Fortuna Düsseldorf vs. FC St. Pauli: Zahlen

Fortuna Düsseldorf vs. FC St. Pauli: Zahlen

Mit 0:1 verlor der FC St. Pauli in Düsseldorf und fällt auf den 16. Tabellenplatz. Ein kurzer Rückblick auf die Partie mit ein paar Zahlen und einem Fazit.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Die Artikel mit den Einzelkritiken zählen zu den zweitaufwendigsten, die ich so schreibe. Ich möchte nur ganz ungern die Leistungen der Spieler anhand von ein-zwei kurzen Sätzen zusammenfassen, denn meist ist das ja alles doch etwas differenzierter zu betrachten.

So kommt es dann aber leider so, dass ich es zeitlich nicht jedes Mal schaffe, eine solch detaillierte Einzelkritik zu liefern. Vor allem dann nicht, wenn bereits drei Tage später das nächste Spiel ansteht. Bis wir dann mal international spielen habe ich mich aber an die Doppelbelastung gewöhnt und liefere sie regelmäßig ab, versprochen. Bis dahin muss ich das alles nun ein wenig verkürzen und habe es für das Düsseldorf-Spiel auf die Zahlen und ein kleines Fazit begrenzt. Spätestens am Donnerstag kommt dann aber wieder eine detaillierte Einzelkritik zum Kiel-Spiel.

Statistik

Es ist mal wieder eine besondere Ausgabe von „und täglich grüßt das Murmeltier“ – denn auch gegen Fortuna Düsseldorf hatte der FC St. Pauli mehr Ballbesitz, konnte das Spiel aber nicht gewinnen. Das ist dann inzwischen Spiel zwölf in dieser Saison, bei dem das so ist. Nur bei seinen drei Siegen, hatte das Team weniger Ballbesitz als der Gegner.

Und weiterhin möchte ich die Empfehlung „Gebt den Ball einfach zum Gegner!“ nicht abgeben. Denn auch gegen Fortuna Düsseldorf ist diese Statistik ein Produkt des Spielverlaufs. Der FCSP lag bereits recht früh hinten und die Fortuna zog sich zurück, verließ sich auf ihre Defensive, was dann ja auch funktionierte.

Fortuna DüsseldorfFC St. Pauli
0.7 / 1.3 / 0.7expected Goals
(Wyscout / DFL / 538)
1.5 / 1.1 / 1.3
12 (5)Torschüsse (auf’s Tor)14 (7)
8Fouls10
42.7%Ballbesitz57.4
355 (78.3%)Pässe (erfolgreich)527 (83.5%)
26 (69.2%)…davon ins letzte Drittel (erfolgreich)62 (67.7%)
47 (48.9%)…davon lange Pässe (erfolgreich)45 (53.3%)
62 (43.6%)Offensivduelle (erfolgreich)70 (31.4%)
70 (68.6%)Defensivduelle (erfolgreich)62 (56.5%)
42 (47.6%)Kopfballduelle (erfolgreich)42 (50%)
9.9PPDA10.5
7.0 / 7.1whoscored / sofascore (Durchschnitt)6.4 / 6.8

Die Zahlen zeigen, dass der FC St. Pauli das leicht bessere Team gewesen ist. Allerdings, und das ist ja entscheidend, ist die Anzahl der Torschüsse nicht groß unterschiedlich. Und genau das ist eines der Kernprobleme des Teams in Düsseldorf gewesen. Denn gemessen an dem Aufwand, den das Team in Form von Ballbesitz und dem gefälligen Spiel bis ins letzte Drittel betrieb, ist die Anzahl und die Qualität der Torschüsse absolut mangelhaft.

