Der FC St. Pauli hat Dapo Afolayan von den Bolton Wanderers verpflichtet. Mit ihm im Kader gewinnt das Team sehr viel Flexibilität in der Offensive, wie Fabian Hürzeler und das Global Soccer Network einschätzen.
(Titelbild: Oliver Ruhnke/imago images/via OneFootball)
Bereits am Donnerstag wurde der Transfer von Oladapo „Dapo“ Afolayan veröffentlicht (von englischen Kommentatoren wird der Nachname übrigens „Apholaijän“ ausgesprochen) und entsprechend haben wir auch schon ein ausführliches Spielerprofil von ihm veröffentlicht. Wir möchten nun aber gerne noch etwas tiefer gehen, herausarbeiten was dieser Transfer für die FCSP-Offensive bedeuten könnte und haben dazu Einschätzungen von Fabian Hürzeler und dem Global Soccer Network zusammengetragen.
Warum dauerte das so lange?
Die ersten Gerüchte über einen Wechsel von Dapo Afolayan, der übrigens nach Matt Penney erst der zweite Engländer im Trikot des FC St. Pauli ist, gab es bereits vor weit mehr als einer Woche. Einige Medien vermeldeten, dass der Transfer gar schon fix sei. Warum aber hat es dann noch so lange gedauert, bis die endgültige Entscheidung gefallen ist? Fabian Hürzeler erklärte dies auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Midtjylland wie folgt: „Dapo ist jemand, der sich viele Gedanken macht. Er beschäftigt sich sehr intensiv mit Fußball und überlegt sich genau, welchen nächsten Schritt er geht.“ Entsprechend habe die Entscheidung für den FC St. Pauli etwas gedauert.
Das passt irgendwie sehr gut in die Biografie von Dapo Afolayan. Denn immerhin entschied er sich mit 14 Jahren gegen ein Engagement beim FC Chelsea und konzentrierte sich stattdessen auf die Schule. Afolayan scheint alles sehr genau zu hinterfragen und zu planen. Auch seine Worte im Rahmen der Verpflichtung passen dazu: „Ich denke, die Spielweise der Mannschaft kommt mir entgegen. Zudem hat mich in den Gesprächen mit den Verantwortlichen überzeugt, dass der Verein großen Wert auf die Weiterentwicklung seiner Spieler legt.“ Auf Twitter hat sich Afolayan in der Zwischenzeit auch gemeldet:
Das sich Dapo Afolayan in seinem nächsten Karriereschritt für den FC St. Pauli entschieden hat, scheint auch eine Wertschätzung für die Arbeit des FCSP der letzten Jahre gewesen zu sein. Denn in den Medien war von einigen weiteren Clubs die Rede, die bereit waren, die von den Bolton Wanderers geforderte Ablösesumme zu bezahlen, die laut Abendblatt (€) bei 550.000€ gelegen haben soll. Die Entscheidungfiel aber zu Gunsten des FCSP aus, was bedeuten dürfte, dass Afolayan überzeugt ist sich am Millerntor bestmöglich weiterentwickeln zu können.
Einsatz gegen Midtjylland?
Ob Afolayan direkt im Testspiel am Samstag gegen den FC Midtjylland zum Einsatz kommt, wird nach den ersten Trainingseinheiten entschieden. Ein Vorteil laut Hürzeler: „Er ist voll drin“, hatte mit den Bolton Wanderers keine Winterpause und sollte entsprechend keine Vorbereitung zum Fitness-Aufbau benötigen. Zweiter Vorteil: Afolayan hat zuletzt eine Sperre abgesessen (er wurde für einen Ellbogencheck nachträglich gesperrt, wobei er die Absicht bestreitet) und kam zuletzt Anfang Januar zum Einsatz. Beim ausführlichen Medizin-Check habe er „einen sehr, sehr guten Eindruck gemacht„, erklärt Hürzeler. In jedem Fall hat er bei seinem neuen Trainer einen bleibenden Eindruck hinterlassen:
„Ich hab ihn als sehr zielstrebig und ehrgeizig kennengelernt und freue mich mit ihm zu arbeiten, weil er sich auch wirklich intensiv mit Fußball beschäftigt. Wir können uns alle auf ihn freuen.“
Fabian Hürzeler über seinen ersten Eindruck von Dapo Afolayan
Wenn ihr mal auf Twitter den Namen Dapo Afolayan in die Suchleiste eingebt oder die Antworten unter der Verabschiedung von Bolton anschaut, werdet ihr schnell merken, dass er bei den Fans der Wanderers äußerst beliebt gewesen ist. Viele bedauern es sehr, dass er nun woanders spielt. Afolayan hat in den knapp zwei Jahren dort einen sehr großen Eindruck hinterlassen und wird von fast niemandem mit kritischen oder bösen Worten verabschiedet. Das spricht für ihn. Er selbst hat sich durchaus emotional von den Wanderers verabschiedet.
