Erst einen Treffer erzielte der FC St. Pauli in dieser Saison nach einer Ecke. Das ist wenig, doch eine tiefe Analyse zeigt: Es dürfte besser werden.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Eines vorweg: Nein, dieser Text liefert höchstwahrscheinlich keine Hinweise für (kommende) Gegner und auch nicht den FC St. Pauli selbst. Die Analysen die hier präsentiert werden, machen eigentlich alle Proficlubs höchstselbst. Sie gehen sogar noch viel tiefer, schauen genau auf das (Frei)Laufverhalten von Spielern, auf die Zeichen, die sie sich vor den Eckbällen geben und bewerten die Gefahr, die davon ausgeht, teilweise mit anderen (besseren) Maßstäben. Sollte jemandem an der Kollaustraße beim Lesen dieses Textes aber vor Staunen der Kochlöffel in die Suppe fallen: Natürlich stünde ich dem FCSP im Bedarfsfall als Standard-Analyst zur Verfügung 😉
FC St. Pauli das schwächste Standard-Team Europas
Erst einen einzigen Treffer hat der FC St. Pauli in dieser Bundesligasaison nach einer Ecke erzielt. Lange Zeit war man sogar torlos geblieben und damit sogar Schlusslicht der Top5-Ligen Europas. Der Treffer von Siebe Van der Heyden beim Spiel des FCSP in Wolfsburg beendete zwar endlich die Torlosigkeit, doch mit einem Treffer nach Eckbällen ist das Team auch weiterhin ganz unten im Ranking.
Um das festzustellen, braucht es natürlich keine fancy Analyse. Aber micht treibt die Frage um, wie aus einem der besten Teams der Vorsaison in Sachen Eckbällen eines werden konnte, bei dem genau das nun eine Schwäche zu sein scheint. Aber ist es wirklich eine Schwäche? Oder hat der FC St. Pauli einfach nur kein Glück? Welche Art von Eckbällen (und von wem?) sind am gefährlichsten? Und wie sieht das eigentlich bei der Eckball-Verteidigung aus? Der ausführliche Blick in die Zahlen liefert Antworten.
Ich habe mir alle Eckbälle des FC St. Pauli dieser Saison noch einmal genau angeschaut – sowohl die eigenen, als auch die der Gegner in den Spielen gegen den FCSP. Und weil das noch nicht genug Aufwand ist, habe ich auch nochmal alle Ecken der Vorsaison eingehend begutachtet. Warum nicht auch andere Standard-Situationen? Weil Freistöße aufgrund unterschiedlicher Feldpositionen sehr viel schwerer miteinander zu vergleichen sind. Ich habe die Eckbälle kategorisiert, habe geschaut, wer die Eckbälle getreten hat, in welche Richtung sie sich drehten, ob sie kurz ausgeführt oder andere Varianten als die „normale“ Flanke in den Strafraum gespielt wurden und habe die Abschlüsse ausgewertet. Ziemlich viel Aufwand. Aber das war es wert. Auf geht’s!
Studien: Gute Ecken, schlechte Ecken
Bevor wir in die eingehende Analyse der Eckbälle des FC St. Pauli gehen, verschaffen wir uns erstmal einen Überblick in die wissenschaftlichen Studien, die es zu dem Thema gibt.
Global gesehen gibt es durchschnittlich nur knapp 10,4 Ecken pro Partie (5,8 pro Heimteam, 4,6 pro Auswärtsteam). Tütüncü et al. (2024) haben im Rahmen einer massiven Studie rund 456.000 Eckbälle analysiert und kommen zu dem Ergebnis, dass knapp 3,1 Prozent aller Eckbälle zu Treffern führen.
Ein Tor nach Ecke ist also sehr selten. Doch trotzdem schauen viele Trainer*innen, Verantwortliche und Fans ganz besonders darauf. Wie kommt es also, dass Eckbällen eine so große Wichtigkeit beigemessen wird, wo sie doch eigentlich ein eher seltenes Ereignis während eines Fußballspiels sind? Weil laut der Studie fast 70 Prozent der Treffer nach Eckbällen dazu führten, dass ein Team mehr Punkte holte, den es ohne diesen Treffer nicht bekommen hätte. Wenig verwunderlich, dass Alexander Blessin, wie auch viele andere Trainer*innen, davon spricht, dass Standardsituationen „Dosenöffner“ sind.
