Probieren wir mal, ob „umgekehrtes Clickbait“ funktioniert. Ansonsten hätte da oben irgendwas mit „Kultclub vergrault treuesten Spieler!“ gestanden – und die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Wechsel auf der Torwartposition sind für Fußballfans aller Vereine eine hochemotionale Geschichte. So emotional wie auf keiner anderen Position. Wer meine alljährlichen Texte zur bevorstehenden oder gerade vollzogenen Trainerentlassung kennt, weiß zudem, dass ich historisch gewachsen mit Veränderungen auf fixen Positionen nur schwer umgehen kann. Und neben dem Trainerposten betrifft dies vor allem die Torwartposition. 25 Jahre zwischen den Pfosten zahlreicher Jugend- und Amateurteams haben ihre Spuren hinterlassen.
Dass dies aber auch für viele andere ein emotionales Thema ist, merkten wir bereits, als wir Anfang Dezember erstmals über die Personalie schrieben. Und ja, Robin Himmelmann ist quasi ein „Freund des Hauses“, wir haben seinen Besuch in unserer Monatssendung im September 2018 in sehr guter Erinnerung und überhaupt ist er seit 2012 im Verein und damit aktuell Dienstältester Profi.
Dabei ist die Torwartposition beim FC St. Pauli seit Jahren alles andere als unumstritten. Allerdings hat sich Robin Himmelmann immer wieder gegen seine Konkurrenten durchgesetzt, abgesehen von der Rückrunde 2016/2017, als Himmelmann für Philipp Heerwagen weichen musste.
Auch diesen Sommer gab es neue Konkurrenz auf seiner Position: Mit Dennis Smarsch verpflichtete der FC St. Pauli einen Spieler, dem nicht wenige eine große Zukunft prognostizierten. Durchsetzen konnte er sich letztlich aber bisher nicht.
Mit dem Einsatz von Svend Brodersen kurz vor der Winterpause begann der Anfang vom Ende, eine Verpflichtung eines weiteren Torhüters in der aktuellen Transferphase waberte aber auch da schon als Gerücht ums Millerntor.
Spätestens mit der Verpflichtung von Dejan Stojanović als neuer Nummer 1 dürfte allen klar gewesen sein, dass die gemeinsame Zukunft von Himmelmann und dem FCSP wohl maximal noch bis zum Sommer andauert, auch wir schrieben da schon, dass ein Wechsel keine Überraschung mehr wäre.
Robin selbst reagierte nach außen souverän und platzierte ein Statement auf Facebook, welches ihn so darstellte, wie wir ihn auch im Podcast erlebt hatten: Profi, selbstbewusst, loyal. Als Foto wählte er dazu ein Bild mit Svend Brodersen.
Dass es ungemütlich werden könnte, ließ dann ein Tweet seines Beraters Jörg Neblung am vergangenen Wochenende erahnen:
Und heute war dann auf Twitter zu lesen, dass Robin Himmelmann nicht mehr am Teamtraining teilnimmt. Abendblatt-Reporter Alexander Berthold hat hier eine ziemlich klare Meinung:
Du meine Güte, was ist denn da zwischen „Robin Himmelmann ist die Nr. 1“ im September und der jetzigen Situation passiert?
Wir kennen die Hintergründe nicht und ganz vielleicht möchten wir sie auch gar nicht wissen. Es gibt, neutral betrachtet, mehrere Möglichkeiten:
- Der FC St. Pauli möchte Robin Himmelmann loswerden
Robin Himmelmann gehört sicherlich zu den Spielern im Kader, die etwas mehr verdienen, dies hat er sich auch über die Jahre erarbeitet. Aus finanzieller Sicht wäre also ein Wechsel von Robin Himmelmann noch im Winter für den FCSP sicher nicht die schlechteste Variante, zumal er ja in den Planungen anscheinend keine Rolle mehr spielt.
Mit der Degradierung zum Einzeltraining könnte versucht werden, den Druck auf ihn so zu erhöhen, dass er sich einen neuen Verein sucht, da er nun wirklich gar keine Spielzeit am Horizont sieht und ein halbes Jahr Einzeltraining sicher auch nicht förderlich für das Torwartspiel ist.
