Get well soon, Daschi!

Get well soon, Daschi!

Lukas Daschner hat sich schwer am Knie verletzt. Das ist für ihn richtig bitter, auch weil er so nah dran war an der Startelf wie bisher noch nie im Trikot des FC St. Pauli. Während über die Ausfallzeit noch nichts bekannt ist, ist bereits klar, dass die Personaldecke in der Offensive beim FCSP nun ziemlich dünn ist.
(Titelbild: Peter Böhmer)
(By the way: Wir verzichten ganz bewusst darauf Bilder vom Moment der Verletzung zu zeigen)

+++ Update, 14.45h: Der Verein hat sich zur Verletzung detaillierter geäußert, es wurden „Schäden am Kapsel- und Band-Apparat des Knies“ festgestellt, auf eine Operation kann man aber verzichten und hat sich für eine konservative Behandlungsmethode entschieden. Vereinshomepage +++

Bisher wurde noch nicht vom Verein kommuniziert, welche Verletzung(en) genau Lukas Daschner davon getragen hat. Sicher ist, dass es sich um eine Verletzung im linken Knie handelt. Üblicherweise steht am Tag nach Pflichtspielen für Spieler, die mehr als 45 Minuten im Einsatz waren, ein Auslaufen an, während alle Spieler im Kader, die weniger als 45 Minuten auf dem Platz standen ein intensiveres, sogenanntes Spielersatztraining haben. Da Lukas Daschner am Sonntag in der 55.Minute eingewechselt wurde, war er beim intensiveren Training dabei. Hierbei ist ihm die Kniescheibe rausgesprungen (Patellaluxation). Alle, die das schon einmal erlebt haben (so wie ich), dürften allein bei dem Wort zusammenzucken, denn es handelt sich um eine äußerst schmerzhafte Verletzung (auch deshalb, da sich rasch ein Bluterguss im Gelenk bildet, der zusätzliche Schmerzen durch das Anschwellen verursacht). Aufgrund der Verletzung wurde das Training sofort beendet und Daschner wurde zu weiteren Untersuchungen abtransportiert.

Ausfallzeit?

Eine Ahnung von der Ausfallzeit werden wir erst bekommen, wenn bekannt ist, ob es neben der eigentlichen Luxation weitere, noch schwerwiegendere Verletzungen gibt. Von einigen Wochen bis Karriereende ist alles möglich und ohne mehr zu wissen, als das es sich um eine Patellaluxation handelt, ist jede Vermutung reine Spekulation. Da ich mich aber aufgrund persönlicher Erfahrungen mal mit einer Patellaluxation befasst habe, nehme ich mir heraus zumindest ein bisschen zu spekulieren beschreiben, was das überhaupt für eine Verletzung ist.

Zuerst ist wichtig, ob das Kniegelenk von alleine wieder eingerenkt ist oder dies später von Fachpersonal manuell erledigt werden musste. Im schlimmsten Fall muss(te) dies per Operation geschehen. Durch das Herausspringen der Kniescheibe reißt auch meist ein Band (möglich sind auch mehrere) und die Kapsel. Zudem ist es möglich, dass Knochenteile absplittern. Das klingt nicht nur beschissen, das ist es auch. Der worst-case aber nennt sich Knorpelschaden.
Springt die Kniescheibe von allein wieder rein oder kann manuell eingerenkt werden und sind keine weiteren schweren Verletzungen vorhanden, ist keine Operation notwendig. Aber selbst dann dauert es einige Wochen bis das Knie überhaupt wieder richtig gebeugt werden kann und darf. Bis zur vollen Belastbarkeit vergehen meist mehr als zwei Monate. Das dürfte aber leider sogar der best-case sein.
Lukas Daschner hatte in seiner Karriere schon einmal Probleme mit der Patellasehne. Ich konnte aber nicht herausfinden, ob es damals auch das linke Knie war. Das würde aber passen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Kniescheibe erneut rausspringt erhöht sich deutlich, wenn das bereits einmal passiert ist.

Ich hoffe sehr, dass Lukas Daschner nur in einen mittelvollen Topf mit Scheiße gegriffen hat und neben der schmerzhaften Verletzung nicht auch noch schwerwiegendere Verletzungen davon getragen hat. Wie bei jeder schweren Verletzung tut es mir für die Spieler immer unglaublich leid. Und gerade bei Lukas Daschner tut es besonders weh, da er bereit schien den berühmten „nächsten Schritt“ zu gehen nach einer Debüt-Saison, die als Lehrjahr bezeichnet werden kann. Daschner hat bei seinen Einwechslungen meist wichtige Impulse in der Offensive gesetzt (letzte Saison war er hinter Burgstaller an den meisten Torchancen beteiligt) und es war damit zu rechnen, dass er in dieser Saison erheblich mehr Spielzeit sammeln würde. Der nächste Schritt scheint nun erst einmal in der Reha gegangen werden zu müssen. Ist das bitter.