Tore nach Ecken sind selten, aber extrem wichtig
Das Bewusstsein der Wichtigkeit von Eckbällen scheint insbesondere in den letzten Jahren deutlich zugenommen zu haben. Zumindest zeigten Micovic et al. (2023), dass Tore nach Standardsituationen einen immer größeren Anteil an Treffern in Fußballspielen ausmachen. Doch welche Art von Eckbällen sind eigentlich am erfolgreichsten? Ganz grob werden Eckbälle (so wie ich es auch getan habe) in drei Kategorien unterteilt:
1. Eckball-Flanken, die sich zum Tor drehen (In-swinger)
2. Eckball-Flanken, die sich vom Tor wegdrehen (Out-swinger)
3. Kurz ausgeführte Eckbälle, meist mit besonderen Varianten verbunden
Die Studienlage zu der Frage, welche Art von Eckbällen am erfolgreichsten ist, zeichnet eher ein kompliziertes Bild. Sainz De Baranda & Lopez-Riquelme, 2011 (wie auch einige andere Studien) haben ausgerechnet, dass Out-swinger die erfolgreichere Variante sind, während Kubacki & Larkin, 2019 (ebenfalls wie auch andere Studien) In-swinger als vielversprechender ermittelten. Der Unterschied der Ergebnisse kommt aufgrund unterschiedlicher Daten zustande, viele Studien schauen „nur“ auf einzelne Ereignisse (eine Weltmeisterschaft, eine Saison in einer Liga, etc.). Es zeigt sich also, dass es regionale Unterschiede gibt. Das ist wichtig, da kommen wir später noch zu.

Kurze Ecken gewinnen an Popularität
Für das große Bild kommt dann aber erstmal wieder die Studie von Tütüncü et al. (2024) ins Spiel. Die kommt zu dem Ergebnis: Egal, ob In-swinger oder Out-swinger, die Torwahrscheinlichkeit pro Eckball liegt bei 3,2 Prozent. Moment! 3,2 Prozent? Stand da nicht drei Absätze zuvor, dass 3,1 Prozent aller Ecken zu Toren führen? Ja, genau. Denn es gibt ja noch die kurz ausgeführten Eckbälle. Die führen in nur 2,5 Prozent der Fälle zu einem Treffer. Kurioserweise hat aber genau diese Variante anteilsmäßig massiv zugenommen in den letzten Jahren. Warum? Weil sich dadurch Konter besser verhindern lassen. Statistisch gesehen führen nämlich In-swinger am häufigsten zu gegnerischen Kontern, während es bei kurzen Ecken klar die wenigsten sind (Carling et al., 2007).
Interessant ist, dass es bei der Art der Eckbälle teils massive Unterschiede zwischen den Ligen gibt. So sind in der Premier League rund 75 Prozent der Eckbälle In-swinger, während dieser Anteil in den anderen Top-Ligen Europas bei um die 50 Prozent liegt (gehört im The Athletic FC Tactics Podcast – danke für den Hinweis an dieser Stelle!). Ist man in England also besonders konter-anfällig? Nur bedingt, weil dort auch der Anteil an kurz ausgeführten Ecken deutlich höher ist (und in den letzten Jahren stark zugenommen hat).
Welche Art von Eckbällen sind also am vielversprechendsten? Tütüncü et al. (2024) haben analysiert, dass Eckbälle besonders dann gefährlich sind, wenn sie in den Bereich des Fünfmeterraumes am zweiten Pfosten gelangen. Noch besser ist es, wenn dieser Bereich nicht direkt per Flanke, sondern über Umwege erreicht wird, sei es durch eine kurz ausgeführte Ecke oder eine Kopfballverlängerung, etc. – Casal et al., 2015 haben nämlich aufgezeigt, dass Eckbälle besonders dann gefährlich sind, wenn die Defensive zuvor unfreiwillig in Bewegung gebracht wird (und damit die Ordnung verliert).
Eckbälle und der FC St. Pauli
So. Dann schauen wir mal, wie das beim FC St. Pauli in dieser Saison mit den Eckbällen aussieht. 114 Ecken gab es für den FCSP in dieser Saison bisher. Nur eine davon führte zu einem Treffer. Macht weniger als 0,9 Prozent, die Ausbeute ist also deutlich unter dem Durchschnitt. Hätte man jetzt nicht den größeren Einblick in die Studienlage für gebraucht, klar. Auf der Gegenseite ist die Zahl dann aber nahe dran am Durchschnittswert: Der FC St. Pauli hat 133 Eckbälle zugelassen und daraus vier Gegentreffer kassiert, also in ziemlich genau drei Prozent der Fälle. Somit ist der FCSP offensiv bei den Eckbällen klar unterdurchschnittlich unterwegs, defensiv aber im Rahmen (und nicht etwa bodenlos, wie man hier und dort bereits zu hören und lesen bekam).
