Lage am Millerntor – 22. April 2024

Lage am Millerntor – 22. April 2024

Der FC St. Pauli gewinnt die Hannover, die 1. Frauen gegen Büppel, in China wird gedopt und Polizisten reden übers kiffen. Die Lage am Montag.

FCSP-News

2:1 bei Hannover 96

Puh…
„So wichtig“ war wohl eine der gestern am häufigsten verwendeten Satzkombinationen. Schon vor dem Spiel, in der Benutzung als „Es wäre so wichtig, wenn…“, vor allem aber nach Abpfiff, als sich tonnenweise rumpelnde Geröllmassen der Erleichterung ihren Weg von den Treppenstufen des Gästeblocks hinunter aus dem ehemaligen Niedersachsenstadion ihren Weg bahnten.

Johannes Eggestein erzielt per Kopf das 2:1 für den FC St. Pauli bei Hannover 96.
21. April 2024, AWD-Arena, Niedersachsenstadion.
Fertig machen zum Jubeln. // (c) Joern Pollex / Getty Images via OneFootball

Eine erste Halbzeit mit erheblichen Problemen, in der „Angst essen Seele auf“-Erinnerungen an die Saison vor zwei Jahren aufkamen. Trotz (glücklicher) Führung, verstärkt natürlich durch das dusselige Gegentor kurz vor der Pause – nach einem Einwurf!

Was folgte war allerdings (ohne zwischendurch zu wechseln) eine zweite Halbzeit, in der das Team wieder zur gewohnten Passsicherheit und Struktur zurückfand. Am Ende entschied ein einstudierter Standard per Ecke mit einem außergewöhnlichen Laufweg von Johannes Eggestein das Spiel, dessen Kopfball noch leicht abgefälscht war und Ron-Robert Zieler so die Abwehrchance nahm. Der FCSP spielte es im Folgenden souverän runter, wie man das in der Hinrunde oft getan hatte – und die etwa 10.000 Gästefans trugen das Team dann über die letzten Minuten.
BÄMM! Fünf Punkte Vorsprung, nur noch vier Spiele. Ergebniskrise weggedengelt.

Ausführlich findet Ihr all das im Spielbericht von Tim: „Wichtig, wichtiger, am wichtigsten“.
Die An- und Abreise verlief (zumindest nach dem was ich mitbekommen habe) unspektakulär, die Polizei in Hannover agierte wie schon bei vorherigen Auftritten dort in großen Teilen so deeskalierend, wie man es sich öfter wünschen würde. Die Braun-Weiße Hilfe merkte zwar zurecht an, dass auch hier mal wieder ohne Anlass gefilmt wurde. Man ist aber ja inzwischen schon froh, wenn das dann alles ist. Vor dem Bahnhof wurde der Fanmarsch in Empfang genommen – und für den Fall, dass jemand sich dazu entschloss, doch mal mit der Polizei zu reden, wurden sogar Musikwünsche angenommen. „Wer wird Deutscher Meister? – Ha ha Ha, HSV!“ sorgte sichtlich für Begeisterung, „Bullenwagen klau’n“ wurde leider nicht gespielt.
(Ergänzung von der BWH: Hier muss man natürlich auch zwischen der Bundespolizei (anlassloses Filmen) und der Landespolizei Niedersachsen (Fanmarsch) unterscheiden. / BlueSky)

Das Team des FC St. Pauli eingehakt hüpfend vor der Gästekurve nach dem Sieg bei Hannover 96 am 21. April 2024.
Super Hamburg – Sankt Pauli! // (c) Peter Böhmer

Weitere Links:

Lage der Liga

Freitag

Die SV Elversberg sammelt sich fleißig weiter zum Klassenerhalt, gegen Schalke 04 wäre dabei aber durchaus mehr als das 1:1 (1:0) drin gewesen. Chancen waren genug da, insbesondere über starke Konter, wie sie ja auch der FCSP in der Vorwoche „bestaunen“ durfte. So reichte der Ausgleichstreffer durch Keke Topp (59.) für die Gäste zum Punktgewinn, der im Kampf um den Klassenerhalt ebenfalls noch Gold wert werden könnte. // Sportschau-Highlights

