Wechsel, Leihen, Entlassungen, Wiedereinstiege, Dauerausstiege & Co. – die Zeit seit meinem letzten Rubrik-Update hier auf der Millernton-Homepage, immerhin schon wieder fünfeinhalb Monate her, hat erneut Dutzende von Bewegungen auf dem braunweißen Transfermarkt ergeben. Ich versuche, euch möglichst alle, die irgendwie mit dem FC St. Pauli zu tun hatten und haben, an dieser Stelle zu dokumentieren.
Die jüngsten Meldungen sind dann tatsächlich manchmal auch die überraschendsten. So hat mich beispielsweise der Wechsel von IGOR MATANOVIC zu Eintracht Frankfurt – zwei Tage vor Toresschluss – echt auf dem falschen Fuß erwischt. Zwar wurde der junge Mann vom FC St. Pauli umgehend für zwei Jahre von den Hessen ausgeliehen, doch ein weiteres Megatalent ist somit mittelfristig weg aus Hamburg. Wenn für diesen Deal nicht ordentlich Kohle – und ich meine: ORDENTLICH KOHLE! – ans Millerntor geflossen ist, dann wäre dieses Geschäft für mich absolut nicht nachvollziehbar. Abgegeben hingegen haben die Mainstädter RODRIGO ZALAZAR. Mit einem komplizierten Vertragskonstrukt, dessen Erläuterung hier den Rahmen sprengen würde, hat sich Schalke 04 die Dienste des Spielmachers bis mindestens 2022 gesichert – für dann nämlich hat sich Frankfurt ein Rückkaufsrecht eingeräumt. Ausgeräumt sind indes die Träume vieler St. Paulianer, die sich eine Rückkehr von OMAR MARMOUSH ans Millerntor gewünscht hatten. Kurz vor Transferschluss gab der VfL Wolfsburg den Ägypter für eine Leihgebühr von etwa 500.000 Euro an den VfB Stuttgart für zunächst eine Spielzeit ab. Ebenfalls nicht mehr bei den Niedersachsen aktiv ist HENNING BÜRGER. Seitdem der VfL seine Regionalliga-U23 vom Spielbetrieb für die laufende Saison abgemeldet hatte, ist deren Chefcoach Bürger ohne Arbeitgeber – war zuletzt als Zimmermann-Nachfolger beim TSV Havelse im Gespräch, der zu Hannover 96 gewechselt war. Dort an der Leine tat sich auch Erstaunliches: Zunächst wechselte MARVIN DUCKSCH von dort an die Weser zum SVW, und unmittelbar im Anschluss verpflichteten die 96er TOM TRYBULL, der kurz zuvor seinen noch ein Jahr gültigen Vertrag beim englischen Aufsteiger Norwich City aufgelöst hatte.
Aber nochmal Frankfurt: „Fußballgott“ ALEX MEIER ist seit Beginn der Saison Co-Trainer der Eintracht-U17. Auch BASTIAN OCZIPKA kickte dereinst für die Frankfurter, ging dann zu Schalke 04, um am Ende dort vom neuen Knappen-Sportvorstand PETER KNÄBEL aussortiert zu werden. Nun schloss sich der gebürtige Bergisch Gladbacher dem 1. FC Union Berlin an, wo er allerdings nicht mehr auf den Georgier AKAKI GOGIA treffen wird, denn der hat sich in Richtung Schweiz, zum FC Zürich, verändert – gleichwohl die neue Heimat von MARC HORNSCHUH, der von der U21 des Hamburger SV kam. Verlassen hingegen hat den FCZ LASSE SOBIECH, der zurück zum 1. FC Köln kehrte, der den Verteidiger an die Eidgenossen ausgeliehen hatte und Sobiech, der noch Vertrag bis 2022 hatte, umgehend an