Natürlicher Reibungspunkt

Natürlicher Reibungspunkt

Nicht nur der Erfolg im DFB-Pokal sorgte bei den 1. Frauen des FC St. Pauli für Aufmerksamkeit, auch Aussagen nach dem Spiel zum Kauf von Trikots. Der Verein nahm dazu am Montag Stellung.
(Titelbild: FC St. Pauli)

Es ist wie so oft in den letzten drei Jahren, in denen der MillernTon und damit auch ich persönlich Schritte in die Professionalisierung gegangen sind: Man hört etwas wie in diesem Fall „Die 1. Frauen mussten sich den Pokaltrikotsatz selbst kaufen“ und liest kurz danach sogar ein Zitat dazu und denkt als ersten Impuls: „Das gibt es doch gar nicht!“, gefolgt von „So doof können die gar nicht sein, oder?!“
Oft ist gerade der zweite Impuls wichtig und richtig – und einer, dem man nachgehen muss, wie ich auch dieses Mal wieder gelernt habe.

Fassen wir es also mal der Reihe nach zusammen: Die 1. Frauen des FC St. Pauli spielt in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Magdeburger FFC in den (wirklich schön anzusehenden) neuen Pokaltrikots. Nach Abpfiff sagte FCSP-Trainerin Kim Koschmieder auf Nachfrage gegenüber dem Abendblatt (€) auf die Frage, ob die Trikots selbst gekauft werden mussten: „Wir haben einen Freundschaftspreis bekommen. Aber wir hätten es durchaus schön gefunden, wenn der Verein unseren Spielerinnen für den historischen Einzug in den DFB-Pokal die Trikots geschenkt hätte.“
Und da ist er wieder, der erste Impuls. Wie kann es sein, dass ein so erfolgreiches Team, welches Historisches erreichte, die Trikots selbst kaufen muss? Zumal Spielerinnen des Teams bei der Vorstellung und Bewerbung des Trikots sogar dabei waren (siehe Titelbild)? Und wieder folgt der zweite Impuls: „So doof können die doch gar nicht sein, oder?!“

Alle kaufen bei DIIY

Am Montag erklärte der Verein auf Nachfrage: „Alle Abteilungen und auch der Profi-Sport bezahlen die Ausrüstung von DIIY, die sie bestellen. Dabei gibt es einen ermäßigten Einkaufspreis, der für alle Sparten und den Profi-Sport gilt.“
Das klingt im ersten Moment komisch, weil der Verein die Ausrüstung selbst produziert. Aber während es bei Ausrüster-Verträgen oft sowas wie Trikot-Gutscheine vom Ausrüster gibt, wird das bei DIIY anders gehandhabt: Der Verein stellt die Rechnung an die „FC St. Pauli Merchandising GmbH & Co. KG“. Komisch klingt dabei auch, dass die Profis ihre Ausrüstung selbst bezahlen müssen. Da kann man sich aber sicher sein, dass die Spieler davon nichts mitbekommen (außer, dass sie nur drei-vier Trikots pro Jahr tauschen/verschenken dürfen), sondern dies einfach ein Posten im Etat ausmacht.

Zudem erklärte der FC St. Pauli, dass man den 1. Frauen noch weiter entgegengekommen sei: „Das Pokaltrikot wurde zu einem noch weiter ermäßigten Preis der Abteilung Fußball Frauen und Mädchen zur Verfügung gestellt, Stutzen und Hosen wurden nicht in Rechnung gestellt.“ und hob zugleich hervor, dass das Pokalspiel „zu einem maßgeblichen Teil von Mitarbeitenden des Gesamtvereins organisiert wurde, dazu gehören Absprachen mit Altona 93, Akkreditierungen, Organisation von Ordner*innen und Catering usw. Die Einnahmen des Spiels gehen an die Abteilung.“

Basierend auf diesen Worten ist es verwunderlich, dass das Duo Koschmieder/Kalla nach dem Spiel so offensive Worte wählte. Kalla sprach gegenüber dem Abendblatt (€) auch strukturelle Veränderungen an: „Sehr wichtig ist eine Verbesserung der Situation bei den Trainingsplätzen. Wir werden uns weiterhin mit dem Verein auseinandersetzen, um die Bedingungen für unsere Frauen zu verbessern.“
Das sind ebenfalls deutliche Worte, wie auch jene des Vereins, und somit bleibt die Frage, ob hier ein interner Konflikt in die Öffentlichkeit getragen wird und/oder ob es unterschiedliche Ansichten über den Umgang mit den sich stark verändernden Gegebenheiten für den Fußball der Frauen und Mädchen gibt.

Einkaufen müssen alle Abteilungen des FC St. Pauli diese hübschen Stücke Stoff.
(c) FC St. Pauli

Wie sieht gerechte Verteilung aus?

Alle, die schon einmal Amateursport betrieben haben, dürften Diskussionen unter anderem um die Ausrüstung des eigenen Teams kennen, vielleicht auch um Trainingszeiten. Dabei ergeben sich ganz natürliche Reibungspunkte, die in diesem Fall womöglich auch eine übergeordnete Rolle spielen. Auf der einen Seite ist ein Team, welches für sich die bestmöglichen Bedingungen haben möchte. Auf der anderen Seite ist der Verein, der möglichst eine gerechte Behandlung für alle sporttreibenden Menschen im Verein schaffen möchte, egal ob deutsche Meister*innen oder Kreisklasse mit der 17. Super-Senioren. Die Ansichten darüber, was angemessen ist, gehen dabei naturgemäß auseinander. Das gilt übrigens nicht nur für den Amateurbereich: Zum Beispiel aus den Transfer-Einnahmen vom Medic-Wechsel zu Amsterdam geht auch nicht alles wieder in den Kader-Etat, auch wenn das so gewünscht werden würde von der sportlichen Leitung.

Somit zeigt dieses „Trikot-Gate“ gewissermaßen eine Sache an: Dass die 1. Frauen gerade große Erfolge feiern und sich im Aufwind befinden. Dieser Erfolg bedingt ein Wachstum – und hier wird es schwierig, weil das Team so langsam aber sicher endgültig an der Grenze zur Professionalisierung angekommen ist, die umgebende Infrastruktur damit aber nicht Schritthalten kann.

Es fehlt an Infrastruktur zum Wachstum

Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, inwiefern eine Professionalisierung der 1. Frauen angestrebt wird. Der Verein erklärt hierzu: „Das muss zunächst intern in der Abteilung entschieden und mit dem Gesamtverein abgestimmt werden, wie eine solche Professionalisierung vorangetrieben werden kann.“
Einfluss auf diese Entscheidung dürfte zu einem großen Anteil nicht nur der eigene Wille, sondern auch die vorhandenen Rahmenbedingungen haben. Denn es fehlt in Hamburg an geeigneten Flächen für das Training, aber besonders auch für Pflichtspiele. Der FCSP erklärt daher „die Planungen für eine Heimstätte der 1. Frauen voranzutreiben“. Dabei dürfte es sich um das geplante Regionalliga-Stadion am Diebsteich handeln. Dieses ist aber vor allem eines: Noch nicht gebaut. Altona 93 muss bis Ende 2026 die AJK verlassen. Entsprechend ist das der Zeitrahmen, mit dem zumindest vorsichtig kalkuliert werden kann.

Sicher ist: Bis zur zweiten Runde im DFB-Pokal, also Mitte September 2023, wird das Stadion am Diebsteich nicht fertig sein. Je nachdem, ob die 1. Frauen ein Heimspiel haben werden, könnte auch das Millerntor selbst als Spielstätte dienen. Der Verein möchte das nicht ausschließen, nimmt der Idee aber etwas Wind aus den Segeln, indem er auf Nachfrage erklärt, dass ein Spiel am Millerntor „hohe Grundkosten verursacht, die wieder eingenommen werden müssen“ und entsprechend bei einem Spiel „mit einigen Tausend ZuschauerInnen (…) ein hohes finanzielles Risiko“ entstehe.

Die 1. Frauen des FC St. Pauli ist sehr erfolgreich, hat sich zu einem weiteren Aushängeschild des Vereins entwickelt und befindet sich in einer Aufwärtsspirale, die hoffentlich über kurz oder lang in professionellen Strukturen mündet. Davon profitieren aktuell beide Seiten: Der Verein kann sein neues Aushängeschild z.B. auch stolz in den Sozialen Medien präsentieren, welches wiederum auch den 1. Frauen zugute kommt. Dass dabei Profis neben Amateurinnen stehen, macht die Sache komplizierter.
So wird es wohl auch weiterhin natürliche Reibungspunkte geben, über die sich ganz vortrefflich diskutieren lässt. Es ist zu hoffen, dass Kritik an internen Vorgängen zukünftig wieder intern bleibt. Und dass ich mir nach den ersten Impulsen die Zeit nehme, um festzustellen: Es ist alles nicht so einfach. Und nein, so doof sind die gar nicht.

// Tim

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18 thoughts on “Natürlicher Reibungspunkt

  1. Bleibt die Frage, ob Janice Hauschild und Tabea Schütt von den 1. Frauen und Marcel Hartel sowie Manolis Saliakas dann von der FC St. Pauli Merchandising GmbH & Co. KG für das Trikot-Marketing (Fotos und Trailer) auch ein marktübliches Honorar erhalten haben.

  2. Das Ganze mit den Profis zu vergleichen halte ich für Äpfel mit Birnen. Der zur Verfügung stehende Etat dürfte schon etwas unterschiedlich hoch sein. Finde ich sehr schwierig…
    Und super – Hosen und Stutzen gab es geschenkt. Toll. 🙄
    Hallo – die mediale Aufmerksamkeit, die die Frauen hier erreicht haben und die die Medienabteilung ja auch massiv und gerne nutzt, wird gerne genommen. Gibt es bei den Frauen eigentlich auch eine Pokalprämie oder eine für das Erreichen der 2. Runde? Geht das komplett an die Frauen? Wenn nicht – wie wäre es, wenn der Verein diese zumindest mal in Höhe der kompletten Ausrüstung übernimmt. Hier wurde Großes geleistet und das kann auch mal gewertschätzt werden – und zwar nicht nur mit warmen Worten.
    Das würde ich im übrigen auch so sehen, wenn die U23 solches erreicht oder eine andere Männermannschaft. Aber bei den Frauen ist es sogar noch wichtiger.

    1. Die Frage ist eine andere: Soll das 1. Frauenteam bei fortschreitender Professionalisierung aus der Frauenabteilung aus- und in den Profibereich eingegliedert werden. Dann gäbe es auch weniger Streß mit der Buchhaltung bei Geld oder geldwerten Vorteilen, die in den ideellen Bereich (Amateurabteilungen) fließen.

    2. Du hast Recht, das sollte mit anderen Amateurabteilungen verglichen werden, nicht mit den Profis. Z. B. den Blindenfußballer:innen, immerhin amtierende Meister:innen, die bestreiten ihre Ausrüstung bei aller medialer Präsenz auch aus dem Abteilungsetat. Das gilt ebenso für andere auch höher spielende Teams und Abteilungen, die e-footballer werden sich ihre Ausrüstung auch selber kaufen müssen.
      Die Einnahmen aus dem Pokalspiel gehen an die Abteilung (ca. 16000€ an Eintrittskarten, keine Ahnung was das Catering sagt und wieviel Stadionmiete abgeht), die Organisation hat der Verein übernommen, ebenso Ordnerdienst u. ä. – das ist bares Geld und deutlich mehr als warme Worte.

  3. Erst einmal danke fürs Nachfragen. Ein Teil aufgeklärt, neue Fragen stellen sich. Was ist z.B mit den Einnahmen gemeint? Der reine Gewinn oder hat der Verein ggf. Kosten übernommen. Wenn ich das so lese, wie es da steht, sind der Abteilung für die Durchführung des Spiels keine Kosten entstanden bzw. diese hat der Gesamtverein getragen und alles Einnahmen sind an die Abteilung gegangen. Der Verein kann ja nicht sagen „ zu einem maßgeblichen Teil von Mitarbeitenden des Gesamtvereins organisiert wurde, dazu gehören Absprachen mit Altona 93, Akkreditierungen, Organisation von Ordner*innen und Catering usw.„ und nur meinen, dass die Angestellten des Vereins ein paar Telefonate geführt haben. Da wäre ich dann wieder bei deinen beiden Fragen vom Anfang.
    Ein Journalist vom Abendblatt stellt so eine Frage ja nicht einfach so, wurde da bewusst ein Fass aufgemacht? Ich meine Ja – Hätte der Verein die 1000(?)€ nicht einfach übernehmen können und sagen super Erfolg hier bitte geschenkt? Ja. Wird die Geschichte anders aussehen, wenn der Verein ansonsten einen großen Teil der Kosten getragen hat? Ja – bleibt es interessant? Auf jeden Fall

  4. Ein paar Artikel zuvor schriebt ihr etwas von „Unruhe im Verein“. Jetzt schreibt ihr einen Skandal herbei, der keiner ist, um ihn dann „rational“ einzuordnen? Fehlen euch die Aufrufe? Ja, die Sache mit den Trikots für die Damen kann man kritisch sehen. Da kann man darüber reden. Aber das machen wir intern und nicht pseudo-empört über Twitter. Es gibt Dinge, die müssen von den Abteilungen heraus kommen und nicht von außen künstlich aufgeblasen werden. Wir brauchen euch nicht als Retter.

    1. Danke für den Kommentar. Nein, uns fehlen sicher keine Aufrufe. Nein, es ist sicher kein Skandal. Hätte ich angemessen recherchiert und nachgehakt, dann wäre das im ersten Artikel wohl nicht einmal erwähnt worden. Deshalb habe ich den zweiten Artikel dazu mit meinen Worten zur Impulskontrolle begonnen. Den zweiten Artikel mit der Einordnung aber nicht zu veröffentlichen, und damit das selbst entlaufene Pferd gar nicht wieder versuchen einzufangen, halte ich aber für falsch.
      Kannst Du genauer sagen, welchen Artikel Du mit „Unruhe im Verein“ meinst?

  5. Nach Abpfiff sagte FCSP-Trainerin Kim Koschmieder auf Nachfrage gegenüber dem Abendblatt (€) auf die Frage, ob die Trikots selbst gekauft werden mussten: „Wir haben einen Freundschaftspreis bekommen. Aber wir hätten es durchaus schön gefunden, wenn der Verein unseren Spielerinnen für den historischen Einzug in den DFB-Pokal die Trikots geschenkt hätte.“

    Wenn Kim dies dem Abendblatt gegenüber äußert, ist es wohl als aus der Abteilung herauskommend einzuordnen. Hier wird weder ein Skandal konstruiert noch etwas künstlich aufgeblasen. Das der Wertekanon des FCSP immer wieder mit der Realität abgeglichen wird, ist für die Entwicklung unseres Vereins essentiell.

  6. Bitte richtig einordnen!

    Die Frauenmannschaft hat die letzten Jahre wiederholt gegen den Abstieg gespielt und den Hamburger Pokal gegen einen Landesligisten im Finale gewonnen.

    Von einer Erfolgsstory zu sprechen, halte ich für völlig verführt. Vielmehr wird jeder noch so kleine Erfolg in allen erdenklichen Plattformen ausgespielt. Die Darstellungen in Social Media sind bundesligareif, die tatsächliche sportliche Qualität und Ausrichtung mangelhaft.

    Bevor ich ein mehr an Ressourcen einfordere, benötigt es einer Ausrichtung für den gesamten Frauen- / und Mädchenfußball beim FCSP.

    1. Genau das ist wahrscheinlich der Kern der Spannungen. St. Pauli ist nicht sonderlich ambitioniert im Frauenfußball – und das kann der Frauenfußballabteilung auf Dauer natürlich nicht gefallen.

      Es fängt bei den Mädchen an. Da reiht sich St. Pauli im HfV so an 5. bis 10. Stelle ein. Weit vorne ist der HSV. Ebenfalls weit vor den anderen Eimsbüttel. Dann Walddörfer, Pinneberg, Scala. St. Pauli hat hier weder die Strukturen noch (anscheinend) den Willen, Talente zu finden und zu fördern.

      Das setzt sich bei den Frauen fort. Wenn man hier ambitionierter wäre, würde man naturgemäß auch in die Jugend investieren. Aber der Verein ist anscheinend mit einem Mittelfeldplatz in der Regionalliga vollkommen zufrieden. Gerne plus ein paar schöne Posts für Social Media, passt ja auch zu unserem bunten Verein. Das es da Reibungen gibt, die sich dann an mal an einem Trikotsatz entladen, ist völlig klar.

      Es gibt ja auch durchaus rationale Gründe, warum das so ist. Ein Frauenbundesligist macht zur Zeit im Durchschnitt 1,5 Millionen im Jahr Verlust. Große Bundesligavereine können sich das leisten. Für uns sind 1,5 Millionen – jedes Jahr – natürlich ein ganz schöner Batzen, wenn man ein Stadion abbezahlt und einen Burgstaller 2.0 kaufen will. Auch in der 2. Frauenbundesliga würde man vermutlich zunächst einmal ordentlich draufzahlen.

      Das Wichtigste wäre wohl, dass man das ehrlich und offen kommuniziert. Ich weiß nicht in wie weit das vereinsintern geschieht. In der Öffentlichkeit findet diese Kommunikation nicht statt, man erzeugt lieber in den sozialen Medien ein Bild, dass nicht mit der Realität übereinstimmt.

      Man könnte sagen, dass man angreift, wenn das Stadion abbezahlt ist? Oder gar nicht?

      Oder jetzt schon in den Frauenfußball investieren, weil es ein Zukunftsmarkt ist? Ich persönlich glaube, dass wir einer der ganz wenigen Standorte sind, an denen ein Frauenbundesligateam einen richtigen Hype auslösen und 8.000-10.000 Zuschauer zu den Spielen anziehen könnte. Das wäre ein spannendes Projekt. Aber auch ein Risikoinvestment, um es mal knallhart wirtschaftlich auszudrücken.

      1. Danke für die Einordnung.

        Man könnte positiv herausnehmen, dass uns aufgezeigt wurde „equal ist beim FC St. Pauli halt doch nicht alles. Der Vorstand sollte hier nicht weiter konzeptionslos sondern schon engagiert eine mittelfristige Neuausrichtung herbeiführen, um auch hier den Anschluss nicht zu verlieren. Denn letztlich werden jetzt Strukturen im Frauenfussball geschaffen, die langfristig auch wirtschaftlichen Erfolg bringen werden. Es wäre fahrlässig, wenn der Verein hier nicht investiert.

      2. Ich sehe St. Pauli als einen der wenigen Standorte, an denen das mit dem richtigen Hype funktionieren kann. Allerdings nur, wenn perspektivisch im und nicht neben dem Millerntor gespielt wird. Die Feldarena ist bei aller Liebe zu klein und zu unattraktiv für Nicht-Die-Hard-Publikum – nicht zuletzt aufgrund fehlender Sitzplätze. Hier in Berlin hat man bei Alba im Basketball gesehen, wie es gemacht wird. Die Frauen werden social-medial annähernd gleich behandelt vom Verein und die Spiele der Frauen aktiv beworben. Vor allem aber ist das Team von einer Nebenhalle der Max-Schmeling-Halle, wo man mit Glück auf diesen Bänken aus dem Sportunterricht sitzen konnte (wo es aber auch den besten Kaffee im deutschen Sport gab!), in die Sömmeringhalle umgezogen, was die Zuschauer*innenzahl mal eben von 200 auf bis zu 2.000 hochgepusht hat, weil dort eben auch 2.000 Leute sitzen und etwas sehen können. Natürlich könnten die Frauen des FCSP auch Hoheluft oder so spielen, aber da fehlt die Verbindung. Die Sömmeringhalle war früher Spielort der Männer. Auch deshalb wird sie vom Publikum angenommen. Ich kann wirklich nur allen raten, sich Alba Berlin als Best-Practice-Study anzuschauen.

        Aber natürlich wird das aller nur funktionieren (und jetzt kommt mein Lieblingslied…), wenn die aktive Fanszene endlich ihren Erste-Herren-Fetisch ablegt und wirklich der Verein und nicht nur ein Team des Vereins unterstützt.

        1. In Deutschland ist ja Viktoria Berlin gerade das spannendste Experiment im Frauenfußball:

          https://www.deutschlandfunkkultur.de/viktoria-berlin-frauenfussball-100.html
          https://www.fcviktoria.com

          In Amerika zeigt der Angel City FC, in welche Richtung es gehen kann:

          https://www.angelcity.com
          https://www.zdf.de/nachrichten/sport/fussball-usa-angel-city-fc-frauen-100.html

          Für eine Strategie in der Art wäre der FC St. Pauli optimal. Es fängt halt mir der ganzen Denke an: das der Frauenfußball nicht die kleine Schwester vom Männerfußball ist.

          1. Das Projekt bei Viktoria hat leider den eingebauten Geburtsfehler, dass es bei Viktoria angesiedelt ist. Der Verein hat bei Fußballinteressierten in Berlin keinen guten Ruf. Zu viele große Worte. Zu viele (gescheiterte) Investorenpläne. Und die Frauenabteilung, die vom Lichterfelder FC kam, wurde nach der Fusion auch lange vernachlässigt. Außerdem spielen sie am Arsch der Heide und Leute, die schon Fans eines der anderen Berliner Vereine sind (und das sind ja doch recht viele von den hiesigen Fußballfans), tun sich oft schwer, einem Team die Daumen zu halten, das mit einem Männerteam verbunden ist, das mit dem eigenen Lieblingsclub im Männerfußball konkurriert. Hertha und Union spielen ja ohnehin in derselben Liga wie Viktoria und haben viel bessere Startpositionen, was die Beliebtheit angeht.

  7. Ich sehe nicht, dass hier ein Konflikt vom Trainerteam der Frauen nach außen getragen wurde. Mir stellt sich eher die Frage wer das Abendblatt im Vorfeld „auf die Fährte“ gebracht hat. Anlasslos wäre diese Frage doch nicht so gestellt worden. Kims Antwort darauf ist dann imho eher vermittelnd („Ja, aber wir haben einen Sonderpreis erhalten“) – oder hätte sie besser lügen sollen?
    Eine echte Professionalisierung des Frauenfußball bei uns wird vermutlich erst erfolgen wenn sie mal einen Aufstieg in die zweite Liga schaffen, wovon wir leistungsmäßig leider noch weit entfernt sind. Andererseits dürfen wir so die Heimspiele noch in der Feldarena genießen und müssen nicht an den A… der Welt (Norderstedt oder so) dafür reisen.

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