Zweite Runde und ein Stürmer im Fokus

Zweite Runde und ein Stürmer im Fokus

Der FC St. Pauli gewinnt souverän in Delmenhorst, doch die Partie wird von Nebengeräuschen begleitet. Zudem blicken wir auf weitere Tore und Stürmer.
(Titelbild: Peter Böhmer)

(Die „Lage am Millerntor“ befindet sich auch diese Woche im Urlaub. Damit einige Themen nicht unter den Tisch fallen, habe ich neben dem Spiel in Delmenhorst auch die Rubriken U23 und NvdA in diesem Artikel abgedeckt – was dann auch den „Stürmer“ im Titel erklärt)

Es war ein historisches Wochenende für den FC St. Pauli. Nicht, weil die Herren die erste Runde im Pokal überstanden, das taten sie zuletzt ja öfters. Nein, weil die 1. Frauen zum ersten Mal überhaupt im DFB-Pokal antraten – und das Spiel gegen den Magdeburger FFC in einem ganz großen Pokalfight sogar gewannen. Den Bericht zu dem Spiel der 1. Frauen findet ihr hier.

Herren überzeugen in Delmenhorst

FCSP-Trainer Fabian Hürzeler hatte vor dem Pokalspiel gegen den SV Atlas Delmenhorst angekündigt, dass es Veränderungen im Team geben wird. Eine davon war Sascha Burchert, der im Tor stand. Rund ein Jahr nach seiner Verpflichtung feierte er also sein Pflichtspieldebüt für den FCSP (abgesehen von zwei Einsätzen in der U23 aus der Vorsaison). Das hat sich der im Team sehr beliebte Torwart auch durch gute Leistungen in Testspielen (z.B. gegen Bielefeld) verdient. Neben Burchert rückten auch Philipp Treu, Danel Sinani und Andreas Albers neu in die Startelf.

Smith und Saad wunderschön

Das Team des FC St. Pauli agierte in Delmenhorst von Beginn an genau so, wie man es von einem Zweitligisten erwartet, der bei einem Oberligisten ran muss: Sehr dominant und direkt auch mit einigen guten Tormöglichkeiten. Es brauchte dann aber einige Zeit bis Eric Smith den ersten Treffer erzielte, wunderschön per Freistoß. Zwischendurch musste dann auch Burchert eingreifen, doch dank der freundlichen Mithilfe der Delmenhorster stand es nach rund einer Stunde 2:0 für den FCSP.

Zehn Minuten später ließ Elias Saad die Delmenhorster wie Slalomstangen stehen und erhöhte, ehe Marcel Hartel das vierte Tor per Elfmeter besorgte. Das Spiel war da natürlich schon entschieden, zumal der SVA nur noch zu zehnt auf dem Platz stand (Sari wurde mit Gelb-Rot runtergestellt). Kurz vor Schluss erhöhte Dapo Afolayan noch auf 5:0 und damit ist der sportliche Abschnitt des Aufeinandertreffens beider Teams bereits erzählt (xG-Werte der Partie: 4.1 – 0.4).

SVA und eine problematische Fanszene

Bereits nach der Auslosung gab es aber nicht nur das Thema, ob der FC St. Pauli die erste Runde im Pokal überstehen würde. Der Blick richtete sich auch auf die Fanszene des SV Atlas Delmenhorst, insbesondere den sogenannten „Block H“, der dort bei den Spielen zugegen ist und betont „unpolitisch“ auftritt. Zudem trainierte das Team vorher in einem Gym, in dem laut Berichten auch Neonazis verkehren. Der Verein selbst tut sich dabei enorm schwer eine Distanz zu problematischen Personen im Vereinsumfeld aufzubauen – wenn überhaupt. Wir haben das bereits einen Tag vor dem Spiel in einem Artikel genauer beleuchtet.

