Die Zeit ist reif für drei Punkte. Besser gesagt, es ist angesichts der Tabellensituation schon echt ziemlich wichtig mal wieder dreifach zu punkten. Klar, der FC St. Pauli hat auswärts seit gefühlten Ewigkeiten nichts gerissen. Aber da es zuletzt auch zuhause mit drei Punkten nicht klappte, muss es jetzt auswärts klappen.
(Titelbild: Peter Boehmer)
Für wichtige drei Punkte ist Braunschweig für den FC St. Pauli durchaus ein gutes Pflaster, wie wir Anfang der Woche mal aufgearbeitet haben. Neben der Lektüre dieses Vorberichts, empfehle ich natürlich auch das Vor dem Spiel – Gespräch.
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Liest sich schon recht prominent das Lazarett: Christopher Buchtmann, Luca Zander, Ryō Miyaichi, Guido Burgstaller (immerhin wieder im Training mit Ball), Jannes Wieckhoff und Christopher Avevor fehlen dem FCSP aktuell. Alles Spieler, die mehr oder minder bei vollständiger Fitness durchaus als potentielle Startelfkandidaten gehandelt werden würden.
Schmerzhaft ist dabei vor allem, dass Zander, Wieckhoff und Miyaichi Startelfkandidaten für die identische Position sind und es somit weiterhin im Kader keine echte Alternative zu Kevin Lankford gibt.
Achso, ich erwähne das jetzt so lange, bis diese Lücke geschlossen wurde: Es fehlt ein Sechser.
Ansonsten gibt es wohl keine großen Überraschungen im Kader. Philipp Ziereis konnte wieder vollständig mittrainieren und wird höchstwahrscheinlich in der Startelf stehen. Keine große Überraschung ist auch, dass Igor Matanovic mit nach Braunschweig fahren wird (Timo Schultz auf der PK vor dem Spiel: „Gegen Braunschweig wird er auch eine Alternative im Kader sein.„)
Eintracht Braunschweig: Wer kann spielen, wer fehlt?
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel hat BTSV-Trainer Daniel Meyer eine doch recht entspannte Personallage dargestellt („Die Reha-Gruppe wird immer kleiner„). Speziell auf Stürmer Suleiman Abdullahi angesprochen, konnte Meyer jedoch noch nicht wirklich sagen, ob dieser spielen kann („Müssen von Tag zu Tag schauen“).
Über die mit Abstand wichtigste Personalie hat Meyer dabei nicht gesprochen: Martin Kobylanski. Ich hatte bereits in der Saison-Vorschau darauf verwiesen, dass man sich diesen Namen einprägen müsse, wenn es um Eintracht Braunschweig geht. Kobylanski ist Kapitän und Spielmacher in Personalunion, hat aus seinen sieben Pflichtspielen diese Saison sieben Scorer-Punkte vorzuweisen.
Nun hat er die letzten drei Spiele gefehlt und seitdem hat Braunschweig auch nicht mehr gewonnen. Sicher etwas plakativ, aber der Erfolg in Braunschweig ist schon echt richtig eng verknüpft mit dem Namen Martin Kobylanski. Es ist davon auszugehen, dass er wieder spielen wird. Mich fragt ja niemand, aber Martin Kobylanski ist aus meiner Sicht eines der größten Talente der 2.Liga.
Auf der Pressekonferenz ließ Daniel Meyer übrigens offen, ob BTSV-Stammkeeper Felix Dornebusch das Tor hüten wird. Die Sätze wirken dabei für eine Torwartdiskussion schon eindeutig:
„Wir sind in einer Situation, in der wir grundsätzlich Dinge auf den Prüfstand stellen, auch in der Kommunikation mit den Jungs in der Defensive. Wenn wir irgendwann der Meinung sein sollten, dass ein Torwartwechsel einen Mehrwert hat, dann werden wir es machen. Gegen Darmstadt habe ich keinen Torwartfehler gesehen. Es gibt allerdings keinen Stein, den wir im Moment nicht umdrehen. Wir beschäftigen uns mit allen Themen.„
Das hörte sich vor knapp einer Woche noch anders an, als Meyer den in den Sozialen Medien harsch kritisierten Dornebusch in Schutz nahm (was er dieses Mal auch tut, aber sich eben ein Hintertürchen offen lässt).
Was hat Eintracht Braunschweig zu bieten?
Aktuell vor allem dicke Luft und eine spürbare Verunsicherung. Das 0-4 gegen Darmstadt war schon ein ziemlicher Nackenschlag, da macht Meyer keine Umschweife („Das Spiel in Darmstadt hat wehgetan.„).
Und BTSV-Sportdirektor Peter Vollmann kündigte bereits Neuzugänge in der Winterpause an und kritisierte, wie in der Woche zuvor Meyer (dem Vollmann die volle Rückendeckung gab), die Fans für die Kritik in den Sozialen Medien.
