Dapo, Schalke und (k)ein Konkurrenzkampf

Dapo, Schalke und (k)ein Konkurrenzkampf

Beim FC St. Pauli deutet sich vor den Top-Spiel-Wochen ein harter Konkurrenzkampf in der Offensive an. Von diesem dürfte Dapo Afolayan aber unberührt bleiben.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Am Mittwoch war es voll auf dem Trainingsplatz an der Kollaustraße. Mit David Nemeth, Manolis Saliakas und Simon Zoller kehrten drei Spieler zurück, die vorher aussetzen mussten. So fehlten nur Scott Banks und Jackson Irvine. Das sind zweifelsohne herbe Verluste, aber an Auswahl dürfte es Fabian Hürzeler in den kommenden Spielen nicht mangeln. Besonders in der Offensive könnten sogar eher harte Entscheidungen anstehen.

Gedränge in der FCSP-Offensive

Denn pünktlich zum Comeback von Etienne Amenyido (sammelte gegen Kiel seine ersten Spielminuten des Jahres) und dem Kaderdebüt von Simon Zoller, sendete Johannes Eggestein ein deutliches Lebenszeichen an seine Konkurrenten im Kader. Da auch Maurides nun bereits länger wieder voll mit dem Team trainiert, könnten demnächst, vielleicht schon am kommenden Wochenende, schwere Entscheidungen notwendig werden. Dann nämlich, wenn Fabian Hürzeler die Kaderplätze vergibt.

Beim kommenden Gegner, Schalke 04, gibt es so ein Gedränge in der Offensive aktuell nicht. Mit Kenan Karaman und Bryan Lasme fallen zwei Offensivkräfte bereits seit rund einem Monat mit Muskelverletzungen aus. Nun gesellte sich auch noch Simon Terodde dazu, der jüngst beim 4:3-Erfolg der Schalker gegen Magdeburg aufgrund von Wadenproblemen aussetzen musste. Der Wettstreit um die Kaderplätze in der Schalker Offensive dürfte also etwas weniger umkämpft sein, als beim FC St. Pauli.

Afolayan und das Mittelsturm-Intermezzo

Ein Spieler, der sich momentan keine Sorgen um einen Platz im FCSP-Kader machen muss, ist Dapo Afolayan. Doch er hat unmittelbar mitbekommen, dass die personelle Situation vorne im Sturmzentrum zeitweise nicht ganz so rosig war. Als Maurides und Amenyido noch verletzt fehlten und Zoller noch nicht verpflichtet war, war es Afolayan, der in den Spielen gegen Düsseldorf und Fürth auf der zentralen Offensivposition eingesetzt wurde. Eine Position, von der er zwar nach dem Magdeburg-Spiel sagte, dass er sie auch gerne spielt und dies auch am Mittwoch in einer Medienrunde erneuerte („Ich fühle mich überall in der vorderen Linie wohl“). Doch er betonte auch, dass er in den letzten drei Spielen das Gefühl hatte, wieder etwas besser zurechtzukommen und dem Team mehr geben konnte, auch weil er aktuell sehr selbstbewusst ist.

Die Zahlen sind recht eindeutig: Bei Wyscout wurden in den 130 Minuten Spielzeit von Afolayan als Mittelstürmer insgesamt nur 18 erfolgreiche Aktionen (Zweikämpfe, Pässe, Ballgewinne) gezählt, also bescheidene 12,5 pro 90 Minuten. In den 310 Spielminuten auf der rechten Offensivseite (mit kurzem Intermezzo auf links) waren es 104, also 30,2 pro 90 Minuten. Das liegt natürlich auch an der Positionierung an sich, weil man auf der Außenbahn öfter den Ball bekommt und weniger Druck hat. Trotzdem manifestiert sich durch die Zahlen der Eindruck, dass es mit Afolayan im Sturmzentrum einfach nicht passte.

Auf falscher Seite?

Im Abendblatt (bisher nur Print) wurde Dustin Böttcher vom Global Soccer Network zu den Leistungen von Dapo Afolayan befragt. Sein datenbasiertes Urteil: Afolayan tut sich in dieser Saison etwas schwerer als noch in der Rückrunde der Vorsaison. Eine Erklärung hierfür ist der Wechsel auf die rechte Offensivseite, weil sich links Elias Saad ins Rampenlicht gespielt hat und dort aktuell nicht wegzudenken ist. Das passt auch ganz gut mit der zweiten Erkenntnis von Böttger zusammen: In seinen ersten acht Spielen beim FC St. Pauli war Afolayan bisher am stärksten. Die zweiten acht Spiele waren mittelmäßig (ab dem 29. Spieltag kam er auf der rechten Offensivseite zum Einsatz) und in die neue Saison ist er nicht gut hineingekommen. Schauen wir uns diese Zahlen mal an:

Vergleich von ausgewählten Leistungsdaten von Oladapo Afolayan aus der Saison 22/23 (Blau) und 23/24 (Rot).