den SV Darmstadt 98 veräußerte. Apropos Georgien: KHVICHA SHUBITIZDE wurde bereits im April zum neuen Cheftrainer des georgischen Erstligisten FC Saburtalo Tiflis ernannt. Shubitizde war zuletzt Nachwuchscoach beim Halleschen FC. Noch Jugendtrainer ist ein anderer ehemaliger Kicker des FC St. Pauli: MIGUEL PEREIRA nämlich coacht die A-Jugend des SV Zweckel in Gladbeck. Ebenfalls im Trainergenre tummeln sich viele weitere braunweiße Ex-Protagonisten: LARS HOPP, von 2005 bis 2006 Co-Trainer bei unserer U23, ist seit Saisonbeginn Chefcoach bei Lübecks U23-Team. Dessen Chef damals beim FC, FRANK BERNHARDT, ist, nachdem er einige Jahre in Estland unterwegs war, Ende 2015 in Malaysia als Coach der Landes-U23 gelandet. Im Dezember 2019 übernahm er in der 650.000-Einwohner-Stadt Shah Alam den UITM Football Club, wurde aber ob mutmaßlicher Erfolglosigkeit zum 1. April dort suspendiert. Ebenfalls auf dem Abstellgleis – und zwar sowas von schnell – ist DIETMAR DEMUTH gelandet: Gleich am ersten Spieltag in der Oberliga NOFV-Nord versemmelte der vermeintliche Favorit CFC Hertha 06 aus Berlin-Charlottenburg seine Auswärtspartie bei Hansa Rostock II mit 1:4, und Didi musste nach knapp einem Jahr bei den Hauptstädtern schon wieder gehen. Gehen musste nach umfänglichem Personalkarussell beim Hamburger SV auch CHRISTIAN RAHN, der bis Juni als Co-Trainer der dortigen U21 agierte, bei der Neuverteilung der Trainerposten dann allerdings leer ausging. Allerdings hat er noch bis 2022 einen Vertrag als Nachwuchs-Individualtrainer bei den Rothosen. Profitieren von dieser Gesamtrochade konnte hingegen TOBIAS KURBJUWEIT, der statt der U16, wie zuvor, nun die U17 der Bahrenfelder Konkurrenz coacht. Zum Profiteur ist auch ROLAND VRABEC geworden, als Cheftrainer Peter Hyballa beim dänischen Zweitligisten Esbjerg FB in Ungnade fiel und Vrabec übernehmen durfte. Dessen Co-Coach ist übrigens der allseits beliebte Rafael van der Vaart. Etwas Fahrt raus aus dem ganzen Geschehen hat übrigens NORBERT MEIER genommen. Mit einerseits einer neuen Spieleragentur – „nachhaltig“, wie er selbst sagt – sowie einem ehrenamtlichen Engagement als Leiter der Jugendakademie des TSV Meerbusch. Eher oldschool sind die meisten anderen aktuell am Start: JAQUES GOUMAI beispielsweise trainiert seit Saisonbeginn im unteren Herrenbereich den ASV Wuppertal. REMIGIUS ELERT, einst U23-Coach hier auf St. Pauli, fungiert seit dem Frühjahr als Chefscout von Waasland-Beveren. Jenem belgischen Verein also, wo St. Paulis NLZ-Leiter ROGER STILZ im Januar überraschend als Sportdirektor hingewechselt war, der im Sommer aber in die 2. Liga des Landes abgestiegen war. Zweite Liga ist auch das Stichwort für DANIEL STENDEL, der bis Juni 2020 als Übungsleiter von Heart of Midlothian aktiv war, nach dem Abstieg der schottischen Hearts ein Jahr ohne Anstellung blieb und dann im Mai diesen Jahres beim französischen Zweitligisten AS Nancy unterschrieb.
