Was los, 2. Bundesliga? (nach 15 Spieltagen)

Was los, 2. Bundesliga? (nach 15 Spieltagen)

Probieren wir mal wieder was Neues aus und rufen eine neue Artikel-Rubrik ins Leben: Was los, 2.Bundesliga? So richtig neu ist das nicht (und der Titel ein bisschen vom Rasenfunk abgekupfert). Wir hatten etwas Ähnliches seit September immer wieder in der „Lage“ untergebracht. Nun wollen wir es mehr oder weniger wöchentlich als eigenen Artikel machen und dank WyScout-Statistiken auch etwas opulenter gestalten.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Läuft bei…

Fortuna Düsseldorf

Fünf Ligaspiele in Folge hat Fortuna Düsseldorf gewonnen. Nun folgte das Unentschieden gegen Eintracht Braunschweig. Trotzdem: Fortuna Düsseldorf hat sieben der letzten zehn Ligaspiele gewonnen und ist so nach schwachem Start auf den 5.Tabellenplatz geklettert.

Einmal mehr muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass Fortuna Düsseldorf sich vor allem bei seiner Effektivität bedanken kann, dass es in letzter Zeit ordentlich Punkte hagelte. Nach expected Goals ist die Fortuna nämlich weiterhin nur Mittelklasse und kann sich vor allem bei seiner gnadenlosen Effektivität in der Offensive bedanken (nach xG die viertschlechteste der Liga und die wenigsten Torschüsse). Ich wage hier keine Prognose, würde zwar vermuten, dass die Fortuna dieses Tempo nicht halten kann, aber nein, nachher steigen die noch auf.

Fortuna Düsseldorf hat deutlich mehr Punkte geholt als es nach xG-Werten zu erwarten gewesen wäre. Der FCSP leider deutlich weniger.
(WyScout)

Was sind expected Points? Basierend auf den xG-Werten werden die Punkte errechnet. Vorteil: die xG-Werte werden etwas besser eingeordnet. Ein hoher xG in einem einzigen Spiel kann nämlich zu massiven Verzerrungen in der Interpretation führen, während bei es nach dem xPoints-Modell maximal 2.7 Punkte gibt (Schaut mal hier).

VfL Bochum

Da hat unter anderem der VfL Bochum was dagegen, dass F95 hochgeht. Die haben zwar nicht so eine imposante Serie wie die Fortuna, aber 8 Siege aus den letzten 11 Spielen zu bieten. Bedanken können sie sich dabei offensiv vor allem bei Simon Zoller (8 Tore, 6 Vorlagen) und Robert Zulj (7 Tore, 4 Vorlagen). Besonders die Rolle von Zulj ist bemerkenswert, da er ein geradezu klassischer Zehner ist, der auch im Bereich Pässe enorm wertvoll für sein Team ist: Er spielt zusammen mit Marvin Mehlem (D98) und Branimir Hrgota (SGF) die meisten raumöffnenden Pässe.

Das offensive Herz des VfL Bochum: Robert Zulj
(imago images / via OneFootball)

Noch wichtiger ist aber das stabile 4-2-3-1 mit einem gewachsenen Team. Der VfL Bochum ist eines der passstärksten Teams der Liga und lässt auf der anderen Seite nur wenig Spielfluss zu (höchste „Challenge Intensity“ (Tackles, Duelle, abgefangene Bälle) der Liga und ein PPDA von knapp 9). Entsprechend wirkt der VfL Bochum sehr stabil und es beschleicht einen das Gefühl, dass sie diese Saison auch noch am Ende oben stehen könnten.

Hannover 96

Leider müssen wir feststellen, dass auch der kommende Gegner des FCSP, Hannover 96, aktuell ziemlich gut in Form ist. Und es zeigt auch, wie schnell eine gestartete Serie in dieser Liga zu einer gänzlich anderen Ausgangslage führen kann.
Denn zum Jahreswechsel rangierte Hannover auf Platz 12, wenige Wochen zuvor sogar auf Platz 14 und in einer sportlichen Krise. Nun ist Hannover, nach 13 Punkten aus sechs Spielen, so etwas wie der Anführer der Verfolgergruppe der Top5 und zählt nach xG-Werten sogar zu den Top4.

Die besten Offensiven der Liga kommen aus Hamburg, Fürth und Karlsruhe. In Summe beider Größen ist Hannover 96 einer der BigPlayer der 2.Liga.
Der FC St. Pauli stellt nach xG die fünfbeste Offensive und zweitschlechteste Defensive.
(WyScout)

Ein Grund für die gute Form ist sicher Marvin Ducksch, der aus den letzten vier Spielen sieben Torbeteiligungen vorzuweisen hat. Mit einem persönlichen xG-Wert von 9.2 hätte es sogar schon mehr sein können, besonders wenn man sieht wie zum Beispiel Terodde (12.7 & 16 Tore), Kühlwetter (5.7 & 9 Tore) und Dursun (6.8 & 9 Tore) aus weniger mehr machen.
Marvin Ducksch ist der Spieler mit den meisten Torschüssen gesamt und pro Spiel (3.9), allerdings geht nur die Hälfte der Schüsse auch auf das Tor. Von defensiven „Qualitäten“ oder seinen technischen Fertigkeiten brauchen wir gar nicht zu reden.
Mich als Trainer würde der wahrscheinlich wahnsinnig machen. Eigentlich kannst Du ihn nicht spielen lassen, weil er so unglaublich ineffektiv ist. Aber das er sich überhaupt eine solche Vielzahl an Chancen erspielt und in den richtigen Momenten am richtigen Ort ist, ist ja auch eine Qualität, die nicht vernachlässigt werden sollte.

