Historisches im DFB-Pokal – 1. Frauen des FCSP schlagen Magdeburg

Historisches im DFB-Pokal – 1. Frauen des FCSP schlagen Magdeburg

Die 1. Frauen des FC St. Pauli gewinnen in der ersten Runde des DFB-Pokals in einer dramatischen Partie gegen den Magdeburger FFC. Nun könnte ein großes Los folgen.
(Titelbild: Beautiful Sports/Mohwinkel/imago images/via OneFootball)

Samstag war für die 1. Herren des FCSP halbwegs entspanntes Weiterkommen im DFB-Pokal angesagt. Sonntag hingegen war der Herzschlag fast aller rund 1.910 Zuschauenden im Stadion klar und deutlich zu hören (es waren 1.840, ich habe die Zahl mal aufgerundet). Die 1. Frauen des FC St. Pauli setze sich nach Elfmeterschießen gegen den Magdeburger FFC durch. Bereits der Weg dorthin war schweißtreibend, nicht (nur) aufgrund des Wetters. Der Reihe nach:

Rückstand gedreht

Die Partie startete mit einer Art Abtastphase in den ersten Minuten. Es sollte die einzige Phase der 120 Spielminuten sein, in denen es nicht hoch herging. Nach rund einer halben Stunde ging Magdeburg in Führung durch Neele Abraham, die alle drei Gäste-Treffer in der regulären Spielzeit erzielte. Doch der 0:1-Rückstand wurde noch vor der Pause durch Tore von Julia Hechtenberg und Annie Kingman in eine 2:1-Führung gedreht. Gerade kurz vor der Pause war der FCSP klar das bessere Team und die Führung ging zu diesem Zeitpunkt in Ordnung.

3:3 – Verlängerung

Doch mit Wiederanpfiff wurde es etwas schwieriger, die Partie war wieder offener. So musste erst der Ausgleich hingenommen werden, ehe Magdeburg in der 84. Minute gar mit 3:2 in Führung ging. Just in dem Moment, als mein Handy mir signalisierte, dass nun die Nachspielzeit anbrechen würde, traf die eingewechselte Paula Luise Bodenstedt zum viel umjubelten 3:3.

Es ging also in die Verlängerung – und die startete denkbar schlecht aus FCSP-Sicht: Denn Magdeburg ging erneut in Führung, wodurch der ziemlich kleine, aber recht laute Mob der Gäste auf der Haupttribüne Aufwind bekam. Die Uhr tickte unaufhörlich, mein Sohn (2 Jahre) nölte, dass er seinen Sonntagnachmittag schon lange auf einem Spielplatz verbringen wollte, da sorgte Tabea Schütt in der 118. Minute für eine weitere Explosion der AJK, als sie das 4:4 erzielte. Was für ein fantastisches Pokalspiel!

4:4 – Elfmeterschießen

Die Entscheidung gab es also im Elfmeterschießen – warum auch immer auf die Seite, auf der außer der Rabauken-Hüpfburg (vom Sohn getestet und für gut befunden) nichts war. FCSP-Torhüterin Friederike Ihle hielt Magdeburg verschoss direkt den ersten Elfmeter und Magdeburg vergab kurz danach auch den eigenen dritten. Bereits der vierte Elfmeter des FCSP hätte die Entscheidung bringen können, aber die gut aufgelegte Torhüterin der Gäste parierte. Doch die Magdeburgerinnen setzten den fünften Elfmeter neben das Tor, an der AJK brachen alle Dämme. Die 1. Frauen des FC St. Pauli hat es tatsächlich geschafft und steht nach einer großartigen Leistung in der 2. Runde des DFB-Pokals.

Bereits am Dienstag wird klar sein, wer nun in der 2. Runde auf das Team wartet. Die Auslosung findet live bei Sky statt (im Anschluss an die Partie Gladbach vs. Kiel). Und nun können auch echte Schwergewichte dabei sein. Denn in der ersten Runde hatten alle Teams aus der Bundesliga, sowie die vier besten Teams der zweiten Liga aus der Vorsaison ein Freilos. Die Hoffnung auf einen attraktiven Gegner dürfte groß sein bei den 1. Frauen des FCSP.