„Could I stay or should I go?“ JULES BERTRAND BINGANA hat sich fürs Bleiben entschieden. Endlich, möchte man meinen, denn gut 20 Vereinswechsel in gerade einmal 15 Jahren sind nicht unbedingt eine Visitenkarte, die für den Probanden sprechen. Bingana jedenfalls, seit Juli 2019 beim Habenhauser FV unter Vertrag, hat sich jetzt an die Seitenlinie begeben und fungiert als Trainerassistent beim Bremenligisten. Auch MICHAEL FRONTZECK arbeitet seit dem Sommer als Assi – beim VfL Wolfsburg unter Mark van Bommel. Auf Wunsch von Investor FRANZ GERBER stieg Anfang August FABIAN GERBER – zufällig Investor-Sohn – ins Trainerteam beim Oberligisten FC Rot-Weiß Erfurt ein. Mutmaßlich ohne Mentor übernahm CEM KARACA im August den türkischen Traditionsverein und inzwischen Drittligisten Eskisehirspor. Zuletzt war der gebürtige Hofheimer bis Dezember 2020 Co-Trainer bei Ankaraspor. Ebenfalls jenseits unseres westlich geprägten Wahrnehmungshorizonts ist auch ALI REZA MANSOURIAN seinen Weg gegangen. Im März gab es, laut „Hamburger Morgenpost“ (übrigens deutlich besser geworden; keine Ahnung, warum da immer noch so große Hasstiraden gegen das linksliberale Boulevardblatt gefahren werden), einen insofern kuriosen inneriranischen Trainerwechsel, als dass Ex-HSV-Profi Rasoul Khatibi den Trainerposten mit Mansourian in Irans 1. Liga getauscht hat: Khatibi zu Tractor FC und Mansourian zu Aluminium Arac. Neu im Amt des Chef-Fußballlehrers ist seit Ende Juni KEVIN SCHINDLER, der beim Faröer-Fußball-Rekordmeister HB Torshvan vom Co-Trainer zum ersten Mann auf der Trainerbank mutierte. Bereits im März verpflichtete VVV-Venlo unseren Ehemals-Trainer JOS LUHUKAY, damit dieser den Klub vor dem Abstieg aus der holländischen Eliteliga bewahrt. Mission misslungen, muss man leider konstatieren – doch Luhukay ist weiterhin Coach. Erarbeitet hat sich – da sind ganz viele andere Ehemalige deutlich schlechter aufgestellt – JENS RASIEJEWSKI seinen Status. Seit dem 1. Juli ist der 46-Jährige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der TSG Hoffenheim. Etwa 300 Kilometer nordwestlich sind sowohl ANDREAS RETTIG als auch DANIEL BUBALLA gelandet. Rettig übernahm zum 1. Juni bei Viktoria Köln, wo er bereit seit 2012 Ehrenmitglied ist, den Vorsitz der Geschäftsführung; Buballa verstärkt seit Saisonbeginn das Drittligateam von OLAF JANSSEN und Assistentin Imke Wübbenhorst. Bleiben wir in der Domstadt: THOMAS KESSLER ist beim 1. FC Köln inzwischen Sportlicher Leiter der Lizenzspielerabteilung. Ein anderer Ex-Keeper vom Millerntor hingegen ist momentan ohne Brötchengeber, nachdem der SV Sandhausen den Vertrag mit PHILIPP HEERWAGEN nicht verlängert hatte. Fest im Sattel sitzt dort aber noch GERHARD KLEPPINGER. Sogar eine Beförderung gab es, denn nachdem „Kleppo“ beim SVS zunächst als Co-Trainer agierte und mit dem Schiele-Abgang nach dem 21. Spieltag bis zum Ende der vergangenen Saison als Interimschef fungierte, hob die Vereinsführung den Hessen nach dem Nichtabstieg auf den offiziellen Schild. Doch da, wo es Sieger gibt, das muss es naturgemäß auch Verlierer geben. So leider funktioniert die unheile Welt von jeher – insbesondere im Fußballmetier. ACHIM HOLLERIETH weiß ein Lied davon zu singen. Recht erfolgreich coachte unser Ex-Keeper das Team von Teutonia 05 aus Hamburg-Ottensen in die Spitzengruppe der Regionalliga, um am Ende des Tages – sprich: zur Saison 2021/22 – überraschend durch Dietmar Hirsch abgelöst zu werden. Auch der momentan vereinslose MARKUS KAUCZINSKI musste Federn lassen und wurde nach 51 Partien für Dynamo Dresden auf der Bank im April von Alexander Schmidt abgelöst. Co-Trainer FERYDOON ZANDI durfte dort übrigens als Co-Trainer bleiben.