Lukas Daschner beim Testspiel in Hannover
(c) Peter Böhmer

Schwer zu ersetzen

Wie lange Daschner ausfallen wird, ist unklar. Selbst im besten Fall wird der FC St. Pauli einige Zeit ohne ihn auskommen müssen. Das ist für alle Beteiligten eine mehr als ungünstige Situation. Denn dem FCSP wird nicht nur ein wichtiger Spieler fehlen, der zuletzt so etwas wie der 12.Mann im Team war: Mit der Verletzung von Lukas Daschner wird die ohnehin schon dürftige personelle Situation in der Offensive prekär. Denn mit Etienne Amenyido (der am ehesten die Rolle von Daschner übernehmen könnte) und Igor Matanovic fehlen bereits zwei Offensivkräfte längere Zeit und noch auf unbestimmte Zeit. Die Offensive stellt sich nun also nahezu von allein auf, da mit Kyereh, Burgstaller, Makienok und Dittgen nur noch vier fitte Spieler für drei Positionen im Kader zur Verfügung stehen (ob Luis Coordes eine Option ist? Ich bezweifle das). Ein richtiges Nachrüsten mit frischem Blut für die letzten 30 Minuten eines Spiels, wie es meist mit Daschner der Fall war, ist bei dieser Personalsituation unmöglich.

Die Rolle hinter den Spitzen, die Lukas Daschner zumeist auf dem Platz spielte, können ohnehin nur wenige einnehmen. Daniel-Kofi Kyereh füllt diese Rolle natürlich sehr gut aus, aber ich bin davon ausgegangen, dass er zukünftig eher als zweite Spitze spielen würde. Für die Zehner-Position kommen neben Kyereh nun eigentlich nur Notlösungen infrage. Finn Ole Becker könnte das evtl. spielen, aber dafür bräuchte es Ersatz auf der Achter-Position. Christopher Buchtmann hat vor Jahren mal auf der Zehn gespielt, aber dürfte tempo-mäßig nicht in das Anforderungsprofil passen. Neuzugang Jackson Irvine hat zwar auf der Zehn gespielt, aber befindet sich noch im Aufbautraining. Ob Rico Benatelli auch diese Position spielen kann? Ihr könnt euch sicher selbst ausrechnen, was für ein Desaster eine weitere Verletzung in der FCSP-Offensive bedeuten würde.

Könnte die Position von Lukas Daschner spielen, ist aber ebenfalls verletzt: Etienne Amenyido
(c) Peter Boehmer

Verpflichtet der FCSP noch einen Spieler?

Die Frage drängt sich aufgrund der nun prekären Situation in der Offensive auf. Und sie wird nur beantwortet werden können, wenn man die Ausfallzeiten von Matanovic und Amenyido prognostizieren kann. Darüber ist, zumindest öffentlich, nichts bekannt. Fallen beide Spieler ebenfalls noch längere Zeit aus, dann dürfte an einer weiteren Verpflichtung fast kein Weg vorbeiführen. Denn es scheint gerade in der Offensive auch kein Spieler aus der U23/U19 nachrücken zu können.
Aber nur weil der FC St. Pauli nun völlig ungeplant dringenden Bedarf in der Offensive hat, könnte eine weitere Verpflichtung ziemlich schwierig werden. Denn es dürfte, wenn überhaupt, nur wenige Spieler auf dem Markt geben, die ähnliche Qualitäten wie Lukas Daschner mitbringen und bereit sind die nicht ganz so einfache Rolle hinter Daniel-Kofi Kyereh zu übernehmen. Ehrlich gesagt halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass der FCSP noch so eine dauerhafte Verstärkung in der Offensive finden wird. Sehr viel wahrscheinlicher ist ein Leihgeschäft. Dafür müssen aber erst einmal die entsprechenden Spieler in ihren jetzigen Klubs herausfinden, dass eine Leihe für sie sinnvoll ist (was sich z.B. in der 1.Liga erst einige Zeit nach Saisonbeginn herausstellen wird).

Die schwere Verletzung von Lukas Daschner und die dadurch dünne Personaldecke in der Offensive stellt den FC St. Pauli also vor ziemlich schwierige Entscheidungen. Hier wird sich aber eine Lösung finden lassen. Viel wichtiger: Ich hoffe sehr, dass Lukas Daschner noch dieses Jahr wieder auf den Fußballplatz zurückkehren wird.

Gute Besserung und schnelle Genesung, Lukas Daschner!

//Tim

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4 thoughts on “Get well soon, Daschi!

  1. Seid ihr Ärzte? Schade, dass hier so spekuliert wird bevor eine genaue Diagnose überhaupt feststand. Ist auch nichts anderes als die Mopo.

    1. Ich habe zumindest nen Doktortitel. Allerdings nicht in Medizin sondern in Naturwissenschaften 😉
      Im Ernst: Da ich selber Erfahrungen damit gemacht habe, habe ich mich mit Patellaluxuationen mal intensiver befasst. Das sollte keine Spekulation sein, was genau es bei Lukas Daschner sein könnte, sondern eine Beschreibung dessen, was eine Patellaluxuation eigentlich ist und was sie verursacht.
      Das Du unsere Inhalte dann direkt mit der MOPO vergleichst tut dann schon ein bisschen mehr weh, da die in Ihrem Artikel ein Bild vom Moment der Verletzung genutzt haben. Aber wenn Du meinst, dass das so ist, dann können wir da nix machen.

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