IMAGO / Beautiful Sports DFB Pokal der Frauen, FC St. Pauli vs. Magdeburger FFC, 13.08.2023 DFB Pokal der Frauen, 1 Runde, FC St. Pauli vs. Magdeburger FFC, 13.08.2023, Jubel nach Sieg, Joline Floeter ( 28 FC St. Pauli), Jacqueline Isensee ( 8 FC St. Pauli), Friederike Ihle ( 32 FC St. Pauli), Verena Marie Mannes ( 17 FC St. Pauli) *** DFB Pokal of the women, FC St Pauli vs Magdeburger FFC, 13 08 2023 DFB Pokal of the women, 1 round, FC St Pauli vs Magdeburger FFC, 13 08 2023, cheering after victory, Joline Floeter 28 FC St Pauli , Jacqueline Isensee 8 FC St Pauli , Friederike Ihle 32 FC St Pauli , Verena Marie Mannes 17 FC St Pauli Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Mohwinkelx
Freud und Leid so nah: Grenzenloser Jubel beim FC St. Pauli, pure Enttäuschung bei Magdeburg
(Beautiful Sports/Mohwinkel/imago images/via OneFootball)

Attraktiver Gegner möglich

Und je nachdem welcher Gegner nun wartet (und ob es ein Heimspiel ist), dürfte auch die Frage aufkommen, ob das Team erneut an der Adolf-Jäger-Kampfbahn spielen wird. Oder ob es vielleicht sogar am Millerntor spielen kann. Die 2. Runde wird vom 09. bis 11.09.2023 ausgespielt. Die 1. Herren haben an dem Wochenende spielfrei (also zumindest jene, die nicht mit ihren Nationalteams unterwegs sind). Es folgen am 17.09. und 23.09. dann die Heimspiele gegen Kiel und Schalke. Da würde sicher der ein oder andere Traum in Erfüllung gehen, wenn es mit einem Heimspiel am Millerntor klappt.

Trikots selbst gekauft

Nun gibt es aber auch Wasser in den Wein dieses Pokalerfolgs. Denn die 1. Frauen des FC St. Pauli spielte in den schönen neuen Pokaltrikots (von dessen Anblick ich bei der Präsentation am Freitag entsetzt, im Praxistest aber überzeugt bin). Diese Trikots, so wurde es dem MillernTon bereits vor der Partie mitgeteilt, musste sich das Team aber selbst kaufen. FCSP-Trainerin Kim Koschmieder bestätigte das gegenüber dem Abendblatt (€): „Wir haben einen Freundschaftspreis bekommen. Aber wir hätten es durchaus schön gefunden, wenn der Verein unseren Spielerinnen für den historischen Einzug in den DFB-Pokal die Trikots geschenkt hätte.“

Das ist natürlich enttäuschend, wenn es nicht einmal möglich ist den 1. Frauen einen Trikotsatz für so ein bedeutendes Spiel zu schenken, sie einfach damit auszurüsten. Zumal es sich mit den Erfolgen der 1. Frauen ja z.B. auch recht gut in den Sozialen Medien schmücken lässt. So bleibt leider ein fader Beigeschmack dieses so süßen Erfolgs und die Erkenntnis, dass der Weg noch ziemlich weit ist.

(Edit: Die 1. Frauen sind (noch) Teil der Amateurabteilung – Vermutung: Entsprechend dürfte das Thema Ausrüstung auch so behandelt worden sein, wie für alle Amateurteams aller Sportarten beim FCSP. Das Stichwort Fingerspitzengefühl bleibt trotzdem.)

Im Laufe des Montags hat sich auch der Verein dazu geäußert. Auszüge davon findet ihr auch in den Kommentaren unter diesem Artikel. Eine Eindordnung gibt es inzwischen auch: „Natürlicher Reibungspunkt“

Und trotzdem soll das nicht die Freude und den Glanz des Erfolgs überzeichnen: Die 1. Frauen des FC St. Pauli haben nach dem bereits historischen Einzug in den DFB-Pokal auch gleich noch den ersten Sieg im DFB-Pokal oben drauf gesetzt. Herzlichen Glückwunsch!

// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

Print Friendly, PDF & Email

17 thoughts on “Historisches im DFB-Pokal – 1. Frauen des FCSP schlagen Magdeburg

  1. Danke für den Bericht. Das mit den Trikots ist echt der Knaller. Was bitte kostet ein Trikotsatz? Dass, womit ich (und viele viele andere Spielerinnen) sich bei (fast) jedem buckeligen Dorfverein rumärgern müssen auch beim FCSP sein muss, macht mich echt sprachlos.