Bei der Eckball-Verteidigung ist der FCSP durchschnittlich
Interessant wird es, wenn man genauer in die Zahlen hineinschaut, angefangen bei den gegnerischen Ecken: Von den 133 Ecken führten 30 zu Torabschlüssen, was mit den globalen Durchschnittswerten gut zusammenpasst. Diese 133 Eckbälle teilen sich auf in 75 In-swinger, 35 Out-swinger und 23 kurz ausgeführte Varianten. Der Anteil an sich nach innen drehen Flanken war also überdurchschnittlich hoch. Tatsächlich gibt es einige Teams, die zumindest in den Spielen gegen den FCSP nur In-swinger spielten (Freiburg, Bochum). Weitere Teams (Leverkusen, Leipzig, Bayern) haben entweder nur In-swinger gespielt oder die Eckbälle kurz ausgeführt. Das hat einen Grund:
Denn In-swinger haben aufgrund ihrer Nähe zum Tor eine höhere Torwahrscheinlichkeit, wenn der Ball den Mitspieler erreicht. Der durchschnittliche xG-Wert aller Ecken gegen den FC St. Pauli in dieser Saison liegt bei 0,117. Der xG-Wert unterscheidet sich zwischen den Varianten stark (In-swinger: 0,14, Out-swinger: 0,1, kurz: 0,05). Lohnen sich also In-swinger gegen den FCSP? Nee, nicht wirklich. Denn nur 13 der 75 In-swinger führten auch zu Torabschlüssen. Bei den nur 35 sich nach außen drehenden Flanken waren es ebenfalls 13 (kurz ausgeführte Eckbälle: 4). Es ist also deutlich schwieriger, In-swinger auch zum Mitspieler zu bekommen. Auch hier unterscheidet sich der FCSP nicht vom Durchschnitt.

Mehr Abschlüsse, aber (zu) wenige Treffer
Wie sieht es bei den eigenen Eckbällen aus? Anders auf jeden Fall. Denn der FC St. Pauli spielt Eckbälle deutlich variabler aus als die meisten seiner Gegner in der Bundesliga. Die 114 Eckbälle teilen sich auf in 46 In-swinger, 42 Out-swinger und 26 kurz ausgeführte Varianten. Gute 33 Eckbälle führten zum Torabschluss. Der Anteil an Eckbällen des FC St. Pauli, die zum Torabschluss führen, ist also größer als jener der Gegner des FCSP (28,9 Prozent vs. 22,6 Prozent). Das ist auch im Vergleich zu einer Studie der Premier League-Saison 10/11 (20,2 Prozent der Ecken führen zu Schüssen) erheblich mehr. Der durchschnittliche xG-Wert der Abschlüsse unterscheidet sich hingegen fast gar nicht (0,118 vs. 0,117) und auch die Summe (xG: 3,54 vs. 3,51) ist sehr ähnlich. Über die gesamte Saison betrachtet hat der FCSP also bei weniger Eckbällen mehr Torabschlüsse produziert als seine Gegner und das bei einer im Mittel ähnlichen Torwahrscheinlichkeit. Die vier Gegentreffer für das Team nach Ecken passen also zu den Daten. Es hätten aber dementsprechend auch bereits vier eigene Treffer sein dürfen.
Interessant wird es, wenn man tiefer in die Zahlen schaut. Denn der FC St. Pauli hat eine Eckball-Variante, die besonders oft zum Torabschluss führt: Die 33 Abschlüsse teilen sich auf in 7 In-swinger (durchschnittlicher xG: 0,27!), 5 kurz ausgeführte Ecken (xG: 0,05) und bemerkenswerte 21 Out-swinger (xG: 0,1). Somit führt jede zweite sich nach außen drehende Eckball-Flanke des FC St. Pauli zu einem Torabschluss. Und damit deutlich öfter, als das den Gegnern gelungen ist in der bisherigen Saison.
