FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Ungeduld schlägt Spielkontrolle

FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Ungeduld schlägt Spielkontrolle

Der FC St. Pauli holt im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue einen Punkt. Das war sicher nicht das, was sich viele vor dem Spiel ausgerechnet hatten, darf aber nach dem Spielverlauf als glücklich bezeichnet werden. Denn nachdem das Spiel in der ersten Halbzeit nicht wie geplant lief, ließ das Team in Braun-Weiß zum Ende der zweiten Halbzeit vieles von dem vermissen, was es zuletzt so stark machte.
(Titelbild: Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Die Aufstellung

Im Vergleich zum letzten Spiel vor der Winterpause gab es dann doch einige Veränderungen in der Startelf des FC St. Pauli. In der Innenverteidigung startete Jakov Medić anstelle von James Lawrence. Als Rechtsverteidiger startete Sebastian Ohlsson, da Luca Zander nach seiner Corona-Infektion noch nicht wieder richtig fit ist (er war nicht im Kader). Den beim Afrika-Cup weilenden Daniel-Kofi Kyereh ersetzte Christopher Buchtmann, wie sich auch bereits beim Testspiel im Trainingslager angedeutet hatte. Zudem startete Maximilian Dittgen mal wieder im Angriff neben Guido Burgstaller. Igor Matanović blieb vorerst auf der Bank. Der von mir im Vorbericht vermutete Simo Makienok stand, auch aufgrund von einem nicht ganz so fitten Knie, nicht im Kader.

Der FC Erzgebirge Aue wechselte ebenfalls auf einigen Positionen: In der Innenverteidigung kamen Sören Gonther und Malcom Cacutalua nach jeweils längerer Pause ins Spiel. Clemens Fandrich rückte nach abgesessener Sperre wieder auf die Sechser-Position. Weiter vorne standen Ben Zolinski und erstmals Neuzugang Prince Owusu in der Startelf.

Hausaufgaben gemacht

Es war durchaus zu erwarten: Der FC Erzgebirge Aue hat sich die Spiele des FC St. Pauli gegen Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf angesehen und gedacht „Das machen wir auch!„. Entsprechend lief das Team in einem 3-5-2 auf und versuchte so das Aufbauspiel des FCSP, aber auch dessen offensive Positionierung gut aufzunehmen. Mit zwei Flügelverteidigern sollte es gelingen die Außenverteidiger des FC St. Pauli frühzeitig zu stören, ohne zuviel Raum in der letzten Kette zu geben. Das war nämlich genau der Raum, in den die FCSP-Angreifer dann reinstoßen wollten. Bei drei Innenverteidigern auf dem Platz und einer flexiblen Bewegung, je nachdem, wo sich der Ball befand, blieben die Räume für den FC St. Pauli eng und die Außenverteidiger konnten unter Druck gesetzt werden.
Wenn es richtig ausgespielt wird, dann handelt es sich beim 3-5-2 nicht um eine Dreier- bzw. Fünferkette, sondern vielmehr um eine Viererkette. Denn während der ballnahe Flügelverteidiger vorschiebt, lässt sich der ballferne Flügelverteidiger in die Kette fallen.
Genau das hat Erzgebirge Aue recht gut gemacht am Millerntor. Besonders die eigenen defensiven Außenbahnen, bei so einem System die anfälligste Zone, haben sie trotzdem weiter verhältnismäßig gut kontrolliert. Zumindest so gut, dass weder Dittgen noch Burgstaller auf diesen Seiten viel freien Raum hatten, wenn sie sich aus der Zentrale nach außen bewegten.

Drei Themen gab es nach Aussage von Timo Schultz, die der FC St. Pauli in der Winterpause und speziell im Wintertrainingslager bearbeitet hat. Das defensive Umschaltverhalten (kommen wir später zu), die eigenen Standards (auch das kommt dann gleich) und das Spiel gegen jenes 3-5-2. Letzteres hat eigentlich gar nicht so schlecht funktioniert und es waren definitiv einige Veränderungen erkennbar: Bei Ballbesitz des FC St. Pauli bewegten sich beide Stürmer auf die Außenbahn. Der in der Mitte nun unbesetzte Raum wurde von den vorschiebenden Rautenspielern besetzt (fast immer Irvine, seltener Hartel), allerdings war das Zentrum ganz vorne unbesetzt, solange das Team noch nicht im letzten Drittel war. Gerade die Vorwärtsbewegung der Halbpositionen war vor Jahreswechsel nicht so griffig und konsequent. Eine weitere Veränderung: Eric Smith bewegte sich im Spielaufbau konsequent zwischen die beiden Innenverteidiger. Dadurch konnten Sebastian Ohlsson und Leart Paqarada weiter hochschieben. Ohlsson tat das sehr weit außen. Paqarada hingegen rückte auch gerne mal in den Halbraum vor.