  2. Das mit den Trikots ist enttäuschend. Leider wundert es mich nicht. Ich hoffe, dass es wenigstens „nur“ die Produktionskosten waren (liegen bei den großen Herstellern für Fairtrade-Ware unter fünf Euro). Die Tour nach Großbritannien lief auch schon sehr unterschiedlich. Die Profis hatten ihren gecharterten Flieger und die Frauen durften quasi mit den Öffis reisen. Medial „ausgeschlachtet“ wurde beides. Anscheinend sind wir im Verein noch nicht viel weiter als zu Zeiten der Gründung der Frauenteams. Einer von vielen Gründen weshalb ich auch dieses Jahr dem Präsidium wieder keine Entlastung erteilen werde.
    Ich wünsche den Frauen, dass es noch mindestens eine Runde weitergeht und die Saison nicht wieder so spannend wird wie die letzte.

  3. Ich wünsche mir ein Spiel gegen Stern 1900 oder Viktoria hier bei uns in Berlin und dazu eine Auswärtsfahrt der gesamten Fanszene (ja, liebe Ultras, das gilt auch für euch…). Den attraktiven Gegner vor vollem Haus am Millerntor dürft ihr da in Hamburg gerne in der nächsten Runde haben 😉

    1. gestern in Altona war USP sehr überproportional vertreten. Sehr. Wenn du dir wünscht, daß die gesamte Fanszene doch auswärts antreten möge, verstehe ich deinen expliziten Aufruf an die lieben Ultras nicht. Zumal eben gerade diese nicht als reisefaul gelten.

      1. Ja, zu einzelnen Highlightspielen mit Eventcharakter taucht USP auf und das ist super. Aber wie viele von denen sind bei regulären Auswärts- oder wenigstens Heimspielen am Start? Aber es ist ja auch müßig. Jetzt ist erstmal Derby und da ist es vielleicht besser, wenn nicht beide Ultraszenen mobilisieren…

        1. schlimm, die ganzen eventsüchtigen und nun auch noch Gewalt suchenden Ultras.
          Dein USP-Bashing solltest du ein wenig cleverer verpacken…müßig

          1. Dass sich bei Derbys beide Fanszenen von ihrer schlechtesten Seite zeigen, ist doch wohl bekannt. Klar, es sind nur die erlebnisorientierten Ränder von USP, die an den Mackerfestspielen auf der Reeperbahn teilnehmen. Andere Gruppen und Personenzusammenhänge sind da wichtiger. Aber das macht es jetzt auch nicht besser. Du kannst gerne deine Augen davor verschließen, dass die Ultrakultur schon immer eine problematische Seite hatte und auch auf St. Pauli noch heute hat. Vielleicht sogar in höherem Maße als zu Anfangszeiten, weil generell alles professionalisiert worden ist. Größere Ultrakurven sind mittelständische Unternehmen und setzen eine Menge Geld um. Die ganzen Choreos werden ja nicht durch Luft und Liebe finanziert. Ich will nicht USP bashen, aber ich will auch keine Männerultrakultur im Frauenfußball. Ich will sie ja nicht mal im Männerfußball…

            Und selbstverständlich ist Ultrà eine Eventkultur. „Alle in weiß!“ „Alle nach Meppen!“ „Alle dies das Ananas!“ Spiele werden unter Eventmottos gestellt und damit werden Leute mobilisiert. Ja, das Ideal ist, dass alle immer überall von alleine hinkommen, weil sie Verein, Viertel und Farben so sehr lieben, aber das ist doch nicht die Realität. Die meisten machen den Kram, weil es für sie ein sozialer Erlebnisraum ist. Und der will gestaltet werden. Natürlich gilt die Kritik auch für andere Fans, aber die behaupten halt auch nicht pausenlos, sie würden ihr Leben und was nicht noch alles voll und ganz dem Verein unterordnen. Ultras tun das. Aber wenn die Blindenfußballer*innen um die Deutsche Meisterschaft oder die Rugby-Herren um den Klassenerhalt spielen, dann ist ihnen das egal. Sie sind Fans der Ersten Herren und eigentlich nicht einmal das. Sie sind Fans davon, zusammen mit anderen zu Spielen der Ersten Herren zu gehen und da zu hüpfen, singen, klatschen, Fahnen schwingen. Das ist auch alles okay so. Mir ist das egal. Ich wohne nicht in Hamburg und gehe ich nicht zu den Spielen, weil ich das schon ein paar hundert Mal gemacht habe und das auf Dauer ehrlich gesagt auch nicht spannender wird.