Kommen wir kurz zu den noch nicht erwähnten Abgängen und Verleihgeschäften rund um unsere Zweitligamannschaft: SVEND BRODERSEN, frischer Olympiateilnehmer ohne Einsatz, wechselte zum japanischen Erstligisten Yokohama FC. Auch RYO MIYAICHI – schade, schade – zieht es in das sogenannte „Land der aufgehenden Sonne“ und schloss sich – witzigerweise in der selben Stadt – Yokohama F. Marinos an. KEVIN LANKFORD schloss sich, nach einem Jahr Leihspieler-Status, fest dem Drittligisten SV Wehen Wiesbaden an. Dort bleibt auch FLORIAN CARSTENS, der ebenfalls ein Jahr Leihe bei den Hessen hinter sich hatte und nun als Angestellter bei den Hessen kickt. Um Spielpraxis zu sammeln wechselt CHRISTIAN VIET bis zum Saisonende und auf Leihbasis zur U23 Borussia Dortmunds in die 3. Liga. In dieser Spielklasse bleibt zunächst auch MARVIN SENGER, dessen Vertrag der FC St. Pauli im Juni zwar vorzeitig verlängert hatte, ihn aber beim 1. FC Kaiserslautern ein weiteres Jahr als Leihspieler auflaufen lässt. Verliehen war auch MAXIMILIAN FRANZKE, der 2020/21 für den 1. FC Magdeburg aufgelaufen war. Für die laufende Saison hat der gebürtige Münchner nun fest bei Magdeburg unterschrieben. Bereits im Frühjahr verließ der gebürtige Texaner LEON FLACH den FC St. Pauli, um sich Philadelphia Union (1. Liga USA) anzuschließen. Und zurück zum FC Middlesbrough musste DEJAN STOJANOVIC gehen, den der FC St. Pauli für ein halbes Jahr von dort ausgeliehen hatte. Selbst verliehen hatte St. Pauli die beiden Kicker JAKUB BEDNARCZYK (Zaglebie Lubin) und YI-YOUNG PARK (Türkgücü München). Beide wurden bei den Leihvereinen nicht mehr berücksichtigt, und weil auch ansonsten kein anderer Klub die beiden abnehmen wollte, kicken Park (27) und Bednarczyk (22) nun für unsere U23. Vermutlich nie mehr in Braunweiß ist hingegen ERSIN ZEHIR zu bewundern, denn dem traute man es nicht mehr zu, sich beim FC St. Pauli dauerhaft durchzusetzen. Stattdessen, ausgestattet mit einem Fünfjahresvertrag (!), gehört der Mittelfeldmann nun zum Kader des türkischen Erstligisten Antalyaspor, nachdem er zuvor für eine Spielzeit an den VfB Lübeck ausgeliehen war. Bleibt der Norweger TORE REGINIUSSEN, der nach seinem kurzen FC-St.-Pauli-Engagement eigentlich seine Karriere beenden wollte. Nun läuft er aber doch wieder auf – und zwar für seinen Jugendverein Alta IF, den er gerne von der Dritt- in die Zweitklassigkeit führen möchte.
Tatsächlich die Fußballerkarriere beendet hat CLEMENS SCHOPPENHAUER, der noch bis zum Saisonende beim Regionalligisten FC Oberneuland zum Einsatz gekommen war, nun aber berufsbedingt als 29-Jähriger dem Leistungssport ein Ende setzte. MAHIR SAGLIK ist zwar schon 38 Jahre alt, doch an einen Schlusspunkt ist nun doch noch nicht zu denken, obwohl die Profikarriere schon abgeschlossen schien: zur neuen Saison hat der gebürtige Paderborner beim Drittligisten SC Verl unterschrieben. Noch längst nicht ans Aufhören muss MATS MØLLER DÆHLI denken, der nach einer kurzen Leihphase vom 1. FC Nürnberg nun fest vom belgischen Erstligisten KRC Genk geholt wurde. In Belgien geblieben ist hingegen ROBIN HIMMELMANN: KAS Eupen heißt der alte und neue Verein. Nachdem sich die beiden Parteien im Juni getrennt hatten, unterschrieb Himmelmann dann knapp einen Monat später einen Einjahresvertrag. Ebenfalls in Benelux untergekommen ist BRIAN KOGLIN, der vom 1. FC Magdeburg zum holländischen Erstligaabsteiger VVV-Venlo wechselte. Weiterhin Trainer bei Venlo: JOS LUHUKAY, Koglins ehemaliger Chefcoach beim FC St. Pauli, der ihn unbedingt haben wollte. Bleiben wir im Ausland: Seit Februar 2019 kickt(e) RICHARD SUKUTA-PASU ausschließlich in Asien – in China und Südkorea jeweils zweitklassig