Fanclub erhebt massive Vorwürfe gegen Sponsor des FC St. Pauli

Fanclub erhebt massive Vorwürfe gegen Sponsor des FC St. Pauli

Der Fanclub „St. Pauli Skinheads“ musste ausgerechnet bei einem Sponsor des FC St. Pauli sein Geld mit juristischen Mitteln einfordern. Es geht um die Kaution einer Busmiete.
(Titelbild: Stefan Groenveld)

++ Update, 14. März: Die Reaktion von HCT findet Ihr hier. ++

Wer schon mal eine Auswärtsfahrt mit den Skins gemacht hat, weiß zumeist Folgendes zu berichten:

  • Die Musikauswahl ist top!
  • Es sind nur super Leute an Bord, die zudem aufeinander acht geben.
  • Der Bus wird so sauber übergeben, dass man danach vom Fußboden essen kann.

Insofern überrascht es doch etwas, wenn ein Busunternehmen die (zusätzlich zur Miete) überwiesene Kaution über ein halbes Jahr einbehält und dann erst nach anwaltlichem Druck und einer gerichtlichen Anordnung die immerhin vierstellige Summe erstattet.
Zumindest ist damit auch die etwas kryptische Tapete am Sonntag im Block 1 erklärt.

Busunternehmen HCT behält Kaution ein

Im Mai 2023 hatten die Skinheads einen Bus bei „Hamburg City Tours“ (HCT) gemietet, um mit diesem am 33. Spieltag der vergangenen Saison das Spiel des FC St. Pauli bei Holstein Kiel zu besuchen. Dieses wurde bekanntlich mit 4:3 gewonnen. Nach erfolgter Rückkehr und dem Ausstieg am Jolly Roger wurde der Bus laut Schreiben des Fanclubs, welches der Redaktion vorliegt, „ganz wie es unser Selbstverständnis ist, sauber und ordentlich verlassen.“

Ab diesem 19. Mai bis August 2023, war dann bei HCT für den Fanclub „niemand erreichbar, der oder die uns die Kaution von 1000€ auszahlen hätte können. Man ließ sich per Telefon verleugnen, fand Ausflüchte und antwortete nicht auf Emails.“
Eine Begründung gab es nicht.

Der Fanclub schaltete daraufhin einen Anwalt ein, am 6. September 2023 folgte ein Mahnbescheid. Gegen diesen legte HCT Einspruch ein. Im Dezember ging der Vorgang laut den Skinheads an das Amtsgericht Harburg und es dauerte bis in den Februar 2024, ehe HCT die Kaution zurückzahlte. Laut des Fanclubs geschah dies, weil HCT hierzu eine gerichtliche Anordnung erhielt.

Sponsoring wird hinterfragt

Weiter heißt es in dem Brief:
„Wir sehen das Vertrauensverhältnis zu HCT dadurch als massiv gestört bzw. unmöglich an. Die Tatsache, dass es sich eigentlich um ein renommiertes Busunternehmen handelt, das regelmäßig von der Fanszene genutzt wird und auch noch im Sponsoring des FC St. Pauli vorhanden ist, lässt bei uns die Alarmglocken klingeln.“

Angesichts der Erfahrungen der „St. Pauli Skinheads“ mit HCT, wird der Fanclub in dem Schreiben deutlich: „Das Verhalten von HCT lässt schlicht und einfach eine Betrugsabsicht vermuten und wir fordern den FC St. Pauli daher auf, das Sponsoring zu beenden. Denn ein Sponsor, der die eigenen Fans bescheißt, ist unserer Ansicht nach nicht tragbar. Wir möchten alle anderen Fanclubs vor HCT warnen!“
HCT ist aktuell als Sponsor in der Kategorie „Stammspieler“ beim FC St. Pauli gelistet.

Wir hatten das Unternehmen am Wochenende um eine Stellungnahme bis gestern Abend gebeten. Bisher gab es auf diese Anfrage noch keine Rückmeldung. Wir werden diese hier ergänzen, sollte sie uns erreichen.
// Maik

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11 thoughts on “Fanclub erhebt massive Vorwürfe gegen Sponsor des FC St. Pauli

  1. Es würcde helfen, wenn man diesem Beitrag die Position des Busunternehmers beifügen würden. Warum hat er die Zahlung verweigert?