Die Niederlage des 1. FC Nürnberg gegen den SC Paderborn mit 0:2 (0:1) bot einiges an Diskussionsstoff. Drei Tore erzielten die Gastgeber, zwei davon wurden aufgrund von Abseits einkassiert (einmal mit VAR, einmal ohne), das dritte kassierte der VAR nach einem Strafstoß. Diesen hatte der VAR erst ermöglicht, Uzun trat an und verwandelte im Nachschuss. Bei der Ausführung aber war er ganz leicht weggerutscht und hatte sich so selbst an das Standbein (oder zumindest den Schuh) geschossen – kaum zu erkennen, trotzdem so auf dem Papier regelwidrig, weil „Doppelberührung“. Nur kurze Zeit später traf Paderborn dann nach Ecke zum 0:2 – bitterer Abend für den Glubb. // Sportschau-Highlights

Samstag

Fortuna Düsseldorf gewann gegen die SpVgg Fürth mit 1:0 (0:0) und konnte dies durchaus unter „Wenn man oben steht, gewinnt man auch solche Spiele“ verbuchen. In einem Spiel mit wenig Torchancen wurde der (sehenswerte) Düsseldorfer Führungstreffer in der ersten Halbzeit zu Recht wegen Abseits vom Assistenten einkassiert. Nach Wiederbeginn gab es dann einen Handelfmeter für Fürth – und diesen kassierte der VAR ebenfalls ein, beziehungsweise er bat Schiedsrichter Florian Heft in die Review Area und dieser nahm ihn dann selbst zurück. Ich sag mal so: Das hätten andere nicht unbedingt gemacht, der Arm hatte schon durchaus Abstand zum Körper.
So aber reichte der Fortuna ein Fehlpass von Consbruch, den Vermeij (69.) nach Vorlage von Appelkamp zum Siegtreffer verwandelte. // Sportschau-Highlights

Der 1. FC Kaiserslautern kam gegen den SV Wehen Wiesbaden nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus und verharrt auf Rang 17, einen Punkt hinter dem Relegationsplatz. Ivan Prtajin glich dabei sehenswert aus der Distanz die Lauterer Pausenführung aus (74.).
Am Betzenberg schrillen die Alarmglocken und der Ton wird rauher (Der Betze Brennt). // Sportschau-Highlights

Immer wenn man denkt, jetzt könnte der VfL Osnabrück vielleicht doch noch mal rankommen – verpasst er es. Gegen Eintracht Braunschweig setzte es eine deutliche 0:3 (0:2)-Niederlage, eingebettet in die Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag des Vereins. Angesichts von sieben Punkten Rückstand ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass der nächste Geburtstag wieder in der 3. Liga gefeiert werden muss. // Sportschau-Highlights

Abendspiel

Der Hamburger SV verliert gegen Holstein Kiel mit 0:1 (0:0).
Einige Ernährungswissenschaftler*innen berichten aktuell davon, dass sich eine große Gruppe an Menschen nun schon seit einigen Wochen nur noch von HSV-Tränen ernährt. Nachdem diese schon beim zurückgenommenen Fürther Elfmeter am Mittag (siehe oben) einen erheblichen Nährstoff-Boost erhalten hatten, meldete die Forschung dann ein „System Overload“ nach dem Kieler Führungstreffer.
Was war passiert? Nachdem Schiri Stegemann in der ersten Halbzeit vom VAR zur Überprüfung eines möglichen Handelfmeters für die Störche gebeten worden war (ähnliche Situation wie in Düsseldorf übrigens, auch für solche Szenen gab es schon Elfmeter), diesen aber nicht gab, wurde er auch nach dem 0:1 durch Ex-St. Paulianer Tom Rothe vom VAR herausgebeten. Es ging um eine vermeintliche Behinderung von HSV-Torwart Raab. Stegemann blieb bei seiner Entscheidung und begründete dies später nachvollziehbar auch mit seiner eigenen Torwartkarriere.
Es verdichten sich die Anzeichen, dass der HSV nach seinem 100. Zweitligaheimspiel noch einige weitere zelebrieren werden darf, während Holstein Kiel mit großen Schritten in Richtung 1. Liga marschiert.
Zwei Wermutstropfen gab es für die Gäste: Lewis Holtby verpasst das Spiel gegen Kaiserslautern nach seiner Gelb-Roten Karte, die er sich in nur zwei Minuten sammelte. Und Ex-HSVer Finn Porath verletzte sich ohne Gegnereinwirkung nach gut zwanzig Minuten am Oberschenkel, anschließend begleitet von „Steh auf, Du Sau“-Gesängen aus der Heimkurve. // Sportschau-Highlights