Ecken | Abschlüsse | Abschlüsse (%) | xG (pro Abschluss) | xG (Summe) | Tore | |
FCSP 24/25 | 114 | 33 | 28,9 | 0,118 | 3,54 | 1 |
Gegner 24/25 | 133 | 30 | 22,6 | 0,117 | 3,51 | 4 |
FCSP 23/24 | 183 | 54 | 29,5 | 0,072 | 3,87 | 12 |
Vielversprechend: Out-swinger von Danel Sinani
Beim FC St. Pauli hat sich in Sachen Ecken aber auch einiges im Saisonverlauf getan. Zum einen gibt es seit Beginn des Jahres 2025 markante veränderte Varianten in Sachen Freilaufverhalten im Strafraum, auf die ich allerdings nicht näher eingehen möchte (das wäre dann nämlich tatsächlich etwas Hilfe für kommende Gegner). Es gab aber auch Veränderungen bei den Ecken-Schützen – und hier gibt es deutliche Unterschiede, was die Anzahl an daraus resultierenden Abschlüssen und dessen Qualität angeht.
In der bisherigen Saison haben sechs FCSP-Spieler Eckbälle ausgeführt: Die meisten davon trat Eric Smith (54 Eckbälle – 13 Abschlüsse), gefolgt von Danel Sinani (26 – 11) und Noah Weißhaupt (22 – 6). Eine Nebenrolle nehmen Manos Saliakas (7 – 1), Connor Metcalfe (3 – 2; alle im Hinspiel gegen Union Berlin) und Lars Ritzka (eine Ecke, kurz ausgeführt) ein; zweimal ist der Eckenschütze für mich nicht nachvollziehbar, weil es aufgrund der Kameraführung nicht ersichtlich ist und die von mir genutzten Datenanbieter es deshalb auch nicht erfasst haben. Es führten also wahnsinnig starke 42 Prozent aller Ecken von Danel Sinani zum Torabschluss. Bei Eric Smith (24,1 Prozent) und Noah Weißhaupt (27,3 Prozent) ist dieser Anteil immer noch über dem Durchschnitt, aber deutlich niedriger (die Nebenrollen habe ich aufgrund zu geringer Anzahl rausgelassen). Das gilt auch für den durchschnittlichen xG-Wert der Abschlüsse: Dieser Wert ist bei Ecken von Sinani (xG: 0,2) ebenfalls deutlich höher als bei Ecken von Smith (0,08) und Weißhaupt (0,12). Es gibt also einen ganz klaren Favoriten beim FC St. Pauli, wenn es um die Ausführung von Eckbällen geht. Wenig verwunderlich, dass Alexander Blessin kürzlich genau diese Qualität von Danel Sinani aufzählte, als er die Gründe für dessen Startaufstellung benannte. Der FCSP ist dank Sinanis Ecken torgefährlicher.
Ähnliche Werte in der Vorsaison, aber deutlich mehr Treffer
Fragt sich nur noch, warum trotz dieser eigentlich alles andere als unterdurchschnittlichen Zahlen bisher erst ein Treffer für den FC St. Pauli heraussprang (selbstverständlich nach einer Sinani-Ecke). Dass es sich aus FCSP-Sicht noch viel schlechter anfühlt, dürfte auch mit der Vorsaison zusammenhängen. Da hatte der FC St. Pauli noch starke zwölf Treffer nach Ecken erzielt (183 insgesamt, also eine brutale Erfolgsquote von 6,6 Prozent). Interessant dabei: 54 dieser 183 Ecken führten zu Torabschlüssen. Mit also 29,5 Prozent ist der Wert sehr ähnlich zur jetzigen Saison (28,9 Prozent). Noch interessanter: Der xG-Wert pro Abschluss war in der Vorsaison deutlich geringer, im Mittel liegt er bei 0,07. In Summe beträgt der xG-Wert nach Ecken des FCSP in der letzten Saison 3,87 (zwölf Treffer!). In der aktuellen Saison liegt dieser Wert, obwohl noch sieben Spiele ausstehen, bereits bei 3,54 (ein Treffer…), ist also schon ganz nah dran an der Vorsaison und dürfte noch weiter steigen.
Sorgt stärkere Physis in Bundesliga für Probleme?