und vom 1. Juni bis zum 23. August 2021 beim thailändischen Erstligisten Police Tero FC in Bangkok. Keine Ahnung, warum der Deal mit dem Polizeisportverein nur knapp drei Monate hielt und Sukuta-Pasu aktuell mal wieder vereinslos ist. Ein wenig begehrter als der gebürtige Wuppertaler ist zweifelsohne ANTE BUDIMIR, bei dem der spanische Erstligaklub CA Osasuna sage und schreibe acht Millionen Euro hingeblättert hat, um den bis dahin von RCD Mallorca ausgeliehenen Spieler, fest an sich zu binden. In der englischen Drittklassigkeit ist MATT PENNEY gelandet, nachdem er vom Zweitligaabsteiger Sheffield Wednesday zu den „Tractor Boys“ von Ipswich Town gewechselt war. Vier Monate vereinslos war ÖMER SISMANOGLU (31), unterschrieb aber zum 31. August einen Kontrakt beim türkischen Zweitligisten Denizlispor, Ligakonkurrent von Sismanoglus Vorher-Verein Tuzlaspor. Drei Millionen Euro Marktwert verzeichnete man noch 2015 für den in Hamburg geborenen Deutsch-Türken, heute beträgt diese Summe noch schlappe 200.000 Euro. Nach fast fünf Jahren bei Cardiff City war dort für JUNIOR HOILETT endgültig Schluss, nun schnürt der Kanadier die Buffer für den FC Reading – weiterhin in Englands zweiter Liga. Für VIKTOR GYÖKERES hat das Leihspielerleben endlich ein Ende. Zweitligist Coventry City, Gyökeres‘ letzter Leihverein, kaufte den Schweden für umgerechnet 1,2 Millionen Euro von Brighton & Hove Albion. Im gleichen Verein ist bekanntlich LEO ÖSTIGARD fest angestellt und wurde nun erneut ausgeborgt – dieses Mal an Zweitligist Stoke City. Einen Ex-Stürmer aus dem St.-Pauli-Kosmos zog es nach Griechenland: von Jahn Regensburg ging es mit Zweijahresvertrag für JAN-MARC SCHNEIDER zum Erstligisten PAS Giannina. Bleiben wir kurz im selben Land: der Grieche VASILIOS VALLIANOS, in der Saison 2010/11 in St. Paulis U23 am Start, damals als großes Talent eingeschätzt und von mir gerade zufällig auf der Agenda wiederentdeckt, wechselte seither zehn Mal den Verein und ist im August beim zyprischen Drittligaklub Digenis Akritas Morphou gelandet. Aber nicht nur Zypern besitzt schöne Vereinsnamen. Wie wäre es denn beispielsweise mit der SG DJK Struth/Diedorf? Landesklasse 2 in Thüringen – das entspricht der 7. Liga. Dorthin, von Hessen Kassel kommend, ist zum Saisonstart NILS PICHINOT gewechselt, der schon länger in Diedorf wohnt und auch arbeitet. Ein ganzes Stück harte Arbeit kommt sicherlich auf die beiden Neu-Fürther JEREMY DUDZIAK und JUSTIN HOOGMA zu, die den Erstligaaufsteiger sportlich verbessern sollen. Dudziak kam vom Hamburger SV und war dort im Mai wegen Disziplinlosigkeit zwischenzeitlich von Coach Horst Hrubesch suspendiert worden. Für gemutmaßte 750.000 Euro schnappte sich die Spielvereinigung für zunächst zwei Jahre einen guten Zweitligakicker, der sich in Liga 1 noch zu beweisen hat. Der 23-jährige Hoogma wurde von der TSG Hoffenheim für ein Jahr ausgeliehen. Auch CHRISTIAN CONTEH war nur im Leihverfahren zu bekommen – und auch nur für eine Spielzeit. Der SV Sandhausen konnte den 21-Jährigen überraschend von Feyenoord Rotterdam loseisen. Loslassen konnte jetzt endgültig PIOTR TROCHOWSKI, der zum Sommer auch sein Engagement bei der Dritten des HSV aufgab. „Der Körper spielt einfach nicht mehr mit“, begründet der in Hamburg groß gewordene und von 1997 bis 1999 in St. Paulis Jugend kickende Ex-Nationalspieler seinen Entschluss. Stichwort Jugend: Stürmer SAM SCHRECK, der 2016 von St. Pauli zu Leverkusen gewechselt war und dann drei Jahre später als 20-Jähriger an den FC Groningen weiterveräußert wurde, fand sich zuletzt als Leihspieler bei Erzgebirge Aue wieder. Das hatte sich der junge Mann wohl doch alles ein wenig anderes vorgestellt.