Sonntag

Lange Gesichter auch bei Hansa Rostock. Gegen den 1. FC Magdeburg gab es ein 0:2 (0:2), eingeleitet durch einen schlimmen Fehlpass von John-Patrick Strauß, der nach dem Spiel sehr zerknirscht vor die Kameras trat. Vorne fehlte der Kogge die Durchschlagskraft, kommenden Freitag geht es zum FC St. Pauli. // Sportschau-Highlights

Beim Karlsruher SC wurde gegen Hertha BSC die gemeinsame Fanfreundschaft gefeiert und auch noch mit 3:2 (2:1) gewonnen. Igor Matanović traf dabei kurz vor der Pause zum 2:1.
In der ersten Halbzeit war ein Fan des KSC tief gestürzt und musste medizinisch versorgt werden, beide Fanszenen stellten den Support daraufhin vorübergehend ein. Nach dem Spiel gab es dann zumindest dahingehend Entwarnung, dass es dem Fan den Umständen entsprechend gut gehe. // Sportschau-Highlights

Fanszene-News

Volkshochschule: „Komplizen für die Zukunft“

Es ist ja nicht so, dass es rund um die Fanszene des FC St. Pauli nicht schon genug Termine gibt. Aber wer sich aus dieser Bubble mal etwas hinausbewegen möchte, findet aktuell einige sehr interessante Termine an der Volkshochschule:

Die Teilnahme kostet jeweils 9 Euro, eine Anmeldung ist notwendig.

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord (m/w)

1. Frauen mit 5:1-Sieg im Sechs-Punkte-Spiel

Ganz wichtige drei Punkte gab es gestern an der FeldArena für die 1. Frauen gegen den TuS Büppel. Julia Hechtenberg erzielte beim 5:1 (2:0) gleich vier Tore, mit denen sich die Tabellensituation weiter entspannte.
Die gestrigen Gäste belegen jetzt mit 17 Punkten den ersten Abstiegsplatz, während der FCSP mit 23 Punkten auf Rang 7 liegt. Noch fünf Spieltage stehen an, schon nächste Woche gibt es bei Holstein Kiel (ebenfalls 17 Punkte) das nächste Sechs-Punkte-Spiel.
Fotos: Matthias von Schramm (Facebook)

U23 unterliegt Drochtersen/Assel

Die U23 unterlag gestern in Norderstedt dem SV Drochtersen/Assel mit 1:2 (0:1), Mika Clausen hatte in der 59. Minute vor 170 Zuschauenden den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.
Bericht und Fotos: fcstpauli.com / Spiel in voller Länge: NordFV.tv

Junioren-Bundesliga

A-Jugend verliert 2:3 gegen Werder Bremen

Isma Baraze Adam (58.) und Luis Enzo Jahraus (76.) glichen einen Pausenrückstand gegen Werder am Königskinderweg noch aus, am Ende stand dann trotzdem eine 2:3 (0:2)-Niederlage. Drei Spiele stehen für die U19 in der Liga noch an, es wird aber so oder so einen Platz im Mittelfeld geben.
Wichtiger ist aber erst mal der Verbandspokal, über den eine erneute Qualifikation für den DFB-Pokal möglich wäre. Hier geht es am morgigen Dienstag um 18.30h zum ETV.