Wie kommt dieser krasse Unterschied zustande? Zum einen könnte es mit der Physis in der Bundesliga zusammenhängen. Im The Athletic FC Tactics Podcast wird erklärt, dass die durchschnittliche Körpergröße in der Bundesliga die höchste in Europa ist und Eckbälle entsprechend schwerer im Tor unterzubringen sind. Da könnte etwas dran sein.
Dagegen sprechen die xG-Werte. Denn der FC St. Pauli kommt ja zu seinen Gelegenheiten. Was man dabei aber bedenken muss: Es ist nicht ganz klar, ob die genutzten xG-Modelle auch berücksichtigen, wie wenig oder viel Gegnerdruck ein Spieler beim Torabschluss hatte. Gerade die frei verfügbaren xG-Werte basieren oft auf einfacheren xG-Modellen, die den Gegnerdruck nicht oder nur wenig berücksichtigen.
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Ob der Gegnerdruck in dieser Saison bei den Torabschlüssen aber höher war? Zumindest fehlt ein wichtiger Spieler im Vergleich zur Vorsaison bereits sehr lange: Karol Mets hat zwar noch keinen einzigen Treffer oder eine Vorlage nach Eckbällen vorzuweisen, nahm aber bei diesen Standard-Situationen eine unfassbar wichtige Rolle ein: Er diente als Blocker, um den Raum und Laufweg für den Zielspieler freizumachen (meist Jackson Irvine oder Johannes Eggestein). Zwar gelang ihm das zu Beginn dieser Saison nicht ganz so zuverlässig wie im Vorjahr (vielleicht, weil die Gegenspieler physisch stärker geworden sind?), doch er fehlt dem Team sicherlich sehr, nicht nur bei Eckbällen.
Fassen wir also zusammen: Ja, der FC St. Pauli ist schwächer geworden bei eigenen Eckbällen. Allerdings nur bei der Anzahl an erzielten Treffern. Alle anderen Parameter bewegen sich auf gleichem Niveau, teilweise dürfte es am Saisonende sogar bessere Werte als in der Vorsaison geben. Würde man es also rein mathematisch betrachten, dann kann man sich als Fan des FC St. Pauli nun etwas entspannter zurücklehnen und eine Regression zur Mitte erwarten, in Form von Treffern nach Ecken für den FCSP. Damit die Entspannung sich voll entfalten kann, legt sich am besten Danel Sinani den Ball zur Ecke zurecht…
// Tim
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Meiner Meinung nach war es auch ein wesentlicher Faktor in der letzten Saison, dass Marcel Hartel die Ecken getreten hat. Gefühlt waren die immer gefährlich. Dieses Gefühl hat sich diese Saison erst wieder mit Sinani als Eckenschützen eingestellt.
Boah, geiler Artikel! Definitiv in meinen Top-3 dieser Saison bis jetzt!
Respekt für’s Analysieren der einzelnen Eckbälle!
Die xG-Werte sind für mich nur bedingt aussagekräftig, was die Qualität der Abschlüsse angeht.
Wie viele Tore hätte der magische FC deinem persönlichen Eindruck nach, an Toren nach Ecken machen müssen? Waren es eher viele halbgare Abschlüsse oder auch 100%-ige, wo man sich fragt, wie die nicht drin sein konnten? Ich kann mich an einige aussichtsreiche Abschlüsse von Jacko erinnern, aber auch daran, dass diese im Vergleich zur Möglichkeit eher ungefährlich wurden. An spektakuläre Verteidigungsaktionen der Gegner kann ich mich hingegen nicht erinnern. Täuscht mein Eindruck?
Naja, da ich schon ein Fan von xG-Modellen bin, würde ich schon sagen, dass es keine 100%-ige gab 😉
Auffällig ist aber schon, dass die FCSP-Spieler selten so frei zum Abschluss kommen, wie noch in der Vorsaison. Die Positionen sind eigentlich identisch, aber der Gegnerdruck ist höher. Das führt dann auch dazu, dass die abschlüsse nicht so gut gelingen, wie in der Vorsaison.
Danke Tim, darüber hatte ich auch schon viel nachgedacht. Ich hoffe dass regelhaft Sinani die Standards tritt, und nicht mehr Smith.
Lieber Tim,
vielen Dank für diesen Artikel!