Marvin Pieringer

2 Spiele, 3 Tore – zwar spricht man im Fall von Marvin Pieringer aus statistischer Sicht noch von „small sample size“, aber die vier Punkte, die die Würzburger Kickers in den letzten zwei Spielen holten (und damit genauso viele, wie in den 13 Spielen zuvor) gehen doch dank dreier Tore zu einem großen Teil auf seine Kappe.
Die Leihe aus Freiburg scheint sich für alle Seiten auszuzahlen. Aus FCSP-Sicht ist das eine schlechte Nachricht.

2 Spiele, 3 Tore, 4 Punkte – Marvin Pieringer ist voll eingeschlagen in Würzburg.
(HMB Media/Heiko Becker/imago images/via OneFootball)

Läuft nicht so bei…

Jahn Regensburg

Ein Auf und Ab diese Saison erlebt bisher Jahn Regensburg. Auf die fünf ungeschlagenden Spiele zu Saisonbeginn folgten drei Niederlagen in Folge, dann zwei Siege und nun wartet der Jahn bereits seit fünf Spielen auf drei Punkte.

SSV-Trainer Mersad Selimbegovic ärgert sich vor allem darüber, dass die offensive Durchschlagskraft fehlt und sein Team sich für den Aufwand nicht belohnt. Das bestätigen die xG-Werte, denn Regensburg hat weniger Tore erzielt als nach xG möglich gewesen wäre (zum traurigen Spitzenreiter dieser Kategorie kommen wir dann gleich).

Mit Albion Vrenezi und Sebastian Stolze verfügt der Klub jedenfalls über starke Außenspieler (nach WyScout-Index ist Vrenezi sogar der beste der Liga). Ich persönlich finde Max Besuschkow in der Zentrale toll. Bringt dir aber nichts, wenn Du nicht die nötigen Punkte einfährst. Das kommende Spiel dürfte für den Jahn richtungsweisend sein.

Erzgebirge Aue

Höh? Was machen die denn hier?! Ich liste Erzgebirge Aue hier auf, da es sich bei diesem Team nach xG-Werten um das schwächste der Liga handelt. Allerdings sind sie sowohl bei Toren und Gegentoren die größten Überperformer im Vergleich zu den xG-Werten. In Summe hat Aue ein um 18 (!) Tore besseres Torverhältnis als nach xG wahrscheinlich wäre (also mehr als ein Tor pro Spiel!). Bei einem Torverhältnis von 24:18 könnt ihr Euch selbst ausrechnen, was eine durchschnittliche Performance für Aue bedeuten würde.

Die Gründe für die Überperformance sind bei einigen Spielern zu finden: Defensiv ist es Martin Männel, der in der Metrik „prevented Goals“ mit 9 Toren klar der beste Torhüter der Liga ist (Manuel Riemann liegt mit 4.4 auf Platz 2 – Robin Himmelmann mit -3.6 auf Platz 25 von 27). Und ganz vorne haben Florian Krüger und Pascal Testroet zusammen einen xG-Wert von 10.8, aber bereits 17 Tore erzielt.
Ganz klar: Erzgebirge Aue ist ein brutal effektives Team und kann sich auf den besten Torhüter der Liga und effektive Stürmer verlassen. Trotzdem erwarte ich, dass Aue den aktuell 7.Platz nicht halten kann.

FC St. Pauli

Tja, da sind wir jetzt bei dem Team, bei dem es überhaupt nicht läuft. Das Team mit der fünfbesten Offensive der Liga (nach xG), den zweitmeisten Torschüssen (nach Fürth) und den viertmeisten Ballkontakten im gegnerischen Strafraum. Aber der FCSP ist eben auch das Team mit der zweitschwächsten Defensive (sowohl Anzahl Torschüsse als auch xG).

Trotzdem: Basierend auf den xPoints hätte der FC St. Pauli fast 10 Punkte mehr haben können und würde damit relativ gesichert im Tabellenmittelfeld liegen. Tut er aber nicht, denn das Team „glänzt“ offensiv mit der größten Ineffektivität (nach xG hätten es sieben Tore mehr sein dürfen). Das liegt auch daran, dass der FCSP zwar die zweitmeisten Torschüsse insgesamt hat, aber nur 31% gehen dann auch tatsächlich auf das gegnerische Tor – nur Braunschweig ist schlechter.

So stehen dann inzwischen 13 Spiele ohne Sieg in Folge in der Statistik. Das folgende Spiel gegen Hannover dürfte nicht zu den leichtesten zählen, aber der FCSP hat bisher immer gezeigt, dass er mit Teams, die viel Ballbesitz wollen, besser zurechtkommt (mir graut es entsprechend eher vor dem Spiel gegen Regensburg die Woche darauf).

Was kommt?

Diesen Freitag gibt es zwei Spiele, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Die Würzburger Kickers empfangen Eintracht Braunschweig – es dürfte ein ziemlicher Krampf werden. Im zweiten Spiel könnten sich Greuther Fürth (beste Offensive) und der SC Paderborn (das Team mit dem deutlich intensivsten Pressing der Liga (nach PPDA & Challenge intensity)) ein echtes Spektakel liefern.
Samstag ist dann der FCSP in Hannover gefordert und mit Erzgebirge Aue und Fortuna Düsseldorf treffen die Effektivitätsmonster der Liga aufeinander. Sicher ist daher: Den schönsten Fußball dürfen wir wohl bei Bochum gegen Nürnberg sehen.
Am Sonntag gastiert dann der SV Sandhausen bei Jahn Regensburg. Sicher auch kein Leckerbissen, aber tabellarisch ein klares 6-Punkte-Spiel.

// Tim

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