    1. Das hätten wir je gerne getan, allerdings hat das Busunternehmen (wie im Artikel geschrieben) auf Nachfrage nicht reagiert.
      Und auch den Skinheads hätte von Mai bis Februar ein Grund vielleicht geholfen, um mehr Verständnis aufbringen zu können…

  2. Es ist plausibel, dass hier ein Dienstleister fragwürdig gehandelt hat. Ein Gericht kümmert sich darum. Und nun möchten die Skinheads, dass bitte die gesamte Fanszene auf ihr Leid aufmerksam wird und das Busunternehmen nicht mehr als Stammspieler (Mini-Sponsoring) akzeptiert wird. Ihr berichtet als Millernton groß darüber. „Groß“, weil Ihr entscheidet, dass die Assoziation der Skinheads: „1000€ nur nach Stress zurückerhalten –> Busmafia“, sei hier berichtenswert. Weil sich das Busunternehmen nicht äußert, muss das Artikel auch schnellstmöglich ohne deren Stellungnahme raus. Mir ist das deutlich zu laut.

    In den St. Pauli Skinheads sehe ich auch keine „netten Leute“. In meinem kleinen Ausschnitt der Welt sind das Leute, die sich Stehplatzkarten kaufen und anschließend mit Gewalt Zugang zum Sitzplatzbereich erzwingen, wo sie dann die Sitzplatzkarteninhaber mit dem laut geäußerten Habitus von ihren Plätzen schmeißen, so so sei das halt bei St. Pauli, man solle sich nicht so anstellen. Auswärts beim VFB Lübeck im Pokal vor ein paar Jahren. Die Skinheads zählen für mich ganz ausdrücklich zu den Gründen, warum das Auswärtsfahren beim FCSP keinen Spaß macht.

    Ja, ich gebe zu, meine persönliche Sicht auf die hier jammernde Fangruppe ist geprägt vom Lübecker Erlebnis. Daraus folgt aber vielleicht nachvollziehbar erstmal der Reflex, den Skinheads vorzuschlagen, sich ebenfalls nicht so anzustellen. Geld zurückerhalten, fertig. Lasst den FCSP da doch vielleicht lieber raus.

    1. Vielleicht kommt es im Artikel nicht deutlich genug heraus:
      Das Unternehmen hat den Skinheads von Mai bis Februar(!) keinen Grund genannt. Trotz Anwalt, trotz Mahnbescheid, trotz Gerichtstermin.

      Wie lange wäre denn aus Deiner Sicht ein angemessener Zeitraum gewesen, auf die Stellungnahme zu warten, wenn sie schon dem direkt beteiligten Kunden über ein halbes Jahr lang keine Antwort geben?

        1. Schöne Zusatz-Recherche, danke.
          Interessant fände ich noch, was denn mit „“Man ließ sich per Telefon verleugnen, fand Ausflüchte und antwortete nicht auf Emails.“ gemeint war. Was für Ausflüchte kann man bei einer offenbar ziemlich eindeutigen Sache denn geben? „Geld wird sofort überwiesen, sorry für das Versäumnis“ und dann kommt doch nichts, oder wie?

  3. Mensch Carsten! Deine Erfahrung mit „den Skinheads“ wirft einen ganz schönen Schatten über Deinen Kommentar. Das hier ist doch kein „Mimimi“ der Skinheads, weil die auf ihr Geld warten mussten, sondern vordergründig eine Warnung an alle übrigen Fanclubs, die häufig Auswärts fahren und damit Kostenrisiken eingehen.
    Und auf St. Pauli hilft man sich nun mal gegenseitig (insbesondere die sehr netten Skinheads, aber natürlich nicht die bösen aus Lübeck) und darf vom Verein erwarten, dass er mit Unternehmen, die solche Praktiken an den Tag legen, nicht im großen Umfang zusammenarbeitet oder zumindest mal nachfragt, aber da ist Dein Ausschnitt der (St. Pauli)Welt wohl deutlich zu klein.
    Der MillernTon berichtet da nun mal „Groß“ drüber, weil einer der größten Fanclubs etwas kundgetan hat und viele aus der Fanszene hierzu gerne Hintergründe wüssten.
    Ich habe natürlich Verständnis für Deinen Reflex, weil jemand ohne Haare mal böse zu Dir war. Ich werde ab sofort reflexartig Menschen mit dem Namen Carsten fiese angucken, weil mir mein morgendlicher Kaffee nun nicht mehr so gut schmeckt.