Offensiv: Zu viele Ballverluste

Ein Grund hierfür ist die hohe Anzahl an Ballverlusten, die sich das Team in vorderster Reihe in steter Regelmäßigkeit leistet. Gegen Düsseldorf verlor das Duo Amenyido/Daschner insgesamt 27 Mal den Ball. Das ist einfach viel zu oft, vor allem, wenn man dagegen die erfolgreichen Aktionen rechnet – Daschner hat zwei von neun Duellen gewonnen, Amenyido 6/18. Das sind leider sogar noch verhältnismäßig gute Werte für die beiden. Auf der Pressekonferenz vor dem Kiel-Spiel habe ich Timo Schultz daher mal gefragt, wie man die Angreifer dabei unterstützen kann, weniger Bälle zu verlieren:

„Es war in den letzten Wochen häufiger mal bei uns Thema den Ball vielleicht das ein oder andere Mal öfter quer zu spielen oder nochmal zum Außenverteidiger. Damit wir vielleicht von dort in die Box kommen, damit aber auch der Rest der Mannschaft noch länger Zeit hat nachzurücken, sodass wir für zweite Bälle auch besser aufgestellt sind, vielleicht mal ein Power-play aufziehen können. Man muss ehrlich sagen, dass uns das in den letzten Spielen nicht so gut gelungen ist. Wir haben entweder zu schnell den Abschluss genommen oder den Ball einfach zu häufig verloren. Wir müssen da dranbleiben, die Jungs müssen Spiel für Spiel ihre Erfahrungen sammeln und letztendlich an den Situationen wachsen und die nächsten Schritte gehen.“

Timo Schultz zur hohen Anzahl an Ballverlusten in vorderster Reihe

Um das mal größer und deutlicher zu fassen: Das Spiel in Düsseldorf hat einmal mehr gezeigt, wie dringend der FC St. Pauli eine höhere Qualität im Angriff benötigt. Der Versuch sich diese Qualität selbst zu entwickeln, kann bis hierhin nur als Fehlschlag betitelt werden. Es hat sich bisher keiner der Offensivspieler mit Potenzial in der Hinrunde zu einem Spieler entwickelt, der die Offensive und damit das Spiel des FCSP tragen kann. Teilweise hat man eher den Eindruck, dass es Rückschritte in der persönlichen Entwicklung auf dem Platz gegeben hat.

So ist dann auch das Spiel zu bewerten: Bis zu einem gewissen Punkt sah das gut aus, aber eben darüber hinaus nicht. Dass das einzig an den Angreifern liegt, möchte ich aber auch so nicht stehen lassen, denn es gibt unzählige Möglichkeiten, wie die Mitspieler sie besser unterstützen können. Ich bin sehr gespannt, was da nun im Winter passieren wird.

Duesseldorf, Deutschland, 05.11.2022 - Die Spieler des FC St. Pauli sind enttäuscht
Ernüchterte Blicke im Hintergrund nach dem Gegentor bei Eric Smith und Adam Dźwigała.
(c) Peter Böhmer

Defensiv: Fehlerkette

Was aber bei all der Problematik, die es in der Offensive beim FC St. Pauli gibt, nicht vergessen werden darf: Das Team hat auswärts mal wieder nicht die Null halten können. Seit 24 Spielen ist das so, wenngleich es zum ersten Mal in dieser Saison nicht zwei oder mehr Gegentore gab. Der Siegtreffer für Fortuna Düsseldorf fiel nach einer Fehlerkette des FCSP. Klar, Tore fallen immer, weil irgendwer Fehler gemacht hat.

Zur Entstehung: F95-Torwart Kastenmeier schlägt einen langen Ball nach vorne. Dort bewegt sich Dawid Kownacki zum Kopfball. Vorher stand er zwar dem Tor des FCSP näher als die FCSP-Verteidiger, aber beim Abstoß gilt die Abseitsregel nicht. Kownacki gewinnt das Duell, auch weil kurz Unsicherheit zwischen Smith und Dźwigała herrscht, wer von beiden ins Duell geht. Der Ball wird von Kownacki in den Lauf von Hennings verlängert, der recht fix den Abschluss sucht und ins kurze Eck trifft. Nikola Vasilj wirkte von diesem Abschluss etwas überrumpelt und hatte keine gute Position.

Am 1:0 der Fortuna störte sich Timo Schultz vor allem daran, dass die Kommunikation zwischen den Spielern nicht stimmte: „Das ärgert mich am meisten, dass dieses Thema wieder auftritt. So etwas ist ein Kommunikationsproblem. Dabei haben wir die klare Regel, dass sich beide Spieler fallen lassen, wenn etwas unklar ist. Das war zu einfach.“ (Abendblatt (€))
Trotz dieser Abstimmungsfehler in der Abwehrkette, hätte der Gegentreffer auch noch von Nikola Vasilj verhindert werden können, wenn nicht sogar müssen. „Ich denke, es war beides, mein Fehler, aber auch ein guter Abschluss. Ich war in dem Moment noch nicht bereit, noch nicht in der richtigen Position“, sagte er nach dem Spiel.

Der FC St. Pauli ist durch die Niederlage auf den 16. Tabellenplatz gefallen. Klingt nach Abstiegskampf und das könnte es auch werden, wenn das Team nicht endlich anfängt auch auswärts zuverlässig zu punkten. Dafür fehlt aber (auch in den Heimspielen) vorne die Durchschlagskraft und hinten immer mal wieder die Abstimmung. Immerhin sind diese Probleme klar zu definieren. Es bleibt zu hoffen, dass daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden.

// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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7 thoughts on “Fortuna Düsseldorf vs. FC St. Pauli: Zahlen

  1. Also ehrlich Tim, wieder zu nett, wieder zu abwartend. Es könnte nicht Abstiegskampf werden, es ist Abstiegskampf. Man ist mittenrin!
    ….. „Wenn die Mannschaft nicht anfängt, auswärts zu punkten.“ Das macht sie schon seit 12 Auswärtsspielen nicht und grundlegend geändert wurde offensichtlich auch nichts.
    Ich wiederhole mich: „Der Fisch stinkt vom Kopf“. Bornemann hat einen desaströsen Umbau eingeleitet, keine seiner Neuverpflichtungen ist zweitligareif, dafür hat er viele erfahrene und zweitligataugliche Spieler freiwillig abgegeben. Der Trainer ist nicht in der Lage, die Abwehr zu stabilisieren und kann die geholten Spieler offensichtlich nicht so rasch entwickeln, wie notwendig. Letzteres ist zudem bei aus meiner Sicht bei vielfach mangelndem Potential der Akteure schwierig bis unmöglich. Wenn jetzt nicht Grundlegendes verändert wird, steigt man sang- und klanglos ab.

  2. Die halbe Liga steckt bereits im Abstiegskampf. 3 Punkte bis Platz 9 meine ich sind es. Das zeigt wie ausgeglichen und unberechenbar diese Liga ist.
    Es ist vollkommen richtig, dass Statistiken nicht alles sind. Ich finde aber schon das unsere Abwehr deutlich stabiler steht, seit Smith den Libero gibt und das obwohl mit Nemeth und Medic die Stamm IV fehlt.

    Problem ist definitiv die Offensive und die immer gleichen leichtfertigen Ballverluste von Daschner und Eti. Ich freue mich das wir technisch starke Spieler haben und man dank Schultz wieder Spielkultur hat. Aber Freunde ich kann diese Hackentricks nicht mehr sehen von Paqa und Daschner … macht das beim Stand von 3:0 für uns und wir wissen auch alle das technisch ganz gut seid. Aber bitte nicht jetzt.

    Bis zur Rückrunde gerne offensiv nochmal was neues probieren. Mit Otto einen Zielstürmer vorne rein und um ihn rum darf bspw Metcalfe mal von Beginn an wirbeln. Oder warum nicht Hartel auf die 10 und Metcalfe übernimmt für ihn links zentral.
    Ich glaube Daschner und Eti haben sich mal eine Pause verdient und man nimmt sie so erstmal aus der Schussbahn.

    Im Winter muss was passieren offensiv.