Es kam mehr oder weniger, was kommen musste: Im Stadion wurde bei der Partie entsprechendes Klientel sogar im VIP-Bereich gesichtet. Auch die vielen Reaktionen von SVA-Anhängern (bewusst nicht gegendert) in den Sozialen Medien auf die Geschehnisse rund um die Partie, sind entsprechend „unpolitisch“. Und der Verein reagiert darauf nicht, feiert sich stattdessen selbst (für ein sicher schönes Feedback – aber angesichts der massiven Probleme mit rechtsoffenen Personen im Stadion, ist das unangebracht).

FCSP-Fanszene mit deutlicher Botschaft

Auch die örtliche Berichterstattung lässt zu wünschen übrig. Bei „buten und binnen“ erschien am Samstagabend ein Artikel mit der Überschrift „St. Pauli-Fans bezeichnen Atlas Delmenhorst als Nazis“. Auf Twitter wurde dieser mit „FCSP-Fans haben Delmenhorster auf einem Banner attackiert“ beworben. Zum Hintergrund: Im Gästeblock wurde ein Banner mit dem Text: „Euer einziger „Kult“ sind Eure Nazis – Atlas abschaffen“ gezeigt. Inzwischen wurde der Artikel bei „buten un binnen“ um einen Absatz ergänzt. Wo FCSP-Fans Atlas Delmenhorst als Nazis bezeichnen, wie es im Titel steht, bleibt aber weiterhin unbeantwortet.

Und so gilt auch für den SV Atlas Delmenhorst, was für so viele Vereine gilt: Volle Solidarität mit allen Fans, die sich gegen rechte Strukturen in ihren Vereinen stellen. Volle Solidarität auch mit jenen, die dieses gerne würden, sich aber aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht trauen aufzustehen. Der SV Atlas Delmenhorst selbst gibt aktuell überhaupt kein gutes Bild ab. Denn von außen betrachtet wirkt es nicht so, als wenn aktiv gegen die rechten Strukturen in der Fanszene vorgegangen wird.
Nazis raus aus den Stadien!

Delmenhorst, Deutschland, 12.08.2023, DFB-Pokal - Eric Smith und weitere Spieler des FC St. Pauli feiern einen Treffer gegen den SV Atlas Delmenhorst - Copyright: Peter Boehmer
Mal fernab vom Ergebnis und den Ereignissen auf den Rängen: In der Praxis machen die Pokaltrikots des FC St. Pauli ganz schön was her.
(c) Peter Boehmer

U23 überzeugt und ist Tabellenführer

Hehe, „Stürmer im Fokus“ im Titel – habt ihr wirklich gedacht, dass wir uns mit Gerüchten befassen? Nee, wir verweisen lieber auf diesen Artikel und darauf, dass dort an einer Stelle was von „unrealistisch, und gar nicht so passend“ steht (und wenn wir uns mit Gerüchten befassen würden, dann würde jetzt hier „nach unseren Infos ist da nichts dran“ stehen).

Nein, es geht um jemand anderen: Die U23 des FC St. Pauli hat mit 6:1 gegen den SC Spelle-Venhaus gewonnen, führte bereits zur Halbzeit mit 5:0. Dabei im Fokus: Stürmer Bennet Winter, der zwar bei den Profis mittrainiert (und seit diesem Sommer auch einen Profivertrag hat), aber in der U23 spielt. Winter, vor drei Monaten 19 Jahre alt geworden, erzielte am Sonntag drei Treffer. Bereits in der Vorwoche trug er mit einem Doppelpack zum Erfolg gegen den ETV bei. Macht fünf Treffer aus drei Partien – eine ziemlich gute Quote, zumal gegen Spelle auch gleich zwei Kopfballtreffer dabei waren. Man darf auf die Entwicklung von Winter gespannt sein. Zuzutrauen ist ihm auf jeden Fall, dass er in dieser Saison nicht nur für die U23 auf dem Platz stehen wird.