    1. Vor allem wäre das Verhalten von HCT auch dann fragwürdig, wenn es den AfD-Kreisverband Bad Salzuflen getroffen hätte. Das Verhalten wird ja nicht erst dadurch fragwürdig, dass es die Skinheads trifft, es ist aus sich selbst heraus fragwürdig.

  4. Wenn man sich die TripAdvisor-Bewertungen von HCT anschaut, könnte man auf die Idee kommen, dass HCT Stammgast bei Gericht ist.
    Verspätete Zahlungen scheinen zum Geschäftsmodell zu gehören, sei es an die Unternehmer von HCT oder an die Kundschaft.

    Klar ersichtlich ist, dass HCT in den meisten Fällen lediglich als Tourvermittler auftritt und die Dienstleistung nicht im Selbsteintritt mit eigenem Personal und Fahrzeug darstellt. Aus diesem Szenario und dem bereits verlinkten Artikel könnten Gründe abgeleitet werden, warum es zu Zahlungsverzögerungen kommt, vorausgesetzt, dass die Nichtzahlungen nicht auf Vorsatz basieren.

    Ich empfehle auch nochmal einen Blick auf die Referenzliste auf der Homepage von HCT um zu verdeutlichen in welchem erlauchten Kunden- und Partnerportfolio sich die Sankt Pauli Skinheads befinden.

    Warum man sich etliche Gesellschaften und Holdings zusammenzimmert ist mMn klar.

  5. Vielleicht sollte der Verantwortliche des FCSP mal überprüfen, in welchem rechnerischen Verhältnis die Sponsorenleistung von HCT zu dem durchschnittlichen Umsatzvolumen steht, welches aus der Verbindung zum Verein und der dadurch auch höheren Akzeptanz der Fangruppierungen entsteht.
    So wie sich diese Firma hier liest, und ich betrachte die genannten Fakten, werden überwiegend Vermittlungsgeschäfte ohne Selbsteintritt mit eigenen Fahrzeugen gemacht, das heisst, zb. die Skinheads zahlen eine Summe X, davon wird der externe Busunternehmer bezahlt, die Differenz ist der Gewinn vor Steuer der HCT.
    Wenn die HCT selbst, durch Rechnungsstellung an den Kunden auf ihr Geld warten müsste, wäre eine zögerliche Zahlungstaktik verständlich. Da das hier aber nicht der Fall ist, kann man davon ausgehen das die schlechte Zahlungsmoral Methode hat. Derjenige der irgendwann aufgibt, seinem Geld hinterherzurennen, steigert den Gewinn dieser Firma.
    und sowas ist Sponsor bei St. Pauli….. mir wird übel…..

    Als ehemaliger Kleinunternehmer weiss ich genau, wo solch ein Geschäftsmodell endet….
    wenn irgendwann die Schere an Einnahmen, welche bereits in Form von Geschäftsführer gehältern und entnommenen Gewinnen in unerreichbaren Taschen stecken, und einem Berg von zu zahlenden Verpflichtungen so groß geworden ist….. kommt die Insolvenz….. und ganz viele Buskleinunternehmer, und auch Buskunden, die ihre Tour schon bezahlt haben, welche dann in die Röhre schauen.
    Solche Firmen schaden auf Dauer dem Renommee und dem ganz besonders guten Ruf eines FCSP mehr, als es ihre Sponsorenleistung wert ist. Fazit… Finger weg.

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