Viel Erfolg, Luca!

Viel Erfolg, Luca!

Nach sechs Jahren endet die Zeit von Luca Zander beim FC St. Pauli. Wir verabschieden einen Spieler, der nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz eine besondere Rolle beim FCSP einnahm.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Es gab in den letzten zehn Jahren nur rund eine Handvoll Spieler im Trikot des FC St. Pauli, bei denen ich mir sicher war, dass sie früher oder später in der Bundesliga spielen werden. Marcel Halstenberg wurde sehr schnell unübersehbar enorm stark. Daniel-Kofi Kyereh brauchte etwas Anlauf, machte dann aber den Unterschied aus. Mats Møller Dæhli hatte auch eine „prime“ in der er locker in der Bundesliga hätte bestehen können. Leo Østigård und Viktor Gyökeres war auch anzusehen, dass sie in den Ligen eher höher als tiefer wechseln werden. Schön ist, dass sich im aktuellen Kader gleich mehrere Spieler befinden, denen ich so eine Entwicklung zutraue.

Ein großes Talent

Ihr könnt Euch sicher vorstellen, warum ich diese einleitenden Worte in einem Verabschiedungs-Artikel von einem Spieler schreibe. Ja, Luca Zander ist so ein Spieler. Seine Dynamik, das Tempo, wie er sich taktisch verhält, die Einstellung zum Spiel, der Einsatz – bei ihm war ich mir sicher, dass er irgendwann einmal in der Bundesliga spielen würde. Aber leider habe ich „war“ anstelle von „bin“ im letzten Satz verwendet.

Aber Moment! An dem vorigen Absatz stimmt was nicht. Denn Luca Zander hat sehr wohl schon in der Bundesliga gespielt. Auf zwei Einsätze brachte er es für Werder Bremen in der Saison 15/16. Zu der Zeit spielte er nebenbei auch für die deutsche U20-Nationalmannschaft. Danach folgte aber ein Jahr, in dem er ausschließlich in der U23 des SVW zum Einsatz kam. Und so war die zweijährige Leihe zum FC St. Pauli ab Sommer 2017 der logische und berühmte „nächste Schritt“.

Stammspieler – bei vollständiger Fitness

Wenn Zander fit war, dann stand er zu Beginn seiner Zeit beim FCSP auch zumeist in der Startelf. Doch die Anzahl von 18 bzw. 12 Einsätzen in seinen beiden Leihjahren zeigen, dass diese notwendige Fitness nicht immer gegeben war. Muskelfaserriss, Schulterbruch, Adduktorenbeschwerden, etc. – die Liste der körperlichen Probleme von Zander ist leider lang. Ich weiß nicht wie oft in den letzten sechs Jahren „Luca Zander trainierte individuell“ auf den Vereinskanälen vermeldet wurde.

IMAGO / Oliver Ruhnke Deutschland, Hamburg , Millerntorstadion, Fussball, 1. , 2. Bundesliga, Saison 2017 / 2018 , Testspiel, FC St.Pauli - SV Werder Bremen, Luca Milan Zander(Pauli) ,Ulisses Garcia (Bremen)
Schaut mal, der kleine Luca!
(IMAGO / Oliver Ruhnke / via OneFootball)

Ab 2019 fest beim FCSP

Trotz der Verletzungsprobleme von Zander wurde 2019 aus einem Leih- ein fester Vertrag beim FC St. Pauli. Er überzeugte mit Leistung, wenn er fit war und das Potenzial, naja, hatte ich ja schon zu Beginn des Artikels geschrieben, wo ich das verortet habe. Die Konkurrenz auf seiner Position wurde von nun an aber größer: Mit Sebastian Ohlsson stand ab Spätsommer 2019 ein ebenfalls hochklassiger Rechtsverteidiger im Kader. Wenn Zander aber richtig fit war, konnte er sich sportlich weiterhin durchsetzen.

Noch mehr Spielzeit gab es für Luca Zander dann unter der Leitung von Timo Schultz: In der Saison 20/21 und 21/22 stand er 22 bzw. 25 Mal für den FCSP in der zweiten Liga auf dem Platz. Und Platz hatte er dabei etwas mehr als vorher. Der auf Tempo und Dynamik ausgelegten Spielweise von Zander kam es entgegen, dass nun auf der Gegenseite mit Leart Paqarada ein sehr ballfordernder Spieler zuhause war. Das Jahr 2021 war rückblickend sicher der Höhepunkt von Zander beim FCSP.

Zur Saison 22/23 änderte sich die Lage dann aber noch einmal: Mit Manolis Saliakas kam ein Rechtsverteidiger zum FC St. Pauli, der sich in kürzester Zeit einen Stammplatz erspielte und im Saisonverlauf immer stärker wurde. Für Luca Zander eine sehr ungewohnte Situation. Zum ersten Mal in all den Jahren beim FCSP war er trotz Verletzungsfreiheit kein Stammspieler. Zander musste sich mit der Rolle als Edel-Reservist anfreunden.

Wenig Spielzeit, aber wichtige Rolle im Team

Und das Wort „Edel-Reservist“ dürfte nur selten besser passen als bei Luca Zander. „Ich glaube, dass ich zu Luca eine der engsten Verbindungen habe“ – so startete Fabian Hürzeler seine Worte vor dem letzten Saisonspiel über Luca Zander. Es sei „nicht einfach gewesen für ihn“, weil er so wenig gespielt habe, doch „trotzdem war er immer präsent für die Mannschaft, immer präsent für die Spieler, die auch nicht gespielt haben. Luca hat ein unheimlich gutes Gespür für Situationen außerhalb des Fußballs, hat eine hohe Empathie für die Mitspieler.“ Dadurch habe er eine wichtige Rolle in der Kabine eingenommen und sei so „eine enorm wichtige Stütze für uns als Trainerteam und das rechne ich ihm extrem hoch an“.

Hamburg, Deutschland, 28.05.2023, Fussball, 2. Bundesliga - Luca Zander wird nach seinem letzten Spiel im Trikot des FC St. Pauli von seinen Mitspielern gefeiert - Copyright: Peter Boehmer
Luca Zander genießt sehr hohes Ansehen bei seinen Mitspielern.
(c) Peter Boehmer

Keine Frage, als Sportchef anderer Fußballclubs auf der Suche nach fähigen Rechtverteidigern wäre ich vermutlich ein wenig abgeschreckt von der Verletzungshistorie. Aber allein aufgrund der Worte, die Fabian Hürzeler Zander zum Abschied mit auf den Weg gegeben hat, würde ich mich mit dieser Personalie befassen, auch deshalb, da Zander zweifelsohne fußballerische Qualitäten besitzt.

Wie sehr auch Luca Zander selbst der FC St. Pauli ans Herz gewachsen ist, haben dann spätestens seine Abschiedsworte nach Spielende gegen den KSC gezeigt. Es war sicher nicht nur für ihn, sondern auch für die meisten im Stadion ein unerwartet schwerer Moment.
Lieber Luca, wir vom MillernTon wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute. Wir wünschen Dir, dass der Körper mitmacht und Du Deine sportlichen und persönlichen Ziele erreichen kannst. Wir werden Deine weitere Karriere genau verfolgen und ich persönlich hoffe für Dich, dass ich dann doch irgendwann noch einmal sagen kann „Luca Zander spielt in der Bundesliga – ich hab’s schon immer gewusst!“
You’ll never walk alone!
// Tim

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