Die Leichtigkeit des Seins: FCSP? 3! Dynamo? 0!

Die Leichtigkeit des Seins: FCSP? 3! Dynamo? 0!

Der FC St.Pauli gewinnt locker und leicht gegen Dynamo Dresden. 3:0 heißt es am Millerntor, wo Dynamo bekanntlich eh noch nie gewinnen konnte. War so zu erwarten? Naja, eigentlich nicht. Schön ist es natürlich trotzdem.
(Titelfoto: Peter Böhmer)

Warum das so nicht zu erwarten war?

Weil diese Trümmertruppe immer wenn’s ernst wird vergeigt.

But Alive feat. OL – „Sie war’n, sie sind, sie bleiben…“

Nach den bisherigen Ergebnissen stand also der Sprung an die Tabellenspitze auf dem Programm und musste angesichts von vier Heimspielen mit vier Siegen sogar fast erwartet werden. Mit Dynamo Dresden kam ein Gegner, der am Millerntor in neun Spielen noch nie gewinnen konnte. Der HSV hatte mit dem Punkt in Aue geschwächelt, wir könnten also auch den Vorsprung auf den Nachbarn ausbauen.
Alles, wirklich A L L E S deutete darauf hin, dass das einfach schiefgehen musste.

Doch siehe da, diese Saison ist alles anders. Schauen wir also auf ein paar Statistiken aus dem Bereich „Unnützes Wissen“:

  • Ihr erinnert Euch an das 1:1 in Würzburg und das folgende 1:1 gegen Kiel, Anfang Januar 2021? Seitdem gab es nur noch zwei Unentschieden. Jeweils 0:0 in Karlsruhe (März) und Aue (August). Dementsprechend stehen wir auch so gut da, trotz der zwei Niederlagen. Nürnberg hat bspw. noch gar nicht verloren – aber aufgrund von sechs Unentschieden gleich vier Punkte weniger.
  • Zum letzten Mal Tabellenführer? 2.Spieltag 2018/19
  • Viertmeiste Tore (19, hinter Darmstadt (21), Regensburg und Paderborn (je 20)
  • Zweitwenigste Gegentore (8, nur Nürnberg hat noch eins weniger kassiert)
  • Beste Tordifferenz (+11)
  • Zum letzten Mal fünf Punkte vor dem HSV? Zumindest nicht seit Beginn der Bundesliga 1963. (Update: Stimmt nicht, wie Bernd in den Kommentaren bewies, 89/90 waren es kurz vor Saisonschluss sogar mal sechs Punkte (bei 2-Punkte-Regel).
  • Fünftes Heimspiel, fünfter Heimsieg – gab es zuletzt? Meeeeeeep.
  • Ein Tor vor „Aux Armes“ erzielt? Zumindest nicht in meiner Erinnerung, sofern „Aux Armes“ denn durchgeführt wurde.

Ich hatte Euch am Freitag Hoffnung darauf gemacht, dass Tim wieder am Start wäre und eine Spielanalyse schreiben würde. Nun fiel er heute ähnlich kurzfristig aus wie Maximilian Dittgen („leicht angeschlagen“) und so stehe ich erneut vor der Frage, ob wirklich jemand meine nicht vorhandene fachliche Expertise zu fußballerischen Ereignissen lesen will – und beantworte dies mit einem klaren „Nein!“. Ihr müsst also doch noch bis zum Heidenheim-Spiel warten (dann aber wirklich).

Könnte auch ne fröhliche Polonaise beim Karneval sein: Der Jubel nach dem 2:0. // (c) Peter Böhmer

Ich hingegen beschränke mich auf das Drumherum, für alles andere müsst Ihr dann mit dem Kicker und der Sportschau vorlieb nehmen.
Das Drumherum begann ja bereits weit im Vorfeld, als die Dresdner Ultras ihr Wegbleiben aufgrund der 2G-Regel ankündigten, weil dies unsolidarisch sei und man diejenigen ausschließe, die „nur“ getestet sind. Wohlgemerkt, diese „Solidarität“ wird auch auf all jene angewendet, die sich nicht impfen lassen wollen. Im VdS-Gespräch versucht Dynamo-Fan Uwe die Gedanken der Fans seines Vereins zumindest zu erklären und macht dies auch sehr respektabel, kann aber eben auch nicht verhehlen, dass er klarer Befürworter von 2G ist. Ich fange die Diskussion hier jetzt gar nicht erst an, würde aber trotzdem einfach gerne mal wissen, wieso Dynamo bei den eigenen Heimspielen 3G anwendet und sich damit ja unsolidarisch gegenüber all jenen zeigt, die weder Genesen noch Geimpft sind und sich einfach nicht testen lassen wollen, an die denkt dann ja wirklich niemand… okay okay, schon gut.
(Und ja, eine Lösung für diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, wäre schon schön. In Bremen hat das ja am Freitag auch funktioniert.)