B-Jugend verliert 0:7 gegen Energie Cottbus

Wer unsere Monatssendung mit Benjamin Liedtke gehört hat (oder diese Rubrik schon länger aufmerksam liest), weiß, dass die anstehende Reform der Nachwuchs-Bundesligen dazu führt, dass mehr Wert auf die individuelle Förderung gelegt wird, weniger auf Ergebnisse.
Insbesondere in der U17 führt dies diese Saison dazu, dass der sportliche Klassenerhalt mit Pauken und Trompeten verpasst wird, allerdings stehen einige Stammspieler inzwischen auch schon im Kader der U19 und Spieler der U16 bekommen bereits Spielpraxis im älteren Jahrgang. Am Samstag standen mit Jesse Petri und Taylan Dilerim immerhin zwei 2008er in der Startelf gegen Energie Cottbus – das Ergebnis war mit 0:7 (0:3) allerdings ernüchternd.
Ein Saisonspiel steht noch aus, am kommenden Samstag geht es zum HSV.

Döntjes

Niederlande: 18 Punkte Abzug für Vitesse Arnheim

Es ist jetzt nicht so, dass der Abstieg für Vitesse Arnheim aus der Eredivisie völlig überraschend kommt. Auch Anfang März stand man schon auf einem Abstiegsplatz, hatte da aber immerhin noch Tuchfühlung zu den rettenden Plätzen. Nur ein Punkt aus sieben Spielen folgte, der Abstieg wäre also ohnehin kaum noch abzuwenden gewesen – durch 18 Punkte Abzug aufgrund von Verstößen gegen die Lizenzauflagen steht er nun aber auch rechnerisch bereits fest, zumal man erst 17 Punkte eingesammelt hat.
Nach 35 Jahren geht es jetzt in die 2. Liga. // kicker

Kein Happy End im FA-Cup, dafür ein Derby in Wembley

Schon am Samstag war Manchester City durch ein 1:0 gegen Chelsea ins Finale des FA-Cup eingezogen. Alle erwarteten am Sonntag, dass Manchester United gegen Zweitligist Coventry City folgen würde. Angesichts einer 3:0-Halbzeitführung sprach auch alles dafür, doch Coventry konnte durch einen Handelfmeter in der Nachspielzeit doch noch ausgleichen.
Auch in der Verlängerung lief bereits die Nachspielzeit, als das Wembley-Stadion dann endgültig zu eskalieren drohte, denn Coventry erzielte in Minute 120+1 tatsächlich noch das 4:3 – dieses wurde dann aber vom VAR aufgrund von Abseits einkassiert. Es folgte das Elfmeterschießen, bei dem United dann die Oberhand behielt. / Video: kicker (10m07s)

Zu früh gefreut: Coventry bejubelt den vermeintlichen Siegtreffer gegen Manchester United im FA Cup Halbfinale.
/ London, Wembley, 21. April 2024
Zu früh gefreut: Coventry bejubelt den vermeintlichen Siegtreffer.
// (c) Richard Heathcote / Getty Images via OneFootball

ARD: „Geheimsache Doping – Die Akte China“

Bei der Sportschau gibt es einen Beitrag (44min) über mutmaßliches Massendoping bei Chinas Schwimmer*innen im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio. Dieses sei 2021 aufgefallen, 23 Schwimmer*innen seien positiv getestet worden – die WADA hätte aber nach einem Bericht des Chinesischen Ministeriums für Öffentliche Sicherheit auf eine eigene Untersuchung verzichtet. Laut ARD sei dies unterlassen worden, weil in jenem Bericht der Befund durch ein Versehen in einer Hotelküche entstanden sei. Demnach sei eine Tablette des verschreibungspflichtigen Medikaments Trimetazidin eben „versehentlich“ in das Essen der Athlet*innen geraten, die so ja auch gar nichts davon wissen konnten.
Wie die ARD herausarbeitete, gibt es an dieser ohnehin schon fragwürdigen Geschichte auch noch einige handwerkliche Zweifel, denn die Konzentration des Medikaments hätte in einem solchen Fall sogar sehr viel höher sein müssen.