Erfreulich ist die Entwicklung der U23. Sieben Punkte aus den ersten drei Ligaspielen bedeuten die Tabellenführung. Das liegt aber auch daran, dass einige Teams noch nicht ihr drittes Spiel absolvierten. Nur wenig deutet aktuell darauf hin, dass es diese Saison gegen den Abstieg gehen wird, so wie noch im Jahr zuvor – ganz ehrlich: Ich persönlich hatte Ende 2022 nicht gedacht, dass das in dieser personellen Konstellation möglich sein würde. Die U23 scheint aber sich gefunden zu haben und neben Winter waren mit Sören Ahlers, Lennart Appe und Luca Günther noch drei weitere Spieler aus dem Kader des Lizenz-Teams dabei. Der Plan eine starke U23 mit qualitativem Kontakt nach oben (also zum Lizenz-Team) aufzubauen, scheint diese Saison erheblich besser aufzugehen als in den Vorjahren.

Tore, Tore, Tore

Treffsicher zeigten sich auch gleich eine ganze Reihe von ehemaligen FCSP-Spielern an diesem Wochenende. Im DFB-Pokal trafen unter anderem Omar Marmoush (für Frankfurt), Youssoufa Moukoko (für Dortmund) und Rouwen Hennings (für Sandhausen). International trugen sich Philipp Ziereis (für LASK) und Lennart Thy (für PEC Zwolle) in die Torschützenlisten ein. Zwei Debüts nach Maß gab es: Viktor Gyökeres, Sporting Lissabon zahlte vor wenigen Wochen satte 20 Millionen Euro für seine Dienste, traf für seinen neuen Klub gleich doppelt. Er sorgte für einen Doppelschlag binnen kurzer Zeit (14. und 15. Minute). Gegner FC Vizela konnte zwar ausgleichen, aber Sporting erzielte in der Nachspielzeit den Siegtreffer. Und was sicher schon alle mitbekommen haben: Auch Jakov Medić feierte ein Traumdebüt (übrigens gegen Justin Hoogma, der für Almelo kickt), erzielte gleich im ersten Spiel ein Tor für Ajax Amsterdam. Und was für eines (Twitter)

Fürth vor der Brust

Diesen Montag ist trainingsfrei. Am Dienstag und Mittwoch finden dann die beiden öffentlichen Einheiten der Woche statt (jeweils 11:15 Uhr). Ich werde mich auf das Fahrrad schwingen. Ab Donnerstag steht dann die intensive und nicht öffentliche Vorbereitung auf das Auswärtsspiel in Fürth auf dem Programm. Die Fürther haben ihr Pokalspiel beim Halleschen FC gewonnen. Das interessiert im Nachgang aber weniger als das, was Kleeblatt-Trainer Alexander Zorniger auf der Presskonferenz nach der Partie erzählte.

Zorniger berichtete, dass Fürth-Spieler Julian Green während der Partie von den Rängen rassistisch beleidigt wurde. Die Worte, die Zorniger wählt, sitzen ziemlich genau (Hallo Delmenhorst!). Volle Solidarität mit Julian Green und erneut:
Nazis raus aus den Stadien!

Kommt gut in die Woche // Tim

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5 thoughts on “Zweite Runde und ein Stürmer im Fokus

  1. Guten Morgen,
    das ganze Problem in Delmenhorst zeigt sich gerade sehr gut durch einen Sponsor? Jedenfalls Mitglied im „Club Partner“ (was auch immer das ist), mit Migrationshintergrund. Der lieber mit Nazis als mit St. Pauli im Block steht. Und bei Social Media gerade seinem Verein einen Bärendienst erweist. Da geht gerade vieles durcheinander. Zurecht(?) stolz sein auf das erreichte mit dem Verein, aber keinerlei berechtigte Kritik zulassen. Wagenburgmentalität.

  2. Ein Spieler der hoffentlich eine Zukunft beim
    FC St Pauli hat 👍 Hoffentlich kann er sich in der doch sehr harten und vordersten 2 Bundesliga durchsetzen und auch mit Mut einige Tore erzielen kann 👍

  3. moin
    Ich möchte meine Meinung zu einem neuen stürmer äußern. Bin der Meinung wenn einer wie Pfeiffer von Stuttgart auf dem Markt ist sollte man sich damit unbedingt beschäftigen. Glaube er würde uns gut helfen. Und bezahlbar wäre er auch

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