Keine Frage, wenn sportlich Verantwortliche auf Kritik von Fans reagieren, dann ist die Gemengelage relativ unruhig. Dabei ist doch eigentlich allen klar gewesen, dass der Verein gegen den Abstieg spielen wird. Aber die Kritik an Vollmann, der fehlenden Einstellung und sogar Felix Dornebusch ist nicht unberechtigt. Das zeigt Jussi-Pekka Rode in einem Artikel bei blau-gelbe Datenwelt, der die Probleme von Eintracht Braunschweig auch auf Datenbasis sehr schön aufarbeitet.
Mögliche Aufstellung und Spielweise
Haha, nee… ich wage es nicht einmal mehr einen Entwurf der Aufstellung zu machen. Ich liege einfach viel zu oft vollkommen daneben. Daher bekommt ihr hier heute „nur“ meine Vermutungen zu lesen:
Die Viererkette dürfte identisch zu Osnabrück sein (Timo Schultz: „Wir haben gegen Osnabrück gerade defensiv sehr stabil gestanden und ein ordentliches Spiel gemacht.„). Und auch perspektivisch könnte dies ein Gerüst, die gewünschte Achse sein, die dem Spiel eines Teams die notwendige Struktur gibt.
Aufbauend auf dieser Stabilität wünscht sich Schultz, dass sein Team die im Spiel gegen Osnabrück vorhandenen Chancen besser ausspielt. Hierzu benötigt es eine bessere Qualität der Flanken und eine bessere Aufteilung im Zentrum. Ob hierbei Daniel-Kofi Kyereh oder Simon Makienok im Sturmzentrum agieren, lässt Schultz zumindest ein wenig offen.
Paqarada oder nicht Paqarada?
Denkbar wäre es, dass der FCSP mit Kyereh als alleinige Spitze antritt. BTSV-Coach Daniel Meyer fordert von seinen Teams den flachen Aufbau und geht damit ein hohes Risiko, wie es zuletzt schmerzhaft beim 0-4 gegen Darmstadt zu sehen war. Sollte auch der FCSP hoch pressen wollen, so ist sicherlich Kyereh allein schon tempomäßig denkbar im Zentrum.
Allerdings stellt sich dann die Frage nach der Besetzung der Außenbahnen. Hinter Maximilian Dittgen und Kevin Lankford, beide in der Startelf denkbar, kommt allerdings wenig, weshalb Kyereh auch weiterhin auf der Außenbahn eine Option ist. Einmal mehr bleiben viele Fragezeichen bei der Aufstellung des FCSP, wie auch Daniel Meyer berichtet („In der Analyse kannst du nicht alle Spielvarianten aufzeigen, da es bei St. Pauli einfach zu viele Veränderungen gegeben hat.„).
Aber während ich so darüber nachdenke, wird das Bild doch ein wenig klarer: Es erscheint durchaus möglich, dass es gar keine Änderungen im Vergleich zum Spiel gegen Osnabrück geben wird. Warum auch, abgesehen von fehlenden Toren hat das Spiel gegen einen unangenehmen Gegner gut funktioniert.
Mmh, nee, wenn Braunschweig mit zwei Stürmern und Kobylanski dahinter spielt, dann ändert das alles. Darauf könnte der FCSP nämlich direkt reagieren. Und zwar mit einer Dreierkette und einem Kettenhund für Kobylanski. Warum passt das? Dadurch, dass Braunschweig zwei Stürmer hat sind die Außenbahnspieler nicht ganz so offensiv. Diese könnten dann von Flügelverteidigern recht gut aufgenommen werden. Besser jedenfalls, als wenn die beiden Außenbahnspieler eigentlich verkappte Außenstürmer sind.
Eine tiefgreifende Umstellung im Vergleich zum Spiel gegen Osnabrück ist also doch denkbar. Oder auch nicht…
Ob Viererkette oder nicht, ich rechne damit, dass Leart Paqarada eine Rolle spielen wird. Er hat zweifelsohne seine Stärken bei Flanken. Und die wollen wir ja bekanntlich etwas genauer hinbekommen.
Ein kleines Fragezeichen habe ich noch, egal in welcher Formation, bei der notwendigen Besetzung des Kettenhundes von Kobylanski. Ist das mannorientiert nötig oder bekommt der FCSP ihn im Raum verteidigt? Ich tendiere zur Mannorientierung, aber bin unsicher auf wen diese Rolle passt (Knoll, Benatelli, Ohlsson, vielleicht sogar Aremu? Ja, vielleicht sogar Aremu!)
Punkten – Egal wie!
Dreckig, formvollendet oder in Perfektion – is‘ mir völlig wurscht. Hauptsache, der FCSP gewinnt endlich mal wieder ein Spiel. Dass Braunschweig dafür ein Pflaster ist, wissen wir ja nun inzwischen schon zu Genüge. Ein Sieg wäre dann hoffentlich ein Anfang hin zu einer Serie von positiven Ergebnissen. Aber vorerst nehme ich auch erstmal drei Punkte aus Braunschweig oder besser gesagt, an diesem 5. Dezember, wünsche ich sie mir – als mein Geburtstagsgeschenk.
Forza!
// Tim
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