Tschüss, Jackson!

Tschüss, Jackson!

Die Zeit von Christopher „Jackson“ Avevor als Profi beim FC St. Pauli geht zu Ende. Wir schauen auf seinen Weg bei uns und wünschen unserem Kapitän alles Gute!
Titelbild: Stefan Groenveld

Mit Igor Matanović und Jannes Wieckhoff gab es zwar Spieler, die schon länger im Verein waren, aber Christopher Avevor war seit 2016 Teil des Profikaders des FC St. Pauli und somit der dienstälteste Profi. Beim Heimspiel am Sonntag wurde er offiziell verabschiedet.

Nordisch by Nature

1992 in Kiel geboren, spielte er in der Jugend zunächst für Eckernförde IF und den Eckernförder SV, ehe Christopher Avevor im Alter von 14 Jahren 2006 ins NLZ von Holstein Kiel wechselte. Zwei Jahre später ging es zur U17 von Hannover 96 und 2012 verlieh man ihn von dort an den FC St. Pauli.
Die Saison begann unter André Schubert und endete unter Michael Frontzeck, Avevor kam auf 27 Einsätze in der Startelf (plus Pokal) und überzeugte als 20-Jähriger voll und ganz, sowohl als rechter Verteidiger als auch in der Innenverteidigung.

Dementsprechend ging es sicher mit der Hoffnung zurück nach Hannover, dort jetzt auch auf Erstligaeinsätze zu kommen – doch abgesehen von einem einzigen Einsatz zum Saisonende erfüllte sich diese nicht. Avevor kam lediglich auf zwölf Einsätze für die U23 in der Regionalliga Nord. Es folgte der Wechsel zurück in Liga zwei: Bei Fortuna Düsseldorf konnte er die zuvor bei uns gezeigten Leistungen bestätigen – bis ihn im Winter eine Knieprellung fast für ein komplettes Jahr außer Gefecht setzte. Nach sechs Einsätzen in der Rückrunde der Folgesaison beendete er den Ausflug an den Rhein nach zwei Jahren und wechselte zurück in den Norden: Im Sommer 2016 war er wieder beim FC St. Pauli.

Holprige Rückkehr und dann der Durchbruch

Die Hinrunde 2016/17 verlief für Avevor so la la: Hinter Lasse Sobiech und Philipp Ziereis reichte es nur für ein paar Einsätze. In der Rückrunde war er nicht mal mehr im Kader und sammelte seine vereinzelte Spielpraxis in der U23.

Doch 2017/18 wurde seine Saison. Marc Hornschuh, Lasse Sobiech, Philipp Ziereis… sie alle kamen auf ihre Einsätze (zumindest bis zu Hornschuhs Bandscheibenvorfall), aber Christopher Avevor war die Konstante in der Innenverteidigung. 33 Ligaspiele, 32 von Beginn an ab Spieltag 3.

Das emotionale Highlight dürfte eine Partie im Schneeregen gewesen sein, im Februar 2018 gegen Holstein Kiel. Durch ein Traumtor von Richard Neudecker vor der Süd hatte der FCSP eine Viertelstunde vor Schluss zum 2:2 ausgeglichen. In der 89. Minute brachte Neudecker dann einen Eckball von der Ecke Gegengerade / Süd auf den kurzen Pfosten, wo sich Avevor gegen Mühling durchsetzte und den Ball aus kurzer Entfernung durch die Beine des Gästekeepers schädelte.
3:2, Torjubel, Ekstase, Millerntor Magic!

(c) Stefan Groenveld
Luftzweikampf // (c) Stefan Groenveld

Viele Tore erzielte Christopher Avevor übrigens nicht – aber wenn, dann ging es 3:2 aus: Nach einem 0:2-Rückstand gegen Dynamo Dresden traf er (nach Ecke von Florian Kringe) schon bei seinem ersten Aufenthalt bei uns im Oktober 2012 ebenfalls per Kopf, damals zum Ausgleich. Daniel Ginczek sorgte später für den Siegtreffer.
Und auch sein letztes Tor war Teil eines 3:2, allerdings war es da „nur“ noch der Anschluss zum 3:2-Endstand nach Verlängerung, beim Pokalaus bei Wehen Wiesbaden im August 2018.

