Der FC St. Pauli hat sich wie erwartet auf der Torwartposition verstärkt. Mit Eric Oelschlägel kommt ein erfahrener Keeper ans Millerntor.
(Titelfoto: FC St. Pauli)
Nachdem sich Ben Voll im Spiel der U23 des FC St. Pauli eine schwere Kieferverletzung zugezogen hat, war klar, dass der FCSP auf Torwartsuche ist. Denn mit Sascha Burchert und Sören Ahlers fallen auch die beiden anderen Ersatztorhüter langfristig aus. Nun hat der Verein in Eric Oelschlägel den offenen Kaderplatz hinter Stammtorwart Nikola Vasilj besetzt.
The Story So Far
Geboren in Hoyerswerda, begann Eric Oelschlägel seine Fußballkarriere im Alter von sechs Jahren ab 2001 bei Dynamo Dresden. Mit einer Unterbrechung von zwei Jahren (2006 bis 2008) spielte Oelschlägel insgesamt elf Jahre für Dynamo. 2012 zog es ihn dann zur U19 von Werder Bremen, wo er ab der zweiten Saison Stammkeeper war.
Olympisches Silber, Profivertrag bei Werder
Zur Saison 14/15 ging es für Eric Oelschlägel eine Stufe weiter nach oben in die zweite Mannschaft von Werder Bremen, wo er in der Regionalliga Nord auf nur auf ein Saisonspiel kam. Das änderte sich aber in den Folgejahren: Zur Saison 15/16 wurde er Stammkeeper bei Werders U23, die zu der Zeit in der 3. Liga spielte. Ein Syndesmosebandriss im ersten Spiel setzte in kurz außer Gefecht, ab dem 16. Spieltag stand er dann aber wieder zwischen den Pfosten. Den Lohn für gute Leistungen gab es obendrauf: Eric Oelschlägel wurde in das deutsche Team für die Olympischen Spiele 2016 nominiert. Dort gewann er (ohne Einsatz) die Silbermedaille.
Wenige Monate zuvor hatte Oelschlägel bereits seinen ersten Profivertrag bei Werder Bremen unterzeichnet. Die Saison 16/17 startete er, auch aufgrund der Länderspielabstellung, verspätet – und beendete sie leider auch frühzeitig wieder. Ein Bruch des Ellenbogens beendete die Saison. Das letzte Jahr im Werder-Dress stand Oelschlägel dann aber fast komplett (36 von 38 Ligaspielen) für die zweite Mannschaft im Tor. Den Abstieg aus der 3. Liga konnte er allerdings nicht verhindern.
Dritter Torhüter beim BVB
Für Eric Oelschlägel ging es bei Borussia Dortmund weiter, als Torwart der U23 und zeitgleich dritter Keeper des Bundesliga-Teams. Im Februar 2019 rückte er relativ unverhofft ins Rampenlicht: Da die beiden BVB-Stammtorhüter Roman Bürki und Marwin Hitz von einer Grippe geplagt wurden, stand Oelschlägel plötzlich im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen – ausgerechnet – Werder Bremen im Tor. Der Auftritt glich einer Achterbahnfahrt. Mit mehreren starken Paraden hielt er den BVB im Spiel, ehe er kurz vor Ende der Verlängerung mit einem Patzer den Bremern doch noch das Elfmeterschießen ermöglichte – was diese dann für sich entschieden (Highlights).
(Kein) Durchbruch in den Niederlanden
2020 ging es für ihn dann in die Niederlande. Beim FC Utrecht nahm er zunächst auf der Bank platz, eher er sich ab Mitte Dezember auf dem Platz beweisen durfte, was ihm auch ganz gut gelang. Utrecht beendete die Saison auf Rang 6. Aber Undank ist ja bekanntlich der Welten Lohn und zu Saisonbeginn saß Oelschlägel wieder auf der Bank, lediglich auf vier Ligaeinsätze kam er in der Saison 2021/22, lernte dort aber immerhin noch kurz Henk Veerman kennen.
Neue Saison, neues Glück: Zur Saison 2022/23 ging es für ihn zum FC Emmen, wo er zunächst startete, ab dem 10. Spieltag und nur einem Sieg (gegen Utrecht) aber auch hier auf die Bank musste. Es folgte am Saisonende der Abstieg in die 2. Liga, wo er lange Zeit erneut nur auf der Bank Platz nahm, ehe ab Dezember ein Punkt aus neun Spielen folgte und Oelschlägel ab Februar zurück ins Tor durfte – und sich mit zwei „zu Null“-Siegen zu Beginn den Stammplatz bis Saisonende zurück holte. Sein Vertrag aber lief im Sommer aus und bis heute war er seitdem vertragslos.