Philipp Ziereis gewinnt ein Kopfballduell – das passierte gegen Aue nicht allzu häufig.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Die Bewegung von Smith führte auch dazu, dass Christopher Buchtmann von der Zehnerposition etwas weiter nach hinten fiel, um den zentralen Raum zu besetzen. Gerade diese Bewegung war, obwohl es ansonsten von der Spielanlage ganz gut aussah, für den FC St. Pauli ein Problem. Denn der Druck auf die letzte Reihe von Erzgebirge Aue blieb dadurch verhältnismäßig gering. Grundsätzlich ist kompakt stehen in einer defensiven Grundordnung gar nicht so schwer. Schwer wird es für Teams erst immer dann, wenn sie aus dieser Grundordnung vor Entscheidungen gestellt werden. Meist geschieht das dadurch, dass Spieler sich im Raum zwischen zwei Gegenspielern bewegen und dort dann die Frage auftaucht, wer für diesen Spieler verantwortlich ist. Dadurch werden die Spieler dann aus ihrer defensiven Grundordnung in Bewegung gebracht und das ist genau das, was gegnerische Teams erreichen wollen. Denn ein Team in defensiver Grundordnung kommt erst dann in Bewegung, wenn es auf etwas reagieren muss. Und da Reaktionen immer nach Aktionen geschehen, besitzt das agierende Team einen Vorteil. So hochgelobt die zweite Liga auch ist diese Saison: Es ist und bleibt die Königsdisziplin für ambitionierte Teams gegen solch destruktive Gegner, die primär in einer defensiven Grundordnung arbeiten, Lösungen zu finden. Im bisherigen Saisonverlauf ist das dem FC St. Pauli richtig gut gelungen. Gegen Erzgebirge Aue gab es aber Schwierigkeiten.

Denn dadurch, dass Buchtmann sich immer wieder zentral nach hinten bewegte, als Reaktion auf die Bewegung von Smith, war, vereinfacht dargestellt, die offensive Zentrale nicht ausreichend besetzt, um Erzgebirge Aue vor genug Entscheidungen zu stellen und sie in Bewegung zu bringen. Genau dieses kleine Problem im dominanten Spiel des FC St. Pauli führte dann zu einer Umstellung in der 2. Halbzeit.

Bevor wir dieses nun lose Ende der Analyse weiter betrachten, schauen wir aber mal auf den Spielverlauf, denn der bildete das andere Kernproblem des FC St. Pauli. Es war wirklich bemerkenswert, wie Erzgebirge Aue mit dem Druck des FC St. Pauli bei eigenem Ballbesitz umging. Denn sie versuchten es immer und immer wieder flach zu lösen. Und das obwohl es eigentlich fast gar nicht klappte. Bis auf ein einziges Mal in der ersten Halbzeit war der Ball innerhalb von Sekunden wieder beim FC St. Pauli. Das Problem: Das eine Mal bei dem es klappte, führte zum Gegentor. Während der FCSP sehr dominant und mit viel Ballbesitz das Spiel diktierte, machte Aue aus der ersten Offensivaktion gleich das Tor. Mit einer Spieleröffnung, die dem Team ansonsten nichts als Ärger bescherte, stellten sie das Spiel auf den Kopf.
Das ist natürlich etwas, über das man sich vorzüglich ärgern kann. Aber es sei erwähnt, dass diese gnadenlose Effektivität sonst auch häufig auf Seiten des FC St. Pauli vorhanden war. Gerade in Spielen, in denen die Gegner tief warteten, wurde meist früh die Führung erzielt und damit dann auch gleich der Matchplan des Gegners über den Haufen geworfen. Gegen Erzgebirge Aue klappte genau das auch, allerdings für den Gegner.