Der Blick auf den Vergleich der Leistungsdaten von Afolayan aus dieser Saison (nur die Spiele, in denen er auf der Außenbahn zum Einsatz kam) mit jenen aus der letzten Saison zeigt teils deutliche Unterschiede. Zum Beispiel kommt er nicht mehr so gut und regelmäßig zu Defensivaktionen. Das erklärt auch Böttger, der dem Abendblatt sagte: „Als Linksaußen weiß er besser, wie er in die Zweikämpfe kommt.“ Noch etwas ist auffällig: Afolayan hat diese Saison zwar weniger Zuspiele ganz nahe am gegnerischen Tor vorzuweisen. Aber er hat deutlich mehr Ballkontakte im Strafraum – kein anderer Spieler auf seiner Position in der Liga hat mehr – und mehr eigene Abschlüsse. Afolayan erklärt, dass das weniger mit einer persönlichen Veränderung, sondern eher mit seiner Position und dem Aufbauspiel des FCSP zu tun hat:

„Ich denke, dieses Jahr spielen wir ein wenig anders, bauen das Spiel anders auf. Wir haben die Tendenz, etwas mehr von der linken Seite aufzubauen. Daher komme ich öfter in besseren Abschlusspositionen an den Ball. Und wenn ich in einer Zone bin, wo ich auf das Tor schießen kann, dann mache ich das auch.“

Oladapo Afolayan erklärt, warum er diese Saison häufiger zu Torabschlüssen kommt.

Schaut mal, neue Grafiken!

Ich würde zwar die These wagen, dass der Spielaufbau in der Vorsaison aufgrund von Leart Paqarada noch viel linkslastiger war, aber da hat Afolayan zumeist ja auch nicht auf der rechten Seite gespielt. Interessant ist auch der direkte Vergleich mit Elias Saad. Wobei ich ehrlich sein möchte: Dieser passt hier didaktisch gar nicht so gut rein. Ich mache den eigentlich nur, um Euch stolz meine neuen Python-Programmier-Skills zu zeigen.

Die nun folgenden Pizza-Grafiken zeigen die Leistungsdaten von Saad und Afolayan als Perzentile (die Zahlen sind aber die tatsächlich ermittelten Werte). Die Angabe in Perzentilen bedingt, dass einzelne Ausreißer anderer Spieler die Darstellung nicht so stark verzerren, wie sie es täten, wenn man mit den absoluten Zahlen arbeitet. Ich werde das zu einem geeigneten Zeitpunkt nochmal genauer erläutern. Grundsätzlich gilt beim Lesen und Verstehen dieser Pizza-Grafiken: Je mehr intensive Farbe zu sehen ist, umso besser ist der Spieler in dem Bereich.

Ausgewählte Leistungsdaten von Elias Saad (links) und Oladapo Afolayan (rechts) nach sechs Spieltagen der 2. Bundesliga-Saison 23/24 im Vergleich zu allen offensiven Außenbahnspielern, dargestellt als Pizza-Grafiken.
Die Werte sind als Perzentile dargestellt, was u.a. bedeutet: Je intensiver die Farbe pro Pizza-Stück, umso besser ist der Spieler in der entsprechenden Statistik (Beispiel: Saad ist der beste, wenn es um Passquoten geht und nicht so gut dabei, wenn es um xA-Werte geht)

Es wird recht deutlich, dass Elias Saad im direkten Vergleich der Leistungsdaten mit Dapo Afolayan etwas die Nase vorne hat. Das liegt sicher auch daran, dass er aufgrund der Spielweise des FC St. Pauli anders in das Spiel eingebunden wird und er als inverted winger agiert. Aber es zeugt eben auch davon, dass Dapo Afolayan etwas Zeit braucht(e), um in diese Saison hineinzufinden. Deutlich wird auch, dass der FCSP im Ligavergleich zwei richtig gute Außenbahnspieler hat (Saad liegt im Wyscout-Ranking auf Platz zwei, Afolayan auf Platz neun), die sich ihrer Stammplätze relativ sicher sein können – im Gegensatz zu allen anderen Offensivkräften des FCSP.

Los Topspiel Wochos

Nun geht es dreimal in Folge samstagsabends zur Sache für den FC St. Pauli. Gegen Schalke, Hertha und Nürnberg wird jeweils am um 20:30 Uhr angepfiffen.
Die Älteren unter uns werden sich erinnern: Was heute am Samstag um 20:30 Uhr ist, war vor knapp mehr als zwei Jahren noch Montag, 20:30 Uhr. Dann aber wurde das Montagsspiel nach Ende der Saison 20/21 abgeschafft und durch diesen Termin ersetzt. Der FC St. Pauli hat seitdem insgesamt 13 (edit: sorry, es sind 14!) Spiele am Samstagabend bestritten, mit durchschnittlicher Bilanz.

Samstagabend am Millerntor? So lala

Auswärts sieht die Bilanz ganz gut aus: Von den acht Partien konnten drei gewonnen werden, es gab zwei Unentschieden und drei Niederlagen. Das ist für Auswärtsspiele absolut in Ordnung. Am Millerntor ist die Bilanz ebenfalls ausgeglichen, mit einem Sieg, vier Unentschieden und einer Niederlage.

Nur eines von sechs Topspielen hat der FCSP zu Hause gewonnen – das ist dann eher ein bisschen zu wenig und darf gerne verbessert werden. Aber es gibt einen Mutmacher: Gewonnen hat der FC St. Pauli zwar nur ein Heimspiel am Samstagabend. Aber dafür gegen? Richtig, Schalke 04! Im Dezember 2021 gab es ein 2:1 und der FCSP feierte den vorzeitigen Gewinn der Herbstmeisterschaft. Zwar kann diese am kommenden Samstag nicht dingfest gemacht werden, aber: Damals war ein gewisser Simon Terodde nicht im Schalker Kader. Er fehlte, wie aktuell auch, aufgrund einer Muskelverletzung in der Wade. Wenn das kein Zeichen ist…

// Tim

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