Am Samstag gastieren die Würzburger Kickers am Millerntor. Und wer hätte es vor knapp drei Monaten, kurz nach dem Hinspiel gedacht: Es ist kein Abstiegs-Kracher, da sich der FCSP in der Tabelle stark verbessert hat. Die Würzburger Kickers hingegen liegen recht deutlich distanziert auf dem letzten Tabellenplatz. Entsprechend könnte die Ausgangslage unterschiedlicher nicht sein: Die Kickers müssen punkten, der FCSP kann frei aufspielen.
(Titelbild: Peter Böhmer)
FC St. Pauli: wer kann spielen, wer fehlt?
Die Trainingsplätze an der Kollaustraße sind aktuell ziemlich voll. Bis auf Christopher Avevor haben unter Woche alle Spieler im Kader mittrainieren können, wie Timo Schultz auf der Pressekonferenz verlauten ließ. Einzig Marvin Knoll und Igor Matanović mussten etwas kürzer treten, sind aber nach aussage von Schultz wieder voll dabei. Das sind wirklich hervorragende Neuigkeiten!
Womöglich wird für den ein oder anderen Rückkehrer die Partie am Samstag noch etwas früh kommen, aber vor einer englischen Woche ist das eine echte Luxus-Situation, die es auf St. Pauli so in den letzten Jahren selten gegeben hat.
Würzburger Kickers: Wer kann spielen, wer fehlt?
Puuh, also ich habe da so langsam den Überblick verloren, wer da jetzt genau an der Seitenlinie in Würzburg das Sagen hat. Ich habe aber natürlich nachgeschaut und kann vermelden, dass Ralf Santelli aktuell Chef-Trainer in Würzburg ist und zusammen mit Sebastian Schuppan die Geschicke leitet. Santelli hat vor wenigen Tagen Bernhard Trares abgelöst, der wiederrum im Herbst Marco Antwerpen abgelöst hat, der zuvor Michael Schiele (der nach einem Engagement in Sandhausen inzwischen auch wieder vereinslos ist) ablöste. Vier Trainer in einer Saison sind alles andere als ein positives Zeichen.
Hört euch gerne das VdS-Gespräch von Casche mit Paul an. Dort wird das Drumherum um diesen Klub, viele würden es als Chaos bezeichnen, intensiv beleuchtet.
Die Pressekonferenz vor dem Spiel der Würzburger Kickers gegen den FC St. Pauli ist noch nicht veröffentlicht worden. Ich kann daher leider keinerlei Infos zu Verletzten etc. liefern. Möglicherweise ist Innenverteidiger Ewerthon noch nicht fit. Das zumindest vermutet Paul im VdS.
Was haben die Würzburger Kickers zu bieten?
Mit dem Spiel gegen die Würzburger Kickers endet eine Serie. Mit Osnabrück, Braunschweig, Aue und nun Würzburg hat der FCSP gegen die vier schwächsten Teams der Liga gespielt. Ja klar, Aue ist im Tabellen-Mittelfeld und Sandhausen ist steckt stattdessen da unten mit drin. Aber diese vier Teams bieten im Saisonverlauf einfach viel zu wenig an.
Die Würzburger Kickers sind abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz zu finden. Das nach xG-Sicht jedoch zu Unrecht, denn sie erzielen weniger Tore als nach xG möglich und fangen sich auch deutlich mehr. Basierend auf den xG-Werten würde Würzburg mit knapp 30 Punkten auf dem Relegationsrang liegen. In Wahrheit sind es aber zehn Punkte weniger und die Kcikers liegen abgeschlagen am Tabellenende.
Aufgrund der vielen Trainer-Wechsel wäre es aber ziemlich vermessen die Daten und Statistiken über die gesamte Saison zu nutzen, um das Team zu beschreiben. Ja, ihr werdet sicher hier und dort was zu der Vita von Rolf Feltscher lesen oder zum Werdegang von Niklas Hofmann (oder Rico Benatelli). Aus sportlicher Sicht gibt es aber andere Spieler, die für die Würzburger Kickers wichtig sind. Da wäre zum einen Christian Strohdieck, der im Winter aus Paderborn nach Würzburg wechselte und der Innenverteidigung physisch enorm weitergeholfen hat (allerdings Geschwindigkeitsnachteile hat). Zum anderen sind da Spieler wie Patrick Sontheimer und vor allem David Kopacz, die auch nach vorne was kreieren können.
Besonder Kopacz erinnert ein wenig als Daniel-Kofi Kyereh in der letzten Saison. Der zeigt gute Statistiken in Offensiv-Kategorien undhält da teilweise mit den Top-Spielern aus anderen Teams mit, obwohl sein eigenes Team weit weniger offensive Aktionen hat. Ich bin kein Scout, aber denke, dass man die Leistung von z.B. Kopacz unter diesen Umständen noch deutlich höher bewerten sollte.
