SVS – FCSP 1:1 – Das reicht leider nicht

SVS – FCSP 1:1 – Das reicht leider nicht

Der FC St. Pauli hat beim SV Sandhausen zwei schon sicher geglaubte Punkte in der Nachspielzeit hergegeben. Ein Gegentor nach Ecke, welche man hätte verhindern können. In einem Spiel, welches aber auch irgendwie nach Unentschieden aussah.
(Titelbild: imago images/via OneFootball)

Ihr lest hier gerade den schnellen Auswärtsbericht für Zwischendurch. Die gewohnte, ausführliche Taktik-Analyse von Tim folgt dann morgen.

An- und Abreise

Wenn der Wecker an einem Samstag um 3.50h klingelt, fragt man sich schon doch immer wieder mal, warum man sich den Mist eigentlich nach all den Jahren immer noch antut.
Aber die ICE-Tour mit dem Fanladen mit durchgehendem Zug bis Mannheim ist natürlich immer noch eine deutlich entspanntere, schnellere, gediegenere und meinem fortgeschrittenen Alter angemessenere Variante als „früher“ mit dem Bus. Von daher will ich gar nicht meckern.

Die Ankunft in St. Ilgen / Sandhausen mit der S-Bahn brachte dann auch eigentümliche Musik von in Mannheim zugestiegenen Gästefans mit sich, die per auf den Rücken gebundener Lautsprecherbox zu schmerzverzerrten Blicken zumindest meiner Bezugsgruppe führte. Nun denn, jeder Jeck ist anders, sagt man in Köln.

Ansonsten aber alles gewohnt entspannt in Sandhausen. Fantrennung ist nicht nötig, vorm Gästeeingang trifft man sich mit netten Menschen und im Stadion wird man von der Stadionregie mit dem „Herz von St. Pauli“ begrüßt, welches vom Heimbereich auch nicht niedergepfiffen wird. Gastfreundschaft für Fußballfans – es kann so einfach sein.

Das Spiel

Den Ausfall von Daniel Kofi-Kyereh galt es zu verdauen, hoffentlich hilft die Schonung ihm dabei, zum Spiel am nächsten Samstag dann wieder fit zu sein. Was es bedeutet, wenn er fehlt, gab es leider heute wieder zu sehen. Im Vergleich zur Vorwoche startete für ihn Simon Makienok, außerdem begannen Adam Dźwigała statt Marcel Beifus und Rico Benatelli statt Afeez Aremu.

Die akustische Hoheit im Hardtwald war schon vorm Anpfiff entschieden, der volle Stehplatz-Gästeblock und die angrenzenden Sitzplätze auf der Gegengeraden hatten ein leichtes Spiel. Braun-Weiß dürfte gut ein Drittel der 7.094 Fans im Stadion gestellt haben. Wenn sogar die Namen der Spieler bei der heimischen Aufstellung allesamt „St. Pauli!“ lauten, ist das schon deutlich.

Klar aber auch: Gesänge schießen keine Tore, die muss das Team dann eben doch selbst erzielen. Der SVS ist, wie mehrfach vorab geschrieben, ganz sicher aktuell nicht so schlecht, wie die Tabellenposition es vermuten lässt, Platz 4 in der Rückrundentabelle wurde ja oft genug zitiert. Ballbesitz hat man bei den Gastgebern aber auch nicht allzu gerne – dank einer brutalen Effizienz zuletzt, braucht es den aber auch nicht unbedingt, man macht aus wenig sehr viel.

v.li.: Erik Zenga (SVS, 17), Christian Kinsombi (SVS, 8), Chima Okoroji (SVS, 36), Torschütze Janik Bachmann (SVS, 26),
Tja…
(imago images/via OneFootball)

Dementsprechend gestaltete sich die erste Halbzeit eher zäh, eine Feldüberlegenheit des FCSP ließ sich zwar feststellen, wirklich viele oder auch zwingende Torchancen gab es aber nicht. Der SVS setzte seinerseits hingegen immer mal wieder kleine Nadelstiche. Den entscheidenden Stich aber setzte Dario Dumic in der 36. Minute, als Guido Burgstaller den Ball im Strafraum annehmen und an ihm vorbeilegen konnte und über Dumic‘ Bein fiel. Ohne zeitliche Verzögerung dieses Mal, auch im Stadion recht gut zu sehen – aber der Pfiff von Schiri Dr. Brych blieb ebenso aus wie in der Vorwoche bei Badstübner, als Burgstaller über den Oberschenkel von Weiser fiel. Anders als da schritt Brych aber in der nächsten Unterbrechung nach Intervention vom VAR Timo Gerach selbst zum Monitor und revidierte seine Entscheidung. Der Gefoulte schritt selbst zum Punkt – und verwandelte sicher in die Mitte.

