Beispielloser Erfolg, jähes Ende

Beispielloser Erfolg, jähes Ende

Der Wechsel von Fabian Hürzeler nach Brighton kommt für den FC St. Pauli überraschend schnell, aber verwundert wohl niemanden und lässt auch nicht alles zusammenbrechen.
(Titelbild: Peter Boehmer)

„Genießt die wohlverdiente Pause – wir sehen uns zum Saisonauftakt“ – das ist der letzte Satz, den Fabian Hürzeler unter einem seiner Instagram-Postings, gespickt mit vielen emotionalen Bildern der letzten Saison, stehen hat. Kurze Zeit danach ist klar: Zum Saisonauftakt wird man Hürzeler beim FC St. Pauli nicht sehen. Er wechselt zu Brighton & Hove Albion. Das schmeckt ganz schön bitter.

Vor allem die Geschwindigkeit erstaunt. Die Worte auf Instagram stammen vom 26. Mai. Noch am Mittwoch, den 05. Juni, deutete nichts auf einen Wechsel von Fabian Hürzeler zu Brighton & Hove Albion hin. Einen Tag später ploppte das Gerücht um eine Shortlist in Brighton auf, Hürzelers Name befand sich darauf. An dem Tag aber freute man sich beim FCSP jedoch erstmal über die Nachricht, dass Robert Wagner und Ben Voll zukünftig am Millerntor auflaufen werden. Wieder einen Tag später, am Freitag, wurde dann berichtet, dass sich besagte Liste auf zwei Namen verkleinert hatte. Die Sache schien ernst zu werden.

Gerücht ist keine Woche alt

Freitagabend folgte dann die Nachricht, dass es Kontakt zwischen der Hürzeler-Seite und Brighton gab – Uff. Früh am Samstag hörte der MillernTon dann bereits: Der 31-jährige ist sich mit seinem neuen Arbeitgeber einig geworden, will unbedingt wechseln (Zum Nicht-Scheitern verurteilt). Es folgten Ablöseverhandlungen zwischen Brighton und dem FC St. Pauli. Und die Berichterstattung über den Stand der Verhandlungen zeigten sehr deutlich, welche Medien von welcher Seite (FCSP oder Berater/Brighton) Infos erhielten. Einige schrieben davon, dass die Verhandlungen am Montag beendet waren und spekulierten auf eine zeitnahe Verkündung. Doch da wurde die Rechnung vermutlich ohne Andreas Bornemann und den FC St. Pauli gemacht. Die Ablöseverhandlungen zogen sich in die Länge.

Nun aber die offizielle Verkündung: Fabian Hürzeler wechselt vom FC St. Pauli zu Brighton & Hove Albion. Das passt nur wenig zu seinen Worten auf der Meisterfeier, als er erklärte, wie sehr er sich auf die kommende Saison freut – mit dem FC St. Pauli. Die Aussagen von Hürzeler kurz nach Saisonende und die Entwicklung der letzten Tage, sie passen nicht zusammen. Ein falsches Spiel des 31-jährigen? Eher nicht. Vielmehr scheint er vom Angebot aus Brighton ebenso überrascht gewesen zu sein wie alle anderen auch. Sicher ist: Die fantastische Erfolgsgeschichte von Hürzeler und dem FCSP endet jäh.

Der FC St. Pauli und Fabian Hürzeler haben es gemeinsam in die Bundesliga geschafft. Die Dankbarkeit für und der Respekt vor dieser Leistung des 31-jährigen ist riesig. Genau das wird auch für immer an ihm haften bleiben, egal auf welche Weise diese Geschichte nun endet. Gerade aufgrund dieses Aufstiegs und der vorherigen Vertragsverlängerung gab es zumindest Hoffnung, dass diese Erfolgsgeschichte auch kommende Saison weitergeschrieben wird. Diese Hoffnung wich nun innerhalb weniger Tage der Enttäuschung. Ein ziemlicher Dämpfer für die Vorfreude auf die erste Bundesligasaison seit 2010/11. Gerne hätte man gesehen, wie Fabian Hürzeler und der FC St. Pauli gemeinsam versuchen die Bundesliga aufzumischen. Daraus wird nun nichts.

Ist Fabian Hürzeler geldgeil und gewissenlos?

