Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli – Serie nicht beendet, Krise gestartet!

Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli – Serie nicht beendet, Krise gestartet!

Der FC St. Pauli kontrolliert gegen Eintracht Braunschweig lange Zeit das Spiel, verliert letzlich verdient mit 2-1 und steckt nun in vielen Dingen, die so nicht vorgesehen waren: Tief in der Krise und nach zehn Spielen ist auch bereits absehbar, dass es sich um eine Saison in der unteren Tabellenhälfte handeln wird. Dabei war es nicht Eintracht Braunschweig, die sich die drei Punkte verdienten, es war der FCSP, der eine ungefährdete Führung durch Passivität herschenkte und damit zurecht wie der letzte Trottel nach Spielende dasteht.
(Titelbild: imago images/via OneFootball)

Die Aufstellung

Im Vergleich zum Spiel gegen Osnabrück veränderte sich die Startelf des FC St. Pauli nur auf einer Position: Für Finn Ole Becker rutschte Maximilian Dittgen in de Startelf. Damit einhergehend war dann auch der Positionswechsel von Daniel-Kofi Kyereh von der linken Außenbahn ins Zentrum.
Die Viererkette blieb unverändert, die gesamte Formation änderte sich ein wenig, da mit Kyereh im Zentrum nun ein zweiter Stürmer spielte und nicht, wie gegen Osnabrück, mit Becker ein Spieler auf der 10.

Bei Eintracht Braunschweig wurde ich aus der Auflistung der Aufstellung nicht so wirklich schlau. Ich vermutete tatsächliche die gute alte Mittelfeldraute, mit Kobylanski als klare 10 und Proschwitz sowie Bär vorne als Doppelspitze. Das war offensiv auch richtig, allerdings ordnete sich Braunschweig in einem 3-4-1-2 ein.
Im Verlauf der ersten Halbzeit schoben die beiden äußeren Mittelfelder immer wieder weit hoch, sodass Kroos und Kammerbauer als Sechser übrig blieben und es damit eher ein 3-2-3-2 war.

Erste Halbzeit

Endlich mal in Führung gehen„, so äußerte sich Timo Schultz vor kurzem. Zweite Minute, zweite Umschaltsituation – Kyereh legt raus zu Dittgen, der mal so richtig fett den Ball mit links trifft und flach ins lange Eck reinschweißt – BÄM!

Defensiv ordnete sich der FCSP klar in einem 4-4-2 an, mit Fokus auf Umschaltmomente (= Lankford und Dittgen mit vollem Tempo nach vorn). Das hat System und endlich wurde es mal so praktiziert wie im Test gegen Werder Bremen.

Satt getroffen, endlich mal in Führung gegangen – Max Dittgen erzielt das 1-0 für den FCSP.
(imago images/via OneFootball)

Dieser Fokus auf Umschaltmomente konnte natürlich umso besser ausgespielt werden, da der FCSP früh in Führung ging. Doch im Vergleich zum letzten Auswärtsspiel in Paderborn, baute der FCSP auch flach aus der Abwehr auf, ging dabei aber vor allem in Person von Philipp Ziereis kein allzu großes Risiko und wählte weit häufiger den langen Ball, sobald es etwas brenzliger wurde.

Dadurch gab es sehr viel mehr geordnete Spielanteile für Braunschweig, was sich aber in den ersten 15 Minuten nicht in einer Überlegenheit äußerte, der FCSP blieb bei Umschaltsituationen weiterhin gefährlich, wenngleich es keine weiteren zwingenden Chancen gab.

Das Aufbauspiel von Eintracht Braunschweig, die vom FCSP nicht hoch angelaufen wurden, war denkbar einfach: Die hintere Dreierkette schob entspannt den Ball von einer auf die andere Seite und sobald man der Ansicht war, dass der FCSP recht weit rübergeschoben hatte, gab es einen langen Ball diagonal nach vorne.

Das Aufbauspiel von Eintracht Braunschweig bestand vor allem aus diagonalen Bällen der äußeren Innenverteidiger auf die Mittelfelder Schlüter und Wiebe – Funktionierte wenig bis gar nicht.

Der FC St. Pauli war das gefährlichere Team, auch wenn sich nach dem Tor erst wieder mit dem Freistoß von Zalazar (20.min) und durch Kyereh im Anschluss an einen Standard ernsthaft Gefahr für das Braunschweiger Tor einstellte.

Und wenn man dann ehrlich ist, so passierte abgesehen von diesen beiden Chancen nichts mehr bis zur Halbzeit. Defensiv wirkte der FCSP zwar stabil, aber offensiv waren die Umschaltsituationen rar gesät.
Braunschweig fiel eher durch Fouls als durch Spielkultur auf, sammelte zwei Gelbe Karten und hatte sich noch eine dritte verdient, aber Kessel (den ich schon bei Union und Kaiserslautern blöd fand) verletzte sich kurz vor der Pause bei einem Foul (sic!) an Dittgen.

Ein ziemlich passendes Symboldbild der ersten Halbzeit.
(imago images/via OneFootball)

Zweite Halbzeit

Personell unverändert ging es auf beiden Seiten in die zweite Halbzeit. Und es war auch weiterhin zu sehen, dass der FCSP den Fokus nicht in Richtung offensiverer Spielweise legen wollte. Es änderte sich also nichts im Vergleich zur ersten Halbzeit: Eintracht Braunschweig versuchte das Spiel zu kontrollieren, konnte dabei jedoch keinerlei Gefahr entwickeln. Der FCSP hingegen kontrollierte das Spiel komplett, ohne auch nur ansatzweise offensiv zu glänzen: Die vielen Umschaltmomente scheiterten immer wieder an ungenauen Zuspielen.

Kurz nach Wiederanpfiff erfolgte dann der nicht ganz positionsgetreue Wechsel Daschner-Kyereh. Am Spiel änderte das freilich wenig. Ein wirklich gruseliges Fußballspiel war das. Aber was haben wir erwartet beim Duell zweier krisengeschüttelter Teams.

Nach einer Stunde wurde ich langsam unruhig – Zwar wurde Braunschweig nicht zwingender, aber scheiße, ich kenne das doch! Kontrollierst das Spiel, legst aber nicht nach, fängst Dir (mindestens) ein Gegentor, guckst richtig dumm aus der Wäsche.
Bezeichnend, dass der einzig nennenswerte Torschuss des FCSP auf das Tor von BTSV-Keeper Fejzic von Braunschweigs Nikolaou kam (65.min).
Und aus dem Nichts, aus dem überhaupt Nichts erzielt Braunschweig durch Bär das 1-1. Aufgrund massiver Passivität gegen einen völlig ungefährlichen Gegner. Selbst schuld! So ne Scheiße. Wenn ein Team diese Saison noch kein einziges Mal die Null hat halten können, ist es auch nicht ratsam einen Vorsprung zu verteidigen, oder?

Beim 1-1 durch Bär sahen alle nicht gut aus: James Lawrence kommt zu spät, Robin Himmelmann steht irgendwo im Raum und überlupft. Damit bestraft Eintracht braunschweig die passsive Spielweise des FCSP.
(imago images/via OneFootball)

Tja, war ja dann auch irgendwie klar, dass Braunschweig im Anschluss an den Ausgleich erst einmal klar besser war und auf das zweite Tor drückte. Ich kotze! Völlig unnötig!
Rund eine Viertelstunde vor Schluss macht sich bei mir völlige Desillusionierung breit. Es ist nicht ansatzweise spürbar, dass der FC St. Pauli noch eine Art Schlussoffensive startet. Mir, und ich hatte dem Eindruck den Spielern auch, fehlte da ziemlich die Vorstellung, wie der FCSP den Schalter wieder auf „aktiv“ stellen wollte.

Folgerichtig geht Braunschweig dann in der 82. Minute durch den eingewechselten Kaufmann in Führung. Wie zur Hölle kann man bei diesem Spiel in Rückstand geraten? Indem aus einem passiven FCSP nach dem Ausgleich ein komplett lebloser Körper wurde. Ein Aufbäumen, ein Versuch gegen schwache Braunschweiger wieder in Führung zu gehen war nicht ansatzweise zu sehen. Zweifelsohne beschämend!

Erst als es eigentlich schon zu spät war, konnte der FCSP durch Matanovic (87.), Becker (88.) und Tashchy (89.) gefährlich werden. Es blieb bei den Versuchen, Eintracht Braunschweig konnte die knappe Führung verteidigen.

Schlecht, richtig schlecht – und dämlich auch

Vier Niederlagen in Folge, seit fast zehn Wochen sieglos. seit Mai nicht mehr zu Null, seit März 2019 nicht mehr außerhalb Hamburgs gewonnen. Machen wir uns nichts vor, der FCSP steckt tief in einer Krise. Und als ob es noch einer Bestätigung dessen benötigt hätte, zeigt der FCSP beim Spiel in Braunschweig eine desolate Leistung. Der FC St. Pauli hat offensiv vor allem in der 2. Halbzeit nicht mehr stattgefunden. Das war gegen einen schwachen Gegner mehr als dürftig, es war richtig schlecht.
Mit einer Spielweise, die überhaupt nicht zu dem passt, was Timo Schultz von seinem Team erwartet („Mutig sein, aktiv sein“), verliert der FC St. Pauli zurecht in Braunschweig und steckt richtig tief in der Scheiße.

// Tim

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7 thoughts on “Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli – Serie nicht beendet, Krise gestartet!

  1. Ich verstehe nicht, warum Makienok und Lenkford spielen, die in den letzten drei Spielen schon nichts auf die Reihe bekommen haben. Sind keine Alternativen da? Dann kann man nur auf einen Saisonabbruch durch COVID hoffen…

  2. Ich glaube es ist fast egal wer spielt.
    Wenn wir nicht deutlich aktiver, aggressiver und laufbereiter auftreten, gewinnen wir kein Spiel mehr.
    Back to the basics: kämpfen, laufen und jedes Spiel ans Limit gehen.
    Dazu Standards eintrainieren.
    Dann gewinnen wir auch wieder Spiele.
    Schulle muss die Jungs jetzt wirklich heiß machen. Noch so einen passiven Auftritt wie heute will ich nicht mehr sehen.
    Ich hab echt Angst dass wir diese Saison fällig sind. Und es kotzt mich an, dass das mir so schlechte Laune macht.

  3. Es ist einfach nur frustrierend so ein Rotz zu sehen. Ich hätte mir deutlich eher eine Reaktion von der Bank gewünscht. Das Zentrum fand offensiv kaum statt. Glaube Becker (evtl. noch einen zweiten) früher einwechseln wäre hilfreich gewesen. Aber auch die Manschaft klar puschen. Ist vor dem Bildschirm immer schwer zu beurteilen, aber es wirkte dort nicht, nach dem aktivsten coaching. Wofür ja auch spricht, dass es nach der Halbzeit keine Veränderung im Aktivitätslevel gab. So sahen wir: Wie mache ich einen schlechten Gegner stark – Folge 1910…

  4. Bei Gelegenheit darf aber auch mal etwas Spielglück dazukommen. Wenn Kessel für sein Einsteigen gegen Dittgen rot sieht, verlieren wir das Spiel niemals. 1:0 zur Halbzeit, ein Mann mehr, klar bessere Mannschaft. Vielleicht könnten die Schiedsrichter, die diese Seite mitbetreuen, sich mal dazu äußern. Warum kein rot? Besten Dank und Kopf hoch.

  5. Es fehlen schon wieder die Basics. Kein Doppelpass, nicht hinter die gegnerische Abwehr kommen, Abwehr spielt wie eine ängstliche Schülermannschft. Die Jungs müssen Dreck fressen und wieder aufstehen. Zu Schulle will ich nichts sagen, diese Dikussion sollte außen vor sein.

  6. Das war ein wirklich zutreffender Bericht. Ich Frage mich manchmal selber wie Eintracht Braunschweig überhaupt 3 Spiele gewinnen konnte. Das ist jetzt nicht Böse gemeint, aber SCP, Bochum und Nürnberg haben sich einfach zu blöd angestellt. Wir sehen das hier in Braunschweig und es macht keinen Spaß dieser Truppe zu zu schauen. Ihr kommt da aber unten wieder raus. Sportliche Grüße aus Braunschweig.

  7. Moin Tim, vielen Dank dass du dir das jede Woche antust. Aber keine Panik. 33 Pkte. aus 24 Spielen ergibt im Schnitt 1,4. Aktuell sind es, ach, lassen wir das.

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