„Kiffende Polizisten“

Haha, fantastische Zwischenüberschrift. Die stammt aber nicht von mir, sondern von heise.de – mangels regelmäßiger Fußballberichterstattung nicht unbedingt eine Quelle, die hier häufig vorkommt, aber in dem Fall nehme ich sie gerne mal mit. Dort wurde nämlich über den Europäischen Polizeikongress berichtet, bei dem auch Philipp Lahm in seiner Rolle als EM-Turnierchef zu Gast war.
Und während er selbst die Werte eines freien Europas beschwor („weltoffen, tolerant und demokratiefördernd“), gibt es im Text auch erstaunliche Einsichten, unter anderem von Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen, der die Bedrohung nicht mehr bei den Hooligans sieht, denn: Die habe man längst „gut im Griff“.
Naja… und ich wollte diese Zwischenüberschrift verwenden. Wer wissen will, wie diese zustande kam, muss dann doch oben dem Link folgen.

Zu guter Letzt

Und dann war da noch ein Torwart mit Mexiko mit einem Laserpointer… // Instagram

Forza St. Pauli!
// Maik

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9 thoughts on “Lage am Millerntor – 22. April 2024

  1. Wir haben zwar skeptische Blicke geerntet, aber die Beamtin hatte nach „Bullenwagen klaun“ gesucht, einzig die fehlende Listung bei Spotify verhindert die totale Deeskalation!

      1. Geile Aktion der Polizei da. Falls die da wirklich nochmal nach suchen sollten Spotify: Ferris MC; Bullenwagen (ist die Version mit Swiss und Shocky)

  2. Ich würde gerne etwas zu diesen Elfmeterszenen als Anlass sagen, weil mir als Fan mittlerweile massiv die Lust vergeht und erstmals sind die Regelmacher bzw. deren Exekutive auf dem Feld Schuld daran. Und zwar so sehr, dass ich (auch wenn ich das persönlich für absolut außer Frage erachte) mich nicht wundere, dass sich Verschwörungstheorien ihren Weg bahnen und aber mindestens von Willkür gesprochen wird.

    In beiden Fällen handelt es sich aus meiner Sicht, den geltenden Regeln nach, um ein strafbares Handspiel. Der Arm ist vom Körper abgespreizt, und es kann keine Rede von einer Bewegung vom Ball weg sein. Erst als der Arm den Ball berührt, versuchen die geübten Herren Profis eine zu konstruieren. Clever ist das und wahrscheinlich auch trainiert, während die anderen mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in den Zweikampf laufen. Während ich Stegemanns Entscheidung noch irgendwie mit hin und her drehen nachvollziehen kann, weil er das Handspiel zunächst nicht gepfiffen hat, und entschied, dass es bei dieser Entscheidung bleiben soll, empfinde ich Hefts Entscheidung als eine komplette Farce. Er pfeift ein strafbares Handspiel, mit dem aktiv auch noch eine große Chance für Fürth verhindert wird und nimmt die Entscheidung dann zurück. In dieser einen Szene wurde sowohl die Handspielregel als auch der Einsatz des VAR ad absurdum geführt.

    Bei Weitem noch ärgerlicher finde ich aber mittlerweile den Umgang mit Schiedsrichterfehlern. Ein Satz wie „Das hätten andere wahrscheinlich anders entschieden.“ ist mittlerweile ein Synonym für „Fehler“ geworden. Ich weiß nicht wo das eigentlich herkommt, aber ich behaupte, dass diese Kultur den Schiedsrichtern in der öffentlichen Wahrnehmung eher schadet denn nützt.

    1. Zu den Elfern: Ich bin da komplett bei Dir.
      Es war eine ähnliche Situation, die auf dem Feld einmal als „Hand“ und einmal als „kein Hand“ bewertet wurde. Kann man in beiden Fällen richtig oder falsch finden, dies liegt in der Regel selbst begründet. Für mich ist das aber in beiden Fällen tendenziell eher Elfer als keiner.
      Absurd wird es dann dadurch, dass der VAR in beiden Fällen in die Review Area bittet, was er ja eigentlich nur bei „klaren Fehlentscheidungen“ soll – und das war es eben für mich in beiden Fällen nicht, so oder so.