Auch wenn es verständlich wäre, wenn der FCSP einen Gutverdiener, der nicht mehr die eigenen Qualitätsansprüche erfüllt von der Pay-roll bekommen möchte, so wäre die Methode in diesem Fall sehr unschön und ein völlig unwürdiger Umgang mit so einem Menschen.
Zumal es das Signal „Deine Zeit endet hier“ gar nicht mehr benötigt hätte, nachdem Himmelmann die letzten Spiele bereits nicht mehr im Kader war. Allerdings hat Himmelmann im oben verlinkten Facebook-Postings eben auch verlauten lassen, dass er nicht daran denkt, den Verein zu verlassen.
- Robin Himmelmann verhält sich nicht korrekt
Zugegeben, aufgrund seiner Postings in den Sozialen Medien und auch nach unserem Eindruck von ihm in den letzten Jahren (und ja auch beim Podcast), vermuten wir nicht, dass Robin Himmelmann sich wie der letzte Arsch verhalten hat.
Ich schließe das (für mich) mal aus, Andreas Bornemann sagt auch sehr klar: „Robin hat sich nichts zu Schulden kommen lassen und ist weder suspendiert noch freigestellt worden. Die Entscheidung ist keine Frage der menschlichen Qualitäten, sondern ist rein sportlich begründet.“
- Vier sind einer zu viel
Und damit sind wir wieder bei der unspektakulären Variante, mit der sich eben nur schlecht Überschriften machen lassen. Torwarttraining ist speziell – und gerade, wenn es darum geht, eine neue Nummer 1 einzubinden, sind vier Torhüter für ein zielgerichtetes Training vielleicht auch einfach einer zu viel. Sowohl jetzt aktuell, als auch für die restlichen Wochen der Saison.
Zwar wurde gerade bemerkt, dass auch vier Rechtsverteidiger mal ausfallen können, bei Torhütern ist das aber deutlich unwahrscheinlicher – und die Aussicht, diese Saison auch nur noch einmal auf der Bank zu sitzen, scheint für ihn eher gering.
Insofern hat der Verein wahrscheinlich recht, wenn er „rein sportliche Gründe“ anführt.
Nochmal, wir kennen die Hintergründe nicht. Aber wir wünschen uns für den Verein und auch für Robin Himmelmann, dass hier eine vernünftige Lösung gefunden wird. Eine die sportlich, aber auch menschlich nachvollziehbar ist. Denn die hat Robin Himmelmann nach neun Jahren beim FCSP ganz sicher verdient.
Schlußwort Timo Schultz: „Die kommenden Tage werden sowohl der Verein als auch Robin nutzen, um gemeinsam eine für beide Seiten sinnvolle Lösung zu finden.“
Und dann, zum Saisonauftakt 21/22, am hoffentlich nicht nur ausverkauften sondern auch vollen Millerntor gegen Schalke (Träumen muss erlaubt sein), bekommt Skyman zusammen mit Schnecke, Waldemar Sobota, Marc Hornschuh und all den anderen den Abschied, der ihm zusteht.
// Maik
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Dachte eben ich spinne, als ich diesen Kommentar las, bis mir auffiel, ich bin hier ja im „jede Schweinerei der Verantwortlichen schönreden-Plenum“! Sei es die Ungeheuerlichkeit, sich eine Trump und NRA-nahe Drecksfirma namens Under Armour ins Boot zu holen; sei es jede menschliche Sauerei altgedienten Spielern gegenüber erlauben zu können, aber von der „Andersartigkeit“ dieses Vereins zu schwafeln; sei es die Trikotherstellung in 2.800 Kilometern Entfernung bei einem faschistoiden Diktator als „nachhaltig“ zu verkaufen etc pp usw usf….
Ich dachte, ich wäre um eine differenzierte Darstellung bemüht gewesen, die beiden Seiten ihre Sicht zugesteht – und dass ich für Robin das auch alles sehr unschön finde, steht im Text.
Schade, dass Du das anders liest, aber da muss ich dann mit leben.
Danke für die prompte Antwort, Nee, Sorry, ist bei mir tatsächlich nicht so angekommen. Ich wünsche mir seit Jahren einfach mal klarere Aussagen, der Verein läuft mir unter dieser Regie in eine Richtung, die einfach nicht mehr geht. Und so kommt man natürlich schnell vom Hunderste ins Tausendste…. Das bricht einem nach 35 Jahren echt das Herz…
Ich habe das in unter einem anderen Artikel der letzten Tagen/Wochen schonmal angesprochen, dass ich es einfach nicht verstehe warum man in dieser Situation so ein Fass aufmacht mit dieser Position.
Ich hätte es ja verstanden, wenn man im Winter einen neuen holt und diesen (wenn er denn auch wirklich besser ist) als neue Nummer 1 präsentiert. Dann geht man am Saisonende getrennte Wege und man hat das sauber über die Bühne gebracht.
Das man Himmelmann von heute auf morgen dann in der Rangliste der Torhüter von Nummer 1 auf einmal als Nummer 3 bzw. jetzt die Nummer 4 setzt ist auch sportlich nicht nachvollziehbar. Ich bin niemand der jede Woche ins Training geht und sehe dementsprechend auch nicht wie die Torhüter da trainieren. Aber alles was ich bisher in Spiele ( 2. Liga, Vorbereitung, Regionalliga) gesehen habe deutet daraufhin das Brodersen alles andere als der beste Torhüter der Herrenmannschaft ist. Warum man dann Himmelmann degradiert um einen mMn schwächeren Torhüter ins Tor zu stellen und ihn nicht mal mehr in den Kader stellt ist einfach daneben.
Sollte da nichts vorgefallen sein (wovon ich nicht ausgehe) ist das tatsächlich schlechter Stil, nicht nachvollziehbar und ein Aktionismus den ich daneben finde.
Mich würde gerne mal eure Meinung dazu hören wen ihr (rein sportlich) lieber im Tor sehen würdet, Brodersen/Himmelmann/Smarsch/Stojanovic. Zu den letzten beiden kann ich noch nicht viel sagen…
Ich kann die Entscheidung der Verantwortlichen in diesem Fall nicht nachvollziehen und ich bin nicht mal ein großer Himmelmann Fan…
Ich sehe Himmelmann tatsächlich sportlich auch vor Brodersen und habe den Wechsel nicht nachvollziehen können – und nach den Eindrücken in den Testspielen hätte ich auch Smarsch vor Brodersen gesehen, aber das ist natürlich „small sample size“, wie man so schön sagt. Einen Trowartwechsel generell… schwierig, ich bin da befangen, aber ganz ausschließen will ich ihn natürlich auch nicht, siehe die Zahlen in Tims Artikel damals.
Stojanovic? Keine Ahnung, aber Stammtorhüter in der Schweiz ist so schlecht nicht – das hätte ich grundsätzlich aber Himmelmann auch zugetraut.
Wie man immer sagt: Hinterher ist man immer schlauer – und am besten wäre natürlich gewesen, wir wären gar nicht in der Situation, stünden auf Platz 1 und hätte noch null Gegentore, aufgrund eines überragenden Skyman.
Ein Fall der mich wirklich traurig macht und zwar ,weil ich eure Einschätzung, was den Menschen Robin Himmelmann angeht, teile. Ich habe ihn als absolut fairen Sportsmann kennengelernt, der sich wirklich mit unserem Verein und unseren Werten identifiziert.
Natürlich kann es immer passieren, daß auch solche Spieler aus sportlichen Gründen nicht spielen.
Ich befürchte aber daß Szenario Nummer 1 stimmt und der Verein versucht ihn aus kostengründen im Winter loswerden will.
Das fände ich schon recht übel und traurig.
Ich finde den Artikel sehr ausgewogen. Danke dafür. Solange niemand weiß, wer was hinter den Kulissen gemacht und gesagt hat, ist doch alles Glaskugel – und dafür bin ich nicht hier. Das bieten mir Mopo, Abendblatt und Co. So ist es eine sachliche Zusammenfassung. Warten wir es ab – jede Medaille hat ja nun zwei Seiten. Sportlich finde ich es nachvollziehbar, alle Hebel zu versuchen. Und es macht mich stutzig, dass es Himmelmann jetzt zum zweiten Mal trifft, wenn es hart auf hart im sportlichen Bereich kommt. Abstiegskampf ist eben mehr als die 90 Minuten auf dem Platz.
Hoffen wir, dass Robin irgendwo eine gute Chance findet, damit es für Ihn weitergeht. Am besten nicht in Sandhausen, sondern irgendwo da, wo er uns nicht weh tun kann 🙂 Vielleicht ein spannendes Abenteuer in England oder so. Würde ich ihm wünschen. Damit er irgendwann so entspannt über den FCSP reden kann, wie Meggle im letzten Abendblattpodcast.
Die Schicksalsgemeinschaft ist länger geworden. Waren es nach Verfehlungen in den letzten Jahren im Trainer und sportlichen Bereich, Göttlich und Bornemann, haben die beiden durch die geschickte Trainerwahl auch die Fans mit in die Schicksalsgemeinschaft aufgenommen. Der Wunschtrainer der Fans, „Schulle“, wurde realisiert. Dann darf nicht „gemeckert“ werden!
Leider kann er es nicht! Die Gründe sind vielfältig und wurde hier auch immer schön positiv geredet! Nun ist zu der Schicksalsgemeinschaft Göttlich-Bornemann-(Fans)-Schulz auch noch der arme neue Torwart Stojanovic dazugekommen, weil andere geopfert wurden.
Kann er diesen Druck aushalten? Die Verantwortlichen sagen uns, ja.
Auch wenn das gut geht, gibt es nur Verlierer. Drei enttäuschte Torhüter, ein vergeudetes Jahr mit Notkäufen (Leihspielern), ein beschädigter Trainer usw.
🙁 🙁
Grundsätzlich: Ich halte Himmelmann sportlich seit Jahren für eine der größten Baustellen im Kader. Das von Heerwagen wieder auf ihn aus Nr. 1 zurück gewechselt wurde, war aus meiner Sicht eine der schlimmsten Fehlentscheidungen der letzten Jahre. Himmelmann hat immer wieder seine Szenen gehabt, vielfach spektakuläre. Sie rechtfertigten immer wieder eine Aufstellung, die aber aus meiner Sicht nur die Stagnation zementierte. Himmelmann ist von seinen Anlagen her bei allen Schwächen ein toller Torwart. Aber – und das mein Problem mit ihm – er macht damit die Mannschaft als Ganzes nicht besser. Seit er da ist, habe ich ihn immer als „Einzelkämpfer“ in einem Teamsport empfunden,. Das mag mehr ein Gefühl gewesen sein, mit dem ich vielleicht auch falsch liege. Aber aus diesem Grund bin ich aus sportlicher Sicht sehr einverstanden, wenn jetzt der für mich lange überfällige Wechsel vollzogen wird.
Die Art und Weise aber, in der dies geschieht, ist unsäglich.
Der Wechsel war überfällig. Als Zuschauer hat man immer das Gefühl gehabt, dass Skyman unsicherheit ausstrahlt. Diese Unsicherheit färbt immer auf die Defensive ab. Ich habe damals den Wechsel auf Heerwagen auch nicht verstanden. Heerwagen hat überragend gespielt und war absolut präsent. Und ob jemand sportlich 5 Zentimeter weiter springt oder ein besseres Stellungsspiel hat, spielt kaum eine Rolle, wenn der Torwart das Spiel besser lesen kann und seine Verteidiger instruieren kann. Unter massiven Druck hat man sich von hinten raus nie richtig gewehrt. Und das Himmelmann das Ding postet ist mindestens genauso schlecht. Denn letztlich hätten beide Parteien besser daran getan, dass nicht in die Öffentlichkeit zu bringen sondern einfach mal die Veränderungen zu akzeptieren.
Nachdem ich jetzt mal eine Nacht drüber geschlafen habe, finde ich das Vorgehen von Vereinsseite gar nicht ungewöhnlich. Ich mag Himmelmann wirklich und finde es auch schade was gerade passiert. Aber auch als Torwart ( wie jeder andere Spieler ) sollte man eine Entscheidung der sportlichen Leitung akzeptieren bzw. intern ausdiskutieren.
Das wurde aber von der Himmelmannseite nicht gemacht. Es wurde mit der Presse gesprochen, unnötige Facebook Posts abgesetzt und der Berater hat auch ( mal wieder ) bei Twitter in die Tasten gehauen. Das ganze natürlich nur um weiter Unruhe in die ganze Sache zu bringen. Als Verein muss man da eine ganz klare Grenze ziehen. Würde übrigens jeder andere Arbeitgeber auch so machen.