Bei aller Freude darüber, dass man nach dem Spiel den Toilettenbereich in der Nord nicht neu gestalten muss, dass es keine unterirdischen und sexistischen Tapeten aus dem Gästeblock gab – es wäre doch einfach viel schöner gewesen, dem gefüllten Gästeblock nach diesem Spiel lächelnd eine schöne Heimreise zu wünschen. (unpopular opinion, mag sein. Ich bin mir aber schon recht sicher, dass wir eine ähnliche Ansage der Gästefans auch aus Rostock vor unserem nächsten Spiel hören werden – und Heimsiege gegen Dynamo und Hansa ohne Gästefans sind eben nur halb so schön.)

Zurück zum heutigen Tag: Die leichten Änderungen im Ablauf des Einlasses scheinen gut funktioniert zu haben, mein Einlass auf der Gegengerade dauerte (gegen 12.00h) keine zwei Minuten.
Es waren deutlich mehr Ordnungskräfte im Einsatz, die Bereiche der Gegengerade konnten zumindest bis Anpfiff flexibel gewechselt werden. Der Eingang der Süd, den man von der Gegengerade sehen kann, wirkte auch größtenteils gut zugänglich und ohne all zu lange Schlangen.
Schauen wir mal, welche Schlüsse man im Verein daraus zieht, dank der Länderspielpause ist es bis zum nächsten Heimspiel gegen Hansa Rostock ja noch etwas hin.

Und dann nochmal was ganz anderes: Die Einführung der LED-Banden sorgte ja vor ein paar Jahren schon für ein paar Diskussionen, inzwischen sind diese allerdings sicher akzeptiert – was wohl auch daran liegt, dass sie vom Verein recht zurückhaltend eingesetzt werden und Animationen weiterhin untersagt sind. Ein Argument dafür war ja u.a., dass man so auch flexibler reagieren könne – und genau dies hat man dann beispielsweise heute gemacht, indem der Flyerservice Hahn gegrüßt wurde. (Twitter // Hintergründe)

Zum Sport

Kurz auf das Spiel geschaut:
Während sich der Großteil des Publikums noch wünschte, die Netzhaut möge sich nach dem Anblick der hässlichen Dresdner Aufwärmtrikots schnell wieder erholen, lief Kofi Kyereh schon aufs Tor zu und hätte nach sieben Sekunden fast die Führung erzielt. Die kam dann 49 Sekunden später, als der für Dittgen in die Startelf gerückte Christopher Buchtmann (erstmals seit fast zwei Jahren wieder in der Anfangsformation) erst selbst den Ball im Angriffsdrittel eroberte bzw. behauptete, Kyereh per Hacke erneut auf Buchtmann ablegte und der ihn mit links und ganz viel Dampf ins linke obere Eck jagte.

Dynamo zeigte in Halbzeit eins gar nichts, St.Pauli kombinierte und spielte sich stellenweise so sehr in einen Rausch, dass man meinen konnte, sie hätten vergessen, dass es im Fußball in erster Linie um Tore geht – denn eben die fielen nicht.
Und gerade, als Dynamo in Hälfte zwei dann doch etwas mehr Zugriff aufs Spiel bekam, meldete sich der VAR. Hartel hatte im Strafraum im Zusammenspiel mit Burgstaller den Weg zum Tor gesucht und wurde dabei gelegt, der Ball war aber bei Burgstaller und Schiedsrichter Bastian Dankert übersah daher wohl das Foulspiel – wurde aber von Sascha Stegemann aus Köln kontaktiert und überzeugte sich dann noch kurz selbst. Der Elfmeter fällt damit wohl in die Kategorie „Wird in der Praxis selten gepfiffen, ist aber nichtsdestotrotz vollkommen berechtigt“ und aus meiner Sicht daher auch ein erneutes Argument FÜR den Videobeweis, so schlecht dessen Leumund auch aktuell ist.

Damit war die Gegenwehr von Dynamo dann auch endgültig gebrochen. Timo Schultz machte von seinem Wechselkontingent sogar erst in der 87. und 91.Minute mit gleich je zwei eingewechselten Defensivspielern Gebrauch, von denen Marcel Beifus sich dann auch vorne einsortierte (was er in jüngeren Jahren auch schon mal gespielt hatte) und dann in der 93.Minute traumhaft von Jakov Medić auf die Reise geschickt wurde und den Schlusspunkt setzen durfte.

Spitzenreiter, Länderspielpause, danach in Heidenheim und dann gegen Hansa.
Einfach mal glücklich sein – schon wieder.

Forza St.Pauli!
// Maik

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5 thoughts on “Die Leichtigkeit des Seins: FCSP? 3! Dynamo? 0!

  1. Moin Maik, danke für den Bericht!

    Marc Rzatkowski erzielte 2014 beim 2:2 in Nürnberg das 0:1 in der ersten Minute mitten ins Auswärts-„Aux Armes“ hinein.

    Für alle, die dennoch gerne eine fundierte sportlich-taktische Analyse des Spiels hätten: Die Internetseite Fangemeinschaft Dynamo Dresden bietet eine qualitativ unfassbar gute Analyse hierzu an. Sehr empfehlenswert!

  2. Danke Maik,
    1/2er Klassenerhalt, freut mich für Buchtmann, und um Bruchlos sinngemäß zu zitieren. *Kennst du den?*
    (Ah, bezieht sich auf Beifus, nix für ungut.)
    Forza, und eine schöne Woche.

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