Am Samstag tritt der FC St. Pauli zum Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt an. Ein Sieg ist angesichts der Tabellensituation Pflicht. Viele dürften aber genau wissen, was dem FCSP bei abgeschlagenen Schlusslichtern viel zu oft widerfahren ist. Zudem muss der FC St. Pauli wohl auf einige wichtige Spieler verzichten.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Hört gerne beim „Vor dem Spiel“-Gespräch von Bobby mit Herbert und Matthias vom Schanzer Fanradio.
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Leider ist dieser Abschnitt sehr viel länger als zuletzt. Sicher fehlen werden Christopher Avevor, Jannes Wieckhoff, Sebastian Ohlsson, James Lawrence und Etienne Amenyido. Avevor und Wieckhoff fehlen bereits länger. Über die Ausfallzeit von Ohlsson ist noch nichts bekannt. James Lawrence hat weiterhin Rückenprobleme, die auch weitere Bereiche des Körpers beeinflussen und bei Etienne Amenyido hat sich ein Schlag auf die Wade aus dem Regensburg-Spiel als wesentlich hartnäckiger herausgestellt, als zuerst angenommen.
Unsicher ist, ob Eric Smith, Luca Zander, Maximilian Dittgen, Rico Benatelli und Philipp Ziereis gegen Ingolstadt einsatzbereit sind. Alle diese Spieler haben zuletzt mit dem Training ausgesetzt, wurden zwar teilweise für das Training am Donnerstag zurückerwartet, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie dann auch einsatzfähig sind. Ich würde hinter alle Spieler, abgesehen von Zander, der am Mittwoch zumindest im Lauftraining war, ein fettes Fragezeichen setzen.
FC Ingolstadt: Wer kann spielen, wer fehlt?
Ganz anders ist die Situation in Ingolstadt. Mit den Worten „Da sieht es sehr, sehr gut aus!“ startet FCI-Trainer Rüdiger Rehm seine Ausführungen zur Kader-Situation auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli. Alle kurzfristig ausgefallenen Spieler seien wieder zurück. Lediglich auf drei Langzeitverletzte müsse das Team verzichten. Das sind Tobias Schröck (Adduktoren), Yassin Ben Balla (Sehnen-Anriss) und Caniggia Elva (Knie-OP).
Die vielen Rückkehrer in den Kader kommen aufgrund von zwischenzeitlich neun positiven Corona-Befunden zustande. Rehm betont, dass zwar alle wieder im Training seien, aber das Fitness-Level etwas unterschiedlich ist. Daher scheint noch nicht ganz klar, ob es ggf. weitere Spieler gibt, die gegen den FCSP nicht einsatzfähig sein werden.
Was hat der FCI zu bieten?
Drei Trainer in einer Saison, wenig eigene und viele Gegentore – das ist die ganz kurze Zusammenfassung der Situation beim FC Ingolstadt diese Saison. Das Team steht nach 23 Spieltagen auf Platz 17 in der Tabelle. Diesen Platz haben sie aber erst am letzten Wochenende nach dem Unentschieden in Bremen erklommen. Nach nur einem Sieg und insgesamt sieben Punkten in der Hinrunde, hat sich der FCI in der Rückrunde stabilisiert. Aus den sechs Spielen wurden insgesamt acht Punkte geholt. Die letzten drei Spiele blieb das Team ungeschlagen, bei einem Torverhältnis von 6:1.
Nach der Hinrunde war der Klub im Winter ziemlich umtriebig auf dem Transfermarkt. Mit Valmir Sulejmani (aus Hannover) und Florian Pick (aus Heidenheim) wurden zwei Spieler für die Offensive verpflichtet. Hans Nunoo Sarpei (Greuther Fürth) kam für das defensive Mittelfeld, in der Abwehr kamen Visar Musliu (Fehérvár FC) und Nikola Stevanović (Radnički Niš) hinzu. Im Tor gab es einen Neuzugang, der auf St. Pauli nicht unbekannt ist: Dejan Stojanović.
Alle diese Spieler haben bereits einige Spielzeit gesammelt und dürften einen erheblichen Anteil dazu beigetragen haben, dass der FC Ingolstadt nun deutlich stabiler und auch in der Offensive gefährlicher ist.
Das mag nun aufgrund der oben gezeigten Statistiken etwas komisch rüberkommen, aber der FC Ingolstadt kann auch offensiv besonders durch sein schnelles Umschaltspiel gefährlich werden. Am besten fragt man einfach mal bei Nürnberg nach. Die haben nämlich am 21. Spieltag mit sage und schreibe 0:5 zuhause gegen Ingolstadt verloren.
Timo Schultz beschreibt auf der Pressekonferenz den Spielstil des FC Ingolstadt als „defensiv sehr stabil“ und betont im gleichem Atemzug, wie wichtig es ist, dass man dem Team möglichst wenig Optionen gebe für sein Umschaltspiel. Dabei gehe es vor allem darum, dass man den beiden Stürmern plus den offensiven und schnellen Außenspielern wenig Umschaltmöglichkeiten anbietet.
Die aktuelle Serie von drei ungeschlagenen Spielen führt natürlich zu gestiegenem Selbstbewusstsein beim FCI. Und auch Rüdiger Rehm hebt die Wichtigkeit des Umschaltspiels hervor. Er betont, dass sein Team weiter „unangenehm“ sein soll, was laut ihm auch in den letzten Wochen gelungen ist. Dabei soll sein Team in Sachen Laufleistung und Aggressivität möglichst dafür sorgen, dass der FCSP „keinen Spaß“ hat. Zudem hebt er hervor, dass man im Spiel gegen Bremen und auch beim 5:0-Sieg gegen Nürnberg auch im Spielaufbau bereits einige gute Aktionen hatte.
Es gibt im Kader vom FC Ingolstadt einige interessante Spieler. Zwei davon sind Eigengewächse, bei denen ich mich mal aus dem Fenster lehne und behaupte, dass sie, unabhängig vom Saisonverlauf des FCI, auch in der nächsten Saison mindestens in der 2. Liga spielen. Die Rede ist von Merlin Röhl (19 Jahre) und Filip Bilbija (21). Bilbija hat bereits fünf Saisontore erzielt und ist damit Top-Torschütze des FCI. Ich sehe seine noch größere Stärke bei den Ballgewinnen. Röhl ist ein hochtalentierter, sehr kreativer und technisch starker Spieler, der zuletzt immer auf der Doppel-Sechs zum Einsatz kam und dort den wesentlich progressiveren Part im Vergleich zu z.B. Denis Linsmayer spielt.
Mögliche Aufstellung
Beim FC Ingolstadt rechne ich mit der gleichen Aufstellung wie zuletzt im Spiel bei Werder Bremen. Es ist aber auch möglich, dass von den Rückkehrern jemand in die Startelf gespült wird. Ich denke da an Sarpei oder Sulemanji.
Etwas schwieriger ist da für die Vorbereitung sicher die Frage, in welcher Formation der FC Ingolstadt antreten wird. Unter Rüdiger Rehm spielte das Team zuletzt im flachen 4-4-2, aber Timo Schultz sagte auf der Pressekonferenz zurecht, dass er auf die vorherigen Formationen der Gegner nicht mehr viel gibt, da sie meist sowieso gegen den FCSP auf eine Dreierkette umstellen würden. Die hat der FCI auch bereits gespielt in dieser Saison. Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass sie in ihrem 4-4-2 bleiben werden. Denn mit dieser Formation haben sie auch gegen die Mittelfeldraute von Nürnberg großen Erfolg gehabt.
Viel mehr Fragezeichen gibt es da beim FC St. Pauli. Denn es fallen womöglich etliche Spieler aus. Dadurch ist der FCSP zu einer personellen Umstellung gezwungen und dürfte in der Defensive auf letzter Rille unterwegs sein. Ich rechne damit, dass Marcel Beifus und Adam Dźwigała in der Startelf stehen werden (Dźwigała als rechter Außenverteidiger), sollte Zander ausfallen. Timo Schultz brachte auch Niklas Jessen ins Spiel, für den Fall, dass Zander ausfällt. Das wäre die bessere Option, wenn man noch einen Innenverteidiger auf der Bank sitzen haben möchte. Ich rechne trotzdem mit Beifus und Dźwigała.
Nicht nur verletzungsbedingt, sondern auch leistungsbedingt, könnte Afeez Aremu wieder ins Team rücken. Die letzten Spiele haben schmerzlich gezeigt, dass das Team einen zweikampfstarken, defensiv denkenden Spieler auf der Sechs benötigt. Smith schafft es seit Wochen nicht an die Leistungen aus der Vorsaison anzuknüpfen und hat zudem, wenn überhaupt, unter der Woche nur limitiert trainiert.
Zwei große Fragezeichen habe ich etwas weiter vorne: Jackson Irvine könnte Finn Ole Becker wieder ersetzen. Aber Becker hat es gegen Hannover gar nicht so schlecht gemacht auf der Position. Ich rechne daher auch weiterhin mit ihm, zumal es wieder auf sein Passspiel in Drucksituationen ankommen dürfte. Irvine hingegen dürfte eine Option auf der Sechs sein. Denn Aremu dürfte nach seiner langen Pause nicht fit sein für 90 Minuten und wenn Smith und Benatelli fehlen ist Irvine der einzige Spieler, den man dort einsetzen könnte (Schultz hat auf der letzten PK klar gesagt, dass er sich Irvine auch auf der Sechs vorstellen kann).
In der Offensive rechne ich damit, dass Simon Makienok ins Spiel kommt. Grundsätzlich sind auch Daniel-Kofi Kyereh (dann könnte Daschner oder Buchtmann auf der Zehn spielen) und Igor Matanović denkbar. Timo Schultz sagte aber auf der PK, dass es der FC St. Pauli vermeiden müsse, Bälle in den Zonen zu verlieren, die für den FCI im Pressing besonders vorteilhaft sind. Das bedeutet für mich auch, dass es einen größeren Fokus auf die Exit-Strategie geben muss. Daher sollte der FCSP mit Makienok beginnen, um eine Option ganz vorne für lange Bälle zu haben.
Ich habe es tatsächlich gewagt. Ich habe es gewagt auf der PK eine Frage zur aktuellen Leistung von Guido Burgstaller zu stellen, garniert mit dem Hinweis, dass diese zuletzt nicht mehr so gut waren. Die Antwort von Timo Schultz:
„Meistens, wenn Du die Jungs anzählst, dann belehren sie Dich eines besseren. Also hoffen wir mal darauf, dass es wieder so eintritt.„
Timo Schultz über die Ecksteen’sche Blasphemie
Also: Guido Burgstaller ist nicht in Form. Ich denke er hat im Jahr 2021 komplett überperformed und ist gar nicht fähig weiterhin solche Leistungen zu zeigen. Er hat zwar schonmal gegen Ingolstadt getroffen, aber nie in Ingolstadt. Das kann er nicht.
Forza!
//Tim
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Danke wieder für die treffende Analyse und auch die Burgstaller- Challenge.
Irgendwie kommt mir aber bei allen Überlegungen Buchti zu kurz…….welchen Grund,hat das?
Kyereh ist einfach stärker. Für den Fall, dass er in die Spitze aufrückt, sehe ich entweder Daschner oder Buchtmann auf der Zehn.
Aber grundsätzlich stimmt es, ich sehe bei Buchtmann Tempo-Nachteile.
1. Love the Voodoo!
2. Danke, dass Du uns erneut in gewohnter Form mit 1 Artikel als Vorschau beglückst.
3. AUSWÄRTSSIEG!!
Moin! Ich geh mit Deiner Aufstellung nahezu konform, bis auf Becker statt Irvine. Sorry, aber Becker hat mich noch nie überzeugt, und in letzter Zeit -seit sein Wechsel feststeht- aber mal so gar nicht mehr! Und dafür „die Mittelfeld-Lunge“ opfern?
Ja, schwere Entscheidung. Ich denke, dass Irvine sogar eher noch auf der Sechs gebraucht werden könnte. Zudem ist Becker für mich einfach im Passspiel stärker