Auch die Stojanovic-Entscheidung kann ich nachvollziehen. Wahrscheinlich hätten sich alle im Verein gewünscht, dass die Abwehr sich mit Brodersen stabilisiert, aber das war ja leider nicht der Fall. Also musste gehandelt werden.
Die Hauptfehler auf der Torwartposition wurden vor Saisonbeginn gemacht, wahrscheinlich wäre ein Wechsel zu der Zeit besser gewesen , aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Was man dem Verein bzw. Schulle vorwerfen kann, ist der unnötige Wechsel im Dezember. Ich sehe Sved tatsächlich auch nicht vor Robin. Das der Verein auf der Position tätig werden wollte / musste kann ich dagegen nachvollziehen. Robin ist ein solider TW für die 2. Liga nicht überragend aber OK. Das ganze wird natürlich dadurch zum „Drama“, dass Robin erst auf der Ersatzbank war und dann gar nicht mehr im Kader und dazu eine neue Nr. 1 verpflichtet wurde. Hätte Robin bis vor kurzem gespielt, es wäre eine neue Nr.1 gekommen und dieser hätte Robin dann abgelöst, wäre alles aus meiner Sicht viel ruhiger verlaufen. Das dann ein 4. TW im Training grundsätzlich einer zu viel ist, steht für mich ausser Frage. Alles was dagegen jetzt gerade im Netz passiert ist Spekulation und geht in die derzeit bekannte Richtung Oke oder wahlweise Bornemann sind schuld. Was hierbei für mich gerade „spannend“ ist es wird ein „St Pauli Like Umgang“ mit Robin verlangt (was bedeutet dies überhaupt) aber gleichzeitig spricht man Schulle (auch ein verdienter Spieler) jegliche Kompetenz ab. Es werden Veränderungen / Verbesserungen im Kader gefordert – aber bitte nicht irgendein Liebling. So wie ich Robin wahrnehme passt er total zu St Pauli, aber wenn wir nur Spieler wollen, die total zu St Pauli passen, dann müssen wir ggf über den sportlichen Anspruch reden.
Nebenbei euren Text fand ich angenehm ausgeglichen und unaufgeregt.
„Es werden Veränderungen / Verbesserungen im Kader gefordert – aber bitte nicht irgendein Liebling. So wie ich Robin wahrnehme passt er total zu St Pauli, aber wenn wir nur Spieler wollen, die total zu St Pauli passen, dann müssen wir ggf über den sportlichen Anspruch reden.“
Genau das.
Ich empfinde das Vorgehen bei Himmelmann als ein klares sportliches Signal an den Rest der „vererbten Plätze“ -> Verbessert euch oder ihr fallt raus. Es gibt keine Garantien für die Spieler und keinen Kuschelkurs mehr. Ich finde das völlig richtig. Bei Himmelmann gab es aus meiner Perspektive seit Jahren keine Verbesserung. Für jeden Arbeitgeber ist das inakzeptabel – vor allem im Sport auf dem Niveau.
Ich habe schon so meine Befürchtungen wie die Fanszene auf den Weggang von Ryo dieses Jahr reagieren wird oder nächstes Jahr auf die Nicht-Vertragsverlängerung von Buchtmann. Beide Spieler sind entbehrlich, weil sie keine Spieler sind… da sie nicht spielen und das auch nie wieder so werden wie wir uns das erträumt haben oder der Verein sich das wünscht. Traurig – ja. Jedoch sind wir ein professioneller Sportverein und kein Auffangstation für potentiell tolle Spieler wenn sie vielleicht irgendwann mal wieder richtig gesund sind.
Ich hatte immer den Eindruck unsere Fanszene hatte sich „Kein Personenkult“ auf die Fahnen geschrieben.
Das scheint Geschichte zu sein.
Schade.