Das sagt das Global Soccer Network
„St. Pauli könnte hier einen echten Volltreffer gelandet haben, spannender Spieler“ schreibt mir Dustin Böttger, der CEO vom Global Soccer Network in der Nachricht, in der das GSN-Spielerprofil von Afolayan angehängt ist. Mit einem aktuellen GSN-Index von 62.3 besitzt er bereits Bundesliga-Niveau. Der prognostizierte Index von 66.7 liegt sogar noch ein gutes Stück höher. Das ist in der Tat vielversprechend.
Das Global Soccer Network hebt vor allem die technische Finesse und das offensive 1-gegen-1 als Stärken von Dapo Afolayan hervor. In den direkten Duellen überzeugt er nicht nur mit Technik sondern auch mit Tempo. Des Weiteren zählen auch seine Kreativität, die Raumfindung und Übersicht zu seinen Stärken, was man auch als Entscheidungsfindung zusammenfassen kann. Seine beste Position ist als inverser Außenstürmer. Nachholbedarf hat Afolayan in defensiven Duellen, seinem Kopfballspiel und in Sachen Aggressivität, wobei ihm durchaus Qualitäten im Pressing zugerechnet werden.
Update: Was sagt der Experte?
Der Brexit verzögert auch die Brieftauben, wir freuen uns dafür umso mehr, Euch die Antworten von Liam Hatton vom Trotters-Blog mitteilen zu können:
Dapo Afolayan is moving to FC St. Pauli in the 2.Bundesliga – Does this suits for you?
It’s hard to say, but it can never hurt a player to move abroad and experience a different style of play and atmosphere. It tells you about him as an individual that he’s willing to move outside of his comfort zone to improve his craft, but I have no doubt he will make an impact in some way.
What are the strenghts of Afolayan on the pitch?
He is best when deployed as a winger, a tricky player who loves to carry the ball and can fire off a shot from distance. He has the ability to score goals but isn’t an out and out striker. He likes to drop deep and look for the ball and can also play centrally. (Anmerkung: „out and out striker“ bezeichnet Stürmertypen, die keinerlei Defensivarbeit verrichten. Dies trifft hier also auf Afolayan nicht zu.)
And in what aspects is room for improvement?
I would say maybe out of possession and working on his defensive duties. He loves to have the ball, but working without it is equally as important. He also gets frustrated when fouled, as a lot of attention from the opposition is to try and get in his head which results in him arguing and looking for fouls a lot of the time. Some warranted, others not so much.
Afolayan has played an impressive first year at at Bolton. This season it seems like he is a bit behind. What happened?
I think mainly due to the system we have in place. Bolton play with a 3-5-2 formation and Dapo isn’t really suited to this. As I said, he’s best out wide in a frontline and at times he was played as a striker, central midfielder or even at left wing back. He’s still played well this year, but has been in and out of the team and recently picked up a three match ban.
Looking to SocialMedia, Afolayan seems to be very popular at Bolton. Am I wrong?
You’re absolutely right! We love Dapo and are gutted he’s gone. Nothing but good things to say about his time at Bolton.
Is there something we need to know about him beside the pitch?
