Vorbericht: FC St. Pauli – FC Ingolstadt 04 (7.Spieltag, 21/22)

Vorbericht: FC St. Pauli – FC Ingolstadt 04 (7.Spieltag, 21/22)

Am Sonntag empfängt der FC St. Pauli den FC Ingolstadt am Millerntor. Auf dem Papier ist der FCSP klarer Favorit. Aber wir sind alle viel zu lange schon Teil der 2.Liga und Fans des FC St. Pauli, um zu wissen, dass das rein gar nichts zu bedeuten hat. Sicher ist: Mit einer Leistung wie in Hannover wird es auch gegen Ingolstadt für den FC St. Pauli nicht reichen. Sicher ist aber auch: Wenn der FCSP sein Können voll abrufen wird, dann wird es für Ingolstadt ganz, ganz schwer.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Hört zur Vorbereitung gerne in das „Vor-dem-Spiel“-Gespräch von Casche mit Max Randelshofer rein. Da bekommt ihr einen wirklich fast kompletten Überblick zum FC Ingolstadt.

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Joa, das dünnt sich momentan gefühlt Woche für Woche immer ein bisschen mehr aus. Immerhin: In der Defensive steht Sebastian Ohlsson wieder bereit und Philipp Ziereis kehrt nach seiner Sperre von zwei Spielen wieder zurück in den Kader (vermutlich aber nicht in die Startelf). Fehlen wird Marvin Knoll, der unter der Woche das Training verletzt abbrechen musste.

Erheblich dünner ist die Personaldecke im Mittelfeld: Eric Smith hat diese Woche zuerst Aufbautraining betrieben und macht nun wieder Teile des Team-Trainings mit, ist aber keine Option für Sonntag. Zudem haben Rico Benatelli und Finn Ole Becker nicht komplett trainiert unter der Woche. Bei Rico Benatelli rechnete Timo Schultz damit, dass er am Freitag wieder einsatzbereit sein wird. Eine Prognose zur Einsatzfähigkeit von Finn Ole Becker wollte er auf der Pressekonferenz nicht abgeben. Lukas Daschner fällt bereits seit längerer Zeit aus. Damit könnte dem FC St. Pauli eine komplette Besetzung der Mittelfeldraute fehlen, die bei voller Fitness sicher einiges bewegen könnte.

Noch weiter vorne muss der FC St. Pauli weiterhin auf Etienne Amenyido und Igor Matanović verzichten. Zwar machen beide Fortschritte, aber sind noch lange nicht so weit, um überhaupt wieder voll am Mannschaftstraining teilnehmen zu können. Dies ist nun schon seit einigen Wochen so,aber immerhin sind alle weiteren Angreifer im Kader aktuell fit. Somit ist auch Daniel-Kofi Kyereh einsatzbereit, der an den ersten beiden Wochentagen noch im Training gefehlt hatte, aber bereits am Mittwoch wieder voll mitmischte.

Konnte diese Woche noch nicht trainieren: Finn Ole Becker.
(c) Peter Böhmer

FC Ingolstadt: Wer kann spielen, wer fehlt?

Der Kader wird genau so aussehen, wie letzte Woche“ – Das ist die knappe und kurze Info, die es von der PK des FC Ingolstadt zur Kadersituation gab. Das ist zumindest die kürzest mögliche Variante, die FCI-Trainer Pätzold wählen konnte. Denn in Ingolstadt ist die Verletztenliste richtig lang: Yassin Ben Balla (Sehnenanriss), Caniggia Elva (Knie), Marcel Gaus (Knie), Thomas Keller, Jonatan Kotzke (Knie), Stefan Kutschke (Kaspelverletzung im Knie), Jan-Hendrick Marx (Sprunggelenk), Marc Stendera (Knie), Patrick Sussek (Mittelfußbruch), Peter Kurzweg (Schulter), Justin Butler (Mittelfußbruch) und Arian Llugiqi (Schienbein) fehlen. Ein Dutzend verletzter Spieler, fünf davon am Knie – puuh.