Ach ja… schrieb ich eben „zäh“? Dies trifft auch auf die zweite Halbzeit zu, vielleicht sogar noch mehr. Sandhausen zeigte, warum das mit dem Ballbesitz nicht zu ihren Stärken gehört und St. Pauli zog sich sehr weit zurück und spielte die wenigen sich bietenden Gelegenheiten nicht sauber zu Ende. Einzige Ausnahme war die 49. Minute, als Burgstaller Marcel Hartel wunderbar freispielte und dieser frei vor dem Tor am stark parierenden Patrick Drewes scheiterte.
Danach: Zweitligafußball, mit dem Warten auf den Abpfiff. Sandhausen konnte nicht und St. Pauli… tja, wollte irgendwie nicht oder vertraute eben darauf, dass das schon so reichen wird.

Pustekuchen. Eine letzte verunglückte Flanke die viel zu weit ging, Kinsombi rettete sie kurz vor dem Seitenaus und Dźwigała hatte ihm dies wohl nicht mehr zugetraut, weswegen es dann noch eine letzte Ecke gab – und die wurde von Dumic zurück zum kurzen Pfosten geköpft, wo Bachmann einnicken konnte. Und plötzlich bildete sich ein ganz großer Scheißhaufen.

Fazit

Es sind noch vier Spiele, die nächsten beiden davon zuhause gegen Darmstadt und Nürnberg. Die Ausgangslage wird nach den morgigen Spielen klarer sein und im besten Fall bleibt alles beim Alten. Das heute war aber die riesige Chance, sich vor den abschließenden Spielen in eine perfekte Ausgangslage zu bringen und mit Rückenwind in den Endspurt zu gehen. Und die hat man leichtfertig liegen gelassen.
Große Scheiße, das zeigten auch die bedröppelten Gesichter der Spieler vor der Kurve – aber das hat man sich leider komplett selbst zuzuschreiben, denn das war einfach viel zu wenig.

Forza St. Pauli!
// Maik

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13 thoughts on “SVS – FCSP 1:1 – Das reicht leider nicht

  1. Machen wir uns doch nichts vor, nach der Hartel Chance wussten alle, was da noch kommt. Das sind Dinge, die uns halt passieren! Wenn wir für die letzten Spiele die Regel „Auswärts 1 Punkt, zuhause gewinnen“ durchziehen wird alles gut! Und wenn nicht sollten wir nicht an dieses Spiel denken, sondern an 2 von 12 Punkten gegen Aue und Hannover.
    Beste Grüße

  2. Habe heute 15:30 den Aufstieg abgeschrieben. Man muss es ganz direkt so sagen: das reicht einfach nicht für die erste Liga. Platz 10 in der RR mit -2 Toren sprechen da für sich.

    Mit einer Führung im Rücken gegen den 15. ist das echt eine peinliche zweite Halbzeit. Unglaublich viele einfache Fehler, Missverständnisse und in der Nachspielzeit dann das übliche Gegentor..
    selten tat eine Niederlage so weh (ja das war eine Niederlage).

    Am Ende des Tages sind wir auch nur eine Hamburger Fußballmannschaft und für die ist nunmal der 4. Platz reserviert..

    1. Moin Janik, (moin Maik),
      also ich fand beide Halbzeiten von Uns nicht „aufstiegswürdig“ und freue mich so gerade eher über den UnentschiedenPunkt für den von mir favorisierten Platz IV vor den Pfeffersäcken.
      „St. Pauli ist einfach zu blöd“, war der AfM Radio Kommentar zum 1:1, und bei den „defensiv“ Einwechselungen in der 70. Minute habe ich mir schon eher ein Unentschieden für den SVS ohne Diekie gewünscht.
      Heute noch schauen, wie es dem KSC bei den Pfeffersäcken an der großen Müllsortierungsanlage in St Ellingen ergeht.
      Forza Micky
      PS Ich hoffe, hier hat irgendjemand Unsere Fehlpässe genau gezählt…das waren zu VIELE!

  3. Dass Burgstaller den Elfer „sicher in die Mitte“ verwandelt hat, ist aber ironisch gemeint, oder? Ich habe selten eine so schlecht geschossenen Elfmeter gesehen. Weder richtig in die Mitte, noch halbhoch, sodass man davon ausgehen könnte, dass er auf jeden Fall über die Torwartbeine geht … Er schießt Drewes ja sogar noch an, und hat einfach nur Glück, dass der reingeht.
    Umso größer war meine Freude. Und noch mal größer die Enttäuschung am Ende, dass das alles nicht gereicht hat. Was waren das zum Teil für Fehlpässe!! Absolut erschreckend.

