils ziemlich dünnhäutig reagiert. Ich erinnere mich an einen Auswärtssieg gegen Neuchâtel Xamax als er mit Abstand der beste Mann auf dem Platz war und den Auswärtssieg mit ungefähr acht big safes sicherte. Nach dem Spiel gab er mir kein Interview, (ich habe damals noch für ein Lokalradio gearbeitet) weil Kollegen von mir ihn zwei dreimal für Leistungen kritisiert hatten. Ich hatte seit seinem Wechsel nach England keinen Kontakt mehr zu ihm, kann mir aber vorstellen, dass er in diesem Bereich auf der Insel dazugelernt hat.

Vielen Dank für Deine Einschätzung, Marc!

Aus Sicht von Dejan Stojanović macht der Wechsel zum FC St. Pauli Sinn und ist ein Schritt vorwärts – zwar ist es ligentechnisch eher einer zur Seite, aber „Boro“ klopft aktuell dezent für einen Aufstieg in die Premier League an, nur halt ohne Stojanović. Im Tor steht dort aktuell der vom FC Fulham ausgeliehene Marcus Bettinelli – wenn dessen Leihe im Sommer ausläuft, könnte sich Stojanović über ein gutes Halbjahr beim FCSP auch wieder für einen Stammplatz im Riverside Stadium empfehlen.

Wenn wir auf die oben angesprochene verbesserungswürdige Strafraumbeherrschung auf der Torwartposition des FCSP schauen, so bringt Stojanović mit 1,96m Körpergröße zumindest physisch schon mal die Voraussetzungen mit, hier besser abzuschneiden. Allerdings hat Marc nun gerade diese nicht als seine Stärke bezeichnet.
Was er jedoch mitbringt ist, neben seiner Stärke im 1-gegen-1, die Fähigkeit seine Mitspieler zu führen. Zumindest hat er das beim FC St. Gallen getan. Eine Fähigkeit, die besonders Robin Himmelmann zu fehlen schien, so zumindest ein prominenter Vorwurf an ihn.

Trotzdem: In der aktuellen Phase braucht es für den FCSP „Soforthilfen“ auf dem Platz – und ein Spieler, der in der Schweizer SuperLeague bereits seine Klasse nachgewiesen und keine Sprachbarriere hat, erfüllt diese Voraussetzung zumindest auf dem Papier schon mal.

Herzlich Willkomen am Millerntor, Dejan Stojanović!

// Maik & Tim

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