  3. Also ehrlich, sind wir jetzt im Ersatz-Forum?
    Keine der Neuverpflichtungen ist zweitligareif?

    Ich bin froh das hier ein anderer Stil herrscht, bitte bleibt weiter so besonnen Tim und Maik und Co.

    1. Die Wortwahl ist eventuell nicht die richtige, also dann „besonnen“:

      Auffällig zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist, dass außer Saliakas kein Neuzugang als Stammspieler bezeichnet werden kann. Verbunden mit der Tatsache, dass wir auf einen „Durchbruch“ der länger anwesenden Spieler warten, und zwar vor allem in der Offensive (namentlich Amenyido, Matanovic, Daschner), ist es so, dass uns viele Spieler zum jetzigen Zeitpunkt(!) nicht sehr helfen. Ich würde nicht mit der Keule der mangelnden Zweitligatauglichkeit kommen, aber als Tabellensechzehnter nach dem 15. Spieltag sollte man sowas durchaus ins Auge fassen.

      Ich habe schon im ersten Spieltagsfaden darauf verwiesen, und das scheint mir gerade ein riesiges Problem zu sein, dass die Spieler vorne kontinuierlich keine Bälle festmachen und zu schnell wieder verlieren. Das hat Tim nun auch zahlenmäßig unterlegt. Und das hat gleich zweifache Auswirkung. Die Unmittelbare, dass wir wenig Torgefahr ausstrahlen und die mittelbare, dass wir dem Gegner vermehrt und zu schnell Umschaltmöglichkeiten bieten, was im Zusammenhang mit unseren Defensivschwächen dann leider oft zu Gegentoren führt. Oder auch etwas plakativ: Spielst du momentan gegen St. Pauli, dann überlässt du den Ball. Sie sind vorne ohne Durchschlagskraft und hinten machen sie die 1-2 entscheidenen Fehler. So etwa stelle ich mir vereinfacht die Ansprache vor dem Spiel vor.

      Schlussendlich ist die Situation kurz vor der Winterpause nicht sehr rosig, und mir gefällt ehrlich gesagt der Duktus bei den Protagonisten nicht besonders. Während in Nürnberg gerade schonungslos erklärt wird, dass man zurecht auf Platz 17 stehe und der Abstiegskampf ausgerufen wurde, scheinen hier die Aussagen sehr soft. Man sehe zwar die Tabelle und die eigenen Fehler, aber man sei in den allermeisten Spielen mindestens gleichwertig gewesen, man belohne sich nicht, die Spieler ziehen super mit und wollen sich weiterentwickeln. Und das bereitet mir schon Sorge und holt mich nicht ab. Was nichts heißen muss, denn wer bin ich schon.
      Aber nochmal in aller Deutlichkeit und jenseits der Verpflichtungsproblematik, für die mehrere Personen verantwortlich waren: Der Trainer hat schon in der Rückrunde, in der noch alle vermeintlichen Unterschiedsspieler mit dabei waren, mehrfach den Faden verloren, und steht sportlich nun ziemlich genau dort, wo er vor zwei Jahren war. Nicht sehr erbaulich. Und ob das Gefüge im Vergleich zu damals jetzt wirklich so sehr gefestigt ist, wie er selbst behauptet, das werden wir dann nun bis Ostern sehen.

      Ich hoffe, das war besonnen genug.

  4. Viele Statistiken gewonnen, aber die wichtigsten in der Offensive verloren..
    Was ich spannend finde Timo sagt “ Es war in den letzten Wochen häufiger mal bei uns Thema den Ball vielleicht das ein oder andere Mal öfter quer zu spielen oder nochmal zum Außenverteidiger.“ Mein Gefühl ist ein anderes einfach mal den Abschluss suchen und eben nicht durch noch ein Abspiel und noch einen Pass immer versuchen dem „noch “ besser postierten Spieler zu finden. Ich wünsche mir da mehr Mut und Selbstvertrauen

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