      1. Ich sah es wie Du – und habe es mir eben nochmals in Zeitlupe am Bildschirm angeschaut. Frech. Torhüter war nicht mehr dran.
        Ich ärgere mich auch über den verpassten Sieg, der ein dreckiger gewesen wäre, aber diese ganze, negative Stimmung hier nervt mich fast noch mehr. Sandhausen war nicht gut, doch die stehen trotzdem auf Rang 4 der Rückrundentabelle.

  4. Die fühlen sich alle inkl. Trainer (!) einfach zu wohl. Keine gelbe Karte, kein Brüllen, kein Kampf. Die schaukeln das in ihrer Wohlfühlatmosphäre noch so hin, dass der HSV am Ende vor uns steht.

  5. Insgesamt stimme ich dir zu – man kann das auf der langen Heimfahrt ja noch im Detail vertiefen.
    Heute hat auch unser Trainerteam zu langsam reagiert – alle Wechsel kamen zu spät, wohl auch der vor dem Ausgleich. Alle sehen, dass neue Impulse benötigt werden, aber im Zweifel lieber noch mal warten. Auch nicht Aufstiegsreif….

  6. Passt ins Bild. Von dieser Saison wird man sich bald an kaum noch etwas Signifikantes erinnern, außer den Sieg gegen den BVB. Hansa, Rauten, alles im Endeffekt doch zum Vergessen. Schade um die teilweise traumhaft schönen Spiele der Hinrunde, die uns dann auch „nur“ den souveränsten Klassenerhalt seit Langem ermöglicht haben. Trotzdem sollten wir uns an dem erfreuen, was wir in dieser Saison erleben durften. Ein mittelmäßiger Zweitligist hat wohl alle 8 bis 10 Jahre mal das Glück eine Spielfreude wie die der Hinrunde in den eigenen Reihen bewundern zu können.

  7. Ahh endlich. Da ist es wieder, das Wort „Wohlfühlatmosphäre“ – wie sehr habe ich das vermisst. Ich stand zehn Meter hinter der Trainerbank, dass Schulle zu leise war – insbesondere in der 2. Halbzeit – kann ich absolut nicht bestätigen.

    Ärgerlich war die 2. Halbzeit aber durchaus, weil Sandhausen deutlich engagierter gespielt hat. Die Bälle im Vollsprint erlaufen, so wie dieser Ball vor dem finalen Eckball – den Dzwigala locker hätte klären können, wenn er nicht so gemütlich hinterher gejoggt wäre. Ärgerlich, weil man 90 Minuten lang erleben konnte, mit welchem Einsatz die hinter den Bällen her jagen oder unsere Abwehrspieler anlaufen.

    Die letzten 20 Minuten schwimmt die Abwehr, keine Ahnung warum. Andererseits kam der holprige Platz unserer „normalen“ Spielweise auch nicht wirklich entgegen. Und wenn Hartel mal ein Torjäger wird und solch eine Chance gegen den Lauf/Flug des Torhüters verwandelt, dann wird das auch was. Andererseits habe ich schon so viele Spiele von uns in Sandhausen gesehen, da gehörte das heute deutlich zu den besseren. Letztlich verdammt ärgerlich, dass man am Ende zwei Punkte liegen lässt.

  8. Bin schon echt schwer sauer. Was für selten dämliche Auswechselungen. Da sagt er noch im „Being Timo“ Podcast, er Bringt in genauso einer Situation Makienok quasi als Innenverteidiger und dann hätte man ihn einmal da gebraucht und er wird gegen Dittgen getauscht, obwohl eh klar war, das offensiv nix mehr geht. Und dann Benatelli für Aremu, statt Hartel vom Platz zu nehmen, wo letzterer eines der schwächsten Spiele,seit er bei uns ist, gemacht hat und Defensivstärke nötig gewesen wäre. Einfach unverständlich

  9. Moin & Danke Maik,
    Das ist mein St. Pauli, mit Gegentor nach Ecke in der Nachspielzeit, Sry für Zynismus.
    Egal, Mund abwischen, 18 Punkte aus drei Spielen, Grüße an die 1. Frauen, und
    Immer Weiter Forza!

    P.S.
    Im Düsseldorfer Schauspiel am 15. Mai übrigens auf dem Spielplan. „Die Bitteren Tränen Rouwen, nein, der Petra von Kant“ Hamburg klingt auch vielversprechend. „Wir haben getan, was wir konnten“
    P.P.S.
    14. Mai, Weinfest gegen Rassismus
    https://www.fcstpauli-museum.de/blog/2022/03/4-weinfest-gegen-rassismus-am-millerntor/

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