Immerhin bedeutet ein unveränderter Kader auch, dass Tobias Schröck dem Team wieder zur Verfügung stehen wird. Nachdem der enorm leistungsstarke Innenverteidiger die ersten vier Spiele verletzungsbedingt verpasste (nein, kein Knie sondern Adduktorenbeschwerden), wurde er zuletzt gegen Bremen zumindest eingewechselt. Die Augsburger Allgemeine vermutet bereits, dass Schröck ein Kandidat für die Startelf sein könnte.

Was hat Ingolstadt zu bieten?

Ganz ehrlich: Ziemlich wenig. Der FC Ingolstadt ist das Team mit der deutlich geringsten Ballbesitzquote. Der Versuch eine gewisse Kompaktheit durch eine äußerst tiefe Stellung zu bekommen, er ist bisher fehlgeschlagen. Denn der wenige Ballbesitz führte zu den bisher zweitwenigsten eigenen, aber den drittmeisten gegnerischen Torschüssen. Dass Ingolstadt versucht mit einer tiefen Stellung kompakt zu stehen, ist übrigens auch anhand der durchschnittlich erlaubten Pässe pro Defensivaktion zu erkennen. Knapp 14 Pässe können die gegnerischen Teams spielen – kein Team erlaubt mehr als Ingolstadt.

Ein Grund für die fehlende defensive Stabilität dürfte in der womöglich fehlenden Physis liegen: Der FC Ingolstadt ist das deutlich zweikampfschwächste Team der Liga. Dies kann zwar mit der dritthöchsten Anzahl an abgefangenen Bällen ein wenig aufgefangen werden, aber bei der Vielzahl an Bällen, die in das letzte Drittel der Ingolstädter gespielt werden, ist diese hohe Zahl auch nicht weiter verwunderlich.

Basierend auf den Statistiken gibt es tatsächlich nichts, was ich wirklich positiv hervorheben kann. Der FC Ingolstadt ist definitiv ein Team, bei dem es noch nicht ansatzweise rund läuft. Das dürfte auch an der doch recht massiven Liste an verletzten Spielern liegen.
Nach drei Niederlagen zu Saisonbeginn wurde zum 4.Spieltag reagiert und eine runderneuerte Innenverteidigung eingesetzt (Antonitsch und Röseler anstelle von Keller und Neuberger). Auch auf der Doppelsechs wurde zum vierten Spieltag etwas geändert: Das Duo bilden Dennis Linsmayer und Merlin Röhl. Zusammen mit den Außenverteidigern Michael Heinloth und Dominik Franke bildeten diese Spieler die Defensive, die in den letzten drei Spielen unverändert blieb. Das ergab auch Sinn, da nach drei Niederlagen zu Beginn ein Punkt beim 0:0 gegen Nürnberg erkämpft werden konnte und gegen den SV Sandhausen am 5.Spieltag sogar gewonnen wurde. Die Niederlage gegen Werder Bremen am letzten Spieltag stellte sicherlich einen Dämpfer dar, aber dürfte auch nicht zu großen Zweifeln am eingeschlagenen Weg führen.

Muss man dann eventuell den FC Ingolstadt zweigeteilt betrachten? Also unterscheiden zwischen dem Team, welches die ersten drei Saisonspiele verlor und dem, das vier Punkte aus den letzten drei Spiele holte? In den Daten ist dieser Trend zumindest nicht zu erkennen (was aber natürlich nicht bedeutet, dass er nicht vorhanden ist).