Aue-Trainer Pavel Dotchev (ist ein Teil des Doppel-Gespanns mit Marc Hensel) sagte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass er gerade mit diesem flachen Aufbau in der ersten Halbzeit komplett unzufrieden gewesen ist (dabei schob Zolinski sehr hoch, sodass ein 4-5-1 entstand). Also genau mit dem Aufbau, der letztlich die Führung brachte. Laut Dotchev versuchte sein Team mit dem flachen Aufbau die erste Pressinglinie des FCSP zu locken und dann zu überspielen. Meist gelang dies jedoch nicht, viele Ballverluste noch in der eigenen Hälfte waren die Folge. So kam es dann zu einer Umstellung in der zweiten Halbzeit, die dem FC St. Pauli dann auch mehr Probleme bereitete.

Abgesehen davon, dass die Box ganz vorne nicht ausreichend besetzt war und dadurch Erzgebirge Aue nicht so richtig in Bewegung gebracht werden konnte, zeigte der FC St. Pauli aus meiner Sicht ein gutes Spiel in der ersten Halbzeit. Die Führung von Aue wurde rund eine Viertelstunde später ausgeglichen, da es endlich mal gelang eine Standard-Situation zu verwerten. Gerade in der ersten Halbzeit war auffällig, dass sich das Team damit im Winter beschäftigt hatte, da doch einige andere Einlaufwege genutzt wurden und Versuche Medić frei zu blocken. Und dann war es aber die Kombination, die bereits schon einmal in dieser Saison erfolgreich war: Freistoß-Flanke Smith auf den Kopf von Medić (DFB-Pokal in Magdeburg). Der Ausgleich war also geschafft und das Spiel lief gar nicht so schlecht. Ich möchte mich mal aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen wäre, bis der FCSP unter diesen Umständen in Führung gegangen wäre. Es kam in der zweiten Halbzeit aber alles anders…

Ungenauigkeit erhöht Ungeduld erhöht Ungenauigkeit erhöht Ungeduld erhöh…

Die zweite Halbzeit ist sicher eine, die für die Analyse des FCSP-Spiels in der weiteren Saison noch wichtig werden wird. Denn je länger sie dauerte, umso chaotischer, unruhiger und damit ungenauer wurde das eigene Spiel. Damit kommen wir zurück zum losen Ende rund um die Positionierung von Christopher Buchtmann. Denn zum Start der zweiten 45 Minuten stellte der FC St. Pauli seine Formation ein wenig um: Eric Smith blieb nun im Spielaufbau auf der Sechser-Position und fiel nicht mehr zwischen die Innenverteidiger. Stattdessen bildete Leart Paqarada mit den beiden Innenverteidigern nun die letzte Reihe im Ballbesitz. Ich habe Timo Schultz auf der PK nach dem Spiel gefragt, ob diese Umstellung so besprochen wurde:

„Ja, das war so geplant. Wir wollten mit drei Spielern aufbauen, haben dann Paqa mit in die Dreierkette genommen, damit wir im Zentrum noch einen Spieler mehr haben und Buchti noch ’ne Linie höher schieben kann.“

Timo Schultz zur veränderten Rolle von Eric Smith in der zweiten Halbzeit.

Durch diese Umstellung agierte der FC St. Pauli, auch wenn Timo Schultz von diesen Zahlenspielen nicht viel hält (schaut mal die PK nach dem Spiel) in einem 3-1-4-2. Denn Sebastian Ohlsson schob nun konsequent bei Ballbesitz weit hoch und Maximilian Dittgen wich nun ebenso konsequent auf die linke Seite aus.
Diese Umstellung war gut. Dem FCSP gelang es viel besser, Erzgebirge Aue vor Probleme zu stellen. Das Zentrum war nun mit Burgstaller und knapp dahinter Buchtmann sehr gut besetzt und somit wurden sehr viel mehr Entscheidungen von den drei Auer Innenverteidigern verlangt. Daher kam mehr Bewegung in die Hintermannschaft. Die erste Halbzeit war äußerst dominant vom FC St. Pauli, ohne jedoch wirklich zwingend zu werden. Ein Tor nach einem Standard, dazu ungewohnt wenige Chancen nach Einzelaktionen, das war es. Der Start in die zweite Halbzeit war dann aber sicher die beste Phase des FCSP und hätte, z.B. durch Jackson Irvine, durchaus mit einem Tor belohnt werden dürfen.

