Bericht von der Kollaustrasse, 23.03.2022

Bericht von der Kollaustrasse, 23.03.2022

Ist das ein Wetter, ey… ein Traum! Bei bestem Wetter begab ich mich am Mittwoch zum Training des FC St. Pauli. Dort angekommen entledigte ich mich nicht nur meiner Jacke, sondern auch gleich noch meines Pullovers – T-Shirt-Wetter! Yeah! Und nicht nur das, ich habe mir auch gleich noch einen ganz anderen Traum erfüllen können und stehe nun mit einem Bein im Kader des FCSP. Mindestens.

Kein Kampfgetrete, keine fiese Windkante, kein Hungerast, nein, ganz entspanntes Radeln nennt man es wohl, was ich Mittwoch-Vormittag auf meinem Fahrrad tat. Kurz nach meiner Abfahrt wurde mir nämlich mitgeteilt, dass das Training eine Viertelstunde später starten würde, als angenommen. Diesen Zeitpuffer setzte ich sofort in geringere Wattzahlen um und nahm einen kleinen Umweg durch das Niendorfer Gehege. Meine Güte, ist das schön da im Frühling!

Aber bevor ich jetzt hier Spaziertipps verteile, werfen wir mal einen Blick auf das Trainingsgelände. 16 Feldspieler und zwei Torhüter betraten bei bestem Wetter des Rasenplatz an der Kollaustraße (auch Afeez Aremu war wieder mit dabei). Es fehlten die langzeitverletzten Christopher Avevor, Sebastian Ohlsson und Jannes Wieckhoff, sowie die nun auch schon länger verletzten Maximilian Dittgen und Etienne Amenyido. Bei der nun bereits längeren Ausfallzeit dürfte es schon eng werden für die beiden mit einem Einsatz beim Spiel in Rostock.
Ebenfalls nicht beim Training dabei: Nikola Vasilj, Daniel-Kofi Kyereh, Niklas Jessen, Igor Matanović und Marcel Beifus, die allesamt bei ihren Nationalteams weilen. Auch Jackson Irvine hätte eigentlich mit seinem Nationalteam auf Reisen gehen sollen. Er wurde aber letzte Woche positiv auf das Corona-Virus getestet.

Gerade der Ausfall von Irvine war dann auch der Anlass für mich, dass ich sehr gespannt darauf war, wer genau am Mittwoch auf dem Trainingsplatz stehen würde. Denn ein wenig Sorge, dass sich ein paar mehr Leute infiziert haben, hatte ich dann schon. Umso erfreuter war ich, dass es keine weiteren schlechten Nachrichten gab. Einzig Loic Favé fehlte noch beim Training (Grund unbekannt). Fast der gesamte Rest des Teams war aber voll im Training dabei. Ich schreibe „fast“, da Leart Paqarada den Rasen erst später mit Laufschuhen betrat.

Wie üblich gab es ein längeres Warm-up zu Beginn. Die beiden Torhüter mussten da bereits mit drei kleinen Bällen in den Händen jonglieren und zeitgleich kurze Pässe mit den Füßen spielen.
Nach dem Warm-up startete eine Passübung, die den gesamten Trainingsablauf bestimmen sollte. Die Spieler mussten Pässe spielen und diesen Pässen auf verschiedene Arten nachgehen. Der Fokus war dabei klar auf dem „Klatschen lassen“ von Pässen. Und falls ihr euch aus meinem letzten Trainingsbericht daran erinnert, dass ich die verbale Arbeit von Fabian Hürzeler hervorhob, möchte ich euch dieses Mal ein Beispiel davon geben. Hört mal rein:

Fabian Hürzeler beim Training des FC St. Pauli

Im Anschluss an diese Übung ging es im 4vs12 weiter. Das klingt hart unfair und das war es auch, aber der Fokus der Übung war auch nicht auf den Ballgewinnen, sondern auf den „geklatschten“ Pässen. Außerdem waren nicht alle 12 Spieler gegen die 4 im Feld, sondern es war eher ein 4vs6+6, da sechs Spieler an den Außenseiten des kleinen Spielfeldes positioniert waren und je nach Ballbesitz wechselten.
Nach zehn Minuten ging es wieder zurück zur Passübung von Hürzeler, wo nun etwas mehr Schärfe und Tempo reinkam. Wieder zehn Minuten später ging es wieder auf das kleine Feld und es wurde mit leichter Veränderung immer noch „unfair“ gegeneinander gespielt.

Hamburg, Deutschland, 23.03.2022 - Die Spieler des FC St. Pauli beim Training an der Kollaustraße.
Die einen laufen locker, die anderen üben „Klatsch“-Pässe – Impressionen vom Training des FC St. Pauli.

Zum Abschluss des Trainings wurde dann auf einem 7er-Feld inkl. Torhütern gespielt (im 7 vs. 7). Auch dabei wurde ein Fokus auf die „Klatsch-Pässe“ gelegt. Team Gelb gewann mit 4:2 durch zwei lautstark gefeierte Tore von Eric Smith.
Leichtes Kopfrechnen reicht, um herauszufinden, dass vier Spieler weniger im Einsatz waren, als beim restlichen Training. Philipp Ziereis, Luca Zander und Franz Roggow machten leichte Läufe, während die anderen das intensive Spiel durchzogen. Simon Makienok lief nur eine kurze Runde und verzog sich dann in die Kabine.

Ich verzog mich nicht, ich genoss die Sonne, genauso wie Leart Paqarada und Philipp Ziereis, die sich das Ende des kleinen Spiels gemütlich auf dem Rasen sitzend anschauten. Während das Spiel dem Ende entgegen plätscherte, dachte ich noch über meinen großen Einsatz während der Passübung nach. Denn ich habe einen DOPPELPASS MIT GUIDO BURGSTALLER GESPIELT!!!
Man könnte jetzt sagen, dass er den Ball einfach nur schlecht angenommen hatte und dieser dann in der Folge zu mir hoppelte. Aber nein, der Ball rollte viel zu genau auf mich zu. So genau, wie nur Fußballgötter Bälle auf jemanden zurollen lassen können. Guido muss diesen Pass genauso gewollt haben. Tief durchatmen jetzt. Nicht daran denken, dass ich auf diesen Moment schon ewig gewartet hatte. Schaut Timo zu? Wenn der das sieht und ich den Pass verkacke, dann krieg ich nie ne Chance im Team! Fußstellung beachten, sauber Durchschwingen das Bein und Nachhalten (so wichtig), Laufweg von GB9 beachten. Das nasal-österreichisch gehauchte „Donköh“ von Guido signalisierte mir, dass der Pass ankam. Ohne abstoppen zu müssen, konnte er weiterlaufen, nahm den hingezitterten Kullerball gekonnt mit links mit. Puuh, ich hab ne Chance. Ganz sicher. Darauf erstmal Kondition mit dem Fahrrad auf dem Rückweg ins Büro bolzen. Forza!

// Tim

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