Ehemalige U23-Spieler des FC St. Pauli im Kurzdurchlauf: YANNICK DEICHMANN wechselte vom VfB Lübeck zu TSV 1860 München. TJORBEN UPHOFF wurde von der Alemannia aus Aachen vom Wuppertaler SV weggelockt. Beim Hamburger Bezirksligisten TSV Wandsetal ist LUKASZ SOSNOWSKI gelandet, MARIN MANDIC, bis zum Sommer beim TSV Sasel aktiv, hat seine Leistungsfußball-Karriere beendet. MUSTAFA ZAZAI, ab Sommer 2013 zweieinhalb Jahre für unsere U23 am Start und 24-facher afghanischer Nationalspieler, war 2018 von Lüneburg nach Thailand gewechselt, ging dann nach Malaysia und kickt heute beim kambodschanischen Erstligisten Visakha FC in der Hauptstadt Phnom Penh. Von Fortuna Köln zum Wuppertaler SV wurde ROMAN PROKOPH transferiert, SEBASTIAN JAKUBIAK landete über die Zwischenstationen SV Rödinghausen und Heracles Amelo 2020 beim 1. FC Magdeburg. Torhüter MARVIN ZIMMERMANN wechselte vom SV Eichede zum SV Preußen 09 Reinfeld. EDIN TANOVIC ging jetzt von Concordia zum Meiendorfer SV, MARCEL SOBOTTA musste Kickers Offenbach verlassen, blieb aber der Südwest-Regionalliga erhalten, weil er sich dem TSV Steinbach Haiger anschloss. NIKLAS GOLKE veränderte zwar nicht das Bundesland, aber den Verein: vom Oberligisten Heeslinger SC ging es für ihn zum Regionalligisten SV Drochtersen/Assel. Seine Karriere leider beendet haben soll 29-jährig ERDOGAN PINI, und nach einem Jahr US-College-Aufenthalt mit/bei den Fordham Rams kehrte LENNART KESSNER (2016-2019 U23) nun zurück nach Hamburg und schloss sich Landesligist SSV Rantzau an. Noch ohne neuen Klub ist FELIX DRINKUTH, nachdem er beim FSV Zwickau nicht weiter beschäftigt wurde (edit: nach Transferschluss wurde er als vertragsloser Spieler von Carl-Zeiss Jena verpflichtet), LEROY-JACQUES MICKELS hingegen fand in Türkgücü München einen neuen Arbeitgeber – kam vom MSV Duisburg. Ehemalige U23er St. Paulis munter eingesammelt hat auch Teutonia 05: MARCEL ANDRIJANIC kommt von Drochtersen/Assel, KEVIN-OKYERE WEIDLICH war zuletzt ein Jahr ohne Verein (davor Fortuna Köln), Keeper MALTE SCHUCHARDT entspringt dem Kader der abgelaufenen Saison, ebenso wie BESFORT KOLGECI und MORITZ GROSCHE, die nun alle an der Kreuzkirche auflaufen. Es gibt dort aber auch einen Abgang eines Ehemaligen: Stürmer IRWIN PFEIFFER wurde von den Ottensenern in die Vereinslosigkeit geschickt. Vom aktuellen U23-Kader der abgelaufenen Saison ist dieses Schicksal bislang (Stand: Redaktionsschluss 31.8.) glücklicherweise nur einem Spieler widerfahren: MERT KUYUCU. Alle anderen Akteure sind entweder geblieben oder in anderen Vereinen untergekommen: Co-Trainer TOBIAS TRULSEN konnte bei Borussia Mönchengladbach als Co-Trainer der U17 andocken, CHRISTIAN STARK kam bei Kickers Offenbach unter, zum VfB Lübeck zurück gegangen ist CEMAL SEZER, PINGDWINDE DAOUDA BELEME wollte unbedingt zur U21 des HSV, und VELI SULEJMANI unterschrieb beim Hamburger Oberligisten Concordia. Für ein Studium begleitendes Fußball-Stipendium in den USA entschieden sich gleich vier Spieler aus dem Jahrgang 2000: MORITZ FRAHM sowie JAKOB MÜNZNER am Boston College, TOM PROTZEK an der Tulsa-Uni in Oklahoma und Keeper LEON SCHMIDT in South Carolina. Schmidt war übrigens über die Art und Weise, wie er nach 15 Jahren Vereinszugehörigkeit (!) verabschiedet wurde, besonders angepisst und veröffentlichte seine Kritik bei Instagram: keine persönlichen Worte, stattdessen eine Online-Verabschiedung unterster Kanone. Nicht das erste Mal, dass Junge und/oder Alte das fehlende Fingerspitzengefühl der Vereinsverantwortlichen anprangern, wenn es um die Wertschätzung Ehemaliger geht. Keinen Wert mehr auf Zusammenarbeit legten bei Wacker Innsbruck die Vereinsverantwortlichen auf eine Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Dennis Aogo und dessen beiden Stellvertretern JENS DUVE und Duve-Sohn Dennis. Das Trio war erst ein paar Wochen zuvor putschartig vom Geldgeber installiert worden, für den Familie Duve quasi vor Ort für Ordnung sorgen sollte – und die Duve-Entmachtung muss dann wohl als Retourkutsche der Entmachteten gesehen werden. Fortsetzung folgt wahrscheinlich…
Dreimal auf ewig tschüs sagen müssen wir an dieser Stelle leider auch mal wieder: Im Alter von 76 Jahren verstarb – „friedlich“, wie es immer so pathetisch heißt – am frühen Morgen des 1. Juli CLAUS-PETER „BUBU“ BUBKE. Bubke begann 1986 als Zeugwart beim FC St. Pauli und arbeitete von 2012 an als Platzwart der beiden Kunstrasenplätze im Schatten des Millerntorstadions. Man musste schon das Ärgste befürchten, als zu Beginn des laufenden Jahres der besiegt geglaubte Zungenkrebs bei ihm zurückgekehrt war. „Bubu“ war nie bequem, aber immer eine ehrliche Haut – das zeichnete ihn insbesondere aus. Und wenn er wollte, konnte er auch ganz schön nett sein – auf seine Art. Ein absoluter Sympathieträger war MORTEN-FIBAK JENSEN, den Neutrainer Willi Reimann 1987 als Vertragsamateur vom TSV Nortorf geholt hatte. Zwar konnte er sich im Profibereich nicht durchsetzen, aber als jahrelanger Leitwolf und Fanliebling der St.-Pauli-Amateure bleibt der kleine Däne, der hauptberuflich im Viertel als Bäcker arbeitete, unvergessen. Morten, der schon lange an schwerer Osteoporose litt, starb am 10. August nur 55-jährig in seiner dänischen Heimat. Eine kleine Anekdote erzählte Andrew Pfennig, der 1987 gemeinsam mit Morten ans Millerntor gekommen war, hier zu seinem Freund wurde und darum auch am 21. August zu dessen Beerdigung in den Norden gereist war, kürzlich dem FC-St.-Pauli-Museum. Schaut mal hier: (Facebook)
In seiner Wahlheimat Berlin-Neukölln verstarb bereits am 26. August 2019 ein Kiezkicker-Fan und Sportfotograf, dessen Namen die wenigsten wohl kennen werden, dessen Fotos aber zu den wichtigsten zählen, um die Geschichte der hiesigen Fanszene zu dokumentieren. HERBERT PERL, der 1958 in Lübeck geboren wurde und von 1986 bis 2007 in unserer Hansestadt als freier Fotograf arbeitete, knipste sehr viel für den „Millerntor Roar!“ und auch den „Übersteiger“. Und bleibt mindestens all jenen in Erinnerung, die sich seinerzeit im Kosmos der sogenannten aktiven Fanszene bewegt haben. Adios, lieber Herbert!
// Ronny
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Danke Ronny für eine umfassende, sehr spannende Reise. Den einen oder anderen hat man dann ja doch nicht so auf dem Radar.
Kleine Anmerkung:
Felix Drinkuth ist inzwischen bei Carl Zeiss in Jena untergekommen. Fluch des frühen Redaktionsschlusses.
Danke, ist ergänzt 🙂
Ach Morten, oft gesehen am Sonntagmorgen mit Amateur-Dauerkarte und unvergessen sein Einsatz in der Relegation 1991 im Neckarstadion.
RIP
Marc Rzatkowski vereinlos seit Januar 2021
Leon Flach Philadelphia 91% Startelf Einsatz
Dimitrios Diamantakos Hayduk Split kaum Einsatzzeit
Schöne Aufstellung, vielen Dank! Der Bäcker von Morten müsste demnach Stenzel gewesen sein, oder?
@ Filip: Das kann sein, weiß ich aber nicht. Werde ich Andrew Pfennig aber, den ich kürzlich fürs Museum interviewt hatte, in den nächsten Tagen fragen…
Ronny