Zum Abschluss der Hinrunde kommt am Sonntag der SSV Jahn Regensburg ans Millerntor. Nach dem Sieg in Hannover sollte der FC St. Pauli bestenfalls mit drei Punkten nachlegen. Das wird schwer, denn Regensburg ist ein richtig unangenehmer Gegner, der vom FCSP ganz andere Dinge fordern wird als Hannover 96.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Zur Vorbereitung möchte ich euch, wie immer, aber dieses Mal doch noch etwas mehr, das VdS-Gespräch von Casche mit Philip Braun empfehlen. Denn Philip hat richtig viel Informatives aus Regensburg berichtet (und recht entspannt auf Casches Provokation „SpVgg 1899 Regensburg“ mit einem fehlenden „Sankt“ reagiert).
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Ich sollte mal nachschauen, wann ich andere Namen auf der Liste der verletzten Spieler genannt habe, denn bis auf die Rückkehr von Guido Burgstaller vor zwei Wochen ist in dem Bereich nicht viel passiert.
Es fehlen somit weiterhin Ryō Miyaichi, Christopher Buchtmann, Luca Zander, Jannes Wieckhoff, Christopher Avevor und James Lawrence. Gerade James Lawrence wird schmerzlich vermisst, braucht aber vorerst noch das „volle“ Teamtraining, dann sei er „sofort ein Kandidat, der spielen kann„, wie Timo Schultz auf der PK vor dem Spiel berichtete.
Ebenfalls wohl noch kein Kandidat für das Spiel gegen Regensburg ist Neuzugang Eric Smith. Zwar wird er dringend auf dem Platz benötigt, aber Schultz möchte Smith „90 Minuten auf dem Platz„, weshalb es wichtig sei, dass er „intensive Einheiten“ mitnehme. Und diese würde er nicht bekommen, wenn er bei den Spielen dabei sei (weil Regeneration nötig, etc.). Ausgeschlossen ist ein Platz im Kader für Eric Smith jedoch nicht.
SSV Jahn Regensburg: Wer kann spielen, wer fehlt?
Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic berichtete auf der PK vor dem Spiel, dass Oliver Hein, etatmäßiger Rechtsverteidiger, unter der Woche teilweise mit dem Training aussetzen musste.
Ansonsten fehlt tatsächlich niemand(!) verletzt im Kader von Jahn Regensburg. Das ist ob der kurzen Winterpause und dem doch recht engen Spielplan schon bemerkenswert.
Das bedeutet auch, dass Neuzugang David Otto, Leihgabe aus Hoffenheim (bisher an Heidenheim ausgeliehen), mit an Bord sein könnte. Selimbegovic berichtete, dass er „voll trainiert“ habe und „durchaus im Kader stehen könnte„. Er zeigte sich allgemein sehr zufrieden damit, dass er mit Otto nun mehr Optionen in der Offensive hat (obwohl zeitgleich Federico Palacios auf Leihbasis nach Duisburg wechselte). Bei einer Nachfrage verzichtete er dann auf das übliche „wir beobachten den Markt“ und schloss zum Abschluss der PK noch das Transferfenster für den Jahn („für uns ist die Transferperiode vorbei„).
Was hat Regensburg zu bieten?
(alle Daten von WyScout)
Nach zwei Niederlagen konnte Regensburg am letzten Spieltag im wichtigen Spiel gegen den SV Sandhausen wieder dreifach punkten. Und das obwohl zuerst Sandhausen in Führung ging. Dadurch hat Jahn Regensburg nunmehr 20 Punkte nach 16 Spielen auf dem Konto und kann mit einem Sieg gegen den FCSP seine Punkteausbeute nach der Hinrunde im Vergleich zur Vorsaison halten.
Ich muss ehrlich sein, dass ich das so nicht erwartet habe. Ich habe Jahn Regensburg vor der Saison eher als einen der klarsten Abstiegskandidaten der Liga gesehen (aber ich habe vor der Saison auch noch einige andere Dinge völlig falsch eingeschätzt…).
Woran liegt es, dass der SSV Jahn Regensburg sich auch diese Saison in der Liga behaupten kann? Eine Antwort hierauf heißt Mersad Selimbegovic. Der hat nämlich nicht nur das Team 19/20 als Chef-Trainer übernommen sondern auch bereits in den Jahren vorher als Co-Trainer fleißig an der jetzt vorhandenen und seit Jahren existierenden und verbesserten Spielidee gewerkelt. Konstanz ist ja bekanntlich nicht selten ein Schlüssel zum Erfolg.
Und diese Spielidee hat für den jeweiligen Gegner nur Unangenehmes parat: Denn der SSV Jahn Regensburg ist ein defensiv sehr kompaktes Team, lässt ligaweit die zweitwenigsten Torschüsse auf das eigene Tor zu. Das bekommen sie zum einen mit Körperlichkeit hin: Die Jahn-Elf ist das Team in der Liga mit den meisten Defensivzweikämpfen und begeht die meisten Fouls.
Und zum anderen ist Jahn Regensburg seit Jahren ein Team, das gerne hoch presst und dem Gegner versucht möglichst wenig Luft zum Atmen zu geben. Das zeigt sich unter anderem an den Metriken „Challenge Intensity“ (Anzahl Defensivaktionen bei gegnerischem Ballbesitz) und besonders bei „PPDA“ (erlaubte Pässe bis die Defensivaktionen starten – guter Indikator für Pressingintensität und -höhe) – bei beiden Metriken belegt Jahn Regensburg den dritten Platz in der Liga.
Eine zweite Antwort warum sich der Jahn auch diese Saison bisher im Mittellfeld der Liga behaupten kann, ist, dass sie sich im Mittelfeld behaupten können. Häh!? Ja, richtig gelesen: Das zentrale Mittelfeld mit Benedikt Gimber und vor allem Max Beuschkow stellt schon ein sehr gehobenes Zweitliganiveau dar und ist in jeder Hinsicht unangenehm für die Gegner.
Max Besuschkow ist eher der klassiche Aufbausechser, der gute Zahlen in den Metriken erfolgreiche „lange Bälle“ (Top20) und „Bälle ins letzte Drittel“ (Top10) aufweisen kann. Besonders gut ist er in der Metrik „Smart Passes“ (~Pässe, die gegnerische Ketten durchbrechen): Hier spielt er für einen Sechser nicht nur bemerkenswert viele smarte Pässe (Top15) sondern auch äußerst erfolgreich: 50% dieser Pässe finden ihr Ziel – nur zwei Spieler in der Liga sind besser (Dörfler und Dudziak). Übrigens ist Branimir Hrgota der absolute König dieser Metrik (bester FCSP-Spieler: Finn Ole Becker). Somit zählt Besuschkow völlig verdient zu den fünf besten defensiven Mittelfeldern der Liga.
Sein Kollege auf der Doppel-Sechs Benedikt Gimber ist dabei geradezu der klassische „Ausputzer“, der neben einem doch eher kreativen Spieler wie Besuschkow gut aufgehoben ist. Er ist mit 11,3 Defensivduellen pro 90min Spitzenreiter der gesamten Liga, zählt zu den Top20 der Liga in der Kategorie „Interceptions“ und gewinnt sehr gute 65% seiner Kopfballduelle. Das ist schon ein richtig gutes und auch gut abgestimmtes Duo im Zentrum.
So, genug geschwärmt. Obwohl ich noch die Klasse vom offensiven Außen Albion Vrenezi (laut WyScout bester Flügelspieler der Liga) oder Torwart Alexander Meyer (Rang 4 der 27 gelisteten Torhüter der Liga) hervorheben könnte.
Der SSV Jahn Regensburg hat eine gewachsene Spielidee und setzt diese konsequent um und hat dazu auch entsprechende Spieler auf dem Platz. Ein unangenehmer Gegner, der wenig zulässt und Fehler des Gegners recht konsequent bestraft.
Mögliche Aufstellung
Jahn Regensburg wird in einem 4-4-2 mit einer Doppelsechs antreten. Alles andere wäre schon ’ne faustdicke Überraschung
Sehr viel mehr Fragezeichen als bei anderen Teams habe ich bezüglich der personellen Aufstellung von Jahn Regensburg. Denn sogar im Zentrum, wo das Duo Besuschkow / Gimber gesetzt scheint, könnte mit Christoph Moritz ein richtig guter Ersatz auf dem Platz stehen.
In der Innenverteidigung hat Scott Kennedy nach zuletzt überzeugenden Leistungen den Platz von Sebastian Nachreiner übernommen. Dieser könnte aber auch auf der rechten Abwehrseite spielen (hat er zuletzt bereits getan), besonders da Oliver Hein, wie erwähnt, nicht komplett trainieren konnte (Benedikt Saller ist aber auch eine Option).
Noch mehr Fragezeichen gibt es weiter vorne: Jann George scheint nach seinem Doppelpack gegen Sandhausen gesetzt und Albion Vrenezi wird sicher eine der Außenbahnen besetzen. George könnte jedoch nicht nur außen sondern auch direkt als einer der beiden Stürmer spielen. Dann müssten wohl entweder Kaan Caliskaner oder Andreas Albers (mit fünf Toren bester Torschütze) weichen. Aber auch der starke und variable Sebastian Stolze (Achtung FCSP: Vertrag läuft aus!), eigentlich gesetzter Rechtsaußen, ist noch da und Jan-Niklas Beste hat zuletzt auch auf der offensiven Außenbahn gespielt. Ganz schwierig einzuschätzen, wer da starten wird, zumal ja nun auch noch David Otto dabei sein könnte.
Sehr viel leichter, allerdings auch bedingt durch Verletzungen, ist da die Prognose zur Aufstellung des FCSP. Dort erwarte ich keine Änderungen im Vergleich zum Spiel gegen Hannover 96.
Es sei denn, Timo Schultz und sein Trainer-Team wollen auf das 4-4-2 von Regensburg reagieren. Dann würde sich ein 5-3-2 anbieten. Denkbar, dass dann Dźwigała für entweder Becker oder Zalazar starten würde. Aber das würde dann eben auch bedeuten, dass der FCSP sich eines Kernelementes seines Spiels berauben würde. Daher unwahrscheinlich, dass die Formation, die nun endlich mal über mehr als ein Spiel hinaus funktioniert hat, über den Haufen geworfen wird. Allerdings hat Hannover auch gezeigt, wie sie der Mittelfeldraute des FCSP Schwierigkeiten bereiten können. Das wird sich Regensburg sicher genau angeschaut haben.
Natürlich muss die Energie, der Einsatz und die Qualität mit der richtigen Aufstellung in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Denn sonst verpufft an irgendeinem Ende des Spielfelds ein großer Teil der Power. Dafür, dass sie überhaupt verpuffen oder in den richtigen Bahnen wirken kann, muss die Power aber erst einmal vorhanden sein. Der FCSP darf also nach den guten Leistungen in den letzten Spielen nicht nachlassen, muss sein Spiel weiter vorantreiben, dann wird das auch gegen Regensburg funktionieren. Immer weiter vor.
Forza!
// Tim
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Dzwigala für Buballa! Ansonsten bin ich bei Dir, aber mit der Kombi hinten drin gibts MINDESTENS ein Gegentor…und sag jetzt nicht, dann machen wir eben wieder 3, das wird auch nicht jedes Mal hinhauen.
Dann machen wir eben 4 😉
wo muss ich unterschreiben??