Vorbericht: FC St. Pauli – Eintracht Braunschweig (27.Spieltag, 20/21)

Vorbericht: FC St. Pauli – Eintracht Braunschweig (27.Spieltag, 20/21)

Na klar, das kann ein ganz großer Schritt sein an diesem Ostermontag. Sollte der FC St. Pauli gegen Eintracht Braunschweig gewinnen, sieht es mit 38 Punkten noch viel mehr nach Klassenerhalt aus. Der Vorbericht für dieses Spiel sieht dieses Mal ein wenig anders aus. Ihr werdet in der Beschreibung zum Gegner sehr viel kompetentere Worte finden als wenn ich mir den Gegner anschaue: Jussi a.k.a „Blau-Gelbe Datenwelt“ hat für den MillernTon ein paar Worte über Eintracht Braunschweig geschrieben. Ich habe Gleiches auf der anderen Seite getan und den FC St. Pauli vorgestellt.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Zur Vorbereitung haben wir einiges zu bieten: Michael hat sich im VdS mit Thomas vom Braunschweiger Podcast Gegengerade unterhalten. Und dann hat sich auch noch ein gewisser Thomas vom Braunschweiger Podcast Gegengerade mit Michael unterhalten. Falls ihr nochmal nen Downer braucht, lest doch auch nochmal den Spielbericht vom Hinspiel „Serie nicht beendet, Krise gestartet!

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Diese Liste ist nun leider wieder ein wenig länger geworden. Und das obwohl es eigentlich berechtigte Hoffnung gab, dass auch aufgrund der Länderspielpause einige Spieler wieder zurückkommen werden und es keine weiteren Ausfälle zu beklagen gibt.

Sicher fehlen werden dem FC St. Pauli im Spiel gegen Braunschweig Christopher Avevor, Ryō Miyaichi und leider auch Christopher Buchtmann, der einen leichten Rückschlag im Training erlitten hat, nachdem er bereits wieder sehr nahe am Kader zu sein schien. Des Weiteren wird auch Sebastian Ohlsson fehlen (hier könnt ihr nachlesen, was ich als Reaktion auf den Ausfall erwarte). Auch Eric Smith ist, entgegen der Erwartungen, nach seiner Waden-Blessur noch nicht wieder zurück. Immerhin wird er ab heute (Samstag) wieder im Training sein.

Bei Omar Marmoush und Afeez Aremu gab es hingegen Entwarnung. Beide werden am Montag einsatzbereit sein. Etwas pessimistischer äußerte sich Timo Schultz auf der Pressekonferenz zu Simon Makienok. bei ihm „müssen wir von Tag zu Tag entscheiden“ – Klingt für mich nicht so positiv.

Eintracht Braunschweig: Wer kann spielen, wer fehlt?

Neben Chef-Trainer Daniel Meyer befinden sich Jannis Nikolaou und Fabio Kaufmann nach positiven Corona-Tests bzw. engem Kontakt zu einer positiv getesteten Person in häuslicher Quarantäne.

Das ist schon ein herber Verlust für Braunschweig. Aus der häuslichen Quarantäne meldete Daniel Meyer, dass auch Niko Kijewski (bereits länger) ausfallen wird. Bei Dong-won Ji wird es aufgrund muskulärer Probleme „ganz, ganz eng„. Brian Behrendt und Danilo Wiebe fehlen Gelbgesperrt. Ebenfalls fehlen könnte Oumar Diakhite. Der Grund dürfte dann auch eine Gelbsperre sein, allerdings ist er es offiziell nicht. Denn der Winter-Neuzugang (übrigens wie auch Adam Dźwigała zuletzt für Desportivo Aves aktiv und seit Sommer 2020 vereinslos) hat in seinen neun Spielen für Braunschweig ganze vier Gelbe und eine Gelb-Rote Karte gesammelt. Er ist spielberechtigt, aber es droht eine Sperre im nächsten Spiel, wenn er sich eine gegen St. Pauli fängt. Da Nikolaou vermutlich noch länger fehlen wird, dürfte Meyer genau überlegen, ob er mit Diakhite das Risiko eingeht und möglicherweise beide Stamm-Innenverteidiger im nächsten Spiel fehlen. Denn das nächste Spiel ist das enorm wichtige gegen den VfL Osnabrück. Zugegeben, das ist schon recht spekulativ, aber Trainer denken sicher über sowas nach.

Fabio Kaufmann und Dong-won Ji dürften beide gegen den FC St. Pauli fehlen.
(imago images / via OneFootball)

Was hat Eintracht Braunschweig zu bieten?

Zweifelsohne ist es ein großer Vorteil, wenn ihr jetzt nicht meine Einschätzung zum kommenden Gegner lesen müsst, sondern die Einschätzung von jemanden, der wirklich Ahnung von Eintracht Braunschweig hat. Jussi, hau raus, was hat Eintracht Braunschweig zu bieten?

Moin St. Pauli -Fans!
Der Fußballgott, sofern man an ihn glaubt, wird Montagspiele hassen, aber Spiele wie St. Pauli gegen Eintracht Braunschweig lieben. Ohne die Pandemie, wäre dieses Spiel für viele Eintracht-Fans ein echtes Highlight. So aber, ein Montagspiel ohne Fans und mit einer Ersatz- und sogar Corona geschwächten Mannschaft, erwarten viele Löwen-Fans nicht viel vom Spiel, man geht eher von einem Bonusspiel aus. Jedenfalls insgeheim. Die Erwartungshaltung ist nach fünf ungeschlagenen Spielen und einem 1:2 Testspielsieg bei Union Berlin etwas gestiegen. Es wäre nicht überraschend, sollten die Löwen auch in Hamburg punkten.

Schwierige Voraussetzungen in der Liga
Eintracht Braunschweig ist in der Saison 2017/18 in die 3. Liga abgestiegen und konnte erst im letzten Spiel 2018/19 den Abstieg in die Regionalliga vermeiden. In die Saison 2019/20 ging das Team mit der Erwartung, vielleicht um den Aufstieg zu kämpfen. Erst nach dem Corona-Neustart gelang es ihnen, einen Lauf zu bekommen und am Ende mehr oder weniger glücklich in die 2. Liga aufzusteigen.

Die Saison 2020/21 wurde mit dem neuen Trainer Daniel Meyer begonnen, mit der Erwartung, dass es eine schwierige Saison wird, in der es gilt, den Abstieg zu vermeiden. Es war zu erwarten, dass es schwer wird, sich in der Liga zu stabilisieren. Ich denke jedoch, dass viele Fans am Ende dann doch überrascht davon waren, wie unterlegen wir in manchen Spielen waren. Die Kritik am Trainer wurde schnell laut. Bisher haben sie es geschafft, 26 Punkte aus 26 Spielen zu bekommen, was einem Punkt pro Spiel entspricht – eine Regel, die Trainer und Management vor der Saison als Richtlinie gegeben haben. Damit befinden sie sich derzeit nur knapp über der Abstiegszone. In Bezug auf die Leistungen haben sie laut Wyscout 27,8 erwartete Punkte (xPts) gesammelt, was den tatsächlichen Leistungspunkten recht gut entspricht.

Der Verein hat nicht viel Geld für irgendetwas anderes über, außer für Spieler. Das Team ist mit Spielern überfüllt, die sie aufgrund der Corona-Pandemie und aus anderen Gründen nicht verkaufen oder transferieren können. Die Spieler sind teilweise Leihspieler oder haben sehr teure Verträge. Daher hat der Verein angekündigt, dass es für die Finanzen des Vereins unerlässlich ist, nicht in die 3. Liga abzusteigen. Aufgrund der leeren Stadien gibt es auch keine Einnahmen aus den Heimspielen. Der Verein hat im Grunde sein ganzes Geld auf das Spielfeld gelegt. Es gibt keine Scouting- oder Analystenabteilung und viele Dinge werden einfach ausgelagert oder vom Trainerstab erledigt.

Seit Saisonbeginn Trainer in Braunschweig: Daniel Meyer
(imago images / via OneFootball)

Wie spielt die Eintracht?

Der Spielstil der Mannschaft hat sich in den letzten Spielzeiten verändert. Daniel Meyer wurde ursprünglich eingestellt, um einen ballballorientierteren Spielstil mit einer Standard-3-4-1-2-Formation spielen zu lassen. Das war schon neu, spielten die Löwen in der Vergangenheit eher einen Umschaltfußball. Am Anfang der Saison hatte die Eintracht noch massive Probleme sich in der Abwehr zu stabilisieren. Ich habe gutes Geld damit verdient, darauf zu wetten, dass Eintracht in den ersten 15 Minuten ein Gegentor kassiert. So war es nämlich wirklich, auch aufgrund einiger schwerer Verletzungen der Außenverteidiger, so dass die Entscheidung getroffen wurde, meist in einer 4-2-3-1-Formation zu spielen.
In den letzten fünf Ligaspielen konnten sich die Löwen durch eine starke Defensivleistung auszeichnen: ein Torverhältnis von 4:1, davon 4-mal zu Null gespielt, bei einem expected Goals -Verhältnis (ohne Elfmeter) von 5,3 xG – 5,38 xGA. Viele geblockte Schüsse, gewonnene Zweikämpfe und in der Not eine sehr gute Torwartleistung von Jasmin Fejzic zeichnen die Mannschaft aus.

Es war vielleicht etwas Glück dabei, aber es gab auch qualitativ gute Chancen. Mittlerweile zeigt nämlich auch das Aufbauspiel leichte Verbesserungen. Besonders gegen Union Berlin zeigte die B-Mannschaft von Daniel Meyer, dass sie auch offensiv etwas draufhat. Die Kritik an den Verantwortlichen war vorher sehr laut, weil wir sehr unattraktiv gespielt haben. Ein langer Ball auf den Zielspieler Nick Proschwitz, das war unser Aufbauspiel im Kern über den Großteil unserer Spiele. Eintracht hat in den letzten zwei Spielen „nur“ 16 % der Pässe lang gespielt – der Durchschnitt ist mit 20 % der zweithöchste in der Liga. Im Trainingsspiel gegen Union Berlin ist dieser Wert sogar auf 12 % gesunken! Die meisten langen Bälle wurden in den letzten drei von fünf Spielen in den 15 Minuten gespielt – wenn die Mannschaft müde wurde und der Gegner mehr Druck machte.

Es ist ein Indiz dafür, dass die Löwen bemüht sind, auch spielerisch nach Lösungen zu suchen. Hier werden oft schnelle Steilpässe gespielt, um die technisch starken Außenspieler (Dong-Won Ji, Marcel Bär und Fabio Kaufmann (Anmerkung: zwei der drei werden fehlen)) auf den Außenbahnen ins Spiel zu bringen und den möglichen Freiraum im Rücken des Gegners auszunutzen. Diese Pässe sind nicht ohne Risiko gespielt und resultieren oft in Ballverlusten, doch bekommt der Außenstürmer den Ball, ist er sofort gefährlich. Somit ist die Eintracht in der Kategorie Steilpässe, also „through balls“, auf dem 8. Platz der Liga, aber auf dem zweitletzten Platz, wenn es um die Steilpassquote geht. Viele lange Bälle und Risikopässe bedeuten auch, dass es kein Wunder ist, dass Eintracht die wenigsten Pässe in der Liga spielt, in Kombination mit der schlechtesten Passquote.

Eintrachts Aufstellung ist ein großes Fragezeichen
Die Eintracht muss, wie bereits erwähnt, ersatzgeschwächt nach Hamburg reisen. Stammspieler wie Brian Behrendt in der Innenverteidigung und auf der Rechtsverteidiger-Position Danilo Wiebe, unser bester Chancenkreier, fallen Gelbgesperrt definitiv aus. Dazu kommen die Corona-Ausfälle, Fabio Kaufmann und Jannis Nikolaou. Alle vier Ausfälle treffen uns schwer. Dazu kommt, dass unser Außenbahnspieler Dong-Won Ji auch auszufallen droht. Es sieht danach aus, dass fünf Stammspieler bei der Eintracht fehlen werden. Dazu darf der Trainer nicht auf der Bank sitzen, für ihn wird Co-Trainer Thomas Stickroth übernehmen. Die Eintracht wird also geschwächt antreten müssen. Hoffnung habe ich dennoch, denn z. B. Stürmer Suleiman Abdullahi und Zehner Martin Kobylanski zeigten zuletzt gegen Union, dass sie eine Option für die Startelf sein könnten.