Moin Tim, hast du bei deiner Analyse auch die halbhohen vor den ersten Pfosten extra betrachtet. Ich erinnere mich zumindest in Bochum an drei aufeinanderfolgende Ecken, die aus Stadionsicht Bauchhoch an den kurzen Pfosten geschossen wurden. Eben jene treiben mich seit dem Spiel regelmäßig zur Weiẞglut. Wenn du mir aber nun erklärst, dass die Daten diese Variante als gefährlich einstufen, hab ich natürlich nie an unserem Trainerteam in der Hinsicht gezweifelt 😅
Haha, nee, das waren die von Manos Saliakas – seitdem hat er keine Ecken mehr schießen dürfen(?) 😉
Auf diesen Artikel habe ich seit Monaten gehofft.
Bei dem Begriff „Regression zur Mitte“ läuft es mir immer kalt den Rücken runter und ich kriege Flashbacks zu dem letzten Schultz-Jahr 2022.
Ich versuche jetzt mal mit meinem mathematischem 8. Klasse-Wissen zu argumentieren. Ist die Regression zur Mitte nicht stochastisch das gleiche wie der Casinospieler, der nach 10 mal schwarz denkt „jetzt muss aber rot kommen, die Wahrscheinlichkeit dass 11 mal schwarz kommt ist ja ultra gering“ und so den Fehler begeht die Ereignisse der Vergangenheit in die Voraussage der Zukunft miteinzubeziehen? Eine „Regression zur Mitte“ impliziert für mich, dass wir jetzt erwarten können, dass der FCSP noch 3-4 Tore schießt und so auf 4-5 Saisontore nach Ecken kommt, die auch nach xG prognostiziert sind.
Aber wir haben ja nur einen xG-nach-Ecke Wert von 0,13 (3,54/27) pro Spiel. Daraus würde ich jetzt ablesen, dass wir in noch verbleibenden 7 Spielen einen gesamt zu erwartenden xG-nach-Ecke Wert von 0,91 (0,13*7) haben und somit ungefähr 1 Eckentor noch erwarten können. Ich bezweifel, dass die Regression zur Mitte bei so kleinen Datenmengen (noch 7 Spiele, noch ca. 35 Ecken) tatsächlich zu erwarten ist.
Es ist gut zu wissen, dass unsere Ecken völlig okay sind und es (mal wieder) nur die Abschlussschwäche ist, aber dass wir jetzt noch so viele Eckentore machen, dass sich xG und G Wert angleichen bezweifel ich. Aber wenn ich damit falsch liege könnte ich damit auch seeeehr gut leben! 😀
Bin zwar Mathematiker, aber kein Statistiker, insofern ist es auch eher Halbwissen, aber…: Es kommt darauf an, wie man Regression zur Mitte verwendet/versteht, da steckt ja mehr oder weniger der Unterschied zwischen Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik drin. So wie von dir im ersten Teil geschildert, ist’s der gleiche Irrglaube wie mit dem Casinospieler. Regression zur Mitte ist aber ein statistischer Begriff und, so wie ich ihn abgespeichert hab, eher eine Warnung davor, genau diesen falschen Schluss nicht zu ziehen, sprich nicht aus kleinen Datenmengen zu extrapolieren, insofern meint Regression zur Mitte auch viel mehr den Effekt, den du im zweiten Teil beschreibst.
Es verspricht nicht, dass sich der Wert in einem bestimmten Zeitraum angleicht (insbesondere hält er sich auch nicht an Saisons, was im Abstiegskampf unpraktisch sein kann :D), eher, dass für zukünftige Ereignisse der zu erwartende Wert gemäß statistischem Modell ein besserer Indikator ist als die (Extrem-) Werte, die man gerade beobachtet hat. In dem Sinn ist Tims Verweis auf die Regression zur Mitte etwas missverständlich (vermutlich da bewusst überspitzt um den Artikel abzurunden), aber auch nicht falsch. Man kann sich schon „entspannter zurücklehnen“, nicht, weil man noch drei Tore erwarten kann damit sich alles angleicht, sondern da, wie von dir vorgerechnet, auch ohne zehn Sonderschichten, bei gleichbleibender „Eckenqualität“ in den kommenden Spielen mehr zu erwarten ist. Oder um im Beispiel zu bleiben, ist eine Beurteilung rein auf Basis des einen Treffers wie der Casinospieler, der nach zehnmal „Schwarz“ alles auf Selbiges setzt, da er das auf Basis der bisherigen Ergebnisse für deutlich wahrscheinlicher hält, dabei wäre man besser beraten, wenn man von einer Regression zur Mitte und damit langfristig von einer annähernd 50%igen Chance ausgeht (und das Casino verlässt ^^)
Danke, sehr schön erklärt. Und ja, das mit der bewusst überspitzten Formulierung trifft voll zu 😉
Danke für deine Antwort, die hat mir sehr geholfen meine Fehlvorstellung zu korrigieren :))
Am I right to state that if each corner has a 3% chance of scoring and you get 10 corner kicks in a a match, then you have 1-(0.97) ^ 10 = 26% chances to score from a corner kick in that match ?
