Läuft bei Dir, Igor!

Läuft bei Dir, Igor!

Was beim FC St. Pauli noch nicht so richtig klappen wollte, geht nun im Trikot des KSC voll auf: Ex-FCSP-Spieler Igor Matanović ist der Durchbruch im Profigeschäft gelungen.
(Titelbild: Andreas Schlichter/Getty Images/via OneFootball)

Manchmal brauchen die Dinge viel mehr Zeit, als man zwischendurch vermuten mag. Dass Igor Matanović eines der größten Talente im NLZ des FCSP ist, darin waren sich alle einig beim FC St. Pauli. Bereits Anfang 2019, als damals 15-jähriger, wurde festgezurrt, dass er zur Saison 21/22 zu den Profis wechseln würde und dann auch direkt ein Profikontrakt greift. Die Überzeugung war groß, dass Matanović genug mitbringt, um sich im Profibereich durchzusetzen.

Ausrufezeichen mit 17 Jahren

Dann ging alles doch schneller als erwartet. Denn Matanović debütierte im Alter von 17 Jahren in der Saison 20/21 in der 2. Bundesliga, also noch bevor sein Profikontrakt überhaupt greifen konnte. Im November 2020 wurde er beim trostlosen 0:1 zu Hause gegen den VfL Osnabrück eingewechselt. Wenige Wochen danach spielte er bereits zwei Ligaspiele durch. Und wieder nur wenige Wochen später, im Januar 2021, erzielte er sein erstes Profitor: Den Siegtreffer zum 3:2 gegen Hannover in der Nachspielzeit. Does it get any better? Spätestens ab diesem Moment waren sich wohl die meisten einig, dass Igor Matanović in naher Zukunft in großen Stadien auf Torejagd gehen würde.

Das Tempo der Entwicklung war nun nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben sehr hoch. Im Sommer 2021 griff sein Profikontrakt, im August 2021 verkündete Eintracht Frankfurt die Einigung mit Matanović. Der damals 18-jährige unterschrieb dort für satte fünf Jahre und wurde direkt für zwei Jahre an den FC St. Pauli verliehen. Für alle Seiten schien man damals eine gute Lösung gefunden zu haben: Matanović hatte zwei Jahre Zeit, um sich im gemachten Nest weiter entwickeln zu können, die Frankfurter hatten sich frühzeitig die Dienste eines großen Versprechens gesichert und der FC St. Pauli konnte noch einige Zeit auf die Dienste von Matanović setzen.

Zwei Jahre an den FC St. Pauli verliehen

Entsprechend sollte Matanović ab der Saison 21/22 eine größere Rolle beim FC St. Pauli zugestanden werden beziehungsweise es sollte der nächste logische Schritt in seiner Entwicklung sein. Doch nun geriet diese bis dahin temporeiche Entwicklung arg ins Stocken. Aufgrund einer Adduktorenverletzung verpasste er einiges an Spielzeit. Zwischen April und Ende Oktober 2021 stand er am Wochenende gar nicht auf dem Platz.

Danach war die Einsatzzeit auch deshalb begrenzt, weil die Konkurrenz groß war – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn beim FC St. Pauli wurde der Platz im Angriff neben dem gesetzten Guido Burgstaller in der Rückrunde 21/22 zumeist mit Simon Makienok besetzt, der als hohe Anspielstation eine sehr wichtige Rolle spielte (interessanterweise ist die Anspielbarkeit mit hohen Bällen nun eine der größten Stärken von Matanović). Wie gut Igor Matanović ist, blitzte somit eigentlich nur einmal in der Saison 21/22 so richtig auf: Auf Schalke erzielte er in Weltklasse-Manier einen Doppelpack.

Es folgte der Sommer 2022: Makienok, Dittgen und Burgstaller verließen den Club, Matanović wurde intern wie extern nun aber wirklich eine größere Rolle zugetraut, Stichwort „15 Tore-Stürmer“. Diese konnte er aber nicht ausfüllen. Er ging in die Saison als Stammspieler, doch im Team lief vieles nicht rund und Matanović konnte auch nicht mit eigenen Treffern gegensteuern, blieb torlos. Im Winter 2022 erklärte Oke Göttlich dann: „Wir hätten im Sommer durchaus noch einen Stürmer holen können, aber zu welchem Preis? Und was wäre dann mit Igor Matanović gewesen? Timo Schultz und Andreas Bornemann haben sich verständigt, alle waren überzeugt: Der kann die 15 Tore schießen.“ (MOPO, €)

Hannover, Deutschland, 22.07.22 - Igor Matanovic (FC St. Pauli) ärgert sich über eine verpasste Chance - copyright: Peter Boehmer
Igor Matanović machte beim FC St. Pauli seine ersten Schritte im Profigeschäft, konnte sich aber nicht dauerhaft durchsetzen. Das gelang ihm nun beim Karlsruher SC, wo er der Fixpunkt der Offensive ist. // (c) Peter Boehmer

Hat Vertrauen gefehlt?