Aus sportlicher Sicht ist der Torwartwechsel nachvollziehbar. Der FCSP hat nur irgendwie ein Talent für schlechtes Timing. Sieht natürlich blöd aus, dass diese Entscheidungen immer erst dann getroffen werden, wenn aus sportlicher Sicht beim FCSP mal wieder Land unter ist. Wenn man jedoch die sportliche Entwicklung von Robin betrachtet, und der Verein offenbar der Meinung ist, dass Svend und Dennis, den Ansprüchen noch nicht zu 100% genügen, hätte die Verpflichtung einer neuen Nummer 1 schon im Sommer stattfinden müssen. Ob es mit Nibelungentreue ggü. altgedienten Spielern zu erklären ist, oder es doch eher Fehleinschätzungen bzgl. der sportlichen Leistungsfähigkeit sind, kann ich nicht wirklich beurteilen. Vermutlich eine Mischung aus Beidem. Allerdings hat der FCSP imho einige Spieler, die noch deutlicher überschätzt wurden, als Robin. Hier sehe ich auch seit Jahren das Hauptproblem beim FCSP. Da würde ich noch etwas ergänzen wollen, zu dem was Erik schrieb: Sehe es genau so, dass z.B. Ryo und Buchti den Ansprüchen schon lange nicht mehr genügen, würde auch Ziereis dazu zählen. Alles Spieler, die in Ihrer Zeit beim FCSP gerade mal um und bei 50% aller möglichen Ligaspiele absolviert haben, Ryo sogar nur 42%. Für mich keine Frage, dass diese ohne ständige Verletzungen und regelmäßig eingesetzt, unangefochtene Stammspieler wären. (Die fehlende Konstanz und Präsenz von Spielern, die eine Führungsrolle übernehmen könnten, ist m.E. auch der Grund, warum talentierte Jugendspieler, von denen es in den letzten Jahren zweifellos einige beim FCSP gab, es so schwer haben, sich zu etablieren. Viel zu oft wurde von Nachwuchsspielern erwartet, dass sie die Kohlen aus dem Feuer holen, während gleichzeitig Leistungsträger Mal wieder nicht in der Lage waren ihr „A-Game“ auszupacken.) Ein Marvin Knoll z.B., der über sich selber sagte, er sei kein klassischer Führungsspieler, jetzt aber gewissermaßen gezwungen wird, diese Rolle einzunehmen, weil´s kein anderer macht, zerbricht gerade daran. Für mich auch unverständlich, warum bspw. Spieler wie Makienok (15 Ligaspiele und 4 Tore in den letzten 3 Jahren, bevor er zum FCSP wechselte) oder Tashchy (29 Tore in 179 Ligaspielen in den letzen 10 Jahren) verpflichtet werden und irgendwer von den Verantwortlichen aus dem sportlichen Bereich glaubt, dass diese Spieler genügend Tore schießen, um in der 2. Liga bestehen zu können. Ja, nicht jeder Stürmer kann ein Marius Ebbers sein, aber come on. Ernsthaft?
Zusammenfassend würde ich dafür plädieren, dass die sportliche Führung sich noch mehr traut, Profifußball etwas weniger romatisch zu sehen, sondern als das, was er ist, nämlich Business. Und dazu gehört dann auch, dass sich der Verein im Zweifelsfall einfach früher von Spielern trennt, ungeachtet der Verdienste aus der Vergangenheit. (Ich glaube übrigens, dass Berufssportler selber einen wesentlich realistischeren Blick auf die Mechanismen des Profisports haben, als wir Fans das glauben wollen. Und während ich das schreibe, muss ich an die Szene aus dem Film „Moneyball“ denken, wo Coach Beane seinen Assistenten Peter Brand bittet, einen Spieler zu entlassen.) Damit könnte der FC St. Pauli sich nämlich in Zukunft solche Diskussionen ersparen. Wie gesagt, alles eine Frage des richtigen Timings. Ich sehe da im Übrigen auch keinen Widerspruch, ein erfolgreiches Unternehmen sein zu wollen, wo der Leistungsgedanke im Vordergrund steht und gleichzeitig Werte zu vertreten, eine eigene Identität zu haben, sowie eine Kultur, in der Angestellte gerne zur Arbeit kommen.
Ich wünsche Robin auf jeden Fall, dass er noch viele Jahre zwischen den Pfosten stehen kann, wenn er da Bock darauf hat, wo immer es auch sein mag. Er gehört auf jeden Fall zu den Spielern, die ich in guter Erinnerung behalten werde!
Vielen Dank für diesen sachlichen und erfrischend unaufgeregten Artikel!
Randbemerkung: Auch ich habe die Kritik am Umgang mit Himmelmann beim ersten Lesen nicht wirklich wahrgenommen. Bin bei meiner Meinung und Bewertung sehr nah an der von Slarti.