In der Saison 2018/19 verpasste er bis April nur drei Spiele, bis ihn dann aber eine Adduktorenverletzung für den Rest der Saison zum Zuschauen zwang.

Verletzungspech

Seinem Status im Team entsprechend, wurde er zur Saison 2019/20 zum Kapitän, er hatte seinen Vertrag soeben bis 2023 verlängert. Trainer Markus Kauczinski sagte damals: „Jackson geht auf dem Platz voran und ist ein Spieler, an dem sich die anderen orientieren können.“

Am zweiten Spieltag, im Heimspiel gegen Greuther Fürth, kam es nach einer guten Viertelstunde zu einer Klärungsaktion von ihm, nach der er verletzt liegen blieb und in der Folge auch noch ein Gegentor fiel. Ärgerlich, das Spiel ging ohne ihn daraufhin verloren – doch viel schlimmer war natürlich die Verletzung. Ein Wadenbeinbruch mit Syndesmosebandriss, von dem sich seine Profilaufbahn zumindest bis heute nicht mehr vollständig erholen sollte.

Nach einer Operation reichte es zum Saisonende noch für zwei Kurzeinsätze, zur neuen Saison stand er aber wieder in der Startelf, erneut als Kapitän. Doch der Einsatz beim SC Paderborn im November 2020 war dann sein letzter für den FCSP. Eine erneute Operation am Sprunggelenk war notwendig, ein paar Monate später folgte noch eine weitere.

Zweieinhalb Jahre ist das nun her, ein weiteres Spiel kam nicht mehr hinzu. Avevor kämpfte sich zwar nochmal an das Teamtraining heran, wechselte aber schlussendlich für die letzten Wochen dann zum Training der U23.

Lieber Jackson, wen man auch fragt, man wird kein schlechtes Wort über Dich hören. Immer ein Vorbild, sowohl auf als auch neben dem Platz. Immer im Sinne des Teams, wenn nötig auch mal kritisch. Schließen wir also mit den Worten von Fabian Hürzeler:

„Ich durfte feststellen, dass Christopher Avevor eine unfassbare Persönlichkeit ist. Ich habe ihn als sehr offenen, meinungsstarken und hilfsbereiten Menschen kennengelernt.“

Fabian Hürzeler auf der Pressekonferenz vor dem letzten Spiel gegen den Karlsruher SC

Schade, dass Deine Zeit bei uns so zu Ende geht, wir hätten Dich gerne zumindest im Trikot auf dem Platz verabschiedet.
Mach es gut, Jackson!
// Maik

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One thought on “Tschüss, Jackson!

  1. Man sollte immer sehr vorsichtig eine Stellungnahme zu verabschiedeten Spieler formulieren. Vor allem, wenn es um verdiente Personen geht. Bei Jackson ist es so eine Sache …., Habe ihn Anfangs eher als Störfaktor, unbeständig und fehlerhaft gesehen, dann hat er sich aus meiner Sicht stabilisiert und war eine zeitlang eine Säule der Innenverteidung, obwohl er nie an die Form eines Lasse Sobiechs herankam. Vor seiner schweren Verletzung offenbarte er aber sein Hauptmanko, fehlende Schnelligkeit, zu rustikale und naive Zweikampfführung, daher bin ich nicht komplett traurig, das er nun gehen muss.
    Bei allem Respekt, ich bin Paulianer und möchte nur das Beste für unseren Verein, und es blutet mir jedes Jahr das Herz, wenn Leistungsträger den Verein verlassen, auch ein bisschen bei Jackson

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