Im Spiel von Eintracht Braunschweig von zentraler Bedeutung: Felix Kroos
(c) Peter Böhmer

Es ist zu erwarten, dass auf jeden Fall Marcel Bär eine Option für den linken oder rechten Flügel ist und dafür entweder Ji oder Kaufmann ersetzt. Dazu könnten auf dem Flügel Suleiman Abdullahi, Martin Kobylanski, Yari Otto oder Manuel Schwenk eine Option sein. Im Zentrum könnte Felix Kroos auf die Sechserposition rücken und für ihn könnte auf der Zehnerposition Kobylanski auflaufen. Eine andere Option ist, dass Kroos auf der Zehnerposition spielen wird, aber im Zentrum Patrick Kammerbauer oder Yassin Ben-Balla auf der Sechserposition neben Dominik Wydra spielen werden. Auch die Verteidigung ist nur ein großes Fragezeichen. Nico Klaß könnte in der Innenverteidigung neben Oumar Diakhite spielen, dafür würde dann vermutlich Lasse Schlüter als Linksverteidiger spielen. In der Innenverteidigung könnte auch Robin Ziegele spielen und dafür dann Klaß als Linksverteidiger. Hinter der rechten Innenverteidiger-Position steckt das größte Fragezeichen. Im Testspiel wurde hier Benjamin Kessel erwartet, doch er hatte einen Fahrradunfall kurz vor dem Spiel. Im Testspiel haben auf dieser Position Iba May und Patrick Kammerbauer gespielt, aber sollte Kessel fit sein, könnte auch er hier eine Option sein.

Prognose
Eintracht wird ein schwieriges Pflaster für St. Pauli, doch die Hausherren sind durchaus die Favoriten. Mit etwas Glück nimmt Eintracht einen Punkt mit nach Braunschweig. Mein Tipp: 1:1.
Jussi-Pekka Rode
Der Autor ist ein echter Löwe, der die Eintracht von Finnland aus unterstützt. Er ist Mitglied des Podcasts Eintracht Lebenslang und Gründer der Datenseite BlauGelbeDatenwelt.com.
Danke für deine ausführliche Beschreibung, Jussi!

Mögliche Aufstellung

Genug geredet. Jussi und ich haben beide alles, was wir für wichtig erachten, in die Zeilen hier und drüben bei BlaubGelbeDatenwelt rausgehauen. Hier kommen unsere vermuteten Aufstellungen:

Ganze fünf Wechsel vermutet Jussi im Vergleich zum letzten Spiel gegen Darmstadt. Alle Wechsel sind nicht leistungsbedingt, sondern aufgrund von Verletzungen, Sperren oder Quarantäne. Am zuletzt gespielten 4-2-3-1 dürfte sich nichts ändern, auch wenn Kroos eine Position nach hinten und Klaß nach innen rücken dürfte.

Da es mit Proschwitz einen klaren Zielspieler bei Braunschweig gibt, vermute ich beim FCSP Tore Reginiussen in der Startelf. Sebastian Ohlsson dürfte von Luca Zander ersetzt werden. Auf der Sechs rechne ich mit Afeez Aremu, allein schon um die Kreise des spielstarken Kobylanski zu stören.

Timo Schultz erwähnte seine fehlenden Mathematik-Kenntnisse auf der PK, aber betonte, dass die 38 Punkte, die mit einem Sieg gegen Braunschweig auf dem Konto wären, „wahrscheinlich“ reichen für den Klassenerhalt. Ich bezweifle seine Aussage zu seinen Kenntnissen. Denn er hat recht mit der Aussage. Genauergesagt reichten durchschnittlich 37.68 Punkte seit Einführung der 3-Punkte-Regel für den Klassenerhalt. Wenn das nicht Motivation genug ist, dann weiß ich auch nicht.

Forza!
// Tim

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