Not really. He’s a lovely guy, as I mentioned before, he just gets a bit frustrated when he’s fouled a lot of the time.
Thanks, Liam!
Mehr von Liam könnt Ihr beim Trotters Blog lesen, der auch auf Twitter zu finden ist.
Neuer Impuls in der FCSP-Offensive
In den bisher drei Testspielen konnte der FC St. Pauli mit neuer taktischer und personeller Ausrichtung überzeugen. Doch nach dem 1:0-Testspielerfolg gegen Borussia Mönchengladbach schüttete Fabian Hürzeler auch etwas Wasser in den Wein. Er sagte, dass er mit den Abläufen in der Offensive noch nicht ganz so zufrieden gewesen ist, dass zu oft der letzte Pass nicht ankam. Entsprechend habe man in dieser Trainingswoche einen speziellen Fokus auf das Spiel im letzten Drittel gelegt, erklärte er.
Großer Wert auf Kleinigkeiten
Der Cheftrainer des FC St. Pauli erzählte auf der Pressekonferenz vor dem Test gegen den FC Midtjylland sehr ausführlich, was er sich für Verbesserungen im Offensivspiel erhofft. Grundsätzlich möchte er mehr Einfachheit haben: „Es ist nicht immer die Lösung am besten, die am schönsten aussieht, sondern die, die am effektivsten ist.“ Als Beispiel nennt er das Tor gegen Gladbach. Dort sei „schnörkellos“ Fußball gespielt worden, dadurch wurde aber verhindert, dass „der Gegner in den Zweikampf kommen kann“.
Wenn Fabian Hürzeler ins Reden kommt, dann wird bewusst, wie detailreich im Training gearbeitet wird. Für das Offensivspiel zählt er viele Kleinigkeiten auf, die für den Erfolg wichtig sind: „Es kommt auf die Pass-Momente an: Wann passen wir? Wann dribbeln wir auf den Gegner? In welchen Fuß passen wir? Spielen wir den Spieler an, der durch die Schnittstelle läuft oder den, der dadurch frei geworden ist? Das sind Sachen da geht es um Entscheidungsfindung, um das Timing im Passspiel.“ Diese Verfeinerungen im Offensivspiel werden nicht „von heute auf morgen“ passieren, vielmehr sei es ein Prozess der stattfindet.
A perfect fit?
Dapo Afolayan soll daran mitwirken, dass diese Abläufe im Offensivspiel besser funktionieren. Er erfüllt dabei aus Sicht von Andreas Bornemann viele der geforderten Kriterien: „Oladapo passt sehr gut in unser Anforderungsprofil und fügt unserem Offensivspiel mit seiner Vielseitigkeit weitere Facetten hinzu.“
Fabian Hürzeler ging auf der Pressekonferenz noch mehr ins Detail: „Dapo ist ein Spieler, der sehr passsicher ist, eine gute Entscheidungsfindung im letzten Drittel hat und uns eine gewisse Ballsicherheit bringt.“ Besonders die Passsicherheit hebt Hürzeler auf der Pressekonferenz mehrfach hervor. Hiervon scheint er sehr überzeugt zu sein. Außerdem betont er die Dribbelstärke („kann ihn für uns sehr wichtig machen“) und Physis von Afolayan („Er kann sich behaupten im direkten Duell, arbeitet sehr gut mit dem Körper“), was besonders in der 2. Bundesliga sehr wichtig sei.
Beste Position: Vorne links
Wo und wie wird Dapo Afolayan für den FC St. Pauli spielen? In der aktuellen Formation scheint ihm eine Rolle links abgesetzt neben einer zentralen Spitze wie auf den Leib geschneidert. „Er kann im Zwischenraum agieren, aber auch aus der Breite kommen“ erklärt Hürzeler. Sicher ist, dass Afolayan auch seinen neuen Cheftrainer fordern wird, denn „er ist ein sehr ehrgeiziger Typ, der alles genau wissen will, Dinge hinterfragt, der sich seine Spiele anguckt und aktiv auf die Trainer zugeht und nachfragt, was er besser machen kann.“
Ganz ehrlich: Ich muss mich ziemlich zusammenreißen, um nicht völlig aus dem Häuschen zu sein. Mit Tempo, Dribbelstärke, Torgefahr und Kreativität könnte Dapo Afolayan gleich mehrere im Kader des FC St. Pauli dringend benötigte Fähigkeiten einbringen und damit der Offensive einen richtigen Schub geben. Ich bin wirklich sehr gespannt auf seine ersten Auftritte in Braun-Weiß!