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass es sich beim FC Ingolstadt um Fallobst handelt. Timo Schultz hob auf der PK hervor, dass der FCI eines der laufstärksten Teams der Liga ist und enorm viele Sprints zieht. Zudem betonte er die individuelle Qualität in der Offensive mit dem Sturmduo Eckert Ayensa und Kaya, sowie Schalke-Leihgabe Filip Bilbija auf der Außenbahn und warnte vor den Umschaltmomenten.
Einen Namen sollten wir uns alle aber besonders merken: Merlin Röhl. Der 19 Jahre alte zentrale Mittelfeldspieler ist einer der Dreh- und Angelpunkte der Ingolstädter Offensive und in einigen Aktionen bereits jetzt merklich zu gut für die 2.Bundesliga. Ein riesengroßes Talent, welches mit großartiger Ballbehandlung, guter Zweikampfstärke und einem richtig guten Auge und Gefühl für Situationen für viel Gefahr sorgen kann. Sein Spiel ist zwar noch nicht beständig, aber ich verbrenne mir wohl nicht die Finger, wenn ich behaupte, dass der Name Röhl in Zukunft sehr viel bekannter in Fußball-Deutschland werden wird (was wohl auch für Filip Bilbija, das zweite Ingolstädter Eigengewächs, gilt).

Merlin Röhl ist sicher noch nicht der beste, aber definitiv einer der talentiertesten zentralen Mittelfeldspieler der 2.Liga.
(Passion2Press/MarkusvFischer/imago images/via OneFootball)

Mögliche Aufstellung

Jetzt wo Philipp Ziereis wieder einsatzbereit ist, stellt sich natürlich die Frage, ob er oder James Lawrence neben Jakov Medić in der Innenverteidigung starten? Timo Schultz möchte sich da nicht die Karten schauen lassen, verweist auf der PK einzig darauf, dass es bei der Entscheidung eine Rolle spielt, ob auf Seiten von Ingolstadt Kutschke auf dem Feld steht oder nicht. Wie aus der PK von Ingolstadt zur hören ist, wird Kutschke nicht zum Einsatz kommen. Aber was bedeutet das für die Startelf des FC St. Pauli? Ich habe keine Ahnung.

Deutlicher wurde Timo Schultz dann aber auf die Nachfrage, ob Jackson Irvine gut auf die Halbposition passen würde, wenn Finn Ole Becker ausfällt. Ein kurzes „Sehr gut“ war die Antwort. Da wäre ich sehr gespannt drauf, ihn auf dieser Position zu sehen. Ich persönlich halte ihn für einen ganz anderen Spielertypen als Becker und bin bisher der Ansicht, dass die Halbposition nicht so gut zu ihm passt. Da lasse ich mich gerne überzeugen am Sonntag.
Aber selbst wenn Becker spielen wird, rechne ich mit Irvine in der Startelf. Denn ich vermute, dass Rico Benatelli auf die Sechser-Position rückt, da er dort mit seiner Spielfreude und Ballsicherheit gebraucht wird. Sollte Becker nicht spielen können tippe ich auf das Duo Buchtmann/Irvine auf den Halbpositionen. Ist aber natürlich alles eher so ein Bauchgefühl.

Möglich erscheint mir auch eine Veränderung im Angriff. Ich tippe da einfach mal darauf, dass Daniel-Kofi Kyereh und Marcel Hartel jeweils eine Position nach vorne rücken, so wie es bereits in der 2.Halbzeit gegen Hannover der Fall gewesen ist. Das würde bedeuten, dass Simon Makienok aus der Startelf rotiert. Aber auch das ist eher ein Bauchgefühl.

Aufstellung hin oder her, viel wichtiger dürfte mal wieder sein, wie gut es dem FC St. Pauli gelingen wird, die Räume zu bespielen, die der FC Ingolstadt geben wird. Unter der Woche gab es im Training einen Fokus auf das Bespielen der Schnittstellen in den gegnerischen Reihen. Das ist eine der Lehren aus der Niederlage in Hannover, als der FCSP mit viel Ballbesitz zwar ganz gefällig, aber eben nicht sonderlich gefährlich wurde. Diesen Sonntag dürfte es gleich zu einem Test kommen, wie sehr die Lehrstunden unter der Woche bei der Weiterentwicklung geholfen haben.
In Sachen Formation und Spielweise ist der FC Ingolstadt gar nicht mal so anders als Jahn Regensburg. Ich nehme das mal als gutes Omen und erinnere mich gerne an das letzte Heimspiel.

Forza!

//Tim

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