Unter Neu-Trainer Ralf Santelli sind die Würzburger Kickers übrigens noch ungeschlagen. Gegen Hannover 96 konnte das Team 2-1 gewinnen (es war übrigens der zweite Sieg in der Saison gegen Hannover) und zuletzt gab es gegen Nürnberg ein 1-1. Eine Handschrift ist jedoch (noch) nicht zu erkennen. Im gesamten Saiosnverlauf war bereits zu erkennen, dass die Würzburger Kickers kein Team wie Osnabrück/Braunschweig/Sandhausen sind und primär alles wegverteidigen und dann irgendwie, mal schauen, keine Ahnung wie, passt schon, da vorne einen reinwürgen wollen. Die Würzburger Kickers sind schon sehr viel aktiver dabei auch selbst den Weg zum Tor zu suchen, was bei Spielern wie Kopacz und Sontheimer quasi natürlich passiert.
VdS-Gesprächspartner Paul hebt auch noch Außenspieler Rajiv van la Parra als Spieler hervor, der sich so langsam Stück für Stück an die erste Elf heranarbeitet und zuletzt gegen Hannover den Siegtreffer erzielte.
Mögliche Aufstellung
Da nun mit Ralf Santelli wieder jemand Neues seine Idee vom bestmöglichen fußball mit dem Kader umsetzen kann, ist die Prognose der Aufstellung der Würzburger Kickers mal wieder eher ein würfeln von Namen. Ich habe mich daher an der Startelf beim letzten Spiel gegen Nürnberg orientiert, wie es Paul im VdS vermutet hat.
(Update: Patrick Sontheimer ist aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt und wird nicht spielen)
Grund für Veränderungen gab es zuletzt beim FC St. Pauli nicht. Aber die Rückkehr einiger Spieler dürfte trotzdem dazu fürhen, dass es Änderungen in der Startelf geben wird. Timo Schultz kann aktuell fast zwei wettbewerbsfähige Teams aus dem Kader basteln und es dürfte zu einigen Härtefallen alleins schon bei der Zusammensetzung des Spieltagskaders kommen.
Ich rechne mit einer einzigen Änderung in der Startelf: James Lawrence dürfte wieder ins Team rücken. Auf der rechten Abwehrseite hat sich Luca Zander wohl vorerst festgespielt. Und gerade gegen ein Team wie Würzburg, wo der Fokus eher auf dem eigenen Aufbauspiel liegen dürfte, als auf konzentrierter Abwehrarbeit, scheint Zander etwas die Nase vorn zu haben. Ähnlich würde ich die Situation im defensiven Mittelfeld bewerten: Rico Benatelli scheint gesetzt, da er auch nach vorne viel bewegen kann. Aber wenn Afeez Aremu oder Eric Smith in der Startelf stehen, dann dürfte es nicht signifikant schlechter werden, vielleicht eher andersrum. Gerade die Sechs ist im Kader des FCSP momentan eine absolute Luxus-Position, die echt qualitativ überbesetzt ist.
Ich rechne damit, dass es im Anschluss an die Partie gegen Würzburg einige Änderungen im Kader geben könnte, allein schon aufgrund der englischen Woche. Womöglich spielt der FCSP auch mal wieder in einem 3-5-2. Denn das vorherige Problem dieser formation, der mangelnde Spielaufbau, dürfte mit der jetzigen Innenverteidigung eher weniger Probleme bereiten und es könnte damit auch mal die Sechs doppelt besetzt werden.
Nachdem meine letzte Trigger-Aktion nicht funktioniert hat (ich wollte Guido ein wenig kitzeln, damit er mal das vorentscheidende Tor erzielt), werde ich mich hüten und weitere Feststellungen zum Können von Guido Burgstaller machen. Aber eine zweistellige Anzahl an Saisontoren, die hat er ganz schön lange nicht gehabt, der Guido…
Der FC St. Pauli geht als klarer Favorit in die Partie. Dieser Rolle ist er in den letzten drei Spielen gerecht geworden. Es dürfte sich ein ähnliches Spiel entwickeln. Timo Schultz erwartet von Würzburg, dass sie „aus einer kompakten Defensive ins Umschalten kommen wollen“. Diese Versuche hat der FCSP zuletzt gut abwehren können, aber das defensive Umschalten ist auch immer eine Sache des Willens. Hier darf niemand nachlassen. Aber wenn der FC St. Pauli ähnlich früh ins Rollen kommt wie zuletzt, dann dürfte es so rauschhaft weitergehen.
Forza!
// Tim
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„Gerade die Sechs ist im Kader des FCSP momentan eine absolute Luxus-Position, die echt qualitativ überbesetzt ist.“
Die ganze Entwicklung seit dem Winter stellvertretend in einem Satz…
Genau das