Yes, in my opinion you are right.
With the small addition “… at least once …”, because your 26% also contain the cases where multiple goals are scored from a corner kick.
The chance to score exactly once would be 10 * 0.03 * 0.97^9 = 23 %.
laut meiner eigenen buchhaltung (gerechnet auf alle pflichtspiele) führte unter schulle jede 44. ecke zu einem tor, unter hürzeler jede 21,77 und bei blessin brauchte es 118 ecken bis es klingelt. mal ganz abseits von der theorie: offensichtlich erreicht der trainer die mannschaft nicht mehr. der klassenerhalt ist trotzdem drin.
danel sollte generell die standards aus den ecken und dem halbfeld bringen. für eric blieben dann, im verbund mit danel, die freistöße im torgefährlichen bereich. direkt auf´s tor gezogene freistöße hat eric echt gut drauf.
ich glaube, es war beim eckenfestival gegen hoppenheim, als danel oft die erste ecke scharf an den kurzen pfosten gespielt hatte, um die folgende (am kurzen pfosten wurden die ecken meist wieder zur ecke geklärt) an den langen pfosten zu spielen. und er wollte das genau so. scharf kurz sagt dem gegner: „schön die kurze ecke im blick behalten“ und dann lang stiftet verwirrung, weil auch gerade der torhüter beide pfosten im blick behalten muß, zusätzlich zu all dem, was um ihn herum passiert. „unberechenbar“ für den gegner, so heißt das adjektiv wohl, was am besten zu danel´s ecken paßt. und damit unterscheiden die sich fundamental zu denen von eric. lediglich noah´s ecken hatten auch diesen touch, wobei ich seine nicht so abwechslungsreich, wie danel´s, in erinnerung habe.
prima jedenfalls, daß wir in puncto gefährlichkeit bei ecken im saisonverlauf dank danel deutlich zulegen konnten. ich bin mir sicher, siebe´s tor wird bis saisonende nicht unser einziger treffer nach ecke bleiben.
I definitely believe every team is convinced that the best corner kick strategy is to improve unpredictability and thus rely on a diversity of corner routines that look similar in their setup (including the coded gesture from the corner kicker). So yes, it is possibly a trick that Sinani masters more than the others.
Vielen Dank für diesen super interessanten Artikel!
Neben anderen Eckballschützen diese Saison würde mich interessieren, ob sich evtl. auch die Zielspieler für Ecken verändert haben und ob auch das einen Einfluss auf die fehlenden Tore hat?
Letzte Saison ging es gefühlt häufig auf Eggestein oder Irvine, ist das dieses Jahr anders?
Und wie ist die Aufteilung der Chancen in Kopfbälle, Chancen mit starkem oder schwachem Fuß etc…
Aber das geht vermutlich dann in Richtung Analyse für den Gegner 😄 (und das wollen wir ja nicht.)
Moin Niko,
ja, genau, diese Infos wären dann auch für Gegner interessant. Nur so viel: Ja, letzte Saison ging es hauptsächlich auf Eggestein und Irvine (je nach Variante – teilweise gab es auch Varianten, in denen beide eine Option waren). In dieser Saison hat sich vor allem das Laufverhalten geändert (besonders seit Beginn dieses Jahres). Zielspieler, das ist ja kein Geheimnis, ist Irvine natürlich weiterhin. aber es gibt weitere und die blocks werden nun anders gestellt und generell werden mit den Eckbällen teilweise auch andere Räume gesucht.
Kann es auch ganz simpel damit zusammen hängen, dass unsere Spieler nach zb 60 Minuten harter zweikämpfe und viel Laufarbeit gegen zum Teil Weltklassespieler einfach kaputter sind und darunter die Konzentration leidet?
Wenn nach 8 Minuten im DAZN-Kommentar heute dieser Artikel zitiert wird und Tims Fragen bei den PKs gelobt werden. Qualitätsmedium Millernton 🥰