Aber je länger die Halbzeit lief, umso deutlicher wurde, dass auch Erzgebirge Aue sein Spiel umgestellt hatte und dies dem FC St. Pauli Probleme bereitete. Denn statt, wie noch in der ersten Halbzeit, flach hinten raus zu spielen, waren es nun stumpfe, aber gut abgestimmte lange Bälle, die Aue spielte. Insgesamt waren mehr als 30% der Pässe von Erzgebirge Aue lange Pässe – kein Team hat diese Saison gegen den FCSP eine höhere Quote gehabt. Timo Schultz nannte nach dem Spiel genau diese langen Bälle als größtes Problem. Denn die Innenverteidiger des FCSP hatten ein ums andere Mal Abstimmungsprobleme oder trafen nicht die richtigen Entscheidungen. Weniger als ein Drittel seiner Kopfballduelle konnte das Duo Medić/Ziereis gewinnen. Eine ungewohnt ausbaufähige Quote. In der zweiten Halbzeit wurde auch deutlich, warum Aue-Trainer Marc Hensel auf der PK vor dem Spiel die Verpflichtung von Prince Owusu so abfeierte. Denn Owusu ist sicher einer der Spieler gewesen, der die FCSP-Verteidigung allein aufgrund seiner Physis vor die größten Probleme stellte. Dazu war dann mit Nicolas Kühn ein sehr schneller „Wingman“ für Owusu vorhanden, der in der zweiten Halbzeit deutlich positionsgetreuer neben Owusu agierte.

Problematisch wurde das alles für den FC St, Pauli vor allem deshalb, da das Team irgendwie ungeduldig wurde. Dabei hatte es eigentlich alles unter Kontrolle: Der frühe Rückstand wurde ausgeglichen und die zweite Halbzeit dominant begonnen. Mit über 70% Ballbesitz hatte der FCSP in diesem Spiel soviel Ballbesitz, wie noch nie in der Saison. Ungewohnt aber, dass das Team Mitte der zweiten Halbzeit bei einem Spiel zuhause nicht in Führung lag. Reicht das, um Ungeduld und Ungenauigkeit zu erzeugen? Eher nicht sofort. Aber mit jeder Minute mehr, wurde das Spiel des FCSP unrunder. Viele Ballverluste gab es aufgrund von ungenauen Pässen. Das sah dann zeitweise überhaupt nicht mehr nach der gut geölten Offensive der Hinrunde aus. Und das liest sich auch in der Statistik: Guido Burgstaller war vom Spiel nämlich nahezu abgeschnitten. Nur 12 empfangene Pässe – zusammen mit dem Hinspiel in Aue Tiefstwert. Zudem verlor er alle seine Offensivduelle und konnte, ebenfalls ungewohnt, gar keine gefährlichen Tor-Aktionen generieren.

Dank zweier gelungener Einzelaktionen kam der FC St. Pauli durch Etienne Amenyido spät noch zum Ausgleich.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Es war dann wie ein Teufelskreis: Durch die ungenauen Aktionen wuchs die Ungeduld (und sicher auch der Frust) bei den Spielern, was wiederum die Ungenauigkeit erhöhte. Irgendwann war von dem gut geordneten Aufbauspiel nicht mehr viel übrig. Es verkam zu einem Spiel bestehend aus Einzelaktionen in der Offensive.
Die vielen Ballverluste zusammen mit den langen Bällen von Aue, wurden dann zunehmend ein Problem für die Defensive des FCSP. Besonders wackelig wirkte das Team in den defensiven Umschaltmomenten, also genau den Momenten, die im Winter besonders bearbeitet werden sollten. Und noch mehr dann, wenn die Bälle davor lang gespielt wurden. So geschehen vor dem 1:2, als Aue über einen langen Ball im zweiten Versuch in Ballbesitz kommt, gut verlagert und dann bereits einen ungeordneten Gegner vor sich hat. Der kurz zuvor eingewechselte Nikola Trujic veredelte den Latten-Abpraller (und wurde kurze Zeit später stark Gelb-Rot-gefährdet wieder ausgewechselt).

Für Ruhe sorgte das beim FC St. Pauli natürlich nicht. Vielmehr wurde so etwas wie eine Brechstange rausgeholt. Das ist aber natürlich nicht so das beste Element, wenn Du vorne keinen „Brecher“ drin hast. Keine Frage, Simon Makienok hätte dem Spiel des FCSP gut getan. Ich denke, er wäre es auch schon bevor die Brechstange das Mittel der Wahl war.
Die „Brechstange“-St.Pauli-Style ohne Makienok sah dann gelungene Einzelaktionen vor: Erst setzte sich Finn Ole Becker ganz fein gegen drei Gegenspieler durch und danach war es Etienne Amenyido, der zwei Gegenspieler aussteigen ließ und dann wirklich sehenswert ins Eck schlenzte – der Ausgleich in der 93. Minute! Aufgrund des Spielverlaufs sicher glücklich.