Torverteidigung als Stärke von Oelschlägel
Wir haben beim Global Soccer Network nachgefragt, ob sie uns eine Einschätzung zu Eric Oeschlägel liefern können. Der 29-jährige besitzt laut GSN seine Stärken vor allem im Bereich der klassischen Torverteidigung. Dabei hilft ihm seine Körpergröße (1,93m), aber auch seine Sprungkraft und der Antritt. Zudem zählt GSN seine Reflexe zu den Stärken. Oelschlägel besitze zudem eine gute Strafraumbeherrschung und verfügt über ein gutes Positionsspiel.
Verbessern kann sich der 29-jährige vor allem bei allen Dingen, die seine Füße betreffen. Das Global Soccer Network erklärt, dass sein Passspiel, sein erster Kontakt, die Übersicht im Spielaufbau und generell seine Technik ausbaufähig sind. Mit einem aktuellen GSN-Index von 61,04 befinde er sich an der Schwelle zwischen 2. und 1. Bundesliga. Die Prognose von GSN ergibt einen möglichen Index von 62,44, womit er in den Bereich eines unterdurchschnittlichen Bundesliga-Torhüters einzuordnen ist.
Schwache Saison 22/23
Ein tieferer Blick in die Statistiken ist in den Jahren möglich, in denen Eric Oelschlägel in der Eredivise für Utrecht und Emmen auf dem Platz stand. In der Saison 22/23 stand er in neun Spielen für den FC Emmen im Tor. Der Vergleich der gefangenen Tore mit dem „Post-Shot xG“-Wert zeigt, dass Oelschlägel in dieser Saison Probleme hatte. Keiner der anderen 38 Torhüter der Eredivise in dieser Saison hatte einen schlechteren Wert in dieser Statistik als er. Das sah in der Saison 20/21 im Trikot von Utrecht noch anders aus, als er in seinen 23 Einsätzen in dieser Statistik zum oberen Drittel der Liga gehörte. Das Global Soccer Network bestätigte uns auf Nachfrage, dass die Saison 22/23 die schwächste von Eric Oelschlägel gewesen sei.
Der ausführliche Blick in die verfügbaren Videos bestätigt den Eindruck, den man bereits vom GSN bekommen hat: Eric Oelschlägel ist ein Torhüter, der bei gegnerischen Ecken und Standardsituationen sehr präsent ist und sicher wirkt. Zudem ist seine Torverteidigung durchaus ansehnlich. Krasse Fehler sind dabei nicht aufgefallen. Allerdings ist sein Spiel mit dem Ball am Fuß gerade bei langen Pässen ausbaufähig. Oelschlägel wählte zudem (vielleicht auch, weil es angesagt war) viel schneller den langen Ball, wenn er unter Druck geraten ist.
Mit Eric Oelschlägel hat der FC St. Pauli einen Torhüter verpflichtet, der sehr erfahren ist, bereits in der Eredivise längere Zeit zwischen den Pfosten stand und dort auch ansprechende Leistungen zeigte. Ohne seine Leistungen und seine Fähigkeiten herabstufen zu wollen, muss erwähnt werden, wie schwer die Suche nach einem Torhüter gewesen sein muss. Denn die Rolle von Nikola Vasilj als Stammkeeper dürfte sich durch die Verpflichtung von Oelschlägel nicht verändert haben. Es darf stark davon ausgegangen werden, dass FCSP-seitig in den Gesprächen eher betont wurde, wie wichtig es ist an dieser Rollenverteilung nichts zu verändern, als dass ein Stammplatz in Aussicht gestellt wurde.
Aber wer weiß, der Fußball ist bekanntlich ein sehr kurzlebiges Geschäft. Sollte es tatsächlich zu dem äußerst unglücklichen Fall kommen, dass Vasilj ausfällt, dann wird Eric Oelschlägel die Position im Tor des FC St. Pauli sicher gut ausfüllen. Wie es dann nach der Rückkehr der aktuell vielen verletzten Torhüter des FCSP aussieht, ist allerdings offener denn je.
Herzlich willkommen am Millerntor, Eric Oelschlägel!
// Tim
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Nur eine Randnotice, die KI Empfehlung am Ende des Artikels bietet mir ‚Wer ist Eric da Silva Moreira? – Ein Spielerprofil‘ und ‚Looking for Eric‘ an, solange KI nur so einfache Verbindungen machen kann habe ich keine Angst.
Vielen Dank für das wie immer schnelle Spielerprofil, willkommen Eric!