Nein. Aber spätestens nach dem Hick-Hack um die Vertragsverlängerung von Hürzeler wussten alle beim FC St. Pauli, dass es im Sommer so eine Situation wie die jetzige geben kann, vielleicht sogar geben wird. Damals wurde bereits deutlich, dass Hürzeler emotional weniger an den FC St. Pauli gebunden war, als man es sich vielleicht wünschte. Das bedeutet nicht, dass es ihm egal gewesen ist, mit welchem Verein er Erfolg hat. Seine Prioritäten sind aber wohl andere, als es sich das braun-weiße Herz vielleicht eingestehen wollte. Das Fußballbusiness sticht schlicht die Fußballromantik aus, wie so oft, hier aber als Extrembeispiel. Trotzdem: Fabian Hürzeler nun für das zu kritisieren, was Usus ist im Profifußball, ist nicht ganz fair. Schade ist es trotzdem. Weil man irgendwie irrational gehofft hatte, dass es da doch mehr als den Blick für Leistung und Erfolg gibt (Liebe und Verbundenheit vielleicht – ja, ich weiß, wie naiv…). Wirklich überraschend sind die jetzigen Vorgänge aber nicht.

Hamburg, Detuschland, 13.05.2024, Millerntor-Stadion, FC St. Pauli Präsident Oke Göttlich, Cheftrainer Fabian Hürzeler und Sportchef Andreas Bornemann Copyright: Peter Boehmer
Zufriedene Blicke am Tag nach dem Aufstieg des FC St. Pauli. Einen Monat später ist Fabian Hürzeler aber nicht mehr Trainer des FCSP // (c) Peter Boehmer

Umso wichtiger ist die Vertragsverlängerung zwischen Fabian Hürzeler und dem FC St. Pauli gewesen, aus wirtschaftlicher Sicht nämlich. Bei einem Verzicht auf eine Vertragsverlängerung, die Hürzeler im Sommer in eine bessere Verhandlungsposition gebracht hätte, würde der FC St. Pauli nun mit komplett leeren Händen dastehen. Zwar muss man sich wenige Wochen vor Start der Vorbereitung nun einen neuen Trainer suchen. Aber die Ablöse im einstelligen Millionenbereich (die Summe soll bei mindestens 5 Millionen € liegen, zzgl. Boni, die teilweise fast sicher fällig werden) sorgt dafür, dass man auf dem Transfermarkt doch nochmal etwas anders agieren kann.

Hürzeler verlässt gemachtes Nest

Bleibt die Frage, warum Fabian Hürzeler unbedingt wechseln wollte. Klar, Gehaltseinbußen wird er bei Brighton nicht hinnehmen müssen, das Gegenteil ist sicher der Fall. Hürzeler ist aber eher dem Erfolg, vor allem dem Fußball und dem Leistungsniveau als dem Geld gefolgt. Er ist getrieben von gutem Fußball, getrieben vom Ehrgeiz, will schnellstmöglich so hoch wie möglich kommen. Dieser Antrieb, dieses bedingungslose Hinaufklettern der Karriereleiter führt zwangsläufig dazu, dass Weggefährten zurückbleiben. Enttäuschungen sind da fast vorprogrammiert. Nun erreicht er mit bereits 31 Jahren eine Liga, von der viele Profitrainer ihre ganze Karriere lang träumen. Es war eigentlich klar, dass der FCSP irgendwann für ihn zu klein werden würde. Zu groß, zu offensichtlich Hürzelers Talent und seine Qualität als Cheftrainer. Nicht wenige würden sogar behaupten, der FCSP war bereits zu klein. Auf eine weitere Saison hatten trotzdem viele gehofft.

Und die Hoffnung war auch nicht unbegründet. Weil es für die Entwicklung Hürzelers sinnvoll erschien noch länger beim FC St. Pauli zu bleiben. Eine Erklärung dafür, warum sowas sinnvoll ist, lieferte Xabi Alonso, als er die Gründe nannte, warum er auch kommende Saison Leverkusen-Trainer sein wird („Das ist meine erste komplette Saison bei einem Verein als Trainer. Ich muss mich auch erst noch reinfühlen, mir Sachen beweisen, Erfahrungen sammeln“).

Fabian Hürzeler hat sich dagegen entschieden länger beim FCSP zu bleiben. Er verlässt nun das gemachte Nest, in dem er sich in etwas geschützterer Atmosphäre hätte weiterentwickeln können und seine Ideen klar das Zentrum aller Überlegungen gewesen sind. In Brighton ist dieser Fokus zwar auch vorhanden, aber es dürfte sicher nicht mehr in diesem hohen Maße der Fall sein. Das Risiko eine Stufe zu früh genommen zu haben, ist für Fabian Hürzeler vermutlich gestiegen. Auf St. Pauli wurden und wären vermutlich auch weiterhin Fehler von Hürzeler eingepreist. In Brighton dürfte der persönliche Leistungsdruck ungleich höher sein.

Risiko für alle Seiten – zu dem Brighton bereit ist

Auch für Brighton ist das Risiko hoch. Immerhin holen sie einen Trainer, der bisher noch nicht auf Topniveau trainiert hat. Und jemanden, für den es in den letzten Jahren nur eine Richtung gab. Seit Hürzeler Cheftrainer des FC St. Pauli ist, hat er noch keine wirkliche Phase mit ausbleibendem Erfolg erlebt. Wer sich daran erinnert, wie emotional angefasst Hürzeler nach den Niederlagen kurz vor Saisonende gegen den KSC und Elversberg war, dürfte sich fragen, wie er bei längeren Phasen ohne sportlichen Erfolg arbeitet. Es ist ihm persönlich zu wünschen, dass man es nicht herausfinden muss. Für seinen neuen Arbeitgeber stellt das aber ganz sicher ein schwer kalkulierbares Risiko dar.

Umso bemerkenswerter ist dieser Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt. Brighton ist dabei sicher genau das eine Team, welches nicht zu den 15 besten Clubs Europas gehört, bei dem Hürzeler aber trotzdem schwach wurde. Nicht nur, weil dort mit Roberto de Zerbi ein sehr interessanter Trainer arbeitete, von dem er sich auch inspirieren ließ (Aussagen, dass de Zerbi sein „Idol“ sei und Brighton der „Club seiner Träume“, sind genauso übertrieben, wie die gesamte Berichterstattung rund um diesen Transfer). Sondern auch, weil die Arbeit in Brighton etwas anders gemacht wird und das sehr erfolgreich. Der Club ist berühmt für sein (datengetriebenes) Scoutingsystem, einen besonders ausgeprägten Leistungsfokus und die Bereitschaft zu mutigen Entscheidungen. Daher ist es in der Premier League am ehesten Brighton zuzutrauen gewesen, dass sie einen 31-jährigen aus der 2. Bundesliga verpflichten – Wer zur Hölle ist Brighton & Hove Albion?!

Was bleibt beim FC St. Pauli?

Bevor sich der Blick nun endgültig nach vorne richtet, bleibt noch die Frage was von Fabian Hürzeler beim FC St. Pauli übrig bleibt. Denn zwar ist er selbst nicht mehr da, aber von seinem Wissen und seiner Arbeitsphilosophie sollte etwas haften bleiben. Wichtig für den FCSP ist auf jeden Fall, dass die beiden Co-Trainer, Marco Knoop und Peter Nemeth, nicht mit nach Brighton wechseln. Denn viele erfolgreiche Dinge waren auch auf diese beiden Personen zurückzuführen. Sowieso basiert der Erfolg des FC St. Pauli nicht allein auf Fabian Hürzeler. In den letzten Jahren griffen immer mehr und mehr Rädchen ineinander. Hürzeler war eines davon – zugegeben, ein sehr großes. Aber eben bei Weitem nicht das einzige.

Richtig unglücklich ist der Zeitpunkt des Wechsels. Klar, zwei Tage vor dem ersten Spieltag wäre es noch dramatischer und bis zum Trainingsauftakt ist es auch noch fast einen Monat hin. Der letzte Spieltag ist aber auch schon ein paar Wochen her, der Zeitpunkt hätte also optimaler sein können. Denn der Name Fabian Hürzeler ist natürlich auch ein gewichtiges Argument des FC St. Pauli in Verhandlungen gewesen, egal ob es dabei um mögliche oder aktuelle FCSP-Spieler ging. Weil in den letzten 18 Monaten deutlich wurde, wie sehr sich einige Spieler unter seiner Leitung verbessern können. Das taten viele allerdings auch schon, als Hürzeler noch nicht Chef- sondern noch Co-Trainer gewesen ist (für die individuelle Spielerentwicklung war damals übrigens Loïc Favé hauptverantwortlich).

Hamburg, Deutschland, 12.05.2024, Fußball, 2. Bundesliga, FC St. Pauli - VfL Osnabrück Fabian Huerzeler feiert zusammen mit den FCSP-Fans den Aufstieg in die Bundesliga. Copyright: Stefan Groenveld
Knapp einen Monat ist dieses Foto von Fabian Hürzeler kurz nach dem geglückten Aufstieg mit dem FCSP alt. Nun ist der 31-jährige relativ plötzlich nicht mehr Trainer des FC St. Pauli. // (c) Stefan Groenveld

Gegen den Zerfall

Doch gerade im Hinblick auf weitere Transferverhandlungen ist die unklare Trainerpersonalie überhaupt nicht hilfreich. Spieler möchten natürlich wissen, wer sie trainieren wird, wenn sie zum FCSP wechseln. Diese Antwort kann man aktuell aber nicht liefern. Daher wäre es sehr wichtig, wenn die Nachfolge nun schnell geregelt wird. Und es ist zu hoffen, dass der Abgang von Fabian Hürzeler nun nicht einen Stein ins Rollen gebracht hat, der zum Zerfall des Aufstiegskaders führt.

Klar, der Verlust von Hürzeler wird schwer wiegen. Viel schlimmer wäre aber, wenn es dadurch weitere Abgänge geben würde. Und noch viel schlimmer wäre es, wenn man sich durch diesen Abgang die Lust und Vorfreude auf die kommende Saison nehmen lässt. Kurz ärgern, enttäuscht sein, dann aber fix Mund abwischen, weiter geht’s! So läuft das Geschäft halt. Fragt mal das Team, welches jetzt vermutlich einen Trainer verlieren wird. Die letzten fünf Jahre haben gezeigt: Nicht der Verlust eines Cheftrainers, sondern der des Sportchefs würde den FC St. Pauli wirklich ins Mark treffen.

Welche/r Trainer*in kommt zum FCSP?

Womit wir den Blick in die Zukunft wenden: Wer kann auf Fabian Hürzeler beim FC St. Pauli folgen? Sicher ist, dass medial nun ein ganzer Berg voll von Namen auf den FC St. Pauli zufliegen wird, dies ja bereits in den letzten Tagen passiert ist. Wichtig dürfte bei der Suche sein, wie gut der/die neue Cheftrainer*in zu Kader und Spielidee passt. Noch wichtiger ist, bevor man nun einzig anhand der häufig genutzten Spielsysteme der Kandidat*innen auf die Suche geht: Der Spielstil des FCSP könnte/wird sich durch den Aufstieg in die Bundesliga verändern. Die Spielidee von Hürzeler als Vergleichswert zu nutzen ist somit sicher nicht falsch, aber eine stumpfe Kopie sollte nicht der Ansatz sein. Das ist sowieso unmöglich, wie Hürzeler selbst bei uns im Podcast erklärte.

Klar ist, dass der FC St. Pauli mit Fabian Hürzeler den besten Trainer verloren haben dürfte, den er aus sportlicher Sicht jemals hatte. Diesen Verlust auch nur ansatzweise zu ersetzen, ist eine echte Mammutaufgabe. Aber der Transfer, auch wenn der ganze Prozess sehr schnell lief, dürfte niemanden mehr überraschen. Viel überraschender wäre es nun, wenn Andreas Bornemann & Co sich nicht auf diese Situation vorbereitet hätten. Die Hoffnung, dass der FCSP nun schnell eine/n Nachfolger*in präsentieren kann, sie dürfte berechtigt sein. Und damit richtet sich der Blick ab sofort konsequent nach vorne.

// Tim

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37 thoughts on “Beispielloser Erfolg, jähes Ende

      1. Klar! Aber entsprechende Ausbildungslizenzen und taktische Denkweisen, die zur Ausrichtung des Vereins und zum Spielermaterial passen, sollte es ja nicht nur bei Männern geben.

      2. Klar, soll auch eine Trainerin qualifiziert sein. Aber wenn man annimmt, dass die Begabung zur
        Trainer*in unabhängig vom Geschlecht ist, so muss es ganz viele unentdeckte, talentierte Trainerinnen geben, die nur noch nicht in der Bundesliga trainieren, weil eben viele Männer in diesem Job aufgrund des Geschlechts bevorzugt werden.

        Und es würde zu unserem Verein passen, hier unentdecktes Potential unabhängig vom Geschlecht zu entdecken. (Hater würden dann natürlich „typisch St. Pauli“ sagen und dass das weibliche Geschlecht als Qualifikation diente. Aber Hater gonna hate.)

        (Was oben außen vor bleibt, ist natürlich, dass es nicht nur Talent braucht, sondern auch Erfahrung. Und hier gibt es bei Frauen das übliche Pipeline-Problem. Trotzdem gefällt auch mir der Gedanke einer nicht-männlichen Trainerin.)

  1. Ach Tim, Danke für die wie immer passenden Worte zur richtigen Zeit. Ich bin trotzdem traurig, aber der Artikel bringt es wie immer auf den Punkt.
    So ein klein wenig Romantik darf man als Fußballfan schon intus haben und doch lebt man in der Realität.
    Nun ist die Neugier geweckt, wer da nun kommen wird.

    Schöne Sommerpause 🤎❤️🤍

  2. Danke Tim. Verdammt gute Einordnung. Ich habe euch gerade das Weltbeste vereinsforum/Blog genannt. Macht genau so weiter, auch wenn der Wind zunehmen wird.

    1. Kann ja auch ein Vorteil sein, dass sich die Konkurrenz nun nicht auf Hürzeler-Fußball einstellen kann. Und du kannst der beste Trainer der Welt sein, am Ende richten es die Spiele auf dem Platz und die müssen Qualität haben. Ich bin überzeugt dass unser Kader Qualität hat und wir auch mit einer anderen Spielidee Erfolg haben können. vielleicht entwickelt sich ja auch eine „Jetzt erst recht “ Mentalität. Das beste Beispiel ist für mich Holstein Kiel.

  3. Sorry, Tim, ich weiß Deine Intention zu schätzen, das Ganze zu beruhigen, aber „Business as usual“ sehe ich nicht. Man sollte nicht vergessen, dass Hürzeler nicht die erste Wahl für Brighton war, sondern Kandidat Nummer 1 Kieran McKenna die erste Saison von Ipswich in der Premier League mitgehen wollte. Du hast mit Alonso ein weiteres Beispiel gebracht und wir glauben doch alle nicht, dass Christian Streich oder Jürgen Klopp bei Mainz keine Angebote bekommen hätten. Auch ist mir von Kiels Rapp, der eigentlich die viel größere Sensation vollbracht hat, keine ähnliche Geschichte bekannt. Nein, es braucht schon einen Karrieristen wie Fabian Hürzeler, um so ein Ding zu bringen. Tut mir leid, aber ich halte diese Entscheidung nach all den Feierlichkeiten und Liebesbezeugungen für charakterlos. Die Spieler, die ihm die Followership entzogen haben, haben da schon die richtigen Antennen. So etwas macht man nicht. Er hätte ein ganz großer werden können. Jetzt war er nur ein erfolgreicher.

    Völlig recht gebe ich Dir bei Andreas Bornemann (ohne den Fabian Hürzeler vermutlich jetzt erst aus der dritten Liga mit einem andern Club aufgestiegen wäre, weil er bei keinem Club der 2. Liga diese Chance bekommen hätte). Er hatte auch den Durchhaltewillen, die Unterschrift, die jetzt viel Geld wert ist, mit langem Atem einzufordern…

    Ich muss trotzdem ehrlich gestehen, dass meine Vorfreude auf die Bundesliga fast komplett weg ist. Mit 5 Mio. (oder 7,5 Mio. wenn man dem Boulevard glauben will) macht man keinen Königstransfer in der Bundesliga, der den Unterschied machen würde. Schon gar nicht als designierter Absteiger. Das wird sehr, sehr schwer… Nur wenn die Mannschaft einen besonderen Spirit durch den Abgang entwickelt und wirklich ein guter Trainer kommt, haben wir eine Chance. Let‘s hope for the best!

    1. Naja, also Christian Streich, Jürgen Klopp und Frank Schmidt würde ich schon als echte Ausnahmefällen bezeichnen. Das Rauspressen aus Verträgen, klar, das kennt man eher von Spielern. Oder aber von brutal mächtigen Berateragenturen. ROOF bringt ja nicht das erste Mal Vereine zu verzweifeln. Hürzeler, vielleicht auch eine Frage der Erfahrung, will das auch unbedingt machen, sieht die Herausforderung. Trotzdem stimmt es natürlich, so richtig business as usual ist es nicht.

    2. Unsere Truppe HAT bereits einen ganz besonderen Teamspirit, sonst wäre sie nicht aufgestiegen (weswegen ich persönlich Hauke Wahl auch als Königstransfer der letzten Saison und wichtigen Baustein für die neue Saison sehe – niemand hat Teamgeist so sehr öffentlich auf dem Platz gelebt).
      Ich hoffe, dass die Begeisterung für das Abenteuer Bundesliga bei Dir schnell zurück kommt, denn: What a time to be FC St. Pauli Fan.

    3. Ich gebe dir absolut recht. Der Wechsel verwundert aber auch wenn man im Hürzeler den typischen Karrieristen sieht. Anstatt sich in Ruhe über mehrere Jahre in einem Verein als Cheftrainer zu entwickeln, geht er hier den 2. Schritt vor dem 1. Bei Pauli hätte er auch eine Ergebnisdurststrecke länger überstanden. Seine Transfersumme ist ja vergleichbar mit dem Briefporto in der Premier League und wird ihn nicht vor einer schnellen Entlassung schützen. Mich erinnert Hürzeler immer an Tuchel, aber der hat bei Mainz länger gearbeitet. Tuchel hat über Jahre mit wesentlich schlechteren Mannschaften überragende Ergebnisse geholt. Hürzeler hat mit einem der besten Kader in der 2. Bundesliga die Meisterschaft gewonnen mehr nicht. Tuchel war bei Mainz 5 Jahre Cheftrainer bevor er damals Anfang Mai um eine Vertragsauflösung gebeten hat. Hier hat sich Pauli jetzt besser verhalten als die 05er, die Tuchel knallhart dann ein Jahr auf die Nicht-Trainer Bank gesetzt haben. Wenn es das gentleman agreement mit Bornemann gab, dann hat der FC sich daran gehalten und so sicher auch nach außen positiv Signale gesetzt.

      Ich wünsche Hürzeler alles Gute. Man kann für ihn und seine zukünftigen Arbeitgeber nur hoffen, dass es im Bereich Vertragsverhandlungen ruhiger wird.

  4. wie gern würde ich mich sachlich und mit klarem Kopf dem Blick nach vorne widmen. Aber ganz ehrlich, dieser Zeitpunkt ist heute einfach nicht. es sei denn ich werde sarkastisch.

    Die ganze Nummer zeigt aber vielleicht, dass es wohl doch menschlich nicht so passte

  5. Vorweg, vielen Dank für die Arbeit und Mühe.

    Bei „Ist Fabian Hürzeler geldgeil und gewissenlos?“ habe ich jedoch gedacht mich in der Seite verirrt zu haben.
    Dies überhaupt und dann auch noch als Zwischenüberschrift, alter Schwede….

    1. Naja, die Überschrift habe ich ganz bewusst so gewählt, weil dieser Vorwurf von vielen Seiten genau so geäußert wurde. Ich hoffe der Text hat deutlich gemacht, dass ich persönlich das nicht so sehe.

    2. Ein Freund sagte mir mal, er habe gelesen, dass die Antworten auf solche Fragen fast immer „Nein“ lauten. – Ein journalistisches Stilmittel. Tim ist eben mit allen Wassern gewaschen, 😉

  6. Hürzibaby geht von Bord?; das war schon klar. Neu sind die neun Millionen Ablöse (HA). Für nen Freshman viel Kohle.
    Gut gemacht Borneman.

    So geht der Karrierist und sein Wirken bleibt doch.
    Ich hab gar keine Emotionen…: ich bewundere, was er aus diesem Kader gemacht hat und ärgere mich immer noch darüber, dass er dies mit seinem Gepoker im März alles gefährdete…

    Schwamm drüber.
    Danke für die Sprotte.

  7. „Die letzten fünf Jahre haben gezeigt: Nicht der Verlust eines Cheftrainers, sondern der des Sportchefs würde den FC St. Pauli wirklich ins Mark treffen.“
    So nämlich!
    Ich bin nach wie vor nicht der Riesenfan von Bornemann aber seine Kompetenz ist unbestritten herausragend, ohne sein Verhandlungsgeschick wäre keine Ablöse für Hürzeler fällig und ein Hürzeler wäre auch nicht da wo er jetzt ist.
    (Oder war es Schulle damals der auf FH als Co Trainer bestanden hat?)
    Ich habe deshalb ein recht hohes Vertrauen in Bornemanns (und dem seines Teams-nicht zu vergessen) Sachverstand und bin echt gespannt…

    1. I do not know if Hürzeler and Favé were brought by Schultz or someone else, but I do remember that Bornemann did not want to extend Favé and Hürzeler contracts when they extended Schulle and I also remember that Bornemann chose Hürzeler because they could not find anyone else when they fired Schulle.

  8. Die Wahrheit ist wie immer irgendwo in der Mitte. Hürzelers Abgang ist nicht abgrundtief verwerflich. Aber auch nicht völlig normal. Dass Aufstiegstrainer die Mannschaft verlassen ist eher selten.

    Der fachlich beste Trainer, den wir je hatten, hat menschlich irgendwie schon immer die meisten hier kaltgelassen, weshalb man auch nicht wirklich überrascht ist.

    Fakt ist: Wäre Hürzeler ein richtig cooler Fonzi, würde er mit 31 (!) nach dem Aufstieg noch ein Jahr Bundesliga durchziehen und seine Mannschaft nicht im Stich lassen.

    Na ja, sein Ballbesitzfußball hätte in der Bundesliga sowieso nicht funktioniert, insofern musste sich sowieso einiges ändern, ob mit oder ohne ihn.

  9. Wir sind besondere Fans lieben unsere Spieler/Trainer mehr als alle anderen. Wir erwarten das gleiche von unseren Spielern/Trainer. Im modernen Fußball ist das natürlich naiv und nicht zeitgemäß. Aber wir müssen das unbedingt bewahren, weil das Teil unseres Erfolges ist. Ich habe mich auf mindestens 1 Jahr Bundesliga mit Fabi gefreut. Sein Abschied macht diese Hoffnung erstmal kleiner. Er ist eben auch nur einer des Systems und denkt in erster Linie an sich und das macht mich erstmal sehr traurig und entfernt mich weiter vom Profifußball. Ich hoffe, dass wir mit dem eingenommenen Geld Spieler verpflichten können, damit der Verlust von Fabi einen „positiven“ Effekt hat. Forza St. Pauli.

  10. Vielen Dank, Tim. Etwas zu kurz kommen mir dabei Peter und Marco.

    Vasilj hat sich insbesondere in der 2. Saisonhälfte gemacht. Eine Riesenentwicklung.
    Und letztlich ist Peter derjenige, der den einzelnen Feldspielern in gewissen individuellen Kompetenzen enorm weiter geholfen hat.

    Deshalb glaube ich, dass Fabian Hürzeler etwas overrated ist. Die Mannschaft hat um den Aufstieg gespielt und nicht darum, dass der Trainer in die Premiere League geht und dort 3 Mio p.a. macht. Und was ich noch gern verstehen würde, ob das Verhältnis Hartel und Saad zu Hürzeler wirklich so gut war. Bei beiden kam 10 Spiele vor dem Ende ein massiver Leistungsknick….werden wir wohl nie gelöst bekommen.

  11. Da ist sie dahin, die Aufstiegseuphorie.
    Sportlich ist das nach Hartel wieder ein großer Verlust, charakterlich nicht.
    Der Verein hat ihm vor gerade 18 Monaten die Chance gegeben, erstmals als Proficheftrainer zu arbeiten. Nach 15 Monaten bei der Verlängerung im Aufstiegskampf schon an den Abschied gedacht und jetzt beim ersten Angebot eines mittelmäßigen Erstligaclubs weg. Und nein, weder die gute Seeluft noch das tolle Computerprogramm oder der zockende Präsident werden entscheidend gewesen sein. Und ich bin vollkommen sicher: Sollte es bei Brighton gut klappen und Chelsea oder United das erste Mal mit mehr Geld winken, ist er wieder weg.
    Von daher hoffe ich, dass Bornemann erneut ein gutes Händchen hat und die nötigen Verstärkungen im Kader kommen. Mir ist es vollkommen egal, ob Hürzeler Brighton in die Europa League bringt oder Weihnachten arbeitslos ist.

  12. Finde den Abgang nicht überraschend. Ihm geht es halt um Karriere. Is ok. Er hat emotional null mit dem FCSP connected. Und sein ständiges „Moin“ auf den PKs grenzte eher an kulturelle Aneignung. 😉

    Ich mochte ihn trotzdem und Dankbarkeit hat er sich verdient.

    However, menschlich sehe ich keinen großen Verlust und freue mich weiterhin tierisch auf die nächste Saison.

    Forza St. Pauli! Per sempre con te!

    Saluti

  13. Die Fakten sind aber: Fabian Hürzeler will den gültigen Vertrag einfach nicht einhalten. Insofern ist jede Kritik an ihm mehr als angebracht!

    1. Wenn das Fußballbusiness so einfach funktionieren würde, gäbe es keinen Transfermarkt mehr und nahezu jeder Spieler und jeder Verein müssten pausenlos mit damit leben, dass „jede Kritik“ angebracht ist.
      Der FCSP wird zur Auflösung jenes Vertrages ja nicht gezwungen und bekommt dafür eine Entschädigung, die man frei verhandeln konnte.
      Unromantisch, ja.

  14. Hallo Tim, hallo liebe St.Pauli Fans,
    FH ist skrupellos aber ein intelligenter Junge, und weiß ganz genau und besser als wir daß nächste Saison in der BL schief gehen könnte. Jetzt ist er (noch) ein Gewinner und dafür hat er so ein Angebot aus der Premier League bekommen. So hat er einfach die zwei Risiko Situationen analysiert und einen Verbleib bei uns als die (für seine Karriere) riskantere Option betrachtet, rationell denke ich mit Recht. Dort wird der Druck größer, aber hat er einen Kader zur Verfügung der, wenn keine Katastrophe passiert, einen Tabellen Platz zwischen 6 und 14 garantiert. Er weiß auch sehr gut daß falls nächstes Jahr aus der BL absteigt, kommt so ein Angebot sicher nicht mehr. der Vergleich mit Xabi Alonso kann man für mich nicht machen, es sind zwei zu verschiedene Situationen. In FH Mentalität lohnt es sich nicht auf so einen Sprung zu verzichten aufgrund von Dankbarkeit oder/und Loyalität. Das hier alles rationell betrachtet, denn von unseren verletzten Gefühlen wurde hier von Tim und vielen anderen ausführlich geschrieben.

  15. die emotionalität, mit der diese personalie diskutiert wird, zeigt doch eindrücklich, daß herr hürzeler ziemliche spuren in verein und umfeld hinterläßt. zu erfolgreich war sein wirken, besonders in den letzten eineinhalb jahren.

    auch ich finde es sehr schade, daß er uns verläßt. und auch ich bin fußallromantiker. mehr, was den fußball als sport an sich betrifft, als die ganzen mechanismen drumherum. deswegen schaue ich mir auch gerne amateurfußball an. profifußball is nunmal profifußball, wo die entwicklung nunmal so ist, wie sie ist. ich erinnere mich, als ewald lienen damals zum technischen direktor „aufgestiegen“ ist. in meiner erinnerung wollte er gerne auf der trainerbank weitermachen. aber der verein hatte andere pläne… so viel zur fußballromantik im profigeschäft, auch bei einem anderen verein, wie meinem geliebten magischen fc.

    ich wundere mich allerdings über so manchen kommetatoren hier. einerseits wird das ganze, vor allem herr hürzeler, stark kritisiert. im selben kommentar wird dann z.b. herr eichner vom ksc als nachfolger ins spiel gebracht.
    nun, die situation, die mit einer verpflichtung eichners dann in karlsruhe entstehen würde, wäre die der unsrigen gleich. die sind auch in der saisonvorbereitung mit ihrem trainer. der hat dort auch etwas geschaffen und eine erfolgreiche saison gespielt, auf die man nun aufbauen möchte, mit ihm. wie würde eichner entscheiden, wenn er die möglichkeit geboten bekäme, einen bundesligisten trainieren zu dürfen, dazu mit den entsprechenden bezügen? haben die angesprochenen mal darüber nachgedacht? bei herrn thioune wäre es dasselbe…

    ich persönlich finde ja die personalie urs fischer sehr sympathisch. der is doch frei, oder?
    herrn hürzeler danke ich für das, was er mit und für meinen geliebten magischen fc erreicht hat und wünsche ihm nur das beste in der premieren liga. möge sich seine entscheidung für ihn als richtig erweisen!

    1. Da die 2. Liga drei Wochen früher startet, wäre es für den KSC sicherlich noch schwerer als für uns.

      Wobei ich den derzeitigen Zeitpunkt, Mitte Juni, generell noch ok finde. Klar, nicht wünschenswert, aber uns gibt es eben noch Zeit jetzt einen neuen Trainer zu verpflichten. Für Zweitligisten schon etwas knapper, aber auch noch im Rahmen.

  16. Niemand erwartet Romantik vom eigenen Arbeitgeber. Der FCSP hat oft genug Menschen, die sich mit Herz und Seele dem Verein verschrieben haben, vor die Tür gesetzt, in der Hoffnung eine andere Personalie würde dem Verein mehr bringen. Man denke nur daran, dass es nach 17 Jahren Vereinstreue, keine öffentliche Verabschiedung von Timo Schultz gab.
    Wer erwartet, dass sich die Arbeitnehmer des FCSP anders verhalten sollten, als der Verein selbst, hat ne merkwürdige Moralvorstellung. Hürzeler wünsche ich nur das beste. Die Detailversessenheit war mir immer sympathisch und ich habe nie so gerne die Spiele geschaut, wie letztes Jahr.
    Forza

  17. Schade, dass er weg ist.

    Finde der Vergleich zu Xabi Alonso hinkt. Denn Xabi Alonso ist Xabi fucking Alonso. Als Welt- & Doppeleuropameister, CL Sieger und mit Fuß in der Tür bei Bayern, Real und Liverpool hat er ein ganz anderes Standing im Weltfußball als Fabian Hürzeler.
    Klar, das war als Spieler, aber als Trainer hat er sich in eineinhalb Jahren schon 2 Regale über FH bewiesen.
    Heißt: Selbst wenn Alonso nächstes Jahr nach 20 Niederlagen in Folge entlassen werden würde, findet er sich sofort auf sämtlichen „Shortlists“ für vakante Trainerposten von Spanien bis England wieder. Da kann er sich eher die Zeit und Ruhe geben, noch ein Jahr zu wachsen.

  18. Was ich bemerkenswert finde und noch nirgendwo thematisiert wurde:

    Meines Wissens ist Hürzelers Englischkenntnisse auf einem sehr niedrigen Niveau, ich würde schätzen A2. Da sind sprachliche Probleme bei seinem neuen Job eigentlich vorprogrammiert. Ist aber auch nicht unser Problem.

    Quelle: Hürzeler war mal im US Fernsehen und sollte über seine Geburt in den USA und über seine Karriere reden und konnte sich kaum verständigen.

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