      Zu dem Synonym für Fehler: Die deutlich brachialere Wortwahl zu Fehlentscheidungen übernehmen ja schon andere, da muss ich nicht auch noch draufhauen, daher meine etwas defensivere Formulierung 😉

  3. Ob der schlechten Schiedsrichter werden in z.B. der kroatischen Liga ausländische Schieris eingesetzt (u.a. auch aus Deutschland) Wer könnte denn bei uns zum pfeifen kommen?
    Aber im Ernst: Wenn der VAR spielentscheidende Fehler macht obwohl er sich alle Zeit der Welt nehmen kann UND der Fehler dann auch noch gegen die Regel verstößt UND der Schiedsrichter auf dem Platz den Fehler nicht erkennt (also das Regelwerk nicht beherrscht) dann sollten die Vereine doch Anspruch auf Beschwerde haben, dafür geht es um zu viel und es bekommt schon ein Geschmäckle.
    Mich nervt es jedenfalls auch zunehmend, dass die Regeln nicht so klar sind und somit die Schiedsrichter nach Tageslaune oder schlimmstenfalls Sympathie entscheiden können…

  4. Jaja die Hand-Regel…
    Beide Situationen schwer zu beurteilen. Aus meiner Sicht in beiden Aktionen vertretbar, keinen Elfer zu geben. Dazu sei gesagt, dass ich generell eine Zurückhaltung beim Geben von Handelfmetern sehen würde. Sind aus meiner Sicht immer „billige“ Tore, die so entstehen. Man stelle sich vor, man würde bei jedem Gerangel nach einem Eckball so genau die Lupe anlegen, wie bei vermeindlichen Handspielen…

    Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass die Situationen anders (und somit als Elfmeter) bewertet worden wären, wenn es sich um Torschüsse und nicht um Querpässe gehandelt hätte. Naja geschenkt.

    Mein Lösungsvorschlag: Jede Berührung mit der Hand wird gezählt, drei Ecken ääääh Handspiele ein Elfer.
    Torwart- und Kopfballtore zählen natürlich auch weiterhin doppelt

    1. Nur als Klarstellung: Im Fall Düsseldorf WURDE ein Elfmeter gegeben, und dann aus dubiosesten Gründen via VAR wieder zurückgenommen. Und wenn schon Experten, denen normalerweise jeder Strohhalm recht ist, um Schiedsrichterentscheidungen und -leistungen schönzufärben das Prozedere nicht verstehen, dann ist da massiv was schief gelaufen. Es ist einfach nicht mehr klar, wer eigentlich was entscheidet. Das ist auch ein großer Kritikpunkt meinerseits: Wenn ich den Sport, den ich schauen will nicht verstehe, dann schaue ich ihn irgendwann nicht mehr. Und das passiert mir beim Fußball zunehmend.
      Des Weiteren sehe ich die Schiedsrichter als eine Instanz, die geltende Regeln durchsetzen muss, und sich nicht (wie oft zu hören ist) im Sinne des Fußballs irgendwas zurechtbiegen sollten. Deswegen mag ich im Übrigen den Ausdruck „Fingerspitzengefühl“ auch nicht. Das aber am Rande.

      1. Ja, der VAR ist unabhängig von der Handregel absolut bescheiden. Wenn dann noch die schwammige Handspiel ja/nein Debatte dazugemixt wird, bekommt man einen verwirrenden Cocktail schwer nachvollziebarer Entscheidungen.

        Wenn VAR, dann bitte radikal transparent:
        – Spielszenen im Stadion zeigen (wird in der brasilianischen Liga bei Abseitsentscheidungen gemacht)
        – Kommunikation zwischen VAR und Schiedsrichter zumindest im Fernsehen live senden (wie im Rugby)
        – Nach VAR Einsatz kurze Ansage, wie die Entscheidung begründet wird (wie NFL/College)

        Das ergibt zwar nicht mehr oder weniger Fehlentscheidungen als jetzt, aber wenigstens werden Fans, Spieler und Verantwortliche nicht im Dunkeln gelassen

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