// Tim
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Tim du alte Transferflüsterer/influencer..
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Tim, ich hoffe ja, dass du mit deinem Überschwang recht behältst und sich Dapo nicht einreiht bei den Cenk Sahins, Contehs, Lankfords, Dittgens und wenn wir da noch so alles hatten aus der Kategorie „Rasend schnell, technisch versiert, aber irgendwie zündet es doch nicht“.
Was ich mich jedoch frage: Wenn der so geil ist und schon jetzt Bundesliga-Niveau hat, warum spielt der dann dritte englische Liga? Warum standen nicht andere Vereine, die die Daten ja ebenfalls lesen können, nicht Schlange? Der ist ja nun keine 17 mehr und die halbe Million, die er angeblich gekostet hat, hätten auch andere Vereine stemmen können.
Das ist eine gute Frage. Grundsätzlich bin ich persönlich davon überzeugt, dass viele Spieler Bundesliga-Niveau besitzen, es aber aufgrund von unglücklichen Umständen nicht schaffen. Ich würde sogar so weit gehen, dass viele den Sprung nur aufgrund glücklicher Umstände schaffen. Damit meine ich nicht jene Top-Spieler, die internationale Klasse besitzen, ich denke da eher an Spieler wie Kofi. Klar, der war vorher schon gut, aber ist erst beim FCSP richtig, richtig gut geworden. Aber wäre er das auch, wenn er nicht beim FCSP gelandet wäre? Da muss schon vieles gut zusammenlaufen, damit das passt. Entsprechend glaube ich, dass sich in unteren Ligen sehr viele Spieler tummeln, die die Qualität haben, es aber aufgrund der Umstände einfach nicht geschafft haben.
Dapo Afolayan hat in der letzten Saison einen riesengroßen Schritt bei den Wanderers gemacht. Im Sommer wurde er da bereits bei höherklassigen Vereinen gehandelt, blieb aber. Nun lief es aber nicht so glücklich für ihn im ersten Halbjahr der jetzigen Saison. Der Trainer lässt ein System spielen in das er nicht richtig hineinpasst, er muss plötzlich zweite Spitze spielen. Entsprechend ebbte das Interesse an ihm anscheinend recht fix wieder ab. Man sollte meinen, dass Clubs da wesentlich professioneller sind, aber häufig schauen die ja auch nur auf die aktuellen Leistungen und nicht das, was in den vorherigen Jahren passiert ist.
Entsprechend: Ja, es ist verwunderlich, dass Afolayan bisher so weit unter dem Radar unterwegs war. Er ist kein „shouting talent“, wie man dazu so schön sagt. Inverse Angreifer wie Afolayan sind aktuell sowieso nicht mehr ganz so en vogue wie noch zu Zeiten von Ribery und Robben. Aber: Der FCSP spielt eine recht moderne Formation und da wird genau dieser Spielertyp wieder wichtig (siehe Frank Ronstadt bei Darmstadt). Ja, kann sein, dass ich mich massiv irre und das alles ein großer Flop wird. Aktuell bin ich aber doch schon ziemlich überezugt davon, dass es eher ein perfect fit ist.
Hm, ich bin spät dran und es ist nur eine Nebensächlichkeit,
aber ist es nicht so, dass James auch in England geboren ist und nur wegen seiner walisischen Großmutter
für Wales spielen konnte?
Jetzt komm mir doch nicht mit Fakten, Angela!!!11!1!!!!
Ja, danke für den Hinweis 😉