Kein Grund zur Unruhe – aber zum Sinne schärfen

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel war Timo Schultz leicht angefressen, ob der Fragen zu „verlorenen zwei Punkten“ und hob sinngemäß hervor, dass diese Erwartungshaltung sich stark verändert habe und ein Sieg gegen Aue als Pflichtaufgabe angesehen werde. Ja, wurde sie. Auch von mir. Kannst du auch niemandem erzählen, dass man vom spielerisch überlegenden Spitzenreiter im Heimspiel gegen den Tabellen-17. keinen Sieg erwarten darf.
Man muss aber auch den Spielverlauf betrachten und dass Erzgebirge Aue eben jenen mit der frühen Führung komplett auf den Kopf stellte. Eine schlechte Leistung des FC St. Pauli war das aber sicher nicht. Aber gerade das Verhalten in der zweiten Halbzeit, als ihnen die Spielkontrolle, selbstverschuldet, mehr und mehr entglitten ist, sollte genauer betrachtet werden. Natürlich kann nicht jedes Spiel wie geplant verlaufen. Natürlich kann nicht immer eine frühe Führung gelingen. Dem FC St. Pauli muss es in solchen Phasen gelingen die Ruhe zu bewahren und weiter auf die eigene Stärke zu vertrauen. Was man dem Team aber nicht absprechen kann, ist, dass sie, trotz des wirklich sehr unglücklichen Spielverlaufs, zu keinem Zeitpunkt aufgesteckt haben. Sie haben es immer weiter, bis zur letzten Sekunde, versucht. Finde ich gut und stimmt mich weiter optimistisch.

Immer weiter vor!
// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

14 thoughts on “FC St. Pauli – Erzgebirge Aue 2:2 – Ungeduld schlägt Spielkontrolle

  1. Burgstaller hatte die Kopfballchance von Irvine vorbereitet, eine gelungene Aktion war also dabei. Davon abgesehen war zumindest am Bildschirm nicht viel zu sehen.
    Unserem Spiel hätte Becker meines Erachtens eher gut getan als Makienok. Den Grund dafür hat man beim Ausgleich gesehen. Mit Makienok hätten wir noch mehr lange Bälle Richtung Strafraum gebolzt, die einfacher für einen tief stehenden Gegner zu verteidigen sind. Wir sollten nach den eigenen Stärken spielen und die sehe ich eher im Fußball spielen und einem starken zentralen Mittelfeld.

    1. Ich stimmt Dir zu und würde Dir widersprechen! Warum nicht Makienok UND Becker. Makienok um eben eine weitere Option im Offensivspiel zu haben (Brechstange) und dann Becker, ich hätt ihn gerne schon früher in der 2. Halbzeit gesehen, um mehr spielerische Klasse zu haben, die ohne Kyereh vorne – zumindest in diesem Spiel – fehlte. Wie Tim schon schrieb und Ewald im FCSP TV Talk nach dem Spiel erwähnte, es war nicht das erste Mal und wird nicht das letzte sein, dass die Gegner gegen uns so spielen werden, das heißt dann eben auch, dass unsere Stärke schwer umzusetzen wird und Alternativen mittels einer Brechstange über Makienok oder mittels eines Seitenwechsels über hochpositionierte Außen genutzt werden müssen, um solch Bollwerke zu knacken.

      Denn, wenn dann die Chancen früh im Spiel genutzt werden – wie es auch hier gegen Aue der Fall hätte sein können -, ist der Spielplan des Gegners zunichte gemacht und die von Dir angesprochene Stärke von uns, kann wieder mehr zum Vorschein kommen, wenn die Gegner selber mehr Räume im Zentrum anbieten!

    2. Ja, Becker hat da nochmal ziemlich viel Wind reingebracht und für Aue war es auch ein klares Mismatch so einen technisch versierten Spieler gegen sich auf der Halbposition zu haben.

  2. Bisher konnte man sich darauf verlassen, dass die Ersatzspieler ohne großen Qualitätsverlust einspringen konnten. Gestern ist aber schon aufgefallen dass Ohlsson und Buchtmann ziemlich schwach waren, insbesondere offensiv aber auch defensiv (Ohlsson lässt sich beim 1-0 ohne Not Überholen).
    Hoffentlich können die ihre Leistung in den kommenden beiden Spielen steigern.

    1. Abgesehen vom 0-1 habe ich Ohlsson eigentlich gar nicht so schwach wahrgenommen. Ich finde der ist von seiner Spielweise her einfach immer grundsolide und hat selten Ausreißer nach oben und unten. Das macht ihn so stark.
      Bei Buchtmann gebe ich dir recht. Er schien mit der Rolle etwas überfordert und hat da auch einfach einen Tempo-Nachteil im Vergleich zu Kyereh.

      1. defensiv ist grundsolide ja was gutes, aber offensiv ist das zu wenig. Da braucht es auch schon mal eine besondere Aktion – Ausreißer nach oben – für die man Ausreißer nach unten in Kauf nimmt.
        Da die Außenverteidiger mit der quasi 3er-Kette im Aufbau recht hoch und offensiv standen, kam Ohlsson eine offensivere Rolle zu als sonst, die er mM nach leider nicht ausfüllen konnte.

  3. Die IV hatte sicherlich nicht ihren besten Tag. Allerdings – und das unterstreicht die Analyse nur – wurden sie vom MF auch arg alleine gelassen in HZ 2: Unglaublich, wie Aue mit einfachen „langem Hafer“ immer wieder 2:2 oder 3:3 Situationen schaffen konnte. Bei dem hohem Tempo solcher Aktionen wahrlich kein Vergnügen für die Verteidiger.

    Neben Ohlsson fand ich vor allem Dittgen schwach: Einmal frage ich mich, warum Schultz gegen Mannschaften, die uns keine Räume anbieten, Dittgen aufstellt. Anfangs der zweiten Halbzeit hatte er zwei, drei vernünftige Szenen, in denen er von seiner Körperlichkeit profitieren konnte (und Aue noch nicht auf das „neue“ Aufbauspiel eingestellt war), das war es aber auch. Ohne die Möglichkeit tiefer Läufe erweisen sich seine Technik sowohl im 1:1 als auch im Paßspiel als zu schwach, um den Gegner vor Probleme zu stellen. Amenyido hätte mir als zweite Spitze deutlich mehr eingeleuchtet. Überhaupt ein Problem der Mannschaft gegen solche Gegner, dass zu wenige Spieler direkte Duelle suchen oder gar gewinnen können (Kyereh mal ausgenommen)…

    1. Ja, ich hätte auch als letztes auf Dittgen neben Burgstaller getippt, da es eben genau diese Räume nicht gibt in einem Spiel gegen Aue. Die deutliche Positionierung auf der linken Seite zeigte aber auch, dass da schon ein gewisser Plan hinter steckte. Funktioniert hat er eher nicht. Aber ich habe auch Zweifel, ob das mit anderen Stürmern besser geklappt hätte. Immerhin war Burgstaller auch komplett abgeschnitten vom Spiel.

    2. Ich finde Dittgens Passspiel überraschend stark (herausragende Beispiele waren seine Beteiligungen an den späten Siegtreffern von Zalazar und Matanovic letzte Saison). Er hat ein gutes Auge für den richtigen Raum und auch die Passqualität diesen anzuspielen. Dafür muss er aber eher hinter den Stürmern spielen.
      Davon abgesehen stimme ich aber zu, dass er als Stürmer gegen einen tief stehenden Gegner nicht die beste Wahl ist, insbesondere, wenn nicht Kyereh auf der 10 spielt. Der Weg für Irvine von der 8 in den Strafraum ist mir in vielen Situationen auch zu weit, um das aufzufangen.

  4. Für mich als jemand, der das Spiel gesehen hat, ist der Kurzbericht eher überflüssig. Die taktische Analyse zieh ich mir gern irgendwann später genussvoll rein. Und ich lern da Sachen, von denen ich Jahrzehnte nichts wusste und trotzdem weiter ins Stadion gegangen bin.

    1. Danke für die Rückmeldung. Ja, der Kurzbericht ist eher etwas für diejenigen, die vielleicht nicht alles gesehen haben oder nicht im Stadion waren.

  5. Schön für Dich, Sorgi, wenn Du im Stadion warst. Aber am Bildschirm konnte ich immer nur Ausschnitte sehen und nichts richtig begreifen. Und in den Stunden nach Abpfiff (und ohne Freunde um mich herum) war mir sehr nach kritisch, konstruktiver Analyse. Da fühlt man sich dank eines spontanen Kommentars nicht so alleingelassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert