Vorbericht FC St. Pauli – 1. FC Nürnberg (Saison 20/21)

Vorbericht FC St. Pauli – 1. FC Nürnberg (Saison 20/21)

Am Montag um 20.30 wird der 1. FC Nürnberg zu Gast am Millerntor sein. Und der FCN reiht sich ein in die ersten sechs Gegner des FCSP: Auch der FCN ist eines der Top-Teams der Liga. Sicher ist, dass das Spiel zeigen wird, wie weit der FCSP in seiner Findungsphase gekommen ist und was die Länderspielpause gebracht hat. Zur Vorbereitung empfehle ich Euch die Premiere von Bobby am Mikro im VdS-Gespräch mit Fadi.
(Titelbild: Groothuis/Witters/Pool via Peter Boehmer)

Hoffen wir mal, dass die heutige (Sonntag) Testung beider Teams nur negative Ergebnisse hervorbringt. Durch den positiven Test von Hanno Behrens (ich frage mich auch weiterhin, wo der Unterschied zu Osnabrück ist) und die allgemein gestiegenen Fallzahlen, habe ich da etwas mehr Bedenken als bei vorherigen Spielen.

FCSP: Wer kann spielen, wer fehlt?

Das tut inzwischen schon richtig weh, wenn man über den Stand der Verletzung bei Ryō Miyaichi liest. Der kommt einfach nicht richtig auf die Beine. Unklar, ob die Langwierigkeit der Verletzung schon vor einigen Wochen, während das Transferfenster geöffnet war, bekannt gewesen ist. Denn eine Stärkung der rechten Außenbahn bzw. die doppelte Besetzung wäre schon gut. So muss FCSP wohl bis mindestens Ende des Jahres auf ihn verzichten.

Das ist glücklicherweise (fast) die einzige schlechte Nachricht aus dem Kader: Neben Christopher Buchtmann, ebenfalls langzeitverletzt, fehlen mit Luis Coordes und Marvin Senger nur zwei weitere Spieler. Und beide sind nicht ganz so nah an der Startelf dran. Doch gerade die Verletzung von Senger könnte dazu führen, dass James Lawrence gegen Nürnberg im Kader stehen wird.

Kommt nach seiner Verletzung einfach nicht auf die Beine: Ryō Miyaichi.
(c) Peter Boehmer

FCN: Wer kann spielen, wer fehlt?

Nicht nur beim FCSP, auch beim FCN gibt es eine Verletzungsgeschichte, die einfach nicht enden möchte: Virgil Misidjan, offensiver Mittelfeldspieler, ist weiterhin der Rekordeinkauf des 1. FC Nürnberg. Kolportierte drei Millionen Euro überwiesen sie zu Beginn der Saison 18/19 nach Rasgrad in Bulgarien. Nachdem er in der 1.Liga immerhin 23 Spiele machte, riss er sich in der Sommervorbereitung 2019 das Kreuzband und pausiert seit dieser Verletzung.
Kurz vor der Länderspielpause gab es dann einen echten Lichtblick: Misidjan war gegen Darmstadt 98 erstmals wieder im Kader. Das jedoch vorerst wieder zum letzten Mal für längere Zeit, denn im Test gegen Ingolstadt verletzte sich Misidjan erneut, zog sich einen Syndesmoseband- und Außenbandriss zu.

Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel zählte FCN-Trainer Robert Klauß (er sagt übrigens „auf Pauli„….) dann noch den an Covid19 erkrankten Hanno Behrens zu den Spielern, die sicher nicht gegen den FCSP spielen können. Das bedeutet dann auch, dass sowohl Pascal Köpke als auch Manuel Schäffler, die beide vor der Länderspielpause nicht fit waren, Optionen für mindestens den Kader oder sogar die Startelf sind. Gerade diese beiden Spieler können in der Offensive, wenn sie denn fit sind, durchaus von hohem Wert sein.

Was hat der FCN zu bieten?

Da die Saison noch nicht sonderlich alt ist, empfehle ich Euch zur Vorbereitung und zum besseren Kennenlernen des FCN die Saisonvorschau, in der ich mich intensiv mit dem Umbruch und den Stärken und Schwächen des FCN befasst habe.

Auf der PK hob Klauß dann noch einmal explizit die Verbesserung des Spiels im Ballbesitz während der Länderspielpause hervor („ruhiger am Ball, weniger Ballverluste“). Diese Arbeit war unabhängig von der Niederlage gegen Darmstadt und dem kommenden Spiel auf St.Pauli geplant. Obwohl es damit durchaus zu erklären wäre, da sowohl Darmstadt als auch der FCSP besonders in den Umschaltmomenten ihre Stärken haben.

Auffällig: An Selbstvertrauen mangelt es Robert Klauß nicht. Auf der PK sagte er deutlich: „Wenn wir unser Spiel über 90 Minuten auf den Platz kriegen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir gewinnen.„. Das ist für Zweitliga-Verhältnisse schon echt ungewohnt, wo doch häufig eher die Stärke des Gegners betont wird. Das tut Klauß auch, aber sagt eben auch, dass er seinem Team das zutraut. Finde ich gut.

Bezogen auf den FCSP hob Robert Klauß hervor, dass der FCSP mit seiner neuen Offensive bisher recht „wilde Spiele“ gezeigt hat und gegen Sandhausen „klar besser“ gewesen sei. Man sehe, dass „viele Dinge nach vorne schon gut funktionieren„, aber auch, dass sie „Chancen zugelassen“ haben und gerade da sieht Klauß „Punkte, an denen wir ansetzen können„.

Grundsätzlich könnt ihr Euch zum Spiel des FCN immer sehr fundiert bei clubfans-united informieren (da findet ihr echt richtig gute Taktik-Analysen, die es nirgendwo sonst in der 2.Liga gibt). Dort habe ich unter anderem erfahren, dass beim FCN das sehr variable Spiel in der offensiven Mittelfeldreihe hervorzuheben ist. Und diese Mittelfeldreihe ist für Zweitliga-Verhältnisse absolute Extraklasse mit Robin Hack, Nikola Dovedan und Felix Lohkemper. Davor agierte bisher der Relegations-Held Fabian Schleusener. Dieser könnte aber durchaus von Schäffler oder Köpke abgelöst werden, wobei gerade Köpke auch zentral hinter der einzigen Spitze denkbar ist.

Auffällig beim FCN im Ballbesitz ist die Unwucht in der Viererkette. Rechtsverteidiger Valentini hat seine Ballaktionen weit höher als Linksverteidiger Handwerker (das ist übrigens ein ziemlich starkes Duo auf dieser Position). Diese Unwucht ist ähnlich wie beim FCSP, dort allerdings auf der anderen Seite (Paqarada/Dittgen offensiver als Ohlsson), sodass genau diese Seiten aufeinandertreffen. Das könnte dazu führen, dass es gerade über diese Seite enorm viele Durchbrüche gibt.

Die Kernfrage für das FCSP-Trainerteam dürfte sein, welche Räume im Defensivverhalten hergeschenkt werden (müssen): Die Halbräume oder riskiert der FCSP, dass sich die offensiven Außen hinter den Flügelverteidigern positionieren können? Letzteres gilt es eher zu verhindern, aber ich möchte auch ungern Valentini oder Handwerker (ganz starker linker Fuß!) im Halbraum spazieren gehen sehen. Eine echte Mammutaufgabe!

Mögliche Aufstellung

Die letzten beiden Partien bestritt der FCN in einem 4-2-3-1. Das werden wir vermutlich auch am Millerntor wieder sehen. Was wir auch sehen werden, ist ein sehr aggressives Defensivverhalten der Nürnberger. Ein echter Stresstest also für den FCSP, denn das eigene Aufbauspiel war bisher so etwas wie die größte Baustelle. Die aggressive Herangehensweise im Defensivverhalten ist nicht neu, auch beim letzten Auftritt hat der FCN enorm hoch gepresst und dem Aufbauspiel des FCSP damit ziemlich den Zahn gezogen.

Mögliche Aufstellung heute Abend.

Wie wird der FCSP damit umgehen? Oder besser: Wie wird er das Pressing umgehen? Timo Schultz hob diesen Aspekt des FCN-Spiels auf der PK auch hervor („Sie haben eine sehr gute und kompakte Mannschaft, die aggressiv nach vorne verteidigt (…)„) und erwähnte noch, da er Robert Klauß auch schon eine Weile kennt, dass dieses Verhalten schon eine Art „Leipziger Schule“ ist („Steckenpferd von Leipziger Trainern“).

Schön aus Sicht des FCSP: Was den FCN erwartet ist nur schwer hervor zu sehen. Robert Klauß hob in der PK auch noch einmal die Variabiltät des FCSP hervor („Dreier- oder Viererkette, ein oder zwei Stürmer„). Es wird vermutlich bis zum Anpfiff unklar bleiben, mit welcher Formation der FCSP ins Heimspiel gegen den FCN gehen wird. Das ist wirklich gut.
Ich vermute ein 3-5-2, aber das ist wirklich echt nicht sicher. Gehe aber davon aus, dass dies die Formation der Zukunft sein wird. Gerade da der FCN so aggressiv presst, denke ich, dass Simon Makienok beginnen wird, damit der FCSP seine Exit-Strategie spielen kann. Ob Guido Burgstaller von Beginn an spielen wird (Schultz auf PK: „Guido ist topfit, ihm fehlt lediglich die letzte Spielpraxis.„)? Ich sehe das nicht. Falls er aber spielen wird, würde vermutlich eher Zalazar statt Makienok weichen (Kyereh würde dann auf die 10 wechseln).

Aber das ist alles nur Spekulation. Ich finde es sehr schön, dass der FCSP sich aktuell nicht von allein aufstellt sondern es richtig viele Optionen gibt, die je nach Ausrichtung sinnvoll erscheinen.
Sicher ist, dass es einmal mehr ein sehr intensives Spiel werden wird. Denn die Mischung aus dem hohen Pressing der Nürnberger und dem Fokus auf Umschaltsituationen des FCSP (wobei das natürlich nicht die einzige Waffe ist) wird zu einer enormen Intensität führen.

Forza!

// Tim

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