            Ich fände es nur zum einen ehrlicher, wenn nicht immer vom Verein gesungen werden würde, wenn ein Großteil des Vereins überhaupt nicht gemeint ist. Und zum anderen (und noch viel lieber) würde ich es gerne sehen, dass der FCSP halt wirklich als Ganzes unterstützt wird. Ich schwärme allen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, davon vor, wie geil es ist, dass der FC inzwischen so viele Sparten hat, wie viele Leute im Verein Sport treiben und was einige davon für krasse Erfolge erzielen. In meinen Augen ist das DIE Stärke des Vereins, noch vor den gesellschaftspolitischen Positionen, die so inzwischen ja zum Glück auch viele andere vertreten. DAS ist meine Kritik. Nicht irgendein „USP-Bashing“. Da würde ich über ganz andere Themen schreiben. Die offenbar viel zu lange Duldung von (vorsichtig formuliert) problematischem Verhalten einzelner Typen in der Gruppe, was für homosoziale, männerbündische Strukturen zwar normal ist, aber nicht der Anspruch der wichtigsten Fangruppe beim FC St. Pauli sein sollte. Aber das ist ein anderes Thema…

  4. Das Trikotthema passt leider in eine Reihe von verlogenen Darstellungen unseres Präsidenten. Erst die Englandreise, dann die Sponsorgeschichte, jetzt die Trikotposse. Mit dem Umgang mit Timo Schulz will ich gar nicht erst wieder anfangen. Es reicht nicht sich selbst, wie gestern natürlich auch, pressewirksam unter den Zuschauern zu zeigen, Taten müssen folgen. Ich hoffe mal für Frau Koschmieder, dass die Veröffentlichung der Trikotposse, ihr nicht langfristig den Job kostet. Der Umgang mit kritischen Leuten (z.B. Spielern) im Verein lässt nichts Gutes erahnen.

  5. Müssen die NLZ-Teams (keine Profis) auch selber zahlen? Ich bezweifle das. Das ist eine erbärmliche Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in unserem Verein …

  6. Moin.

    Alle Abteilungen des FC St. Pauli und auch der Profi-Sport bezahlen die Ausrüstung von der Eigenmarke DIIY, die sie bestellen. Dabei gibt es einen ermäßigten Einkaufspreis, der für alle Sparten und den Profi-Sport gilt. Das Pokaltrikot wurde zu einem noch weiter ermäßigten Preis der Abteilung Fußball Frauen und Mädchen zur Verfügung gestellt, Stutzen und Hosen wurden nicht in Rechnung gestellt.

    Viele Grüße,
    Patrick

  7. Das schreibt Patrick Gensing zum Trikot:
    „Moin. Nicht nur die Amateur-Abteilungen, auch der Profi-Sport bezahlt für die Ausrüstung, die bei der Eigenmarke DIIY bestellt wird. Alle erhalten einheitlich einen ermäßigten Preis.
    Für das Pokaltrikot wurde dieser Preis für die Abteilung Fußball Frauen und Mädchen weiter reduziert, Hosen und Stutzen gab es gratis. Zudem wurde die Abteilung bei der Organisation des Spiels maßgeblich von Mitarbeitenden des Hauptvereins unterstützt.
    Das gilt für Absprachen mit dem AFC, Orga von Akkreditierungen, Catering und Ordner*innen usw. Die Einnahmen des Spiels gehen an die Abteilung.“

      1. Wir müssen die Kommentare von „neuen“ Mailadressen immer freigeben damit die „Häbg dich auf“-Kommentare unter einigen Artikeln nicht sichtbar sind.

  8. Die Stellungnahme von Patrick Gensing hilft zur Einordnung, aber die drei Argumente überzeugen mich nicht wirklich:
    1. „Nicht nur die Amateur-Abteilungen, auch der Profi-Sport bezahlt für die Ausrüstung, die bei der Eigenmarke DIIY bestellt wird. Alle erhalten einheitlich einen ermäßigten Preis.“
    Dazu eine Nachfrage: bedeutet die Formulierung „auch der Profi-Sport bezahlt für die Ausrüstung“, dass diese Kosten also vom Verein an die Profis weitergegeben werden? Zahlen diese also ihre Ausrüstung wirklich selbst?
    2. „Für das Pokaltrikot wurde dieser Preis für die Abteilung Fußball Frauen und Mädchen weiter reduziert, Hosen und Stutzen gab es gratis.“ Das ist prima, aber wäre es dann nicht möglich gewesen, dass der Verein die gesamten Kosten übernimmt? Es wäre eine wertschätzende Geste gewesen.
    3. „Zudem wurde die Abteilung bei der Organisation des Spiels maßgeblich von Mitarbeitenden des Hauptvereins unterstützt.“ Löblich, zugleich frage ich mich, ob es überhaupt möglich ist, solch ein Spiel ausschließlich von Ehrenamtlichen organisieren zu lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert