Optimismus? Vorsicht! – Der FC St. Pauli nach der Winterpause

Optimismus? Vorsicht! – Der FC St. Pauli nach der Winterpause

Dem FC St. Pauli stehen im Kampf um den Klassenerhalt wichtige Wochen bevor. Ist der FCSP dafür gut gerüstet?
(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Nach gerade einmal drei Wochen Pause geht es schon wieder weiter. Die Winterpause ist diese Saison so kurz wie selten. Entsprechend entschied man sich beim FC St. Pauli bereits frühzeitig dazu, auf ein Trainingslager zu verzichten. Das machten auch die meisten anderen Bundesliga-Clubs so, nur drei von 18 nutzten die spielfreie Zeit und fuhren in ein Trainingslager.

Kaum Zeit für Veränderungen in kurzer Winterpause

Der FC St. Pauli blieb also in Hamburg und bereitet sich an der heimischen Kollaustraße auf den knallharten Auftakt nach der Winterpause vor. Nach rund zehn Tagen Pause startete man in die ebenso lange Vorbereitungsphase. Zeit für tiefgreifende Veränderungen am Spielstil bietet diese Phase keineswegs, höchstens leichte taktische Anpassungen dürften machbar sein. Wenn Teams also bereits vor Jahreswechsel im taktischen oder körperlichen (Aufbau Grundlagenausdauer) Bereich Probleme hatten, dann wird diese Winterpause nicht viel daran geändert haben können.

Zwar ist die dreiwöchige Pause für den intensiven Ausdauer-Aufbau ungeeignet, doch dem FC St. Pauli wird sie trotzdem gutgetan haben. Weil man auf dem Zahnfleisch in die Winterpause gekrochen ist. Die Liste an verletzten Spielern war extrem lang, der Kader an etlichen Stellen löchrig. Und er ist es immer noch. Weil von den langzeitverletzten Spielern bisher einzig Ben Voll zurückgekehrt ist. Von einer wirklichen Entspannung der personellen Situation kann also keine Rede sein. Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels…

Personelle Situation beim FC St. Pauli entspannt sich langsam

Denn im Vergleich zum letzten Spiel vor Jahreswechsel (welches mit 1:0 in Stuttgart gewonnen wurde), kehren auch Eric Smith und Scott Banks zurück ins Team und Jackson Irvine dürfte seine Verletzung voll auskuriert haben. Bei weiteren Spielern ist in den ersten Tagen des neuen Jahres ein deutlicher Schritt nach vorne zu sehen gewesen. Connor Metcalfe und Karol Mets befinden sich wieder im Lauftraining. Einen Schritt weiter sind Robert Wagner und Elias Saad, die in dieser Woche sogar wieder Teile des Team-Trainings absolvieren, Saad ist dabei dem Zeitplan der Reha-Maßnahmen voraus. In der anstehenden Englischen Woche werden diese Spieler wohl noch kein Thema für den Spieltagskader sein. Doch ihre Rückkehr scheint näher als das Erblühen der ersten Krokusse.

Eine Stellschraube, an der trotz der kurzen Pause gedreht werden kann, hat der FC St. Pauli dann aber noch bedient: Mit Noah Weißhaupt, Abdoulie Ceesay und James Sands hat der Club gleich drei neue Spieler verpflichtet. Mit diesen Neuzugängen wird versucht, Lücken im Kader zu schließen. Ceesay soll dem Kader mehr Flexibilität in der Offensivzentrale verschaffen. Weißhaupt wird auf der offensiven Außenbahn benötigt, wo aus der Not teilweise positionsfremde Spieler wie Robert Wagner zum Einsatz kamen. Sands soll den verletzungsanfälligen Smith entlasten, dürfte aber auch im defensiven Mittelfeld einen Platz finden, wo es ebenfalls extreme Personalprobleme zum Ende des letzten Jahres gab.

Wann werden Ceesay, Weißhaupt und Sands Optionen?

Ob diese drei Neuzugänge aber Soforthilfen sein können? Das wäre gut, denn gerade in den ersten Wochen nach der Winterpause ist jede Hilfe für den FCSP extrem wichtig. Der Spielplan ist mit den Duellen gegen Bochum, Heidenheim, Berlin und Augsburg bis Anfang Februar brutal und verzeiht eigentlich keine Fehler. Der FC St. Pauli muss sofort ans maximale Leistungsniveau herankommen. Für die langzeitverletzten Spieler dürfte das zu früh kommen. Und für die Neuzugänge?

James Sands und Abdoulie Ceesay kennen die Bundesliga nicht, haben noch nie auf so einem hohen Niveau gespielt und zudem hatten ihre Ex-Clubs wochenlang keine Pflichtspiele zu bestreiten. Ob sie daher direkt zum Auftakt nach der Winterpause eine gewichtige Rolle beim FCSP spielen, ist höchst ungewiss, aber es ist auch alles andere als ausgeschlossen. In jedem Fall dürfte Noah Weißhaupt für die dringend benötigte Entlastung auf der offensiven Außenbahn sorgen.

Der FC St. Pauli ist stärker geworden

So dramatisch die personelle Situation des FC St. Pauli vor der Winterpause auch gewesen und so angespannt sie weiterhin ist: Die Spiele selbst waren Mutmacher. Was auch daran liegt, dass sich einzelne Spieler im Verlauf der letzten Monate immer besser in der Bundesliga zurechtgefunden haben. Philipp Treu ist da ein gutes Beispiel. Der Linksverteidiger zeigte in den Wochen vor Weihnachten seine wohl besten Leistungen im FCSP-Trikot, hat sich zum absoluten Leistungsträger entwickelt. Auch Hauke Wahl, Dapo Afolayan und Morgan Guilavogui konnten ihre Leistungen zum Jahresende deutlich steigern. Erfahrung macht ziemlich viel aus, auch für Alexander Blessin, der das Team und seine Tücken nun viel besser kennen dürfte als noch zu Saisonbeginn. Somit gibt es berechtigten Anlass zu hoffen, dass dieser Trend weitergehen wird und bis zum Saisonende immer mehr Spieler ihre Leistungen verbessern können. Entsprechend darf man hoffen, dass die Punkteausbeute des FC St. Pauli steigt.

Hamburg, Deutschland, 14.12.2024, Millerntor-Stadion, FC St. Pauli - SV Werder Bremen Philipp Treu (FC St. Pauli) im Laufduell mit Marvin Ducksch und Olivier Deman (beide SV Werder Bremen). Copyright: Stefan Groenveld
Philipp Treu hat sich beim FC St. Pauli dank konstant guter Leistungen zu einer unverzichtbaren Säule entwickelt. // (c) Stefan Groenveld

Gute Ausgangssituation – schwieriges Auftaktprogramm

Das muss sie aber auch, trotz guter Ausgangsposition. Denn rechnet man die aktuelle Punkteausbeute hoch (14 Punkte nach 15 Spielen), dann kommt man am Saisonende auf rund 32 Punkte. Eine Ausbeute, die in den letzten zehn Jahren nur zweimal den Klassenerhalt bedeutet hätte – und achtmal den direkten Abstieg. Damit das nicht passiert, muss der FC St. Pauli besonders offensiv zulegen, was mit der zunehmenden Bundesliga-Erfahrung, den Verpflichtungen von Ceesay und Weißhaupt, sowie der baldigen Rückkehr von Saad hoffentlich einhergehen wird.

Die aktuelle Tabellensituation, die sich abzeichnende Entspannung der personellen Situation, die Neuzugänge – es gibt vieles, was zur Vorfreude auf den FC St. Pauli in der Bundesliga im Jahr 2025 beitragen kann. Doch der Wind kann sich extrem schnell drehen, sollten die Ergebnisse im Januar nicht stimmen. In vier der ersten fünf Spiele geht es gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Anders als der Saisonbeginn (drei Niederlagen in Serie) sollte der Jahresauftakt also unbedingt auch Punkte für den FC St. Pauli bringen. Dann ist vorsichtiger Optimismus beim Blick auf das Frühjahr angebracht.

// Tim

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10 thoughts on “Optimismus? Vorsicht! – Der FC St. Pauli nach der Winterpause

  1. Moin Tim, vielen Dank für das gute Gefühl, denn Optimismus ist klar an erster Stelle. Das letzte Spiel beim VFB, die gute Stimmung von uns Fans, auch wenn wir sicherlich auch noch zulegen können und müssen, die vielversprechenden Transfers und die Lichtung des Lazaretts lassen Euphorie zu, die durch harte Arbeit unserer Jungs und des gesamten Teams bestätigt wird. Dann sind wir in der Spur und mühsam/ geduldig ernährt sich das Eichhörnchen…

  2. Bei den Rückkehrern aus Verletzungen würde ich noch Scott Banks erwähnen wollen. Ich war jedenfalls freudig überrascht, dass er gegen Braunschweig schon wieder eine Halbzeit mitwirken konnte. Auch das bedeutet eine Option mehr in der Offensive.

  3. winterpause? welche winterpause? hasenhüttl spricht gar von einem verlängerten wochenende…
    damit wären wohle beide extreme benannt und die wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
    ich denke, daß die kurze saisonunterbrechung den spielrhythmus der spieler nicht durcheinander bringt. das erklärt auch ein wenig, wieso so viele stammkräfte gegen braunschweig geschont wurden. für den einen oder anderen hätte es sicher gereicht, wenn es darum gegangen wäre, wieder spielpraxis zu kriegen und in einen rhythmus zu kommen. ihnen wurde richtigerweise gelegenheit gegeben, zusätzlich kräfte zu sammeln. die saison wird lang genug.
    darum bin ich auch zuversichtlich, daß die jungs am samstag von beginn an voll da sein werden, so als hätte es die saisonunterbrechung nicht gegeben.

  4. Moin Tim !
    Japp, hoffen wir also, dass die Verletzten schnell gesund werden, die Neuen treffsicher einschlagen und die Krokusse bald wieder blühen !
    FORZA ST. PAULI 😝👉🏴‍☠️🏴‍☠️🏴‍☠️🏴‍☠️🏴‍☠️🏴‍☠️

  5. Moin, ich bin insgesamt positiv optimistisch. Wir haben 3 neue Spieler, die uns weiterbringen werden und alleine schon das Niveau im Training steigern werden, auch wenn sie ggf, nicht sofort Startelfkandidaten sind. Und der Spielplan bis zum Spiel gegen Augsburg ist natürlich richtig spannend. Mal abgesehen von Frankfurt haben wir dann 4 direkte Konkurrenten vor uns, die sich teilweise in der Zeit noch gegenseitig Punkte abnehmen. Wenn wir aus diesen Spielen gut rauskommen, dann kann sich noch richtig was in Bewegung setzen. Und sollten wir eher schlecht rauskommen (was ich nicht glaube), wird die Situation natürlich um einiges Herausfordernder aber noch immer machbar, weil alle anderen nicht enteilen können. Ich hab richtig Lust auf den Rest der Saison. Die Frage, die sich mir stellt, wird das Team nach Bochum wieder nach HH fahren, um dann wieder nach Heidenheim zu fahren – Stichwort eigenes Bett – oder werden sie direkt weiter Richtung Heidenheim fahren – Stichwort mehr Erholung – kleines „Trainingslager“ und weniger Emissionen.

  6. Moin,
    „[…] dann kommt man am Saisonende auf rund 32 Punkte. Eine Ausbeute, die in den letzten zehn Jahren nur zweimal den Klassenerhalt bedeutet hätte – und achtmal den direkten Abstieg.“
    Ich schaue da genau andersrum drauf. Seit bestehen der Bundesliga ist die Mannschaft mit der zweitbesten Abwehr noch nie abgestiegen. Frei nach dem Motto: offense wins matches, defense wins championchips mache ich mir weniger Sorgen um fehlende Torausbeute vorne, so lange hinten weiter dicht ist. Denn ein 0:0 gibt einen Punkt, ein 3:4 zwar Tore aber halt auch keinen Punkt.
    Forza St. Pauli

  7. 14 points might seem not much to survive when projected to 34 matches, but it’s also 14 points *and* +4, +6 and +8 above 16th, 17th and 18th places, which probably did not happen a lot in the last ten years, right ?

    I mean, if you have +4, +6 and +8 at the winter break, sure, the direct confrontations in January are important, but they are *vital* for your opponents.

    In other words, I would not worry that much if we mess these direct confrontations up. We have already done it in September and we can afford to do it again in January, because we have now proven that we can take points from any team.

    Now, the matches against Kiel and Bochum in April and May, *these* might prove vital. that’s for sure.

    1. it’s better to get the points against the direct opponents. first: these are all six-point-matches and second: it’s not for sure, that we make our points against stronger teams than our direct opponents.
      so it’s better to make our points against bochum, heidenheim, berlin, augsburg, hoffenheim and kiel. that will be hard enough. even harder will be to make the points against the other, if we have to, because we did not against the direct opponents…

      1. It is undeniably better, but my point is that it is less vital for us than for them. Kiel and Bochum have proven less than us in the first half of the season and the difference in points is on the brink of becoming insurmountable. They are on the brink of losing hope and we are not, not at all. As to Heidenheim, they are on such a downward spiral that *every* match has become a high-pressure match.

        So my point is that we should not make a fuss about the results of these six-points matches if they don’t go our way because
        1. we are in a more confortable position than they are. Yes it’s relative, but that’s the whole point of comparison.
        2. we have already proven that we are resilient if we happen to fail these six-points matches.

        That does not mean that there is not a lot to win or lose, but it does mean than the pressure is even higher on our opponents. There is no need to freak out on the importance of these matches. Because if we do lose, and it is a possibility, it will be harder to get self-confidence on track.

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