War der Druck für den damals 19-jährigen Igor Matanović vielleicht zu groß? Oder hat ihm in seiner Entwicklung, im körperlichen, technischen oder taktischen Bereich, noch etwas gefehlt? Fabian Hürzeler, der ihn zumeist als Co-Trainer beim FCSP begleitete, erklärt: „Ich glaube nicht, dass ihm etwas gefehlt hat bei uns. Bei ihm kommt jetzt hinzu, dass er Spielpraxis bekommt. Der Trainer setzt auf ihn, er hat auch mal schlechte Phasen und bekommt weiterhin Spielzeit. Das ist für einen jungen Spieler wie Igor sehr entscheidend und wichtig.“

Die Rückrunde 22/23, als Fabian Hürzeler dann Chef-Trainer war, verbrachte Igor Matanović erneut zumeist im Krankenstand: Aufgrund einer Schulterverletzung verpasste er viele Spiele. So ging es für Matanović im Sommer 2023 mit großen Fragezeichen zu Eintracht Frankfurt. Man entschied sich für eine erneute Leihe in die 2. Bundesliga, dieses Mal zum Karlsruher SC. Und dort gelang ihm dann der endgültige Durchbruch im Profibereich: Nach einigen Kurzeinsätzen zu Saisonbeginn, ist er seit dem zehnten Spieltag immer in der Startelf und erzielte seitdem in 20 Spielen elf Treffer, legte zudem vier Tore auf. Matanović hat sich zum absoluten Fixpunkt der KSC-Offensive entwickelt. Und diese ist zweifelsohne eine der besten der gesamten Liga.

Verlängerung in Frankfurt bis 2029

„Für mich ist das wenig überraschend, dass Igor sich so entwickelt“, erklärt Fabian Hürzeler. Denn er habe schon beim FC St. Pauli gezeigt, was „für ein unfassbar großes Talent er ist“. Hürzeler hebt hervor, dass Igor Matanović ein sehr kompletter Stürmer ist: „Er kann den Ball gut behaupten, hat gelernt, mit seinem Körper zu arbeiten. Er hat einen guten Abschluss mit rechts und links, macht clevere Haken, hat für einen Stürmer seiner Größe eine gute Grundschnelligkeit. Deshalb bin nicht überrascht, dass er so eine Entwicklung genommen hat.“ Nun ist zu diesen Eigenschaften auch noch Selbstvertrauen hinzugekommen und Matanović ist bisher nahezu verletzungsfrei durch die Saison gekommen. Die Entwicklung hin zu einem absoluten Top-Stürmer hat wieder enorm an Fahrt aufgenommen.

Diese positive Entwicklung hat man auch bei Eintracht Frankfurt registriert. Mitte März verkündeten beide Seiten, dass der Vertrag von Matanović bei den Hessen bis 2029 verlängert wurde. Übrigens: In Vereinskreisen hält sich der Begriff „Weiterverkaufsbeteiligung“ äußerst hartnäckig in Bezug auf diese Personalie, wenn es um den Wechsel von Matanović vom FCSP nach Frankfurt geht. Eine weitere positive Entwicklung könnte also für den FC St. Pauli also auch finanziell positiv sein. Sportlich war sie es übrigens schon. Weil Matanović unter anderem mit zwei Treffern im Volkspark dafür sorgte, dass die Konkurrenz nicht mithalten kann mit dem FC St. Pauli.

Am Samstagabend im Wildpark darf sich Igor Matanović ruhig eine kleine schöpferische Pause nehmen und gerne, anders als im Hinspiel, torlos bleiben. Ansonsten darf die Karriere des sehr sympathischen Hamburgers gerne weiter steil bergauf gehen.
// Tim

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7 thoughts on “Läuft bei Dir, Igor!

  1. Wir in Karlsruhe freuen uns auch sehr über diese tolle Entwicklung, schade, dass Igor
    nach Frankfurt zurückkehrt. Alles Gute für St. Pauli auf dem Weg in die 1. Liga, ich freue
    mich auf das Spiel am Samstag im ausverkauften Wildpark.
    Viele Grüße aus Karlsruhe.

  2. Schöner Text. Wir freuen uns in Frankfurt sehr auf ihn, könnte mir sogar vorstellen, dass er sich einen Stammplatz erobert. Ist auf jeden Fall genau der Typ Stürmer, der uns fehlt.. dann machen Flanken auch mal wieder Sinn.

  3. Igors positive Entwicklung freut mich sehr.

    Allerdings muss ich beim Lesen des Artikels auch an die letzte Monatssendung mit Benjamin Liedtke denken.

    Wenn ich mich richtig erinnere, wurde dort erklärt, dass bei einem Spieler von 15 Jahren nur Förderverträge mit niedriger Laufzeit möglich sind und dass dieser Umstand auch die Verhandlung mit Beratern überflüssig macht.

    Wenn ich einem 15-Jährigen allerdings einen Vertrag gebe, der erst mit dem 17. Lebensjahr greift und ihn damit defakto für Jahre vertraglich binde, hat das schon ein Geschmäckle, wie ich finde und ich vermute, dass die Anwesenheit eines Beraters gerade bei solch einem Vertrag unumgänglich ist.

    Klar, im NLZ hat sich seitdem viel geändert und ein Igor Matanovic ist vermutlich ein absolutes Ausnahmetalent. Aber so richtig habe ich auch nach dem dennoch sehr interessanten Podcast noch nicht verstanden wie man in Zukunft solche Spieler an den Verein binden will, obwohl man auf solche „Tricks“ verzichten will.

  4. Ist das erste Mal, dass ich mitbekomm, dass ein Junge aus meiner Ecke und meinem Jugendverein „zu höherem bestimmt“ scheint, insofern drück ich nochmal mehr die Daumen als ohnehin schon.

    Idealerweise entwickeln sich beide Seiten so, dass man eines Tages mal wieder in der Bundesliga zusammen findet.

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